Trigeminusneuralgie

Bei der Trigeminusneuralgie handelt es sich um eine schmerzhafte Erkrankung des Nervus trigeminus – der fünfte von zwölf „Hirnnerven“. Es kommt zu plötzlichen Schmerzen, die blitzartig im Gesicht einschießen. Der Nervus trigeminus ist für die Übermittlung von, die Gesichtshaut betreffende, Empfindungen an das Gehirn zuständig. Im Rahmen einer Trigeminusneuralgie ist der Nerv derart geschädigt, dass er stärkste Schmerzen an das Gehirn meldet und zwar, obwohl die Haut intakt und frei von Schädigungen ist.

Die Schmerzen im Rahmen der Trigeminusneuralgie halten i.d.R. nur einige Sekunden an. In einigen wenigen Fällen bestehen die Schmerzen bis zu zwei Minuten. Zwischen den Schmerzattacken besteht Beschwerdefreiheit.

Frauen sind häufiger betroffen als Männer

Bei der Trigeminusneuralgie handelt es sich um eine sehr seltene Erkrankung: Jedes Jahr erkranken etwa vier von 100.000 Menschen an der Nerven-Erkrankung. Aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung sind Frauen häufiger betroffen als Männer – die Wahrscheinlichkeit einer Trigeminusneuralgie steigt mit dem zunehmenden Alter. Die Therapie der Erkrankung wird durch die Tatsache erschwert, dass die genauen Ursachen bis heute unbekannt sind.

Die typischen Schmerzen zählen zu den stärksten wahrnehmbaren Schmerzen überhaupt

Die kennzeichnenden Symptome der Trigeminusneuralgie sind einseitige, sehr starke Gesichtsschmerzen. Diese treten plötzlich auf und dauern meist nur wenige Sekunden an. Diese Schmerzen zählen zu den stärksten wahrnehmbaren Schmerzen überhaupt. Betroffene schildern die Beschwerden als stromstoßartig und mit einem brennenden bzw. einem stechenden Charakter. Die Schmerzattacken können pro Tag 100-mal auftreten. Sie werden durch Berührungen der Wange und der Stirn als auch durch Sprechen und Lachen ausgelöst. Außerdem kann es beim Zähneputzen und beim Kauen sowie beim Schlucken zu den stechenden Schmerzen kommen. Zusätzlich kann sich das Gesicht röten und/ oder es kann zu einem starken Tränenfluss kommen.

Schon ein Luftzug kann ausreichen, um die starken Schmerzen im Gesicht zu verursachen. Somit stellt die Erkrankung eine schwere Beeinträchtigung im Alltag dar. Da die Patienten sich vor erneuten Schmerzattacken fürchten, nehmen sie in nicht seltenen Fällen eine verringerte Menge an Nahrung und Flüssigkeit auf, sodass sie schnell an Gewicht verlieren.

Mögliche Ursachen für eine Trigeminusneuralgie

Je nach der Ursache für die Erkrankung wird die Trigeminusneuralgie in zwei Formen unterteilt. Besteht eine eindeutige Ursache für die Schmerzattacken, ist die Rede von einer symptomatischen Trigeminusneuralgie. Sind die Auslöser hingegen unklar, wird das als klassische Trigeminusneuralgie bezeichnet.

Die symptomatische Trigeminusneuralgie

Bei dieser Form der Erkrankung kann es neben den starken Schmerzen auch zu einem Kribbeln, zu Taubheit und anderen Empfindungsstörungen im Versorgungsbereich des Nervus trigeminus kommen. Die Schmerzen können ebenfalls beidseitig auftreten und nicht immer besteht Schmerzfreiheit zwischen den Attacken. Im Gegensatz zur klassischen Form sind von der symptomatischen Trigeminusneuralgie vor allem jüngere Menschen betroffen. Mögliche Ursachen für die symptomatische Trigeminusneuralgie sind Gehirntumore. Diese üben Druck auf den N. trigeminus oder auf ein Blutgefäß aus, sodass diese gegeneinandergedrückt werden. Die Folge sind die typischen Schmerzen. Außerdem können Schlaganfälle und Gefäßmissbildungen im Hirnstamm-Bereich (z.B. ein Aneurysma) die symptomatische Trigeminusneuralgie begünstigen. Ebenso gelten sogenannte Entmarkungskrankheiten wie die Multiple Sklerose als auch eine Arteriosklerose als mögliche Ursachen.

