Wirbelsäulenschmerzen

Die Wirbelsäule bildet das tragende Gerüst des menschlichen Körpers. Als zentrale Achse verbindet die Wirbelsäule verschiedene Elemente des Skeletts miteinander. Gleichzeitig ist die Wirbelsäule Lastenträger von Kopf, Hals, Rumpf und Armen. Die Wirbelsäule ermöglicht Mobilität und erfüllt eine wichtige Haltefunktion. Insgesamt setzt sich die Wirbelsäule aus 33 Wirbelkörpern (Vertebra, teilweise verschmolzen), 23 Bandscheiben und zahlreichen Bändern zusammen. Die Wirbel tragen einerseits das Körpergewicht und bieten andererseits Beweglichkeit. Von der Halswirbelsäule bis zum Steißbein werden die Wirbel tendenziell dicker, da sie mehr Gewicht tragen müssen. Die Bandscheiben zwischen den Wirbeln agieren als Stoßdämpfer. Zwischen dem Kopf, dem ersten und zweiten Halswirbel sind keine Bandscheiben zu finden. Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule können viele Ursachen haben. Oft wird der Begriff der Wirbelsäulenschmerzen mit dem der Rückenschmerzen gleichgesetzt.

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Was sind Wirbelsäulenschmerzen?

Weder der Begriff Rückenschmerzen, noch der Term Wirbelsäulenschmerzen bezeichnen jedoch ein selbstständiges Krankheitsbild, sondern dienen lediglich als grobe Lokalisation des Schmerzes. Schätzungen zufolge leiden 80 Prozent der Bevölkerung in Industriestaaten zumindest einmal in ihrem Leben an Wirbelsäulenschmerzen.

Ursachen

Die Ursache für Wirbelsäulenschmerzen können angeborene, erbliche, entzündliche oder degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule sein. Dauern die Schmerzen in der Wirbelsäule länger als 12 Wochen an, ohne von alleine wieder abzuklingen, spricht man von chronischen Wirbelsäulenschmerzen. In solchen Fällen versagt die Selbstheilungskraft des Körpers und die Grunderkrankung der Schmerzen muss diagnostiziert und soweit möglich, behandelt werden.

Häufigkeitsverteilung

Wirbelsäulenschmerzen sind längst zur Volkskrankheit geworden. Dabei treten die Schmerzen äußerst selten im Bereich des Brustkorbs auf. Mit 65 Prozent treten die Schmerzen am häufigsten in der Lendenwirbelsäule, also im unteren Rücken auf. Treten Schmerzen im Bereich zwischen Kreuzbein und einem Teil des Beckenknochens, dem sogenannten Darmbein auf, spricht man auch von Kreuzschmerzen. Das betroffene Gelenk (Kreuzbein-Darmbeingelenk) heißt in der Fachsprache auch Iliosakralgelenk. Daher sind auch die Bezeichnungen iliosakrale Beschwerden oder Iliosakralsyndrom (ISG-Syndrom) geläufig. 33 Prozent der Schmerzen betreffen die Halswirbelsäule, in diesem Fall spricht man auch von Nackenschmerzen.

Arten von Wirbelsäulenschmerzen

Man unterscheidet bei Wirbelsäulenschmerzen spezifische von unspezifischen Schmerzen. Meist handelt es sich um unspezifische Schmerzen in der Wirbelsäule, deren genaue Ursache nicht zu bestimmen ist. Oft sind Abnutzungserscheinungen und dadurch degenerative Veränderungen der Wirbelsäule für unspezifische Schmerzen verantwortlich. Spezifische Schmerzen lassen jedoch eine genaue Diagnose zu. Ursachen für spezifische Wirbelsäulenschmerzen können beispielsweise ein Bandscheibenvorfall oder eine Verengung des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose) sein.

Ursachen für Wirbelsäulenschmerzen im Überblick

Starke körperliche Belastungen wie das Tragen von (zu) schweren Gegenständen können zu akuten, aber vorübergehenden Rückenschmerzen führen. Tatsächlich gelten Muskelverspannungen als eine der häufigsten Ursachen für Schmerzen im Bereich des Rückens. Neben Fehlbelastungen kommen auch Fehlhaltungen, sowie Stress als mögliche Ursachen für Rückenschmerzen infrage. Weitere mögliche Ursachen für Schmerzen in und um die Wirbelsäule inkludieren:

  • Zugluft
  • schwache Rückenmuskulatur
  • Adipositas bzw. Übergewicht
  • Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule
  • Arthrose (Verschleiß der Wirbelkörper)
  • Osteoporose (Knochenschwund)
  • Bandscheibenvorfall
  • Bandscheibenvorwölbung
  • Bandscheibenentzündung (Diszitis)
  • Andere degenerative Erscheinungen der Bandscheiben (Spondylose)
  • Trauma (z.B. Schleudertrauma nach Verkehrsunfall)
  • Wirbelkörperbruch
  • Wirbelkörperverschiebung
  • Wirbelkörperentzündung (Spondylitis)
  • Versteifung der Wirbelsäule (z.B. bei Morbus Bechterew)
  • Entmarkungskrankheit (funikuläre Myelose)
  • Knochenverdickungen (Morbus Paget)
  • Tumor bzw. Krebserkrankung
  • eingeklemmter Nerv
  • Nervenentzündung (z.B. bei Diabetes)
  • Borreliose bzw. Neuroborreliose mit Erkrankung des Nervensystems
  • Abriss einer Nervenwurzel
  • Verengung eines Nervenaustrittspunkts
  • Verengung des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose)
  • gestörte Durchblutung des Rückenmarks (Arteria-spinalis-anterior-Syndrom)
  • Aussackung der Hauptschlagader (Aortenaneurysma)
  • Neurolues (Lähmungserscheinungen bei unbehandelter oder nicht ausgeheilter Syphilis)
  • Entzugserscheinungen nach Alkohol-, Opiat- oder Schmerzmittelanwendung bzw. -missbrauch

