Tetanus

Als Auslöser für Tetanus gilt das Bakterium namens Clostridium tetani. Dieser Erreger ist durch drei Besonderheiten geprägt. Und zwar bildet er zum einen Sporen aus, die als sehr widerstandsfähig gelten und lange Zeit ohne Wirt überleben können. Zudem vermehrt sich der Erreger ausschließlich in einem anaeroben Milieu, also ohne Sauerstoff. Eine weitere Besonderheit des Clostridium tetani-Bakteriums ist die Produktion von Bakteriengiften. Diese verursachen letztendlich die typischen Tetanus-Symptome.

Die Sporen des Bakteriums finden sich vor allem im Erdreich und im Kot von Tieren (besonders in dem von Pferden). In den menschlichen Körper gelangen die Erreger über Wunden. Dabei müssen die Wunden nicht sehr groß sein – schon ein Splitter oder ein kleiner Schnitt in der Haut genügt für eine Infektion. Eine Übertragung des Erregers von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.

Das Clostridium tetani-Bakterium bildet zwei Toxine

Hat sich eine Person mit dem Tetanus-Erreger infiziert, bilden die Bakterien an der Eintrittsstelle Toxine. Bei diesen Toxinen handelt es sich um das Tetanolysin und das Tetanospasmin. Während das Tetanolysin die Zerstörung von roten Blutkörperchen bewirkt und Schäden am Herzen begünstigt, führt das Tetanospasmin zu den sichtbaren Symptomen der Erkrankung.

Inkubationszeit, Dauer und Häufigkeit der Tetanus-Erkrankung

Die Inkubationszeit, also das Zeitintervall zwischen der Infektion und dem Auftreten der ersten Symptome, ist sehr variabel: bei einem schnellen Verlauf kann es bereits nach wenigen Tagen zu den ersten Anzeichen kommen. Ist der Verlauf eher langsam, treten die Symptome häufig erst nach etwa drei Wochen auf. Es gibt sogar Fälle, in denen die ersten Beschwerden erst nach Monaten entstehen. Im Falle einer sehr kurzen Inkubationszeit ist der Verlauf der Erkrankung meist sehr schwer.

Die Toxine können bis zu 12 Wochen lang im Körper wirken. Erst nach dem Ablauf dieser Zeit verschwinden auch die Symptome vollständig. Zu einer Besserung der Beschwerden kommt es i.d.R. nach etwa vier bis acht Wochen.

In Deutschland wird im Rahmen umfassender Impfungen gegen Tetanus vorgegangen. Dank dieser Impfungen treten in Deutschland jährlich kaum mehr als 15 Fälle von Tetanus auf. Hierbei handelt es sich meist um ältere Menschen in einem Alter von über 60 Jahren. Zum Vergleich: Im Jahr 1970 wurden jährlich noch über 100 Tetanus-Fälle registriert.

Vier verschiedene Verlaufsformen von Tetanus

Aufgrund des Verlaufs unterscheidet man in der Medizin zwischen vier verschiedenen Formen der Infektion:

  • Die generalisierte Form: Hierbei kommt es am gesamten Körper zu den klassischen Symptomen.
  • Die lokale Form: Die Beschwerden bleiben auf eine Gliedmaße und zwar auf die, an der sich die Eintrittspforte befindet, beschränkt.
  • Der zephale Tetanus: Hierbei handelt es sich um eine Sonderform der Infektions-Krankheit. Die auslösende Wunde befindet sich am Kopf. Die dortigen Nervenbahnen zum Gehirn sind kürzer, sodass auch die Inkubationszeit kürzer ist.
  • Der neonatale Tetanus: Diese Form von Tetanus betrifft nur Neugeborene von ungeimpften Müttern. Zur Infektion kommt es aufgrund einer mangelhaften Hygiene. Die Erreger dringen meist über den Nabel ein. Diese Form stellt die weltweit häufigste Tetanus-Form dar. Sie kommt vor allem in Ländern mit geringen Hygienestandards sowie einer schlechten medizinischen Versorgung vor.

