Cor pulmonale

Der Begriff Cor pulmonale entstammt dem Lateinischen und heißt übersetzt so viel wie „Lungenherz“. Bei einem Cor pulmonale kommt es zu einer Drucksteigerung in der Lunge, wodurch sich auch der Blutdruck im Lungenkreislauf erhöht. Es kommt zu einer Druckbelastung der rechten Herzkammer sowie zu einer Vergrößerung des rechten Herzens. Die Folge ist eine Herzinsuffizienz, d.h. eine Herzschwäche des rechten Herzens. Es wird zwischen einem akuten und einem chronischen Cor pulmonale unterschieden.

Die Ursache: Eine Druckerhöhung in den Lungenarterien

Ein akutes „Lungenherz“ tritt i.d.R. als Folge einer Lungenembolie, also eines Gefäßverschlusses der Lungenarterie auf. Dieser Verschluss ist in den meisten Fällen auf ein Blutgerinnsel aus dem Becken oder aus den Beinvenen zurückzuführen, welches sich in der Lunge festsetzt. Aufgrund des Verschlusses der Arterie stiegt der Druck in dieser stark an – das Blut staut sich bis zu der rechten Herzkammer zurück. Parallel dazu kommt so wenig sauerstoffreiches Blut in der linken Herzkammer an, dass diese den Körperkreislauf nicht mit ausreichend Blut versorgen kann. Im schlimmsten Fall eines akuten Cor pulmonale bricht der Kreislauf völlig zusammen, sodass die Gefahr entsteht, dass das Herz nicht mehr arbeitet.

Auch ein chronisches „Lungenherz“ entsteht aufgrund einer Druckerhöhung in der Lungenarterie. Durch Schädigungen an den Lungengefäßen und an dem Lungengewebe kann die Lunge weniger sauerstoffarmes Blut aus der rechten Herzkammer aufnehmen, sodass sich dieses zurückstaut. Als Konsequenz wird das rechte Herz stark belastet. Die Muskelwand der Herzkammer verdickt sich, sie dehnt sich aus und weist eine verminderte Leistungsfähigkeit auf. Die Hauptursache für das chronische Cor pulmonale ist die Lungenerkrankung COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung).

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung wird überwiegend durch das Rauchen ausgelöst. Hierdurch kommt es immer wieder zu Entzündungen und Reizungen in den Atemwegen – ein chronischer Husten, Auswurf und Atemnot sind typisch für die COPD. Im weiteren Verlauf der Krankheit tragen die Alveolen (Lungenbläschen), deren Trennwände und die kleinsten Bronchien schwere Schäden davon. Anstelle der Bildung von kleinsten Lungenbläschen entstehen große Blasen, die in eine Überblähung der Lunge münden. Diese Überblähung wird Lungenemphysem genannt.

Weitere Gründe für das Cor pulmonale sind Krankheiten, die eine verstärkte Bildung von Bindegewebe in der Lunge bedingen (Lungenfibrosen). Im Rahmen dieser lässt die Elastizität des Lungengewebes nach, was in einem erschwerten Gasaustausch endet. Zu den Krankheiten, welche eine Lungenfibrose begünstigen können, gehören u.a. die Tuberkulose und die Absteose.

Des Weiteren können Faktoren, die die Atmung von außen behindern, ein „Lungenherz“ hervorrufen. Ein Beispiel hierfür ist eine Wirbelsäulenkrümmung. Im Rahmen dieser kommt es zu einer Einengung der Lunge, wodurch sich der Druck in den Blutgefäßen erhöht.

Starke Atemnot, eine verminderte Pumpfunktion des Herzens und eine Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff

Das typische Symptom eines akuten Cor pulmonale, welches sich äußerst schnell entwickelt, ist eine starke Atemnot. Wird der Betroffene nicht umgehend behandelt, kommt es zu einem schnellen Versagen des rechten Herzens. Die Folge ist ein plötzlicher Herztod.

Anders als das akute „Lungenherz“, entsteht ein chronisches Cor pulmonale innerhalb von Jahren. Aufgrund des erhöhten Drucks wird das rechte Herz immer schwächer, sodass die Pumpfunktion massiv beeinflusst wird. Der daraus resultierende Rückstau im Körperkreislauf bedingt einen Druckanstieg in den Venen – Blut und andere Flüssigkeiten werden in das umliegende Gewebe gepresst. Zudem staut sich das Blut in den Organen – es kann zu einer Vergrößerung der Leber und der Milz kommen.

