Vorhofflimmern

Vorhofflimmern stellt die häufigste Form von Herzrhythmusstörungen dar. Vor allem ältere Menschen sind betroffen. In Deutschland leiden etwa zehn Prozent der über 70-Jährigen an der Störung.

Aber was genau ist Vorhofflimmern? Bei einem gesunden Menschen wird im rechten Herzvorhof, genauer: im Sinusknoten, ein elektrisches Signal gebildet, welches über Reizleitungen in die Herzkammern weitergegeben wird. Hier löst das Signal eine Muskelkontraktion und somit den Herzschlag aus. Besteht Vorhofflimmern, werden in den Herzvorhöfen kreisende elektrische Erregungen gebildet, welche ebenfalls zum Teil über das Reizleitungssystem an die Kammern weitergegeben werden. Das führt zu einem unregelmäßigen Herzrhythmus, Arrhythmie genannt. Es besteht sowohl die Möglichkeit, dass der Rhythmus zu langsam ist (Bradyarrhythmie) als auch, dass er zu schnell ist (Tachyarrhythmie). Meistens besteht ein zu schneller Herzrhythmus.

Paroxysmales und persistierendes Vorhofflimmern

Vorhofflimmern entwickelt sich im Verlauf des Lebens und tritt meist anfallsartig auf. Diese anfallsartigen Störungen verschwinden nach Stunden bis einigen Tagen von selbst. Diese Form wird auch als paroxysmales Vorhofflimmern bezeichnet. Demgegenüber steht das persistierende Vorhofflimmern. Letzteres hört nicht mehr von alleine auf und muss therapiert werden. Bei einem solchen persistenten Vorhofflimmern verändern sich die Vorhöfe aufgrund mechanischer und elektrischer Umbauvorgänge stark. Diese Veränderungen bewirken, dass sich das Vorhofflimmern eigenständig verstärkt.

Vom Vorhofflimmern abzugrenzen ist das Vorhofflattern. Dieses tritt seltener auf. Beim Vorhofflattern ziehen sich die Vorhöfe zwischen 250- und 300-mal in der Minute zusammen. Beim Vorhofflimmern zucken die Vorhöfe bis zu 600-mal in der Minute. Das Vorhofflattern hat andere Ursachen als das Vorhofflimmern.

Atemnot, Herzklopfen und weitere Symptome

Durch die ineffektive Vorhof-Kontraktion kommt es beim Vorhofflimmern zu einer verringerten Blutmenge, die mit jedem Herzschlag in die Blutgefäße befördert wird. In Ruhe kann sich diese Menge um bis zu 15 Prozent verringern. Bei körperlicher Belastung ist die Förderleistung noch stärker beeinträchtigt. Die Patienten klagen über Atemnot, starkes Herzklopfen oder Herzrasen.

Das paroxysmale Vorhofflimmern hält i.d.R. nur kurz an. Deshalb wird es häufig gar nicht wahrgenommen. Es kann sich aber auch in Form eines unangenehmen Herzklopfens oder Herzstolperns bemerkbar machen. Außerdem klagen die Betroffenen über Luftnot, ein plötzliches Schwächegefühl und ein Angstgefühl. Ebenso können Herzschmerzen entstehen. Bei einem anfallsartigen Vorhofflimmern können die Patienten den Beginn und das Ende der Herzrhythmusstörungen i.d.R. sehr genau angeben. Wird das Vorhofflimmern nicht wahrgenommen, handelt es sich um ein sogenanntes asymptomatisches Vorhofflimmern. Die Gefahr hierbei besteht darin, dass die therapeutisch notwendigen Maßnahmen ausbleiben.

Mit einer höheren Pulsfrequenz gehen mehr Symptome einher

Das Ausmaß der Symptome hängt bei Vorhofflimmern maßgeblich von der Pulsfrequenz ab: je schneller das Herz schlägt, umso eher nehmen die Patienten die Beschwerden wahr. Die Pulsfrequenz ist wiederum davon abhängig, wie viele der schnellen Vorhofimpulse bis zu den Herzkammern gelangen. Entscheidend hierfür ist u.a. der AV-Knoten. Dieser ist zwischen den Vorhöfen und den Herzkammern gelegen. Er erfüllt eine Art Filter- bzw. Bremsfunktion: Der AV-Knoten fängt schnelle Vorhofimpulse (zwischen 300 und 600 Zuckungen in der Minute) ab und sorgt somit dafür, dass nur ein Teil dieser Impulse zu den Kammern gelangt. Je nach Impulsleitung, kann die Herzfrequenz nur 50 bis 70 oder bis zu 160 Schläge in der Minute betragen.

Ein erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall

Infolge der verminderten Beförderung von Blut in die Herzkammern kann die Blutströmung in einigen Bereichen des Herzens mehr oder weniger stagnieren. Besonders in diesen Bereichen besteht die Gefahr einer Gerinnselbildung. Wird dieser nicht entgegengewirkt, indem die Blutgerinnung gehemmt wird, steigt das Risiko für eine sogenannte Embolisation deutlich an. Hierbei handelt es sich um die Verschleppung des Gerinnsels in ein anderes Organ oder in ein Gehirngefäß. Somit geht mit dem Vorhofflimmern ein erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall einher. Frauen haben ein höheres Risiko für einen Schlaganfall als Männer.

