Ergonomische Büroeinrichtung und warum sie so wichtig ist

Zuhause, im Büro und selbst auf Reisen – der Mensch verbringt einen Großteil seines Lebens im Sitzen. Die gleichbleibende Haltung geht nicht ohne Spuren am Bewegungs- und Stützapparat vorbei. Diverse Krankheiten werden mit langem und häufigem Sitzen in Verbindung gebracht. Mit ergonomischen Büromöbeln und weiteren Maßnahmen können Sie jedoch aktiv etwas für Ihre Gesundheit tun und dem Krankheitsrisiko vorbeugen.

Wieso lange sitzen krankmacht

Bereits auf dem Weg zur Arbeit wird gesessen. Vom Sitz in U-Bahn oder Auto geht es direkt auf den Schreibtischstuhl im Büro und am Abend lassen wir den Tag gemütlich auf dem Sofa ausklingen. Ausreichend Bewegung bleibt bei einem solchen Lebensstil, der für viele zum Alltag gehört, auf der Strecke. Zu wenig Bewegung gilt zunächst als Risikofaktor für Übergewicht. Darüber hinaus begünstigt ein Leben im Sitzen die Entstehung zahlreicher Krankheiten. Bevor der Weg zum Arzt angetreten wird, sendet der Körper in der Regel deutliche Warnsignale:

  • geschwollene, schmerzende, schwere Beine
  • Nackenschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • Krampfadern
  • Handgelenkschmerzen (Karpaltunnelsyndrom)
  • Kopfschmerzen

Monotone Schreibtischarbeit und langes Sitzen ziehen unter anderem die Gefäße in Mitleidenschaft. In der Folge schwellen die Beine an und schmerzen. Was umgangssprachlich mit „schweren Beinen“ beschrieben wird, ist ein deutliches Warnsignal für Durchblutungsstörungen der Beine. Das Blut fließt in die Beine und nicht mehr richtig zurück. Krampfadern können sichtbar werden und auch das Thromboserisiko steigt und damit auch das Risiko an diversen Herz-Kreislauf-Krankheiten zu erkranken.

Langes Sitzen macht dick und schädigt das Herz

Wer lange sitzt, bewegt sich kaum. So viel steht fest. Dass Bewegungsmangel als einer der wichtigsten Risikofaktoren für Übergewicht gilt, ist den meisten ebenfalls bekannt. Wer lange sitzt, verbrennt weniger Kalorien und hat im Allgemeinen einen geringen Grundumsatz. Kommt Heißhunger zum Stillsitzen hinzu, wird leichtes Übergewicht irgendwann zur krankhaften Fettleibigkeit (Adipositas). Die sogenannten „Schwimmringe“, welche liebevoll auch mit „Hüftgold“ umschrieben werden, stellen dann ein Gesundheitsrisiko dar. Der Kreislauf verlangsamt sich. Das Blut wird nur schwer zurückgepumpt und das Herz muss „Überstunden“ arbeiten. Wissenschaftliche Studien belegen, dass sich langes Sitzen negativ auf die Glukosewerte auswirkt und somit die Insulinresistenz erhöht. Damit geht auch ein erhöhtes Risiko an Diabetes zu erkranken einher.

Erste Anzeichen von Haltungsschäden: Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen

Während einseitige Belastungen durch das Arbeiten am Computer Leiden wie Karpaltunnelsyndrom begünstigen können, gilt der Bildschirmarbeitsplatz auch als Risikofaktor für Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen. Mittlerweile sind diese Beschwerden zum Volksleiden schlechthin avanciert. Etwa ein Viertel aller Krankentage sind auf Rückenleiden und verwandte Beschwerden zurückzuführen. Vorsorgemaßnahmen sind daher nicht nur im Interesse des Arbeitnehmers, sondern auch des Arbeitgebers. Selten sind Rücken-, Nacken- und Kopfschmerzen ausschließlich Folge des langen Sitzens. Meist rühren die Schmerzen von wiederkehrenden Fehlhaltungen her.

Wer konzentriert seiner Arbeit am PC nachgeht, vernachlässigt mitunter die Haltung: Der Rücken wird gekrümmt, die Schultern fallen nach vorn und der Kopf wird in Richtung Bildschirm gereckt. In dieser unnatürlichen Sitzposition müssen die Bandscheiben des unteren Rückens die Last abfedern. Die Folge ist häufig der vorzeitige Verschleiß, der bis zum Bandscheibenvorfall reichen kann. Durchgehendes Starren auf den Bildschirm wiederum begünstigt Kopf- und Nackenschmerzen.

