Verstopfung

Bei einer vorübergehenden Verstopfung (med.: akute Obstipation) handelt es sich um einen Hinweis auf Missstände im Körper. In der Medizin wird ganz allgemein von Verstopfung gesprochen, wenn…

… eine Person weniger als dreimal in der Woche Stuhl hat
… der Stuhl aufgrund der langen Verweildauer im Darm klumpig bzw. hart erscheint
… die Person beim Stuhlgang stark pressen muss.

In vielen Fällen werden Verstopfungen und Verdauungsprobleme von Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, einem Druckgefühl und Kopfschmerzen begleitet.

Chronische Verstopfung

Bei einer akuten Verstopfung sind die Beschwerden zeitlich begrenzt. Bei einer chronischen Verstopfung (med.: chronische Obstipation) handelt es sich hingegen um eine Erkrankung, mit der ein hoher Leidensdruck verbunden ist. Chronische Obstipation besteht, wenn seit mindestens drei Monaten unbefriedigende Stuhlentleerungen auftreten. Zudem sind die Stuhlentleerungen von mindestens zwei der folgenden Leitsymptome geprägt:

  • klumpiger bzw. harter Stuhl
  • ein Gefühl der unvollständigen Entleerung
  • subjektiver Verschluss (Obstruktion)
  • starkes Pressen
  • nachhelfen mit der Hand

Außerdem kommt es auch bei der chronischen Verstopfung in einer Woche zu weniger als drei Stuhlgängen.

Vor allem Frauen und ältere Menschen sind betroffen

Mit zunehmendem Alter kommt es immer häufiger zu Verstopfungen – vor allem Menschen im Alter von über 60 Jahren sind betroffen. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer.

Ursachen für chronische Verstopfung

Die Auslöser einer chronischen Verstopfung lassen sich in drei Gruppen unterteilen:

  1. Die sogenannte kologene Obstipation. In der Medizin bezeichnet man diese Form der chronischen Verstopfung als Slow-transit-Obstipation. Aufgrund einer mangelnden Beweglichkeit des Darms wird der Darminhalt nur langsam vorwärtsbewegt. Harter Stuhl entsteht. Der Grund ist, dass der Stuhl durch den langsamen Transport länger im Darm verweilt – die Darmwand entzieht dem Darminhalt viel Wasser, sodass dieser trocken und fest wird. Ursachen für eine reduzierte Darmbewegung sind u.a. fieberhafte Erkrankungen, entzündliche Darmerkrankungen, Morbus Parkinson, Diabetes mellitus und diverse hormonelle Einflüsse.
  2. Die anorektale Obstipation ist auf Veränderungen bzw. Störungen im Enddarm und im After zurückzuführen. Mögliche Ursachen sind Hämorrhoiden, Abszesse und Anal-Fissuren am Anus. Auch Aussackungen des Enddarms, eine angeborene Verdickung des inneren Schließmuskels und eine gestörte Motorik des Afters und des Mastdarms können der Auslöser sein.
  3. Bei der dritten Gruppe der chronischen Obstipation, der idiopathischen Verstopfung, können keine krankhaften Veränderungen der Darmanatomie oder der Darmfunktion festgestellt werden. Diese Form ist die häufigste Form der chronischen Verstopfung. Sie kann in eine verlangsamte Stuhlweiterleitung durch den Dickdarm und eine Beckenboden-Fehlfunktion samt einer Outlet Obstruction unterteilt werden. Bei der letzteren handelt es sich um eine Störung der Entleerung aus dem Mastdarm. Mögliche Ursachen für diese Form der Obstipation sind Stressfaktoren wie das Reizdarmsyndrom und ein willkürlich unterdrückter Stuhldrang.

Ursachen für akute Verstopfung

Eine Form der akuten Verstopfung ist die Reiseobstipation. Diese tritt plötzlich auf und kann auf eine veränderte Umgebung und auf eine Ernährungsumstellung im Rahmen einer Reise zurückgeführt werden. Der Körper kennt diese Situation nicht und reagiert mit einer vorübergehenden Darmträgheit. Die genauen Ursachen können ausländische Gewürze und andere ungewohnte Nahrungsmittel sein. Auch ein Flüssigkeitsmangel aufgrund von trockener Luft und hohen Temperaturen sowie ein ungewohnter Tagesablauf können der Auslöser sein.