Die klassische Trigeminusneuralgie

Bei dieser Form der Trigeminusneuralgie sind keine eindeutigen Ursachen bekannt. Es besteht die Annahme, dass die Schmerzen auf den direkten Kontakt zwischen dem N. trigeminus und einem Blutgefäß zurückzuführen sind. Durch diesen Kontakt sowie durch den vom Blutgefäß ausgehenden Druck auf den Nerv wird dessen Umhüllung, Myelinscheide genannt, geschädigt.

Die Diagnose durch das Ausschließen anderer Erkrankungen

Im Rahmen der Diagnosestellung muss der Arzt andere Ursachen für die Schmerzen ausschließen, d.h. bei der Diagnose der Trigeminusneuralgie handelt es sich um ein Ausschlussverfahren. In einigen Fällen werden die für die Erkrankung typischen Schmerzen durch einen sogenannten idiopathischen Gesichtsschmerz ausgelöst. Und auch beim sogenannten Cluster-Kopfschmerz entstehen Schmerzattacken, die von schmerzfreien Intervallen gefolgt werden. Im Rahmen des Cluster-Kopfschmerzes treten die Schmerzen jedoch meist nachts auf. Außerdem sind sie häufig auf ein Auge begrenzt. Hierin liegt ein wichtiger Unterschied zur Trigeminusneuralgie. Bei dieser breiten sich die Schmerzen nämlich über die gesamte Stirn sowie über die Augen aus.

Gesichtsschmerzen, die denen einer Trigeminusneuralgie ähneln, können auch im Rahmen von Halsverspannungen und Kiefergelenkproblemen wie der craniomandibulären Dysfunktion auftreten. Weitere mögliche Ursachen für derartige Schmerzen sind Erkrankungen der Augen, der Zähne und der Nasennebenhöhlen. Der Arzt muss all diese anderen Ursachen für die Schmerzen ausschließen, um die Diagnose „Trigeminusneuralgie“ stellen zu können.  Aus diesem Grund gilt es, die auftretenden Symptome genauestens zu erfassen. Zudem untersucht der Arzt die Nerven: Bei einer bestehenden Trigeminusneuralgie können keine Defekte an den Nerven festgestellt werden. Das unterscheidet die Krankheit von diversen anderen Erkrankungen, mit denen Gesichtsschmerzen einhergehen.

Verfahren, um die Form der Trigeminusneuralgie zu bestimmen

Sofern eine Trigeminusneuralgie diagnostiziert wurde, gilt es in einem nächsten Schritt, die Form der Erkrankung zu bestimmen. Um zu analysieren, ob es sich um eine klassische oder um eine symptomatische Trigeminusneuralgie handelt, wird eine Magnetresonanztomographie oder eine Computertomographie des Kopfes durchgeführt. Bei einer symptomatischen Trigeminusneuralgie kann das bildgebende Verfahren mögliche Tumore und Reizungen des Nervus trigeminus offenbaren. Bei der klassischen Trigeminusneuralgie fehlen diese sichtbaren Erkrankungen. Besteht der Verdacht auf eine multiple Sklerose, kann zudem eine Lumbalpunktion erfolgen.

Verschiedene Therapiemaßnahmen

Herkömmliche Schmerzmittel reichen nicht aus, um die starken Gesichtsschmerzen im Rahmen der Trigeminusneuralgie zu lindern. Stattdessen werden beispielsweise Anti-Epileptika eingesetzt. Leidet ein Patient unter besonders häufigen Attacken, kann dieses Medikament auch intravenös verabreicht werden.

