Unterarmschmerzen

Unterarmschmerzen sind in unserer heutigen Gesellschaft ein weit verbreitetes medizinisches Phänomen. War vor einigen Jahrzehnten noch der Oberarm stärkeren Belastungen durch körperliche Arbeit ausgesetzt, ziehen moderne Bürotätigkeiten wie die Arbeit am Computer heute eher den Unterarm in Mitleidenschaft. Viele Menschen mit einem Büroarbeitsplatz klagen deshalb häufig über Beschwerden im Unterarm bis hin zu starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.

Die meisten Betroffenen klagen über einen stechenden, ziehenden oder reißenden Schmerz, der sich besonders in Bewegungsphasen oder bei starker Belastung zeigt. Werden die Beschwerden nicht behandelt, können sie sich jedoch verschlimmern und mit der Zeit auch in Ruhephasen des Unterarmes auftreten. Während akute Schmerzen häufig auf eine Verletzung infolge eines Unfalles zurückgehen, entstehen chronische Beschwerden eher aus Verschleißerscheinungen wie zum Beispiel arthritischen Prozessen. Machen sich Unterarmschmerzen deutlich bemerkbar und verschlimmern sich mit der Zeit oder gehen sogar mit Bewegungseinschränkungen einher, sollte unbedingt ein Facharzt hinzugezogen werden. Werden Beschwerden im Unterarm nicht behandelt, können sie chronisch werden und zu bleibenden Schädigungen führen.

Anatomie des Unterarmes

Der Unterarm ist aus medizinischer Sicht zwischen dem Ellenbogengelenk und dem Handgelenk situiert. Über das Ellenbogengelenk ist der Unterarm mit dem Oberarm verbunden, das Handgelenk leitet vom Unterarm in die Hand über. Auf Knochenebene besteht der Unterarm aus zwei langen Knochen, der Elle und der Speiche, die beide jeweils direkt mit den angrenzenden Gelenken verbunden sind. Insbesondere die Verbindung zum Handgelenk ist dabei besonders flexibel. Elle und Speiche können sich umeinander drehen und ermöglichen so auch dem Handgelenk eine große Bewegungsfreiheit, die es erlaubt, die Handfläche vollständig nach oben und unten zu drehen. Die beiden Knochen des Unterarmes sind von sehr festem Bindegewebe und einer von vielen Nervenbahnen und Blutgefäßen durchzogenen Muskulatur umgeben.

Anatomie des Armes

Ursachen

Unterarmschmerzen gehen häufig auf eine Überlastung der Muskulatur zurück. Bei lang andauerndem Arbeiten am Computer gehen beispielsweise eine starre Haltung und sehr einförmige, sich ständig wiederholende Bewegungen miteinander einher, was zu einer sehr einseitigen und stetigen Belastung einzelner Muskelpartien führt. Die Folge kann eine Verhärtung, Übersäuerung oder Verkürzung der Muskulatur sein, die sich durch Schmerzen und sogar Bewegungseinschränkungen äußern kann. Wer viel und lange am Computer arbeitet, entwickelt auch oft eine so genannte Sehnenscheidenentzündung, die sich durch starke Schmerzen am Unterarm auszeichnet. Neben dem in der Medizin schon lange bekannten Tennisarm hat sich aufgrund der zunehmenden Belastung hier inzwischen auch der Begriff des Mausarmes etabliert.
Auch sehr starke Belastungen wie bei körperlicher Arbeit oder im Sport können zu einer Fehl- oder Überbelastung des Unterarmes führen. Hinzu kommen Muskelfaserrisse und Zerrungen oder Prellungen, die zu den typischsten Beschwerden in diesem Bereich führen. Durch schwere äußere Einflüsse wie Stürze oder Stöße kann es außerdem zu einem Bruch eines oder beider Unterarmknochen kommen. Knochenschädigende Erkrankungen wie Osteoporose können die Knochen des Unterarmes besonders anfällig für eine Fraktur machen.

