Eierstockkrebs

Der Eierstockkrebs (auch: Ovarialkarzinom) ist die zweithäufigste bösartige Erkrankung, die an den weiblichen Geschlechtsorganen auftritt. Er gehört zu den aggressivsten Tumoren überhaupt. Das Tückische an dieser Art von Krebs ist, dass sie lange Zeit keine Symptome aufweist. Aus diesem Grund wird der Krebs häufig erst im späten Stadium erkannt. Von der Krankheit sind besonders Frauen nach den Wechseljahren betroffen. Vor diesem Lebensabschnitt bzw. vor dem 40. Lebensjahr tritt ein Ovarialkarzinom nur selten auf. Das Lebenszeitrisiko, irgendwann an Eierstockkrebs zu erkranken, liegt bei ca. 1,5 %. Der Eierstockkrebs weist in Bezug auf die Tumorentstehung sowie auf das tumorbiologische Verhalten eine starke Ähnlichkeit zum Eileiterkrebs und zum Bauchfellkrebs auf. Aus diesem Grund werden diese Erkrankungen definitionsgemäß häufig zusammengefasst. Außerdem sind die Behandlungskonzepte zum Teil identisch.

Vier verschiedene Stadien der Erkrankung

Die Krankheit wird in vier verschiedene Stadien unterteilt und zwar nach der sogenannten FIGO-Klassifikation:

  • FIGO 1: Hierbei handelt es sich um das frühste Stadium. Vom Eierstockkrebs ist lediglich das Eierstockgewebe betroffen. Es besteht die Möglichkeit, dass beide Eierstöcke betroffen sind und dass lediglich ein Eierstock befallen ist.
  • FIGO 2: In diesem Stadium hat sich der Tumor bereits im Becken ausgebreitet.
  • FIGO 3: Es wurden bereits Metastasen in die Lymphknoten oder in das Bauchfell gestreut.
  • FIGO 4: Hierbei handelt es sich um ein stark fortgeschrittenes Stadium. Das Tumorgewebe liegt bereits außerhalb der Bauchhöhle. So können sich z.B. Fernmetastasen in der Lunge bilden. Die Metastasen gelangen über das Lymphsystem oder über den Blutweg dorthin.

Ein Ovarialkarzinom weist lange Zeit keine Symptome auf

Wie bereits erwähnt, weist ein Ovarialkarzinom i.d.R. lange Zeit keine Symptome auf. Erst im fortgeschrittenen Stadium können Probleme entstehen. So wird der Eierstockkrebs in 59 Prozent der Fälle erst diagnostiziert, wenn bereits Metastasen in der Bauchhöhle entstanden sind (FIGO 3).

Sobald dieses Stadium erreicht ist, können unspezifische Symptome auftreten. Unspezifisch bedeutet, dass die Probleme auch im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen auftreten können. Zu den Symptomen gehört ein Druckgefühl im Unterbauch. Dieses Druckgefühl kann von Übelkeit begleitet sein. Darüber hinaus kann es zu allgemeinen Verdauungsbeschwerden kommen. Diese Beschwerden umfassen ein mögliches Völlegefühl, Blähungen, einen verstärkten Harndrang, Appetitlosigkeit und Verstopfungen. Es kann zu einer heftigen Leistungsschwäche sowie zu Müdigkeit und zu Erschöpfung kommen. Zudem klagen betroffene Frauen häufig über Blutungen außerhalb der Regelblutung oder über Blutungen nach den Wechseljahren. Der Bauch kann aufgrund der übermäßigen Produktion von Bauchwasser anschwellen und zwar trotz eines konstanten oder auch trotz eines fallenden Gewichts. Im fortgeschrittenen Stadium kann es zu erhöhten Temperaturen und zu Nachtschweiß kommen.

Eines der häufigsten Symptome: angeschwollene Lymphknoten

Im dritten Stadium der Erkrankung können sich Metastasen in den Lymphknoten bilden. Der Grund hierfür ist, dass die Zellen der Krebsgeschwulst in die Gewebsflüssigkeit gelangen. Hier werden sie von den Lymphknoten herausgefiltert, sodass sie sich letztendlich in den Lymphknoten ansiedeln und vermehren. Die Folge ist, dass die Lymphknoten anschwellen und zwar bis zu einem Durchmesser von mehreren Zentimetern. In diesem Fall lassen sie sich ertasten und sind mit dem bloßen Auge erkennbar. Nicht selten ist ein geschwollener Lymphknoten das erste Anzeichen für eine Krebserkrankung.

Risikofaktoren, die das Entstehen von Eierstockkrebs begünstigen können

Die Ursachen für ein Ovarialkarzinom sind bis heute unbekannt. Es sind jedoch einige Risikofaktoren bekannt, die das Entstehen von Eierstockkrebs begünstigen können. Zu diesen Risikofaktoren gehören ein hohes Alter, Übergewicht und eine ungesunde Ernährungsweise. Außerdem gelten schädliche Umwelteinflüsse sowie eine Hormontherapie nach den Wechseljahren als Risikofaktoren.

