Tollwut

Die Tollwut wird auch als Wutkrankheit, als Rabies, als Rage und als Lyssa bezeichnet. Es handelt sich im eine Virusinfektion des Zentralen Nervensystems. Als Erreger gelten die sogenannten Lyssaviren. Die Inkubationszeit bei Tollwut, also die Zeit zwischen der Infektion mit dem Erreger und den ersten Symptomen, beträgt drei bis acht Wochen. In einigen wenigen Fällen treten die Symptome bereits nach einigen Tagen auf. Die Tollwut ist eine potenziell tödliche Krankheit – nur durch eine Immunisierung unmittelbar nach der Infektion kann der Ausbruch noch verhindert werden.

Deutschland ist tollwutfrei

Deutschland ist seit dem Jahr 2008 frei von der klassischen Wildtollwut. Faktoren, die zu dieser Freiheit von der Erkrankung beigetragen haben, sind die Tollwut-Impfungen von Haustieren sowie die Immunisierung von Wildtieren, insbesondere von Füchsen. Auch andere europäische Länder wie Frankreich, die Schweiz, Belgien und Spanien sind offiziell „tollwutfrei“.

Als letzte Träger der Erreger gelten hierzulande die Fledermäuse. Diese tragen andere Viren in sich als das bei der klassischen Wildtollwut der Fall ist. Man nimmt aber an, dass dieser Erreger prinzipiell genauso gefährlich für den Menschen ist wie der herkömmliche Erreger der Tollwut.

Drei Stadien mit verschiedenen Symptomen

Der Moment, in dem die ersten Symptome der Tollwut auftauchen, kann von Person zu Person unterschiedlich sein. In vielen Fällen vergehen etwa drei Monate, ehe die Infektionskrankheit mit all ihren Merkmalen ausbricht. Typisch für den Verlauf der Rabies sind drei Stadien, welche jeweils andere Beschwerden hervorrufen:

Im sogenannten Vorläuferstadium kommt es zu einer allgemeinen Appetitlosigkeit sowie zu Kopfschmerzen. Außerdem geht mit diesem Stadium häufig Fieber einher. Es kann zu einer vermehrten Schmerzempfindlichkeit im Bisswunden-Bereich kommen. Diese Stelle kann außerdem stark jucken und brennen.

Das zweite Stadium der Lyssa wird als akute neurologische Phase bezeichnet. Es kommt zu einer allgemeinen Unruhe und zu Angstgefühlen. Diese Angstgefühle umfassen beispielsweise auch die Angst vor dem Trinken, denn das Schlucken löst Krämpfe der Schlundmuskulatur aus. Da versucht wird, das Schlucken zu vermeiden, kommt es zu einem vermehrten Speichelausfluss aus dem Mund. Da die optische und die akustische Wahrnehmung von Wasser zu Krämpfen und zu Unruhe führt, sind die Patienten äußerst wasserscheu. In diesem Zusammenhang wird von einer Hydrophobie gesprochen. Des Weiteren können die Betroffenen abwechselnd depressiv und aggressiv sein.

Im letzten Stadium, dem Paralysestadium, können Lähmungen entstehen und der Patient kann ins Koma fallen, was letztendlich zum Tode führt. Der Patient stirbt letztendlich, weil seine Atemmuskulatur gelähmt wird.

Ohne sofortige Behandlung tritt der Tod ein

Die Letalität der Tollwut beträgt 100 Prozent – ohne sofortige Gegenmaßnahmen führt die Virusinfektion in allen Fällen zum Tod. Erhalten die Patienten nicht umgehend eine intensivmedizinische Betreuung, vergehen maximal sieben Tage, eher der Tod eintritt.

Auslöser der Rabies

Die Rabies gehört zu den sogenannten Zoonosen. Hierbei handelt es sich um von Tieren auf den Menschen übertragene Erkrankungen. Es bestehen elf verschiedene Virustypen, die eine Tollwut bedingen können.

Fledermäuse als Hauptrisikofaktor

Da Fledermäuse als letzter ursprünglicher Träger des die Tollwut auslösenden Virus gelten, handelt es sich bei diesen um den Hauptrisikofaktor für die Entstehung der Viruserkrankung. Fledermäuse können andere Tiere wie Füchse, Hunde etc. infizieren, indem sie diese beißen. Infizierte wildlebende Tiere können u.U. Haustiere anstecken, sodass diese letztendlich den Menschen infizieren. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass Fledermäuse nur in Ausnahmefällen beißen, also beispielsweise, wenn sie gefangen werden. Es besteht auch die Möglichkeit, dass sich ein Mensch direkt über die Fledermaus mit dem Virus infiziert.

Die Infektion über den Speichel eines infizierten Tiers

Das Lyssavirus lässt sich im Speichel von infizierten Tieren finden. Gelangt dieser in eine offene Wunde, wie es beispielsweise bei einem Biss der Fall ist, kommt es zur Infektion. Die Infektion kann auch über die Schleimhäute der Augen oder des Mundes erfolgen. Andere Infektionswege (z.B. bei einer Organtransplantation oder die Infizierung des behandelnden Personals) sind sehr selten.

