Synkope

Eine Synkope stellt einen Kreislaufkollaps dar, bei dem die Betroffenen mit offenen Augen zusammensacken: Die Beine gleiten weg und die Muskeln machen schlapp. Teilweise gehen mit dem Kollaps krampfartige Muskelbewegungen einher. Sekunden nach dem Kollaps ist der oder die Betroffene bereits wieder vollständig erholt. Als Auslöser für einen derartigen Anfall gilt ein vorübergehender vollständiger Durchblutungsmangel im Gehirn. Hierzu kann es kommen, wenn der Blutdruck stark absackt und gleichzeitig die Gegenregulation des Herz-Kreislauf-Systems versagt.

Bei einer sogenannten Präsynkope (auch: Beinahe-Synkope) ist die Durchblutung des Gehirns lediglich vermindert. Hierzu kann es kommen, wenn man sich schnell aus einer liegenden Position aufrichtet – Schwindel, Benommenheit und Bewusstseinsstörungen sind die Folge, ein vollständiger Bewusstseinsverlust tritt jedoch nicht ein.

Die Wahrscheinlichkeit von wiederkehrenden Synkopen

Es gibt verschiedene Arten von Synkopen. Die mit Abstand häufigste Form ist die sogenannte Reflexsynkope. Hierbei handelt es sich sozusagen um klassische Ohnmachtsanfälle. Diese Form kommt vor allem bei gesunden jungen Menschen vor. Bei diesen funktionieren die Kreislaufreflexe i.d.R. gut. Ungewöhnlich starke Reize können den Kreislauf jedoch stark dämpfen.

Das Wiederholungsrisiko einer Synkope ist maßgeblich davon abhängig, wie viele Synkopen der oder die Betroffene bereits erlebt hat. Sofern es maximal eine oder zwei Synkopen waren, sind weitere Synkopen zumindest in den nächsten zwei Jahren eher unwahrscheinlich. Bei mehr als zwei Synkopen steigt das Wiederholungsrisiko deutlich an. Hiermit geht auch eine höhere Wahrscheinlichkeit einer ernsten Ursache einher.

Ursachen einer neural vermittelten Synkope

In vielen Fällen liegt der Synkope eine harmlose Ursache zugrunde. Es gibt aber auch ernste Auslöser für Synkopen.

Eine sogenannte neural vermittelte (auch: vagale) Synkope kann entstehen, wenn Schmerzen, extreme Kälte, Wärme oder andere Faktoren eine Überreaktion des Nervus vagus, der größte Nerv des Parasympathikus, provozieren. Eine derartige Ohnmacht kann auch bereits durch ein zu starkes Schnäuzen der Nase entstehen. Eine neural vermittelte Synkope kann auch auftreten, wenn eine Störung des autonomen Nervensystems vorliegt. In diesem Fall ist die Rede von einer autonomen Neuropathie.

Eine weitere Ursache für eine neural vermittelte Synkope ist das Karotissinussyndrom. Die Halsschlagader (Aorta carotis) ist mit bestimmten Rezeptoren ausgestattet. Diese Rezeptoren reagieren auf Druck – ist der Blutdruck zu hoch, leiten die Rezeptoren diese Information an das Gehirn weiter. Die Folge ist eine Antwort des autonomen Nervensystems: Die Gefäße weiten sich und der Puls sinkt. Das führt zu einer deutlichen Senkung des Blutdrucks. Bei einem bestehenden Karotissinussyndrom sind die Rezeptoren überempfindlich gegenüber Druck – bereits eine kleine Berührung von außen (z.B. beim Rasieren) kann die Rezeptoren „in Alarmbereitschaft“ versetzen, sodass der Blutdruck sinkt und eine Synkope die Folge ist.

Auslöser der orthostatischen Synkope

Die orthostatische Synkope kann ohne ersichtlichen Grund auftreten. Es gibt aber auch einige Faktoren, die das Auftreten begünstigen können. Ist beispielsweise das zirkulierende Blutvolumen aufgrund eines Flüssigkeitsmangels reduziert, kann es beim plötzlichen Aufstehen zu einem starken Absacken des Bluts in die untere Körperhälfte kommen – das Risiko einer orthostatischen Synkope ist erhöht. Auch Krampfadern können diese Form der Synkope begünstigen. Die krankhaft erweiterten Venen an der Hautoberfläche (meist an den Beinen) stellen eine Art zusätzliches Flüssigkeitsreservoir dar. Bei Personen mit Krampfadern in den Beinen versackt ein größeres Blutvolumen in den Beinen – eine orthostatische Synkope wird provoziert. Auch Zuckerkranke weisen ein erhöhtes Risiko für diese Form der Synkope auf. Über lange Zeit können die Nerven der Betroffenen geschädigt werden, wobei nicht selten auch das autonome Nervensystem betroffen ist. Hieraus kann ein verlangsamtes Zusammenziehen der Gefäße nach dem Aufstehen bedingt werden, sodass das Blut versackt – eine Synkope kann eintreten.

Die kardiale Synkope wird durch Herzkrankheiten bedingt

Der Verursacher einer kardialen Synkope ist das Herz: Sowohl Herzrhythmusstörungen als auch eine Aortenstenose, ein Herzinfarkt und andere Herzkrankheiten können diese Form der Synkope bedingen. Bei Herzrhythmusstörungen kann der Fall eintreten, dass zu wenig Blut in den Kreislauf gelangt. Gründe hierfür können eine Bradykardie und eine Tachykardie sein. Im ersten Fall schlägt das Herz zu langsam, bei einer Tachykardie schlägt es zu schnell. Als Folge gelangt nicht genügend Sauerstoff ins Gehirn – der oder die Betroffene erleidet einen Kollaps.

