WPW-Syndrom

Bei dem Wolff-Parkinson-White-Syndrom (kurz: WPW-Syndrom) handelt es sich um eine Herzrhythmusstörung. Im Rahmen der Störung kommt es zu Tachykardien, also zu plötzlichem Herzrasen, sowie zu diversen Veränderungen im sogenannten Elektrokardiogramm. Dieses zeichnet die elektrische Herzaktivität auf.

Im rechten Herzvorhof ist der Sinusknoten gelegen. Dieser gibt dem Herzschlag einen Takt vor. Der Sinusknoten bestimmt also, wie schnell das Herz schlägt. Hierzu sendet er elektrische Signale an den AV-Knoten. Dieser ist zwischen den Vorhöfen und den Herzkammern gelegen. Der AV-Knoten ist für die Filterung der elektrischen Erregungen zuständig, d.h. er gibt einen Teil der Erregungen an die linke und die rechte Herzkammer weiter. Die Erregungsweiterleitung erfolgt über zwei Leitungsbahnen.

Eine akzessorische Leitungsbahn als Merkmal des WPW-Syndroms

Beim Wolff-Parkinson-White-Syndrom besteht zwischen dem Vorhof und der Herzkammer eine akzessorische Leitungsbahn. Diese kann sowohl vom Vorhof in die Kammer als auch von der Kammer in den Vorhof leiten. Anders als bei den Leitungsbahnen des AV-Knotens werden die Erregungen an dieser Stelle nicht gefiltert, sodass alle elektrischen Signale an die Herzkammer-Muskelzellen weitergeleitet werden. Aus dem Grund, dass die zusätzliche Leitungsbahn ebenso in die „falsche“ wie in die „richtige“ Richtung leiten kann, laufen die elektrischen Impulse der Herzkammer-Muskelzellen in den Vorhof zurück. Somit entsteht eine kreisende Erregung, welche zu einem sehr schnellen und gleichmäßigem Rhythmus des Herzschlags führt.

Die zusätzliche Leitungsbahn im Rahmen des WPW-Syndroms ist ein angeborener Fehler. So kann es bereits im Jugendalter zu Herzrasen kommen. Männer sind häufiger vom WPW-Syndrom betroffen als Frauen.

Eine Tachykardie und weitere Symptome

Nicht in allen Fällen gehen mit dem Syndrom Beschwerden einher, sodass die zusätzliche Leitungsbahn oft im Rahmen von anderen Untersuchungen mit einem Elektrokardiogramm entdeckt wird.

Kommt es zu Beschwerden, handelt es sich bei diesen meist um ein plötzlich auftretendes Herzrasen, Tachykardie genannt. Das Herz schlägt dann zwischen 150- und 240-mal in der Minute. Dabei ist der Puls sehr regelmäßig.

Einige Patienten empfinden das Herzrasen beim WPW-Syndrom als eine Art verstärktes Herzpochen. In der Medizin wird das als „Palpitationen“ bezeichnet. Wiederum klagen andere Betroffene über ein „Herzstolpern“. Diese Empfindungen verschwinden i.d.R. genauso plötzlich wie sie auftauchen. Zudem kann es zu Schwindelgefühlen, zu Schmerzen in der Brust und zu einer Atemnot kommen. Nachdem das Herzrasen zurückgegangen ist, fühlen sich die Patienten häufig sehr müde und es entsteht ein sehr ausgeprägter Harndrang.

Angstgefühle, Schwindel und Atemnot

Des Weiteren löst das Herzrasen bei dem einen oder anderen Patienten Gefühle der Angst aus. Die Schwindelgefühle und die Atemnot können diese Ängste zusätzlich verstärken. Aufgrund der Tatsache, dass das Herz durch die sehr hohe Herzfrequenz teilweise nicht ausreichend Blut in diverse Organe pumpen kann, verlieren Patienten nicht selten das Bewusstsein.

Das Wolff-Parkinson-White-Syndrom bei Kindern

Die typischen WPW-Syndrome können bereits im Baby- und im Kindesalter auftreten. Während der Tachykardie sind die kleinen Kinder sehr blass und sie atmen beunruhigend schnell. Außerdem können Babys das Essen und das Trinken verweigern und sie können viel weinen. Ebenso kann Fieber entstehen. Da der Herzaufbau bei Kindern noch unreif ist, weisen diese ein erhöhtes Risiko für Komplikationen auf. Kinder mit dem Wolff-Parkinson-White-Syndrom leiden nicht nur an Appetitlosigkeit, sondern auch an Konzentrationsschwäche. Zudem kann die Entwicklung des Kindes beeinträchtigt sein.