Eine akute Obstipation kann auch infolge eines Bandscheibenvorfalls oder infolge eines Schlaganfalls auftreten.

Eine weitere Form der akuten Verstopfung ist die sogenannte Pseudo-Obstipation. Hierbei handelt es sich sozusagen um eine Scheinverstopfung. Sie kann nach einer übermäßigen Darmentleerung auftreten. Es kann bis zu mehrere Tage dauern, ehe der Darm wieder gefüllt ist und sich normaler Stuhlgang einstellt. Hierbei handelt es sich um einen natürlichen Vorgang. Aus diesem Grund sollten Betroffene nicht versuchen, der „Scheinverstopfung“ mit Abführmitteln entgegen zu wirken. Folgende Ursachen können der übermäßig starken Darmentleerung zugrunde liegen:

  • Missbrauch von Abführmitteln
  • heftiger Durchfall (z.B. im Rahmen einer infektiösen Darmerkrankung)
  • Ernährungsumstellung mit vorheriger Fastenkur
  • die Vorbereitung und die Durchführung von Darmuntersuchungen

So sucht der Arzt nach den Ursachen für die Verstopfung

Um die Ursache für die Obstipation aufdecken zu können, führt der Arzt zunächst ein Anamnesegespräch mit dem Patienten. Er erkundigt sich nach den genauen Beschwerden und danach, wie lange die Verstopfung bereits besteht. Auch weitere Auffälligkeiten wie eine wechselhafte Stuhlbeschaffenheit oder eine Veränderung der Stuhlfarbe sind wichtig. In manchen Fällen bittet der Arzt den Patienten darum, ein sogenanntes Stuhltagebuch zu führen.

Nachdem sich der Mediziner ausführlich über die Krankengeschichte informiert und sich weitere Informationen eingeholt hat, folgt die körperliche Untersuchung. Hierbei tastet der Arzt den Bauch des Patienten ab. Auch die Leistengegend wird abgetastet und es erfolgt eine rektal-digitale Austastung. Je nach Bedarf können diverse Laboruntersuchungen veranlasst werden. Auch eine Darmspiegelung, eine Ultraschalluntersuchung und weitere bildgebende Verfahren wie eine Magnetresonanztomographie können sinnvoll sein.

Weitere Untersuchungen durch einen Spezialisten

Eine spezielle Untersuchungsmethode ist die Messung der Transitzeit. Diese kann Aufschluss über die Verstopfungsform geben. Des Weiteren kann der Allgemeinmediziner diverse Fachärzte zu Rate ziehen. Hierzu zählen u.a. ein Gynäkologe, ein Urologe und ein Neurologe. Die Neurogastroenterologie, ein Fachgebiet, widmet sich Motilitätsstörungen. Das sind Störungen, welche die Transporttätigkeit des Darms betreffen.

Die Behandlung von Verstopfungen

Wenn der Obstipation eine Grunderkrankung wie eine Schilddrüsenunterfunktion oder Hämorrhoiden zugrunde liegt, muss diese therapiert werden. Liegt der Verstopfung keine Krankheit zugrunde, sondern sind ungünstige Lebensstilfaktoren (Flüssigkeitsmangel, mangelhafte Ernährung, Stress, …) der Auslöser, rät der Arzt dem Patienten zu den folgenden Vorgehensweisen. Diese Hinweise dienen zum Teil auch der Prophylaxe.

