Kieferschmerzen: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Die Zähne und der Kiefer des Menschen werden tagtäglich beansprucht. Und das nicht nur während des Kauens oder Beißens, sondern auch beim Gähnen oder Sprechen. Das Gebiss eines Erwachsenen besteht insgesamt aus 32 Zähnen (Ober- und Unterkiefer). Dabei erfüllen diese unterschiedliche Funktionen. Die vorderen Schneidezähne zum Beispiel dem Abbeißen und dem Zerteilen der Nahrung dienen, sind die kleinen und großen Backenzähne für die weitere Zerkleinerung zuständig.

Während des Kauens wird auch immer die Kiefermuskulatur beansprucht. Durch Zahnfehlstellungen, Verspannungen der Muskulatur oder psychische Faktoren, die auf die Gesichtsnerven im Bereich des Mundes einwirken, können unangenehme Kieferschmerzen entstehen. Die Ursachen sowie verschiedene Behandlungen zur Vorbeugung von chronischen Schmerzen und deren Therapie, werden nachfolgend erläutert.

Kieferschmerzen – Der Schmerz im Gebiss

Von so genannten Kieferschmerzen wird meist gesprochen, wenn die Kaumuskultur angespannt beziehungsweise verspannt ist. Diese können aber auch durch Verspannungen der Nacken- oder Rückenmuskulatur entstehen. In jedem Fall wird die Kaumuskulatur immer durch verschiedene Faktoren beeinflusst und das müssen nicht nur physische, sondern können auch psychische Faktoren sein. Die Ursachen reichen von Erkältungen über Zahnentzündungen und Fehlstellungen bis hin zu nervlichen und stressbedingten Faktoren.

In jedem Fall sind die Schmerzen, egal welche Ursache sie zu haben scheinen, von einem Arzt untersuchen zu lassen. Dieser kann sich von dem Kiefer ein umfassendes Bild durch eine Röntgenaufnahme machen. So können zum Beispiel Entzündungen der Zähne oder angeborene Fehlstellungen ausgeschlossen werden. Denn neben den eindeutig zu lokalisierenden Auslösern für Kieferschmerzen, gibt es weitere, die auf unbewusste Verhaltensweisen und Krankheiten, die zunächst nicht direkt mit dem Kauapparat zusammenhängen, zurück zu führen sind.

Unbewusste Angewohnheiten

Viele Menschen sorgen durch unbewusstes Zusammenpressen von Unter- und Oberkiefer dafür, dass Kieferscherzen entstehen. Das geschieht meist, wenn sich auf eine bestimmte Sache konzentriert wird. Auch eine einseitige Belastung des Kiefers ruft Schmerzen hervor. Wenn eine Hand häufig während des Arbeitens auf einer Seite des Kiefers abgestützt und somit das Körpergewicht darauf verlagert wird. So entstehen auf Dauer einseitige Schmerzen. Durch Verdrängung beziehungsweise Vermeidung bereits vorhandener Schmerzen, können diese noch begünstigt werden. Indem der Schmerzpatient über Jahre nur die Seite zum Kauen beansprucht, die zunächst schmerzfrei ist. Dadurch wird die Muskulatur falsch beansprucht und sie verspannt sich.

Auswirkungen von Zahnentzündungen auf Kiefer und Gesundheit

Die typischen und geläufigsten Zahnentzündungen, die zu Schmerzen im Kieferbereich führen, sind solche, die den Zahnnerv (Karies), das Zahnfleisch oder die Zahntaschen (Parodontitis) betreffen. Diese Entzündungen kann der Zahnarzt mit einer gezielten Behandlung der Zahnwurzel oder des Zahnfleisches behandeln.

Weiterhin kann eine Störung der Zahnstruktur Ursache für Kieferschmerzen sein. Zum Beispiel bei einem Riss in der Zahnkrone, der sogar bis zum Zahnnerv vordringen kann. Diese schmerzhafte Veränderung der Zahnstruktur wird meist mithilfe einer Teil- oder Vollkrone behandelt. Jedoch ist dies nur möglich, wenn der Zahnnerv – trotz Riss – noch unbeschadet ist. Falls die Entzündung schon zu stark fortgeschritten ist, stellen in der Regel nur noch eine Wurzelbehandlung oder das Ziehen des Zahns Therapieoptionen dar. Deshalb ist auf anfängliche Symptome zu achten, wie die Empfindlichkeit gegenüber Hitze- oder Kälteeinwirkung. Selbst, wenn der Schmerz nur kurz andauert.

Zur Vorbeugung von Entzündungen der Zähne, ist in jedem Fall eine effektive Mundhygiene entscheidend. Denn bei einer entzündlichen Erkrankung des Zahnes, wie Karies, greifen Bakterien den Zahnschmelz an und gelangen an die empfindlichen Zahnhälse. Zudem können diese den Rückgang des Kieferknochens begünstigen, zusätzliche Schmerzen verursachen und dessen Stabilität schädigen.