Ein ebenfalls häufig auftretendes Phänomen im Bereich der Computerarbeit ist eine Reizung des so genannten Nervus Radialis, der zu den größten und wichtigsten Nerven im Unterarm gehört. Er verläuft entlang der Achsel bis zum Schulterblatt und ist deshalb besonders betroffen, wenn der Arm durch Betätigen der Tastatur dauerhaft angewinkelt ist. Dabei kann es dazu kommen, dass der Nervus Radialis von verhärteten und verkürzten Muskelpartien eingeklemmt und damit dauerhaft gereizt wird. Die Folge sind Schmerzen im Unterarm, die oft auch von einem unangenehmen Kribbeln oder Taubheitsgefühl begleitet werden. Da die Ursachen für Unterarmschmerzen vielfältig sein können und nicht unbedingt direkt im Unterarm selbst begründet liegen müssen, ist es sinnvoll, die Beschwerden möglichst frühzeitig von einem Facharzt medizinisch abklären zu lassen.

Therapie

Um die richtige Therapie bei Unterarmschmerzen empfehlen zu können, ist eine präzise Diagnose erforderlich. Dabei kann es unter Umständen sinnvoll sein, auch andere Bereiche des oberen Bewegungsapparates, wie zum Beispiels den Oberarm oder die Schulter genauer in Augenschein zu nehmen. Um einen Bruch eines oder beider Unterarmknochen verifizieren oder ausschließen zu können, kann zudem eine Röntgenuntersuchung erforderlich werden.

Da die meisten Unterarmbeschwerden aus einer Über- oder Fehlbelastung resultieren, ist es häufig ausreichend, den Arm zu schonen. So können sich überlastete und verkürzte Muskelpartien wieder regenerieren. Gegebenenfalls kann es sinnvoll sein, den Heilungsprozess durch medizinische Massagen und Bewegungstherapie zu unterstützen. Behandlungsansätze im Bereich der progressiven Muskelentspannung kommen hier besonders oft zum Einsatz. Auch Wärmebehandlungen können dabei helfen, verspannte Muskelpartien wieder zu lockern.

Im Falle einer Sehnenscheidenentzündung ist Schonung besonders wichtig für das Abklingen der Entzündung. Deshalb wird der Unterarm meist durch einen Stützverband stabilisiert, um den Heilungsprozess behindernde Bewegungen zu verhindern. Wird die entzündete Stelle zusätzlich regelmäßig gekühlt, kann dies das Abklingen der Entzündung begünstigen. Zusätzlich kommen häufig schmerzlindernde Medikamente zum Einsatz, die den akuten Schmerz meist innerhalb weniger Tage zurückgehen lassen.

Liegt eine Fraktur eines oder beider Unterarmknochen zugrunde, wird diese meistens in einem operativen Eingriff fachgerecht eingerichtet, um ein falsches Zusammenwachsen zu verhindern. Nicht selten werden die gebrochenen Bereiche des Knochens dafür mit einer Metallplatte verschraubt, die die Bruchstelle langfristig stabilisiert. Dies gilt insbesondere für Brüche in der Nähe eines Gelenkes. Würde ein Bruch im Unterarm fehlerhaft wieder zusammenwachsen, könnte die Bewegungsfreiheit dadurch empfindlich eingeschränkt werden. Für den laufenden Heilungsprozess wird der Unterarm in der Regel durch eine Gipsschiene stabilisiert und ruhig gestellt.

Bei einer Nervenreizung oder –schädigung kommen häufig entzündungshemmende Kortisonspritzen oder eine Behandlung in Form von Tabletten in Frage. Zusätzlich wird der in Mitleidenschaft gezogene Teil des Armes häufig durch eine Bandage oder Schiene ruhig gestellt, um eine weitere Reizung zu vermeiden. Zeigt sich nach einigen Tagen keine Besserung, kann ein operativer Eingriff erfolgen, in dem der eingeklemmte Bereich des Nervs gezielt entlastet wird. Nach diesem Eingriff zeigt sich meist nach kurzer Zeit eine spürbare Verbesserung.

Vorbeugung

Um Beschwerden im Unterarm wirkungsvoll vorzubeugen, sollten allzu belastende Tätigkeiten vermieden werden. Dazu gehören sowohl starke Belastungen wie zum Beispiel im Sport als auch andauernde und statische Fehlhaltungen wie bei der Arbeit am Computer. Es kann hilfreich sein, den Arbeitsplatz ergonomisch einzurichten und vor allem darauf zu achten, dass die Höhe von Stuhl und Tisch so aufeinander abgestimmt sind, dass sich die Auflagefläche des Armes optimal einrichten lässt. Regelmäßige Entspannungsübungen für die Armmuskulatur minimieren das gesundheitliche Risiko.

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Aktualisiert am 20. Februar 2021