Mit dem WPW-Syndrom gehen meist keine weiteren Beeinträchtigungen einher

Das WPW-Syndrom verläuft i.d.R. ohne weitere Beeinträchtigungen des Patienten. Das plötzlich auftretende Herzrasen ist zwar äußerst unangenehm, doch nur in wenigen Fällen lebensbedrohlich.

Bei schwereren Ausprägungen kann es nicht nur zur Bewusstlosigkeit kommen, sondern die Betroffenen ermüden generell schneller als gesunde Personen. Zudem besteht die Möglichkeit, dass die Kombination des WPW-Syndroms mit anderen Herzerkrankungen zum Herztod führt.

Was genau die Bildung der zusätzlichen Leitungsbahn verursacht, ist unbekannt

Im Rahmen des WPW-Syndroms ist der normale Herz-Kontraktionsablauf gestört. Die zusätzliche Leitungsbahn führt zu einem „Impuls-Kreislauf“ zwischen den Vorhöfen und den Herzkammern. Der plötzlich beschleunigte Herzschlag kann eine derartige Frequenz erreichen, dass Folgeschäden entstehen. Wie es genau zur Entstehung der angeborenen zusätzlichen Leitungsbahn kommt ist unbekannt. Es wird aber angenommen, dass eine fehlerhafte embryonale Entwicklung des Herzens die Ursache ist. Zudem fanden Forscher heraus, dass das WPW-Syndrom vermehrt auftritt, wenn andere Herzfehler vorliegen. Bei diesen kann es sich beispielsweise um Defekte der Trennwände zwischen der linken und der rechten Herzseite handeln. Des Weiteren besteht ein WPW-Syndrom häufig, wenn die sogenannte Ebstein-Anomalie vorliegt. Bei dieser weist die Herzklappe zwischen der rechten Herzkammer und dem rechten Vorhof Fehlbildungen auf. In der Wissenschaft vermutet man, dass gewisse Genveränderungen ein WPW-Syndrom begünstigen. Somit scheint das Syndrom vererbbar zu sein.

Die Diagnose per EKG

Wenn Tachykardien vorliegen, ordnet der Arzt ein Elektrokardiogramm (EKG) an. Weist dieses Abweichungen auf, wird anschließend ein Langzeit-EKG durchgeführt. So kann die Herzaktivität über einen längeren Zeitraum beurteilt werden.

Wurde ein WPW-Syndrom diagnostiziert, wird häufig eine Herzkatheter-Untersuchung durchgeführt. So wird die genaue Position der zusätzlichen Leitungsbahn ermittelt. Dieser zusätzliche Erregungsleiter wird auch als Kent-Bündel bezeichnet.

Die Therapie des WPW-Syndroms

Nicht jeder Fall eines WPW-Syndroms bedarf einer Behandlung. So kann es durchaus sein, dass das Syndrom keine Beschwerden auslöst und somit zufällig entdeckt wird. Bei einem WPW-Syndrom mit Symptomen erlernen die Patienten sogenannte Vagusmanöver. Bei diesen handelt es sich um Aktionen wie bestimmte Bewegungen oder das Schlucken von kalten Getränken. Auf diese Weise soll der Vagusnerv stimuliert werden, was letztendlich den Herzschlag normalisiert.

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit einer medikamentösen Therapie. Es gibt Medikamente, die die Tachykardie unterbrechen können. Diese Herzmedikamente sind sowohl in Tablettenform als auch in Form von Injektionen erhältlich. Die Patienten müssen diese Mittel einnehmen, sobald die Symptome auftreten. Es handelt sich also um keine Art von Dauermedikamenten.

Bei besonders schweren Anfällen von Herzrasen wird ein Defibrillator eingesetzt. Durch den Stromstoß wird der Impulskreis unterbrochen, sodass sich der Herzschlag normalisiert. Sofern das Kent-Bündel genau lokalisiert werden kann, besteht zudem die Möglichkeit, die Anomalie zu beseitigen. Hierfür kommt ein Herzkatheter zum Einsatz. Mit dessen Hilfe wird die betroffene Muskelzelle im Herzen erhitzt. Als Folge sterben die Zellen gezielt ab und die Tachykardien können erst gar nicht entstehen.

Man kann dem WPW-Syndrom nicht vorbeugen

Es gibt keine Maßnahmen, mit denen man dem angeborenen Wolff-Parkinson-White-Syndrom vorbeugen kann. Bei einem bestehenden WPW-Syndrom sollte die Herzgesundheit regelmäßig kontrolliert werden. So lassen sich Folgeschäden vermeiden.

Aktualisiert am 20. Februar 2021