Dieser entzündliche Mechanismus kann schnell chronisch werden und sich auf die Gesundheit anderer Körperteile auswirken. Bei einer Ausbreitung der Entzündung in den Kiefer, wirkt sich der Entzündungsherd auch auf Organe, wie Herz und Nieren aus. Welche Anzeichen es für die Verbreitung gibt und was zur Vorbeugung von Zahnentzündungen getan werden kann, beschreibt dieser Beitrag.

Neben den Entzündungen, die direkt auf den Zahn einwirken, ist vor allem zur Winterzeit die Erkältung eine Krankheit, die sich auf die Zahngesundheit auswirken kann. Die Schmerzen werden dann meist im Oberkiefer bemerkt. Häufig verschlimmert eine Erkältung aber auch bereits bestehende Zahnschmerzen. Dabei wirken insbesondere Nasennebenhöhlen- oder Kieferhöhlenentzündungen auf den Kiefer ein. Eine der Nasennebenhöhlen des Menschen ist die Kieferhöhle, die sich rechts und links (beidseitig der Nase) im menschlichen Oberkieferknochen befindet. Die Zahnwurzeln ragen oft bis in die knöchernden Nebenhöhlen hinein. Wenn die Schleimhäute der Nebenhöhlen bei einer Erkältung anschwellen, üben diese Druck auf die Zahnwurzeln aus und verursachen Schmerzen.

Zahnfehlstellungen: Zähne frühzeitig behandeln und Schmerzen verhindern

Verschiedene Fehlstellungen der Zähne können vererbt, zum Beispiel aufgrund eines schmalen Kiefers der Mutter oder großer Zähne des Vaters, aber auch schon in früher Kindheit zum Beispiel durch das Daumenlutschen erworben werden. Deshalb ist es wichtig, bereits während der Entwicklungsphase des Gebisses, die ersten Milchzähne vom Zahnarzt untersuchen zu lassen und die Zahnentwicklungen regelmäßig zu kontrollieren. Dafür bieten die Zahnärzte spezielle Früherkennungsuntersuchungen an. Woraus die zahnärztlichen Untersuchungen für Kinder bestehen und welche von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden, hat das Bundesministerium für Gesundheit im unteren Bereich dieser Seite veröffentlicht.

Falls mit den Jahren der Entwicklung Fehlstellungen der Zähne bemerkt werden, die auch eine falsche Zungenhaltung beim Schlucken, vorzeitigen Zahnverlust oder falsche Ernährung und allgemeine Erkrankungen als Ursache haben können, sind diese rechtzeitig zu behandeln. Da unter anderem ein schiefer Biss, der auf Zahnfehlstellungen zurück zu führen ist, auf Dauer zu chronischen Kieferschmerzen führen kann.

Eine kieferorthopädische Therapie wird meist erst nach dem neunten Lebensjahr begonnen, wenn eine Beeinträchtigung der Fehlstellungen für den Kiefer beziehungsweise für das Sprechen, das Kauen oder das Atmen festgestellt wird. Therapiert werden die Fehlstellungen mit einer lockeren oder einer festen Zahnspange. Welche Spange zum Einsatz kommt, wird von Fall zu Fall entschieden. Die Vor- und Nachteile der jeweiligen Spangenvariante und die Verteilung der anteiligen Kostenübernahme auf die zu behandelnde Person und die gesetzliche Krankenkasse, beschreibt ergodirekt.de ausführlich.

Ganzheitliche Kiefergelenkstherapie (CMD)

Kieferschmerzen werden nicht nur durch oft direkt zu lokalisierende Faktoren, wie Zahn- oder Kieferfehlstellungen, begünstigt. Die Ursachen einer Störung innerhalb des Kiefergelenks (Craniomandibuläre Dysfunktion) sind vielseitig. Sie reichen von psychischem Stress, Fehlhaltungen im Bereich des Oberkörpers oder Operationen bis hin zu Fehlfunktionen im Bereich des Hals- und Kopfbereiches. Da die Nervenbahnen des Oberkörpers eng miteinander verknüpft sind, beeinflussen sie sich gegenseitig. Ein falsch eingesetzter Zahnersatz kann so Schmerzen im Nackenbereich und eine Erkrankung im Bereich der Wirbelsäule Kiefergelenkschmerzen mit sich bringen. Werden schmerzhafte Symptome in mehreren Körperbereichen, wie Ohr, Rücken, Nacken, Beine und Kiefer, festgestellt, sollte eine Untersuchung hinsichtlich einer Dysfunktion des Kiefergelenkes erfolgen. Denn, um Kiefergelenksschmerzen, beziehungsweise deren Verursachung auf den Grund zu gehen, gibt es eine ganzheitliche Therapie. Die Craniomandibuläre Therapieform ist eine interdisziplinäre Form, die sowohl die zahnärztliche Behandlung, als auch die Physiotherapeutische mit einbezieht.