Mit der richtigen Büroeinrichtung vorsorgen

Gesundes Arbeiten am PC beginnt mit der ergonomischen Einrichtung des Bildschirms. Dabei ist zu beachten, dass der Bildschirm selbst ein scharfes, flimmerfreies Bild liefert. Starke Kontraste zwischen Bildschirm und Umgebung gilt es zu vermeiden, um das Auge zu entlasten. Im Idealfall wird der Bildschirm in der Nähe des Fensters aufgestellt. Um störende Reflexionen zu vermeiden, können Jalousien, Rollos oder Plissees im Büro genutzt werden. Ob der Bildschirm im richtigen Abstand zum Körper steht, kann mit einem einfachen Test festgestellt werden. Setzen Sie sich dazu aufrecht hin und versuchen Sie bei ausgestrecktem Arm die Hand flach auf den Bildschirm zu legen. Wenn Sie dabei den Arm anwinkeln müssen, steht der Bildschirm zu nahe am Körper. Achten Sie beim Einstellen von Bildschirm und Bürostuhl darauf, dass Sie am Bildschirmarbeitsplatz nicht nach unten blicken müssen.

Um eine ergonomische Sitzposition zu erreichen, empfiehlt sich ein orthopädischer Bürostuhl, der weder zu hart noch zu weich sein sollte. Da ein ergonomischer Bürostuhl die natürliche Krümmung der Wirbelsäule nachempfindet, stützt er den Rücken und sorgt so für die ideale Sitzposition. Um die Büroeinrichtung perfekt an Ihren Körper anpassen zu können, sollten Bürostuhl und Schreibtisch zudem höhenverstellbar sein. Stellen Sie den Bürostuhl so ein, dass sich jeweils an der Hüfte, in den Knien sowie an den Fußgelenken ein rechter Winkel bildet. Die Füßen sollten stets Bodenkontakt haben. Gegebenenfalls kann eine kleine Fußbank Abhilfe schaffen.

Für mehr Abwechslung und Bewegung sorgen

Doch selbst mit einer hochwertigen, orthopädischen Büroeinrichtung kommen Sie um die Hauptprobleme – Sitzen und Bewegungsmangel – nicht herum. Achten Sie daher darauf, ausreichend Pausen einzulegen und zwischendurch den Bildschirmarbeitsplatz auch einmal zu verlassen. Ein paar Lockerungsübungen regen den Kreislauf an und können auf diese Weise sogar die Konzentration verbessern.

Immer mehr Arbeitgeber sorgen zudem für mehr Abwechslung, indem optionale Stehplätze zum Arbeiten eingerichtet werden. Doch sind Stehplätze wirklich gesünder als Sitzplätze? Tatsächlich deuten Studien darauf hin, dass langes Stehen ähnliche negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat wie dauerhaftes Sitzen. Probleme wie geschwollene Beine und schließlich Gefäßschäden sind Beschwerden, mit denen viele Menschen, die vorwiegend im Stehen arbeiten, genauso zu kämpfen haben wie Büroangestellte. Die Devise lautet daher: Die Mischung macht’s. Um für ausreichend Abwechslung und Bewegung zu sorgen, sollten Sie am besten zwischen Tätigkeiten im Sitzen und im Stehen abwechseln.

Weitere Empfehlungen

Doch nicht nur durch regelmäßige Pausen, Lockerungsübungen und Positionswechsel können Sie für mehr Abwechslung und Bewegung sorgen; zahlreiche hilfreiche Maßnahmen lassen sich ganz einfach in den Alltag integrieren:

  • Treppen steigen statt Fahrstuhl fahren
  • zur Arbeit radeln statt U-Bahn oder Auto fahren
  • Spaziergänge in der Mittagspause machen

Insbesondere Büroarbeiter sollten einen Ausgleichssport zur eintönigen PC-Arbeit finden. Bestimmte Programme wie die Rückenschule, bei der Sie verschiedene Übungen für den Rücken erlernen, die Sie selbstständig zu Hause oder in der Arbeit ausführen können, werden von der Krankenkasse unterstützt. Immer mehr Arbeitgeber bieten zudem unternehmensinterne Sport- und Freizeitprogramme an oder bezuschussen die Mitgliedschaft in einem Fitness-Center. Um etwas für Ihre Gesundheit zu tun, müssen Sie durchaus nicht zum Leistungssportler werden. Bereits mit zehn bis dreißig Minuten sportlicher Betätigung am Tag stärken Sie nachhaltig Ihren Stütz- und Bewegungsapparat und beugen Haltungsschäden vor. Regelmäßig Sport zu treiben, verbessert zudem die allgemeine Fitness, so dass Sie sich rundum wohler fühlen werden.

Quellen:

https://academic.oup.com/ije/article/44/6/1909/2572591/Associations-of-sitting-behaviours-with-all-cause
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22374636
http://link.springer.com/article/10.1007/s00125-012-2810-z
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24637345

Titelbild © Marcin Balcerzak – 123rf.com

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