Aufgrund der verminderten Pumpfunktion des rechten Herzens wird die Lunge mit weniger Blut versorgt. Das führt letztendlich zu einer Unterversorgung des linken Herzens mit sauerstoffreichem Blut und somit zu einer Sauerstoffunterversorgung des gesamten Körpers. Hierdurch kann eine Atemnot entstehen, man fühlt sich erschöpft und ist nur wenig belastbar. Außerdem kann sich die Haut blau verfärben. In diesem Zusammenhang spricht man von einer Zyanose.

Die Diagnose eines Cor pulmonale

Die Diagnose des Cor pulmonale umfasst eine körperliche Untersuchung, eine Blutgasanalyse, einen Röntgen-Thorax und ein EKG. Wichtig ist zudem eine Echokardiografie. Mit dieser kann u.a. der Lungenarteriendruck gemessen werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, per Rechtsherzkatheterisierung den Blutdruck im kleinen Kreislauf zu messen. Sollte sich der Verdacht auf einen Lungenhochdruck bestätigen, werden weitere Untersuchungen wie z.B. eine CT der Lungen durchgeführt.

Die Behandlung eines chronischen „Lungenherzens“

Im Falle eines chronischen Cor pulmonale muss die Grunderkrankung behandelt werden. Hierbei gilt vor allem der Rauchstopp als wichtiger Therapieschritt. Der Grund ist der, dass das Rauchen die Hauptursache für eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung ist, welche dem Cor pulmonale in den meisten Fällen zugrunde liegt.

Ein weiterer Schritt im Rahmen der Behandlung ist eine Sauerstofftherapie. Diese verbessert die Belastbarkeit des Patienten und somit auch seine Lebensqualität. Zudem können entwässernde Medikamente sowie eine körperliche Schonung die überdehnte rechte Herzkammer entlasten.

Auch können bestimmte Medikamente den Druck innerhalb der Lungenarterien verringern. Schleimlösende Medikamente und Bronchospasmolytika minimieren die Überblähung der Lunge. Wiederum eignen sich Endothelin-Rezeptorantagonisten und Prostazykline dazu, die Lungengefäße zu erweitern. Bei schwerwiegenden Entzündungen der Atemwege können auch sogenannte Kortikosteroide hilfreich sein. Im Falle von schweren bakteriellen Infektionen kann der Einsatz eines Antibiotikums notwendig sein.

Des Weiteren ist bei einem chronischen Cor pulmonale die Behandlung der Herzschwäche unumgänglich. So kann mit Digitalis Herzrhythmusstörungen entgegengewirkt werden. Entwässernde Medikamente sowie eine salzarme Kost unterstützen die Behandlung. Die Fließeigenschaften des Blutes können wiederum durch einen sogenannten Aderlass verbessert werden. Hierbei handelt es sich um einen kontrollierten Blutverlust, der eine Verdünnung des Blutes bewirkt. Als positive Konsequenz wird das Herz entlastet.

Sollten diese Therapien nicht ausreichen, um die Lebensqualität des Patienten zu erhalten, lautet der letzte mögliche Ausweg Herz-Lungen-Transplantation.

Die Behandlung des akuten Cor pulmonale

Das akute Cor pulmonale muss rasch erkannt und behandelt werden. Eine Sauerstoffzufuhr ist erforderlich. Außerdem werden dem Betroffenen schmerzlindernde und beruhigende Medikamente gegeben. Darüber hinaus erhält der Patient Medikamente, die das Herz kurzfristig entlasten sollen. In den meisten Fällen ist eine Embolie der Lungenarterien der Auslöser für den akuten Fall eines Cor pulmonale – oft lässt sich das verstopfte Gefäß wieder öffnen und zwar durch die Gabe von Medikamenten oder auf dem mechanischen Weg.

Die bestmögliche Vorbeugung: Das Rauchen unterlassen

Als bestmögliche Vorbeugung gegen das chronische Cor pulmonale gilt die optimale Behandlung der häufig als Auslöser fungierenden chronisch obstruktiven Lungenerkrankung. Zudem sollten Schadstoffe gemieden werden – vor allem das Rauchen sollte unterlassen werden.

Einem akuten Cor pulmonale kann man nur schwer vorbeugen. Ein möglicher Präventionsansatz besteht darin, Patienten über die Gefahren einer Thrombose in den Beinvenen zu informieren. Wenn eine solche Thrombose frühzeitig behandelt wird, kann die Gefahr einer Lungenembolie mit einem anschließenden Cor pulmonale stark reduziert werden.

Aktualisiert am 14. Februar 2021