Eine ausgewogene Ernährung, viel Bewegung und weitere allgemeine Hinweise

Es sollte eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse sowie mit Vollkornprodukten angestrebt werden. Man sollte sich Zeit für das Essen nehmen und jeder Biss muss gut gekaut werden. So wird die Verdauung erleichtert. Täglich sollten mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit aufgenommen werden (in Form von Wasser und Tee). Des Weiteren sollte man sich ausreichend viel bewegen – Bewegungsmangel gilt als Hauptrisikofaktor für Verstopfungen im höheren Alter. Stuhlgang sollte nie willkürlich unterdrückt werden. Auch für den Toilettengang sollte man sich ausreichend Zeit nehmen. Hilfreich ist es außerdem, den Darm an einen regelmäßigen Toilettengang zu gewöhnen: Auch, wenn nichts passiert, sollte man morgens etwa zehn Minuten auf der Toilette verbringen. So gewöhnt sich der Körper allmählich daran und nutzt diese Zeit ab einem bestimmten Zeitpunkt für die Darmentleerung. Da Stress die Darmtätigkeit stören kann, muss darauf geachtet werden, sich regelmäßig ausreichend Zeit für das Entspannen zu nehmen. Entspannungstechniken wie Yoga oder Autogenes Training können hilfreich sein.

Bewährte Hausmittel

Es gibt viele Hausmittel, die die Darmaktivität anregen können. Zu diesen „Mittelchen“ gehören u.a. Pflaumenkompott, die Aufnahme von Wasser auf nüchternen Magen und eine Bauchmassage. Bei der Anwendung solcher Mittel gilt es, geduldig zu sein – anders als Medikamente gegen Verstopfung wirken die Hausmittel meist nicht sofort, sondern innerhalb von einigen Tagen.

Morgens nach dem Aufstehen ein Glas Wasser auf nüchternen Magen kann den Stuhlgangreflex anregen. Auch Fruchtsaft kann hilfreich sein. Eine Alternative ist die Vermischung eines Glases warmen Wassers mit dem Saft einer halben Zitrone. Ebenso regt Kaffee den Stuhlgang an, jedoch nur, wenn man nicht täglich Kaffee trinkt.

Viele Menschen schwören auf die Wirkung einer morgendlichen Bauchmassage. Diese wirkt unterstützend auf den Weitertransport des Speisebreis. Für derartige Effekte sollte man den Bauch etwa zehn Minuten lang im Uhrzeigersinn massieren. Die Massage setzt am rechten Unterbauch an und wird bogenförmig zum linken Unterbauch durchgeführt.

Auch Feigen, Pflaumen und anderes frisches oder getrocknetes Obst regen die Darmtätigkeit an. Weitere die Darmtätigkeit anregende Lebensmittel sind Sauerkraut, Leinsamen und Fohlsamen sowie Kleie. Ballaststoffe stellen Füll- und Quellmittel dar, welche bei Wasseraufnahme aufquellen. Hierdurch wird der Speisebrei vergrößert. Außerdem wird er so weicher. Ganz wichtig ist die Aufnahme von ausreichend viel Flüssigkeit! Andernfalls verstärken Ballaststoffe die Verstopfung.

Die Therapie mit Abführmitteln

Auf Medikamente gegen Verstopfung bzw. auf Abführmittel (Laxanzien) sollte man nur zurückgreifen, wenn all die obigen Tipps keine Besserung der Verstopfung bewirkt haben. Es stehen diverse Abführmittel zur Verfügung. Einige sind frei verkäuflich, andere sind rezeptpflichtig.

Wassertriebende Abführmittel: Diese Mittel lassen mehr Wasser in das Darminnere einströmen. Nur einige dieser Medikamente sind Natriumpicosulfat, Bisacodyl und Anthrachinone.

Osmotisch wirksame Abführmittel: binden Wasser im Darm. Hierdurch wird der Stuhl feucht und somit gleitfähig. Beispiele für derartige Mittel sind Laktulose, Macrogol und Glaubersalz.

Gasbildende Abführmittel: Diese Medikamente setzen Gas im Darm frei. Hierdurch vergrößert sich das Volumen des Stuhls und der Druck auf die Darmwand nimmt zu. Das bewirkt wiederum die Stimulation des Stuhl-Weitertransports, was letztendlich in einem Stuhlgangreflex endet.

Stuhlaufweichende Mittel wie Paraffinöl vermengen sich im Darm mit den Speiseresten. Sie wirken wie ein Gleitmittel.

Wiederum fördern Prokinetika die Darmbewegung. Auf diese Weise wird dazu beigetragen, dass die Speisereste schneller zum After transportiert werden.

