Ulcus molle

Ulcus molle zählt zu den sexuell übertragbaren Krankheiten. Somit liegt die Hauptursache der Erkrankung in ungeschütztem Geschlechtsverkehr. Die Geschlechtskrankheit wird auch als weicher Schanker bezeichnet. Ulcus molle ähnelt in seinem Aussehen dem harten Schanker, jedoch sind die Erreger und der Verlauf der beiden Krankheiten völlig verschieden.

Ulcus molle kommt vor allem in Afrika, Südamerika und Südostasien vor. Männer sind zehnmal häufiger von der Geschlechtskrankheit betroffen als Frauen. Bei Männern treten die typischen Symptome stets auf, bei Frauen können diese ausbleiben. Das Leitsymptom von Ulcus molle sind Geschwüre an den Genitalien. Die sexuell übertragbare Krankheit heilt nicht von alleine aus. Bei einer rechtzeitigen Therapie mit Antibiotika gilt sie jedoch als gut heilbar.

Die Symptome bei Ulcus molle

Es gibt charakteristische Symptome, die auf den weichen Schanker hinweisen. Etwa zwei bis zehn Tage nach dem Geschlechtsverkehr mit einer infizierten Person kommt es zu den ersten Beschwerden. Zunächst bilden sich kleine, rötliche Papeln. Diese wandeln sich nach einiger Zeit in Bläschen um. Aus diesen Bläschen entsteht dann ein Ulcus (Geschwür). Dieses wird von einem leicht aufgeworfenen und roten Saum umgeben. Die Mitte des Geschwürs ist von einer kleinen Grube geprägt. Diese hat eine grau-gelbliche Färbung. Die Geschwüre sind zu Beginn lediglich einige Millimeter groß. Wird Ulcus molle nicht behandelt, können sie sich jedoch bis zu einem Durchmesser von etwa zwei Zentimetern ausweiten.

Bei Berührung fühlt sich das Geschwür weich an. Aus dieser Tatsache leitet sich der Name des Geschwürs ab: im Lateinischen bedeutet „molle“ soviel wie „weich“. Wird das Geschwür betastet, verursacht es außerdem Schmerzen.

Bei Frauen treten die Geschwüre besonders häufig an den kleinen und großen Schamlippen auf. Außerdem können sie die Umgebung der Harnröhrenmündung betreffen. Ebenso können die Geschwüre am Muttermund, an der Schleimhaut der Scheide und an anderen inneren Geschlechtsorganen auftreten. An diesen Stellen bewirken sie i.d.R. keine Schmerzen. Hierin liegt der Grund, dass Ulcus molle nicht immer bemerkt wird. Und genau hierin liegt eine große Gefahr, denn der weiche Schanker kann anderen Erregern als Eintrittspforte dienen – die Geschlechtskrankheit gilt als Wegbereiter für die Syphilis und für HIV- und Herpes-Infektionen.

Beim Mann treten die Geschwüre meist am Eichelrand, an der Innenseite der Vorhaut und am Vorhautbändchen auf. Seltener sind die Eichel an sich, der Schamhügel und der Penisschaft betroffen.

Weitere mögliche Symptome

Je nach der ausgeübten sexuellen Praktik können die Hautveränderungen auch im Analbereich oder an der Mundschleimhaut entstehen.

Bleibt eine Behandlung des Ulcus molle aus, hat die Infektion leichtes Spiel, weiter voranzuschreiten. Die Bakterien breiten sich entlang der umgebenden Lymphbahnen aus. Hier bewirken sie Entzündungen. Diese Entzündungen werden als Ulcus-molle-Lymphangitis bezeichnet. Bei Männern machen sich diese Entzündungen in Form von kirschkerngroßen Abszessen in der Umgebung der Peniswurzel bemerkbar. Im weiteren Verlauf können sich die Entzündungen auf die Lymphknoten der Leisten ausbreiten, sodass diese anschwellen und schmerzen. Auch an den Leistenlymphknoten können sich Abszesse bilden. Diese werden in der Medizin als Ulcus-molle-Bubo bezeichnet. Bricht ein solcher Abszess auf, kann sich der Eiter nach außen hin entleeren.

Die Ansteckung erfolgt nahezu ausschließlich durch Geschlechtsverkehr

Die Ursache für Ulcus molle liegt in einer Infektion mit dem Haemophilus ducreyi-Bakterium. Dieses ist vor allem in tropischen Ländern weit verbreitet.