Allgemeine Symptome gefolgt von spezifischen Symptomen

Mit Tetanus gehen zunächst allgemeine Symptome einher. Zu diesen Beschwerden gehören Schwindelgefühle, eine Mattigkeit und Muskelschmerzen. Außerdem kann es zu Kopfschmerzen und zu Schweißausbrüchen kommen.

Diesen allgemeinen Symptomen folgen weitere spezifische Merkmale der Erkrankung: die Kiefermuskulatur verkrampft. In diesem Zusammenhang wird von einem Trismus oder auch von einer Kieferklemme gesprochen. Es kann zu einem grinsenden Gesichtsausdruck kommen. Dieser wird mit dem Begriff Risus sardonicus umschrieben. Er entsteht aufgrund der krampfenden Zungen- und Gesichtsmuskulatur. Darüber hinaus kann eine Muskelstarre entstehen, die vom Nacken und vom Kopf ausgeht und bis zu den langen Bauch- und Rückenmuskeln reichen kann. Diese Muskelstarre wird als Rigor bezeichnet. Ebenso können sich die Muskeln der Beine, der Arme und der Rippen sowie des Kehlkopfs einschließlich der Muskeln des Zwerchfells verkrampfen.

Die Muskelkrämpfe sind meist schmerzhaft. Sie dauern etwa eine bis zwei Minuten an und können immer wieder auftreten. Die Muskelkrämpfe werden durch geringe äußere Reize ausgelöst. Solche Reize können akustischer, optischer und mechanischer Natur sein. Ein Beispiel für einen solchen mechanischen Reiz ist eine Berührung. Ein optischer Reiz kann ein helles Licht sein und ein akustischer Reiz können laute Geräusche sein.

Weitere Symptome

Im Rahmen von Tetanus kommt es außerdem zu einem deutlich verstärkten Stoffwechsel in den krampfenden Muskeln. Hierdurch entsteht häufig ein sehr hohes Fieber. Die heftigen Muskelkrämpfe können ein Brechen der Wirbelsäule und der Wirbelkörper begünstigen. Ebenso können die Dornfortsätze der Wirbel abreißen. Die Krämpfe in der Rippen- und Kehlkopfmuskulatur können zudem die Atmung stark beeinträchtigen und bei einer Beteiligung des Zwerchfells drohen die Betroffenen zu ersticken.

Ursache ist das Clostridium tetani-Bakterium

Da das Bakterium Clostridium tetani nur unter anaeroben Bedingungen überleben kann, stellen oberflächliche Verletzungen keine Gefahr für eine Infektion dar. An diese Art von Wunden gelangt nämlich ausreichend Sauerstoff. Ein Stich oder ein Schnitt mit einem spitzen Gegenstand kann jedoch tiefere Ausmaße annehmen, sodass ideale Bedingungen für die Tetanus-Erreger vorherrschen. Dabei kommt es nicht auf die Größe der Wunde an: schon ein Dornenstich kann ausreichen, um eine Infektion mit dem Clostridium tetani-Bakterium zu bewirken.

Zudem fühlt sich das Bakterium in abgestorbenem Gewebe wohl – auch hier herrscht ein anaerobes Milieu. Abgestorbenes Gewebe findet sich besonders in größeren Wunden und zwar vor allem dann, wenn diese nicht ausreichend behandelt wurden. Das tote Gewebe wird auch als nekrotisches Gewebe bezeichnet.

Ein erhöhtes Alter als Risikofaktor

Ältere Menschen weisen ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Tetanus auf. Der Grund ist zum einen, dass die gegen die Wundstarrkrampf-Toxine gerichteten Antikörper nicht mehr ausreichend im Blut vorhanden sind. Diese Antikörper bildet das Immunsystem nach einer Impfung, im höheren Alter werden sie jedoch schneller abgebaut als in jungen Jahren. Deshalb wird älteren Menschen zu regelmäßigen Auffrischungsimpfungen geraten. Ein weiterer Grund für die erhöhte Anfälligkeit von älteren Menschen gegenüber Wundstarrkrampf liegt in einer schlechteren Durchblutung. Diese kann durch Diabetes, Gefäßerkrankungen und andere Krankheiten bedingt sein. Entsteht eine Verletzung, wird auch diese schlechter durchblutet, sodass die Wunde weniger mit Sauerstoff versorgt wird. Hierdurch haben es anaerobe Erreger leichter, zu überleben und sich zu vermehren.