Viele dieser Medikamente werden oral eingenommen (in Tabletten- Tropfen- oder Sirup-Form). Es gibt aber auch einige Mittel, die unmittelbar über den After in den Darm eingeführt werden (Zäpfchen, Klistiere bzw. Miniklistiere). Klistiere sind besser als Einlauf bekannt. Hierbei wird eine Flüssigkeit (Salz- oder Zuckerlösung) in den Darm gespritzt. Mit Einläufen geht meist eine sehr schnelle Wirkung einher.

Abführmittel sollten niemals ohne Absprache mit dem behandelnden Arzt eingenommen werden. Zusammen mit diesem sollte man das individuell passende Mittel wählen. Die Medikamente sollten stets wie mit dem Arzt besprochen eingenommen werden. Auch die Packungsbeilage liefert Informationen zur Einnahme. Bei einer zu langen Einnahme bzw. bei einer Überdosis drohen ein starker Flüssigkeits- und Salzverlust.

Das können Schwangere gegen Verstopfung tun

Auch schwangere Frauen können auf die erläuterten Hausmittel zurückgreifen. Sollten diese keine Besserung bewirken, kommen Abführmittel wie Sorbitol, Macrogol und Laktulose infrage. Auch Einläufe können angewendet werden. Welche Mittel bei einer Schwangerschaft bzw. in der Stillzeit die geeigneten sind, um den Verstopfungen entgegenzuwirken, muss mit dem Arzt des Vertrauens besprochen werden!

Spezielle Tipps gegen Verstopfung bei Kindern

Für die Behandlung von Obstipation bei Kindern gelten bestimmte Empfehlungen:

Das Kind muss viel trinken und es muss eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Vollkornprodukten, Obst und Gemüse angestrebt werden. Die Flüssigkeitsaufnahme sollte nicht aus gesüßten Getränken, sondern aus Tee und Wasser bestehen. Vor allem kleine Kinder profitieren von Vollkornbrei und Birnenmus. Auch Dörrobst, Sauerkraut und Leinsamen in Verbindung mit viel Flüssigkeit regen die Verdauung und die Darmtätigkeit an. Auf sogenannte stopfende Lebensmittel wie Bananen und Fastfood muss verzichtet werden. Milch darf nur in geringen Mengen aufgenommen werden. Besser geeignet sind mild gesäuerte Milchprodukte wie Joghurt, Buttermilch und Molke. Beim Kochen sollte auf Butter, Margarine und Sonnenblumenöl verzichtet werden. Stattdessen sollte Olivenöl verwendet werden. Süßigkeiten dürfen, wenn überhaupt, nur in geringen Mengen verzehrt werden.

Weitere Möglichkeiten der Behandlung

Um den Weitertransport des Speisebreis anzuregen, kann der Bauch des Kleinen massiert werden. Hierzu wird die flache Hand im Uhrzeigersinn über den Bauch gekreist. Auch warme Wickel und eine Wärmflasche auf dem Bauch können hilfreich sein. Ebenso wie Erwachsene sollten sich Kinder ausreichend und am besten an der frischen Luft bewegen. Bei Kleinkindern und Säuglingen muss bei Verstopfung verstärkt auf die sorgfältige Pflege des Pos und des Afters geachtet werden. In akuten Fällen können auch Kinder von einem Einlauf profitieren. Außerdem kann der Arzt in hartnäckigen Fällen ein Abführmittel wie Macrogol oder Laktulose verschreiben. Hierbei muss ganz besonders auf eine richtige Dosierung geachtet werden! Kindern sollten niemals pflanzliche Präparate wie Faulbaumrinde, Rhabarberwurzel oder Sennesblätter verabreicht werden.

Vorbeugen durch einen gesunden Lebensstil

Alles in allem ist ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung die beste Möglichkeit, um Verdauungsproblemen und Verstopfungen vorzubeugen. Angemessene Erholungs- und Ruhephasen wirken stressreduzierend und steigern das Wohlbefinden. Das wirkt sich ebenfalls positiv auf die Aktivität des Darms aus.

Aktualisiert am 20. Februar 2021