Der weiche Schanker tritt nur beim Menschen auf und gilt als äußerst ansteckend. Ulcus molle wird nahezu ausschließlich durch Geschlechtsverkehr, also, wenn das Bakterium über die Schleimhaut oder kleine Hauteinrisse in das Gewebe eindringt, übertragen. Hat sich eine Person mit dem Bakterium infiziert, kommt es an der Eintrittsstelle zur Geschwürbildung. Die Ausbreitung der Infektion wird durch eine mangelnde persönliche Hygiene begünstigt. Zu einer Übertragung des Bakteriums von Mensch zu Mensch kann es auch kommen, wenn eine Person mit dem Haemophilus ducreyi-Bakterium infiziert ist aber keine Symptome aufweist – wie bereits erwähnt, verursacht die Infektion bei Frauen häufig keine Beschwerden.

Die Diagnose von Ulcus molle

Sofern der Verdacht auf Ulcus molle besteht, sollte umgehend ein Arzt bzw. am besten gleich ein Urologe aufgesucht werden. Dieser kann den weichen Schenker diagnostizieren und somit frühestmöglich eine Behandlung einleiten. Auf diese Weise lassen sich mögliche Komplikationen vorbeugen.

Um die Diagnose „Ulcus molle“ stellen zu können, entnimmt der Urologe einen Abstrich aus einem Geschwür oder aus der Lymphflüssigkeit. Bereits mit diesem Abstrich kann Ulcus molle sicher diagnostiziert werden. Um andere Geschlechtskrankheiten auszuschließen, kann der Erregerstamm zusätzlich angezüchtet werden. Außerdem führen die meisten Ärzte, um sicher zu gehen, einen HIV-Test durch.

Die Behandlung mit Antibiotika

Werden die Pusteln nicht umgehend behandelt, bilden sie sich innerhalb von wenigen Tagen zu flachen, schmerzhaften Geschwüren samt knötchenartigen Ansammlungen von Zellen und eitrigem Ausfluss aus.

Die Therapie bei Ulcus molle besteht i.d.R. aus der Gabe von Antibiotika. Ein besonders bewährtes Antibiotikum im Rahmen der Ulcus molle-Behandlung ist das Ciprofloxacin. Dieses wird oral eingenommen und zwar zweimal täglich und in einer Dosis von 500 mg. Bei schwangeren Frauen sollte man mit der Dosierung besondere Vorsicht walten lassen!

Ein weiteres Antibiotikum, das zum Einsatz kommen kann, ist das Erythromycin. Dieses wird in den meisten Fällen über einen Zeitraum von sieben bis zehn Tagen verabreicht. Ebenso besteht die Möglichkeit, Ulcus molle mit einer einmaligen intramuskulären Injektion von Ceftriaxon zu bekämpfen.

Weitere Therapiemaßnahmen

Um ein späteres Aufbrechen der gefüllten Lymphknoten zu vermeiden, werden diese ggf. vom Arzt geöffnet. Zudem muss eine gründliche Genitalhygiene erfolgen. So werden die Geschwüre sauber und trocken gehalten und es wird weiteren entzündlichen Prozessen entgegengewirkt. Besonders geeignet sind entzündungshemmende Substanzen sowie Bäder, die Chinosol oder Kaliumpermanganat enthalten.

Während der Behandlung muss unbedingt auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden! Außerdem sollte der Sexualpartner mitbehandelt werden. So wird einer erneuten gegenseitigen Ansteckung vorgebeugt (sog. Ping-Pong-Effekt). Drei Monate nach der Behandlung sollte eine Kontrolluntersuchung durchgeführt werden. So kann der Therapieerfolg bewertet und ein chronischer Zustand ausgeschlossen werden.

Vorbeugung durch die Verwendung von Kondomen

Die einzige Möglichkeit der Vorbeugung gegen Ulcus molle besteht in geschütztem Geschlechtsverkehr – anders als bei diversen anderen Infektionskrankheiten gibt es keine Impfung gegen das Bakterium Haemophilus ducreyi. Zudem sind Personen, die bereits einen weichen Schanker überstanden haben, nicht gegen das Bakterium immun, d.h. man kann sich immer wieder neu infizieren. Bei einem bereits bestehenden weichen Schanker sollte der Sexualpartner immer gleich mitbehandelt werden.

Aktualisiert am 20. Februar 2021