Die Hauptursache liegt in einer krankhaften Veränderung der Herzmuskelzellen

Die Ursache für ein Vorhofflimmern findet sich in vielen Fällen in pathologisch veränderten Herzmuskelzellen in den Vorhöfen. Durch diese krankhaften Veränderungen kommt es zu einer Störung der Erregungsleitung im Vorhofgewebe. Außerdem können vergrößerte Vorhöfe die typischen kreisenden Erregungswellen beim Vorhofflimmern bedingen. Neben diesen Ursachen gibt es weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die das Vorhofflimmern begünstigen können. Zu diesen zählen die Hypertonie (Bluthochdruck), Erkrankungen der Herzklappen und Kardiomyopathien, also Herzmuskelerkrankungen.

Und auch andere Krankheiten können die Ursache für ein Vorhofflimmern sein bzw. zumindest dessen Fortschreiten begünstigen. Zu diesen Erkrankungen zählen:

  • Übergewicht
  • Diabetes mellitus
  • chronisches Nierenversagen
  • die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung
  • eine Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
  • Alkoholmissbrauch

Erwähnenswert ist, dass jeder zehnte Mensch mit Vorhofflimmern keine organischen Erkrankungen oder Schäden aufweist. Dann ist die Rede von einem idiopathischen Vorhofflimmern. Idiopathisch bedeutet, dass keine Ursache erkennbar ist.

Der Kardiologe stellt die Diagnose

Besteht der Verdacht auf Vorhofflimmern, sollte man einen Kardiologen aufsuchen. Dieser führt zunächst ein Anamnesegespräch mit dem Patienten. Im Rahmen dieses Gesprächs erkundigt sich der Mediziner nach der Häufigkeit und der Dauer der Beschwerden. Außerdem fragt er den Betroffenen, ob er unter einer Schilddrüsen- oder einer Herzkrankheit leidet. Er erkundigt sich, ob in der Familie des Patienten Fälle von Vorhofflimmern bestehen und, ob das Herzrasen durch bestimmte Faktoren wie den Alkoholgenuss ausgelöst wird.

Die wichtigste Untersuchung: das Elektrokardiogramm

Die wichtigste Untersuchung im Rahmen der Diagnose des Vorhofflimmerns ist das EKG. Über Elektroden an der Brust werden die elektrischen Herzströme gemessen. Dabei kann es durchaus sein, dass das EKG über mehrere Tage geschrieben werden muss. Dann trägt der Patient ein kleines EKG-Gerät um den Hals. Ebenso kann ein Belastungs-EKG durchgeführt werden.

Eine Echokardiographie zur Beurteilung der Herzstruktur

Eine Echokardiographie dient der Untersuchung des Pumpverhaltens und der Struktur des Herzens. Vor allem, wenn ein Vorhofflimmern festgestellt wurde, muss eine Echokardiographie durchgeführt werden, um mögliche Blutgerinnsel im Herzen aufzudecken. Um eine möglichst genaue Untersuchung gewährleisten zu können, wird der Ultraschallkopf mit einem Schlauch in die Speiseröhre des Patienten eingeführt. Der rechte Vorhof befindet sich etwa auf der mittigen Höhe der Speiseröhre, sodass er von dieser Position aus ideal beurteilt werden kann. Diese Form der Untersuchung wird als transösophageale Echokardiographie bezeichnet. Die Patienten erhalten aufgrund der ungewohnten Gefühls i.d.R. ein leichtes Betäubungsmittel.

Die Behandlung bei Vorhofflimmern

Wurde ein Vorhofflimmern diagnostiziert, besteht die Therapie meist aus der Gabe von Beta-Blockern und Kalziumkanalblockern wie Verapamil. Die Beta-Blocker sollen die Herzfrequenz verlangsamen. Selten werden zudem sogenannte Herzglykoside eingesetzt. Hält das Vorhofflimmern an, kann der Herzrhythmus durch eine sogenannte elektrische Kardioversion normalisiert werden.

Sollten diese Behandlungsmaßnahmen nicht ausreichen, um das Vorhofflimmern zu heilen, kann eine sogenannte Katheterablation erfolgen. Bei diesem Verfahren werden die Lungenvenen-Einmündungsstellen in die Vorhöfe verödet. So wird ein normaler Herzrhythmus bewirkt. Um diesen aufrechtzuerhalten, werden anschließend Antiarrhythmika eingesetzt.

Vorbeugen durch einen gesunden Lebensstil

Die beste Möglichkeit, um Vorhofflimmern vorzubeugen besteht in der rechtzeitigen Behandlung von möglichen begünstigenden Erkrankungen. Zu diesen Erkrankungen zählen die koronare Herzkrankheit, eine Herzmuskelschwäche und weitere (siehe „Die Hauptursache liegt in einer krankhaften Veränderung der Herzmuskelzellen“). Zudem sollte der Blutdruck regelmäßig kontrolliert werden und bei einer bestehenden Diabetes-Krankheit muss der Patient gut eingestellt werden. Zeichen von Luftnot, Herzschwäche und Angina pectoris sollten stets ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden.

Weitere Maßnahmen zur Vorbeugung von Vorhofflimmern und anderen Herzrhythmusstörungen sind eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige sportliche Betätigung und die Vermeidung von Übergewicht. Außerdem sollte Alkohol nur in Maßen konsumiert werden. Auf das Rauchen sollte man verzichten.

Aktualisiert am 20. Februar 2021