Mitunter treten Wirbelsäulen- und Rückenschmerzen auch dann auf, wenn die Ursache woanders zu suchen ist. Bei folgenden Beschwerden können Schmerzen in den Rücken ausstrahlen:

  • Nierensteine
  • Bauchspeicheldrüsenentzündung
  • Endometriose (Erkrankung der Gebärmutter)
  • Regelschmerzen

Daneben ist mitunter an Erkrankungen der Wirbelsäule zu denken, auch wenn keine oder kaum Rückenschmerzen auftreten. Drückt etwa beim Bandscheibenvorfall oder der Bandscheibenvorwölbung der innere Teil der Bandscheibe auf einen aus der Wirbelsäule austretenden Nerv, treten statt Schmerzen meist Missempfindungen als Symptome auf, darunter Taubheit und Muskelschwäche in einem oder beiden Beinen.

Diagnose

Fehlbelastungen wie das Tragen schwerer Gegenstände oder langes Stehen können zu akuten Rückenschmerzen führen, die jedoch kurze Zeit später von alleine abklingen. Dauern die Schmerzen jedoch länger an, ist ein Arzt aufzusuchen. Wenn eine kurzzeitige Überlastung nicht bekannt ist, sollte ebenfalls ein Arzt aufgesucht werden. Beim Arzt findet neben einem ausführlichen Anamnesegespräch im Normalfall eine körperliche Untersuchung unter Zuhilfenahme von entsprechenden Tests statt. Dabei wird das Gangbild überprüft und die Schmerzpunkte werden ertastet. Darüber hinaus wird die Mobilität der Wirbelsäule durch entsprechende Funktionstests festgestellt. Nach eingehender Untersuchung kann ein Facharzt, z.B. ein Orthopäde bestimmte Verfahren der bildgebenden Diagnostik zurate ziehen. Vermutet der Arzt eine Verletzung von Nerven, Knorpel oder anderem weichen Gewebe, empfiehlt sich die Magnetresonanztomografie (MRT). Sind die Schmerzen wahrscheinlich auf Strukturveränderungen der Wirbelkörper selbst zurückzuführen, kann ein Röntgenbild Aufschluss geben. Genauer ist jedoch die Computertomografie (CT).

Therapie

Je nach Ursache wird der Arzt einen passenden Therapieplan erstellen. Bei leichten Beschwerden wie Verspannungen und Fehlbelastungen genügen in der Regel konservative Behandlungsmethoden. Während man früher häufig Bettruhe verordnet hat, setzt man heute vermehrt auf gezielte, schonende Bewegung. Daneben können Massagen, Heilbäder und Entspannungsübungen, sowie Medikamente schmerzlindernd wirken. In 90 Prozent der Fälle sind diese Therapiemaßnahmen von Erfolg gekrönt. Bei bestimmten Erkrankungen und Verletzungen der Wirbelsäule muss jedoch operiert werden. Der Facharzt entscheidet im Einzelfall, welche Maßnahmen geeignet sind.

Therapie von Wirbelsäulenschmerzen

Vorbeugen und unterstützende Maßnahmen durch den Patienten selbst

Für erbliche Krankheiten, welche die Wirbelsäule betreffen, lassen sich leider keine vorbeugenden Maßnahmen empfehlen. Gleiches gilt freilich für unfallbedingte Schmerzen. Anders ist es jedoch bei Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule, die durch Fehlbelastung oder anderes Fehlverhalten verursacht werden. Ein starker Rücken schützt in vielen Fällen vor Wirbelsäulenschmerzen. Regelmäßige Bewegung und gezieltes Training der Rückenmuskulatur können daher das Risiko für Rückenschmerzen senken. Im Alltag sind es kleine Schritte, die helfen, schwerwiegenden Krankheiten vorzubeugen. Nutzen Sie regelmäßige Pausen für Bewegung. Ändern Sie häufig Ihre Sitzposition, um einseitige Belastungen zu vermeiden und bewältigen Sie, soweit sich dies anbietet, Wege zu Fuß. Nutzen Sie beispielsweise die Treppen statt des Aufzugs. Im Rahmen einer Rückenschule können individuell passende Übungen zur Stärkung des Rückens erlernt werden, die dann selbstständig zu Hause ausgeführt werden können. Entsprechende Kurse werden z.B. von Krankenkassen, Fitnessstudios, Krankengymnasten, Physio- und Ergotherapeuten, sowie im Rahmen von Firmensportgruppen angeboten.

Aktualisiert am 20. Februar 2021