Die Lyssaviren vermehren sich zunächst im Bindegewebe und in den Muskelzellen der Stelle, an der sie in den Körper gelangt sind. Anschließend befallen sie die Nervenzellen. Entlang der Nervenfasern sowie über die Synapsen wandern die Viren in Richtung des Gehirns. Sind die Viren erst einmal dort angelangt, breitet sich das Virus von dort über die Nerven in sämtliche andere Gewebe aus – das Virus befällt sowohl das Herz als auch die Nieren, die Haut usw.

Das bewirkt das Tollwutvirus im Gehirn

Die Infektion des Gehirns mit dem Lyssavirus zieht kaum sichtbare Veränderungen nach sich. Vielmehr kommt es durch die Infektion zu Funktionsstörungen der Nervenzellen. Ein Beispiel für eine solche Funktionsstörung ist eine gestörte Ausschüttung von Botenstoffen. Im Endstadium der Erkrankung greifen körpereigene Abwehrstoffe, sogenannte Antikörper, die Nervenzellen an, sodass diese sich auflösen. Was genau durch die Infektion verursacht wird, ist bis heute nicht vollständig geklärt.

Die sichere Diagnose ist erst nach dem Tod des Patienten möglich

Berichtet ein Patient von einem Tierbiss oder von den für die Tollwut typischen Symptomen, hegt der Arzt beinahe automatisch den Verdacht auf Rabies. Allerdings muss er bestimmte Untersuchungen durchführen, um seine Vermutung zu bestätigen: Im Speichel des Patienten lässt sich das genetische Material des Lyssavirus nachweisen. Sollte der Nachweis über den Speichel nicht möglich sein, wird der Arzt eine Probe aus der Hornhaut des Auges, aus der Nackenhaut oder aus der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit entnehmen. Da auch diese Verfahren falsch-negative Ergebnisse erzeugen können – in diesem Zusammenhang spricht man von einer mangelnden Spezifität der Verfahren -, lässt sich die Tollwut erst nach dem Tod des Patienten eindeutig bestätigen und zwar etwa dadurch, dass das vom Virus befallene Hirngewebe mit sogenannten Immunfluoreszenz-Methoden sichtbar gemacht wird.

Die sofortige Impfung als einzige Überlebenschance

Bereits beim Verdacht auf eine Infektion sollte eine Impfung gegen Tollwut durchgeführt werden – die sofortige Impfung ist die einzige Chance auf die Rettung des oder der Betroffenen. Auf dem Weg ins Krankenhaus sollte der Patient die Wunde schnellstmöglich mit Wasser, Seife oder Spülmittellösungen reinigen. Anschließend sollte die Wunde mit Jodlösungen oder Alkohol desinfiziert werden.

Der Impfstoff setzt sich aus Immunglobulinen (Antikörper) zusammen, die das Virus im Körper bekämpfen sollen. Dieser Vorgang wird als passive Immunisierung bezeichnet. Außerdem erhält der Patient eine sogenannte aktive Impfung. Diese enthält abgetötete Bestandteile des Virus, durch welche ein Eigenschutz des Körpers gegen die Lyssaviren hervorgerufen wird, d.h. die Bildung spezifischer Antikörper wird angeregt.

In Fällen, in denen bereits die ersten Symptome der Rabies auftauchen, genügt diese Impfung nicht mehr aus, um eine Heilung zu bewirken. In solch einem Fall besteht die Therapie aus der Linderung der Symptome. So soll die Lebensqualität des Patienten für die nächsten sieben Tage verbessert werden.

Eine Impfung dient der Prophylaxe

Um der Tollwut vorzubeugen, sollte man sich vor dem Reiseantritt ins Ausland darüber informieren, ob dort eine erhöhte Gefahr für Rabies besteht. Ist das der Fall, sollte eine vorbeugende Impfung vorgenommen werden. Auch Personen, die viel mit Tieren zu tun haben (Tierärzte, Jäger, Förster, …), sollten sich einer solchen Impfung unterziehen. Ebenso wird die Impfung Leuten empfohlen, die mit Fledermäusen arbeiten und die beruflich mit den Lyssaviren in Kontakt kommen. Der Impfstoff wird innerhalb von einigen Wochen und im Rahmen mehrerer Injektionen verabreicht. Die erste Auffrischimpfung fällt i.d.R. nach einem Jahr an. Anschließend gilt es, die Impfung alle zwei bis fünf Jahre aufzufrischen.

Abstand zu möglichen Überträgern halten!

Wildtiere sind i.d.R. sehr scheu – ist ein wildes Tier ungewöhnlich zutraulich, sollte man Vorsicht walten lassen und auf Distanz gehen.

Wer den Kadaver eines toten Tieres findet, sollte den Förster bzw. die zuständige Behörde informieren, damit diese den Kadaver entfernen.

Im Allgemeinen gilt also, dass man jeglichen Kontakt mit möglichen Überträgern des Lyssavirus vermeiden sollte! Fledermäuse sollten beispielsweise niemals ohne Handschuhe angefasst werden.

Aktualisiert am 19. Februar 2021