Innerhalb der Funktionsanalyse bei der Untersuchung des Kiefergelenks, testet der Zahnarzt verschiedene Bewegung des Gelenks.
Innerhalb der Funktionsanalyse bei der Untersuchung des Kiefergelenks, testet der Zahnarzt verschiedene Bewegung des Gelenks.


Nachdem die Befunde der Beschwerden aufgenommen worden sind, wird eine genaue Funktionsdiagnostik durchgeführt. Dabei wird die Kieferbewegung genau untersucht und mögliche Verspannungen lokalisiert. Genauere Informationen zur Vorgehensweise des Zahnarztes und den Hilfsmitteln, die bei einer instrumentellen Funktionsdiagnostik eingesetzt werden, gibt es hier.

Das Knacken des Kiefers kann ein Anzeichen für ein angespanntes Kiefergelenk sein. Um Verspannungen Zuhause zu überprüfen, kann der Kiefer drei Mal auf- und zugeklappt oder der Unter- und Oberkiefer aufeinandergelegt und von vorne nach hinten geschoben werden. Beim Auf- und Zuklappen sollten beide Kieferteile locker aufeinander treffen. Und auch das Verschieben von Unter- und Oberkiefer sollte ohne große Kraftaufwendung möglich sein.

Eine Aufbissschiene, die im Rahmen der CMD-Therapie genutzt wird, wird nur bei genauem Nachweis über die Notwendigkeit ihres Einsatzes von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet.
Eine Aufbissschiene, die im Rahmen der CMD-Therapie genutzt wird, wird nur bei genauem Nachweis über die Notwendigkeit ihres Einsatzes von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet.


Neben den Funktionen, werden die Anatomie sowie die Muskeln des Kiefergelenks genau betrachtet. Danach erfolgt die Erstellung eines Therapieplans, der in der Regel die Anpassung einer Zahnschiene beinhaltet. Wenn der Patient die Schiene tagsüber und nachts trägt, kann so bereits eine Verbesserung der Kieferschmerzen erfolgen. Daneben sind in der Regel regelmäßige Therapiestunden bei der Physiotherapie eingeplant. Dabei werden die Kiefermuskeln gelockert. Für eine dauerhafte Verbesserung der Kiefergelenksfunktion, ist der Einsatz von Inlays, welche die Zahnreihen korrigieren und den Biss verändern, möglich.

Die CMD-Therapie wird nur teilweise von der gesetzlichen Krankenkasse bezuschusst. Und zwar, wenn der Patient nachweisen kann, dass dieser unter einer Funktionsstörung des Kiefergelenks leidet. Bevor mit der Therapie begonnen wird, sollte deshalb bei der GKV nachgefragt werden. Damit diese über die Beteiligung an der Behandlung entscheiden kann, sind der Heil- und Kostenplan sowie eine Übersicht der ärztlichen Diagnose zu übermitteln. Die Kosten für eine Schiene, die zur Therapie von Bruxismus (Zähneknirschen) eingesetzt wird, wird von den gesetzlichen Krankenkassen in der Regel übernommen.

„Die Zähne zusammen beißen“: Auswirkungen der Psyche auf den Kiefer

Neben Zahnfehlstellungen, die zu einem falschen Biss führen können, sind oft Anspannungen im Bereich der Kiefermuskulatur Gründe für Kieferschmerzen. Auslöser für die Anspannungen, ist oft die gestresste Psyche. Denn, dann werden im wahrsten Sinne des Wortes die Zähne aufeinander gebissen. So dass der Druck, der durch das Zusammenpressen von Ober- und Unterkiefer entsteht, zu Schmerzen führt.

Da die Verarbeitung eines stressigen Tages meist im Schlaf passiert, neigen manche Menschen dazu, die Zähne in der Nacht aufeinander zu pressen und die Zähne übereinander zu schieben. Diese nächtliche Anspannung des Kiefers, sorgt am nächsten Morgen oft für Kieferschmerzen. Zur Therapie des Zähneknirschens (Bruxismus), wird in der Regel eine Aufbissschiene notwendig. So wird die Zahnoberfläche geschützt. Daneben ist jedoch meist auch die Lockerung der Kiefermuskeln notwendig.

Entspannungsmassage: Lockerungsübungen für Zuhause

Um die Kiefergelenke zu lockern, können diese auch Zuhause massiert werden. Dazu den Kopf leicht in den Nacken nehmen und die Fingerkuppen rechts und links auf die Kiefergelenke legen. Der Mittelfinger sollte dabei jeweils auf die Mitte des Gelenks – eine spürbare Kuhle, die sich jeweils vor den Ohrläppchen befindet – gelegt werden. Das Kiefergelenk kann so mehrmals bei leicht geöffnetem Mund abgeklopft werden. Danach mit dem Mittelfinger drei bis vier Mal in die Kuhlen des Kiefergelenks drücken – das löst Verspannungen.

Bildquellen

  • absolutimages – fotalia.com
  • Michael Tieck – fotalia.com

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