Das Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken kann auch durch die Veränderung der Erbinformationen (Mutationen) erhöht sein. So gelten vor allem Mutationen der Gene BCRA 1 und BCRA 2 als problematisch. Es wird davon ausgegangen, dass rund zehn Prozent aller Fälle eines Ovarialkarzinoms auf genetische Faktoren zurückzuführen sind.

In der Medizin wird außerdem angenommen, dass der monatliche Eisprung bedeutend für die Entstehung von Eierstockkrebs ist. Zur Erklärung: Häufige und frühe Schwangerschaften sowie eine langfristige Einnahme der Antibabypille wirken unterdrückend auf den Eisprung und somit senkend auf das Risiko für ein Ovarialkarzinom.

Ein Ovarialkarzinom wird häufig durch Zufall entdeckt

Aus dem Grund, dass diese Form von Krebs keine frühzeitigen Symptome zeigt, wird er häufig im Rahmen einer Routine-Untersuchung beim Frauenarzt oder durch einen anderen Zufall entdeckt. Es gibt keine spezielle Vorsorgeuntersuchung, die der Früherkennung von Eierstockkrebs dient. Auch als individuelle Gesundheitsleistung angepriesene Früherkennungsuntersuchungen wie eine vaginale Ultraschalluntersuchung weist keinen wissenschaftlichen Nutzen auf. Der Grund: Diese Art von Untersuchungen ist nicht ausreichend empfindlich für die zuverlässige Entdeckung eines bösartigen Tumors.

Sollte der Verdacht auf ein Ovarialkarzinom bestehen, führt der Arzt eine gründliche körperliche Untersuchung durch. Diese umfasst eine vaginale Ultraschalluntersuchung (Sonografie) sowie das Abtasten der inneren Organe. Darüber hinaus wird der Arzt eine Anamnese durchführen. Im Rahmen dieser wird er die Patientin auch nach einer familiären Vorbelastung mit Eierstock- und/ oder Brustkrebs fragen.

Die Behandlung: Operation und Chemotherapie

Die Behandlung eines Ovarialkarzinoms besteht sich im Wesentlichen aus zwei Verfahren: Eine Operation und eine Chemotherapie. Dabei hängt die eingesetzte Methode vom Stadium des Tumors ab. Häufig wird auch eine Kombination der Verfahren durchgeführt.

Die Operation

Ob und wie schnell der Eierstockkrebs geheilt werden kann, ist vor allem abhängig von der vollständigen Herausnahme des Tumors: In den meisten Fällen werden beide Eierstöcke, die Gebärmutter, die Eileiter sowie das große Bauchnetz vom Arzt entnommen. Sollte der Tumor früh erkannt werden und sich somit noch in einem frühen Stadium mit einem einseitigen Tumorbefall befinden, kann von dieser Art der Operation abgewichen werden. Sollte sich der Tumor hingegen bereits stark ausgebreitet haben, müssen ggf. Teile des Darms und des Bauchfells sowie der Blinddarm und die Lymphknoten entnommen werden. Die Operation dient außerdem diagnostischen Zwecken: Im Rahmen der OP hat der Arzt die Möglichkeit, den gesamten Bauchraum auf Metastasen hin zu untersuchen.

Die Chemotherapie

Anschließend an eine Operation wird i.d.R. eine Chemotherapie durchgeführt. Diese Behandlung soll die Weiterentwicklung von Tumorherden, die eventuell nicht vollständig entfernt werden konnten, verhindern. Die verwendeten Medikamente können spezifisch in die Bauchhöhle eingebracht werden oder sie wirken auf den gesamten Körper. Durch die Chemotherapie werden Krebszellen abgetötet. Am wirksamsten gegen ein Ovarialkarzinom sind platinhaltige Substanzen wie Carboplatin. Dieses wird in Kombination mit anderen Wirkstoffen verabreicht. Darüber hinaus können weitere Medikamente eingesetzt werden, die die Eigenschaften des Tumors gezielt stören sollen. Ein Mittel hierfür sind Substanzen, welche die Bildung von neuen Blutgefäßen unterdrücken. Hierdurch wird die Versorgung des Tumors mit Nähstoffen und Sauerstoff gekappt. Dadurch verlangsamt sich das Wachstum des Tumors.

Sollte der Eierstocktumor frühzeitig erkannt worden sein, kann eine Chemotherapie eventuell ausgelassen werden. Bei betroffenen Frauen, die aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustands nicht operiert werden können, kann eine alleinige Chemotherapie (also ohne Operation) Erfolge erzielen.

Frauen, die die Antibabypille einnehmen, weisen ein verringertes Risiko auf

Einem Ovarialkarzinom kann man nicht vorbeugen. Wie bereits erwähnt, weisen Frauen, die die Antibabypille einnehmen oder die bereits in jungen Jahren oder öfter schwanger waren, ein verringertes Risiko auf, an Eierstockkrebs zu erkranken. Ebenfalls bereits erwähnt wurde, dass es keine spezielle Vorsorgeuntersuchung gibt. Wissenschaftler prüfen seit Jahren, ob eine Reihenuntersuchung (Screening), welche eine Blutuntersuchung auf einen Tumormarker und eine Ultraschalluntersuchung miteinschließt, erfolgsversprechend ist.

Aktualisiert am 14. Februar 2021