Bewirken auch die Anti-Epileptika keine Schmerzlinderung, kann eine Operation notwendig sein. Hierbei öffnet der Arzt den Schädelknochen am Hinterkopf und befreit den Nervus trigeminus aus seiner Einengung bzw. Quetschung. Dabei wird der Nerv nicht beschädigt, d.h. er bleibt vollkommen funktionsfähig.

Schonender als die Operation ist die Sonden-Therapie. Diese wird auch als perkutane Thermokoagulation bezeichnet. Hierzu wird der Patient in einer Kurznarkose versetzt. Anschließend führt der Mediziner eine Sonde durch die Kopfhaut. Unter der Verwendung von Hitze werden die Schmerfasern des Nervus trigeminus zerstört. Der Nachteil dieser Behandlungsmethode liegt auf der Hand: Der Nerv kann Schäden davontragen, sodass es zu einem Gefühlsverlust im betroffenen Bereich kommen kann.

Ein ähnliches Verfahren wie die Sonden-Therapie ist die Ballon-Therapie: Unter Kurznarkose schiebt der Arzt einen Ballonkatheter zur betroffenen Stelle im Schädel. Dort wird der Ballon aufgeblasen. Der entstehende Druck zerstört die Schmerzfasern des Nervus trigeminus.

Weitere Möglichkeiten der Behandlung

Eine weitere mögliche Behandlung der Trigeminusneuralgie stellt die chemische Therapie dar. Hierbei wird eine nervenschädigende Substanz namens Glycerol in die betroffene Stelle injiziert. Die Substanz zerstört ebenfalls die Schmerzfasern des N. trigeminus.

Die neuste Methode zur Behandlung einer Trigeminusneuralgie besteht in einer Bestrahlung mit einem Laser. Der Trigeminus-Nerv wird einmalig einer hohen Strahlendosis ausgesetzt. Hierbei muss der Schädel nicht geöffnet werden und es gibt kaum Komplikationsrisiken. Der Nachteil dieser Methode besteht jedoch darin, dass die Schmerzen der Erkrankung erst nach einigen Wochen verschwinden. Außerdem sind die Erfolgsaussichten geringer als bei den meisten anderen Verfahren.

Eine Alternative zu den sogenannten zerstörenden Verfahren ist die Therapie in einer Schmerzklinik. Hier wird mit örtlicher Betäubung gearbeitet: Die örtlichen Betäubungsmittel werden per Injektion unmittelbar in die schmerzenden Stellen gespritzt. Diese Methode ist zwar vielversprechend, sie dient jedoch nicht als langfristige Therapiemaßnahme, d.h. sie muss immer wieder wiederholt werden.

Alternative: Akkupunktur

Wer stattdessen einen anderen Weg einschlagen möchte, hat die Möglichkeit, es mit Akkupunktur zu versuchen. In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird die Trigeminusneuralgie als eine Blockade der Lebensenergie bezeichnet. Um den Energiefluss anzuregen, werden das Gesicht, die Hände und die Füße punktiert. Um die Schmerzen nicht zu verstärken, wird das Gesicht erst nach einigen Sitzungen mitbehandelt. Patienten berichten von Schmerzlinderungen nach den ersten sechs bis acht einstündigen Sitzungen.

Einer Trigeminusneuralgie kann man nicht vorbeugen

Man kann der Trigeminusneuralgie nicht unmittelbar vorbeugen. Da die Arteriosklerose als eine mögliche Ursache für die Erkrankung gilt, sollte man einen gesunden Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung und viel Bewegung pflegen. Wer an einer Trigeminusneuralgie leidet, sollte in Absprache mit dem behandelnden Arzt die geeignete Therapiemaßnahme finden.

Aktualisiert am 19. Februar 2021