Ein weiterer Risikofaktor: Erkrankungen, die die Hautoberfläche betreffen

Ein weiterer Risikofaktor für die Entstehung von Tetanus sind diverse Erkrankungen, die die Hautoberfläche betreffen. So kann beispielswiese ein Ekzem eine Infektion mit dem Clostridium tetani-Bakterium begünstigen, da die betroffene Hautstelle nicht über genügend Sauerstoff verfügt.

Die Diagnose von Tetanus

Die Diagnose „Tetanus“ wird aufgrund der typischen Symptome gestellt: Treten im Anschluss an eine Wundverletzung Muskelkrämpfe oder eine Muskelsteifigkeit auf, ist die Diagnose so gut wie sicher. Um die Infektion zu bestätigen, kann ein sogenannter Neutralisationstest durchgeführt werden. Mit diesem lassen sich die Bakterien im Blutserum oder im Wundmaterial nachweisen. Solch ein Test ist jedoch nicht immer aussagekräftig.

Die Therapie bei Tetanus: Linderung der Symptome und Verhinderung der Ausbreitung

Es gibt kein Mittel, das direkt gegen die Giftstoffe bei Tetanus wirkt. Daher besteht die Therapie hauptsächlich aus der Linderung der Symptome sowie aus der Verhinderung der Bakterien-Vermehrung. Folgende Maßnahmen werden eingeleitet, um die Ziele zu erreichen:

Zunächst einmal sollte die Wunde, durch die das Clostridium tetani-Bakterium in den Körper gelangt ist, gründlich chirurgisch gesäubert werden: der Wundbereich wird durch eine Exzision (Herausschneiden) und durch eine offene Wundbehandlung mit mehr Sauerstoff versorgt. So haben es die Bakterien nicht so leicht, sich zu vermehren. Außerdem werden Antikörper gegen die Tetanustoxine verabreicht. Diese Antikörper werden als Tetanus-Immunglobuline bezeichnet. Sie neutralisieren den Giftstoff. Durch eine Tetanus-Impfung wird zudem die Bildung körpereigener Antikörper gefördert.

Eine weitere Maßnahme, um den Wundstarrkrampf zu behandeln, besteht in der Gabe von hochdosierten Antibiotika sowie in der intensivmedizinischen Überwachung des Patienten. Es können Muskelrelaxantien verabreicht werden. Diese sollen zur Entspannung der Muskeln beitragen. Zur allgemeinen Entspannung des Patienten kommen zudem Beruhigungsmittel zum Einsatz. Des Weiteren sollte der Patient in einem reizarmen Raum gelagert werden, d.h. dieser Raum sollte abgedunkelt und möglichst schallisoliert sein.

Eine Impfung dient der Vorbeugung gegen Wundstarrkrampf

Anders als in vielen afrikanischen Ländern kommt es in Deutschland dank der Tetanus-Impfung relativ selten zu einer Infektion mit dem auslösenden Bakterium. Die Grundimmunisierung wird bereits im Säuglingsalter (ab einem Alter von zwei Monaten) durchgeführt. Es folgen drei weitere Impfungen, sogenannte Auffrischungsimpfungen. Die erste dieser Impfungen wird i.d.R. im Alter von fünf bis sechs Jahren vorgenommen. Die nächste Impfung ist dann im Alter zwischen neun und 17 Jahren notwendig. Ab diesem Zeitpunkt müssen Erwachsene die Tetanus-Impfung alle zehn Jahre auffrischen lassen, um vor der Infektion geschützt zu sein.

Aktualisiert am 19. Februar 2021