Die Diagnose

Die wohl gefährlichste Form ist die kardiale Synkope. Der Grund: Die Ursachen können, vor allem, wenn sie nicht rechtzeitig bemerkt bzw. behandelt werden, lebensgefährlich sein. Wenn eine Synkope in Verbindung mit Brustschmerzen auftritt, sollte ein Notarzt alarmiert werden. Im Krankenhaus muss der Patient auf schwere Herzerkrankungen untersucht werden. Auch bei einer kaltschweißigen, blassen Haut und bei bläulichen Lippen muss ein Notarzt verständigt werden, da es sich hierbei um Anzeichen für einen Sauerstoffmangel oder für einen Schock handeln kann.

Eine Synkope, egal, welche Form, sollte generell ärztlich abgeklärt werden, denn hinter dem Kollaps können sich diverse Grunderkrankungen verbergen.

Das macht der Arzt

In den meisten Fällen einer Synkope kommen die Patienten mit der Aussage, dass sie umgekippt seien, zum Mediziner. Dieser erkundigt sich zunächst danach, ob der Patient bewusstlos war. Ist das der Fall, muss geklärt werden, ob es sich um eine Synkope oder um eine andere Bewusstseinsstörung wie einen epileptischen Anfall handelt. Hierzu führt der Arzt ein Anamnesegespräch mit dem Patienten. In 50 Prozent der Fälle eines Kreislaufkollapses reicht die Anamnese bereits aus, um eine Diagnose stellen zu können. Die Diagnose wird aber immer durch zusätzliche Untersuchungen gestützt.

Echokardiographie

Der Verdacht auf eine kardiale Synkope lässt sich mittels Echokardiographie und Ruhe-EKG bestätigen. Mit einem Langzeit-EKG können Herzrhythmusstörungen aufgedeckt werden. Der sogenannte Schellong-Test, bei dem der Puls und der Blutdruck im Liegen sowie im Stehen gemessen werden, liefert Hinweise auf eine orthostatische Synkope.

Da die Diagnose nicht immer eindeutig ist, wird seit einiger Zeit vermehrt auf einen sogenannten Dauer-EKG-Rekorder zurückgegriffen. Dieses Gerät ist etwa so groß wie ein gängiger USB-Stick. Es wird direkt unter die Haut der linken Brustseite eingepflanzt. Das Gerät verfügt über einen Datenspeicher, der über 36 Monate ein EKG aufzeichnen kann. Kam es zu einer Synkope, können die EKG-Daten mittels eines speziellen Auslesegeräts abgerufen werden. Vor allem Patienten mit einer vermuteten kardialen Synkope profitieren von dieser technischen Errungenschaft der Medizin.

Erste-Hilfe-Maßnahmen durch Angehörige und umstehende Personen

Wer von einer Synkope betroffen ist, hat kaum eine Chance, selber etwas zu unternehmen. Deshalb ist es wichtig, dass umstehende Personen und Angehörige angemessen handeln.

Zunächst sollte der Betroffene in die Rückenlage gebracht werden. Nach Möglichkeit sollte frische Luft gewährleistet werden. Die Hochlagerung der Beine fördert den Rückfluss des Blutes zum Herz. Sollte ein Herzinfarkt als Ursache für die Synkope vermutet werden, sollten nicht die Beine, sondern der Oberkörper etwas aufgerichtet werden. Sofern der oder die Betroffene nicht innerhalb von wenigen Sekunden wieder zu sich kommt, muss er oder sie in die stabile Seitenlage gebracht werden. Bei einer aussetzenden Atmung müssen Wiederbelebungsmaßnahmen ergriffen werden. Sobald der oder die Betroffene wieder zu sich kommt, sollte man ihn oder sie beruhigen – meist sind die Betroffenen verunsichert und verwirrt.

Vorbeugende Maßnahmen

In den meisten Fällen entspringt eine Synkope einer harmlosen Natur. Einige Menschen weisen jedoch ein erhöhtes Risiko auf, öfter umzukippen. Diese Personen sollten die folgenden vorbeugenden Maßnahmen berücksichtigen.

Zunächst sollte man stets bestrebt sein, die bekannten auslösenden Faktoren wie eine Überreaktion des Nervus vagus aufgrund von Alkohol, Stress etc. zu vermeiden. Beim Schnäuzen der Nase sollte starkes Pressen vermieden werden. Darüber hinaus stabilisieren eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme und Ausdauersport den Kreislauf. Dieser kann ebenso durch Wechselbäder nach Kneipp angeregt werden. Mit Kompressionsstrümpfen lässt sich der Rückfluss des Blutes aus den Beinen in Richtung Herz unterstützen. Vor allem bei Tätigkeiten, die längeres Sitzen oder Stehen erfordern, kann das Tragen solcher Strümpfe sehr hilfreich sein. Wer bestimmte Medikamente einnimmt und häufiger an einer Synkope leidet, sollte den behandelnden Arzt nach einem möglichen Zusammenhang fragen – in nicht wenigen Fällen kann eine alternative Medikation Abhilfe schaffen.

Maßnahmen bei einer sich anbahnenden Synkope

Patienten, die bereits öfter einen Kreislaufkollaps erlebt haben, wissen bestimmte Vorboten zu deuten. Zu diesen Vorboten gehören u.a. „weiche Knie“, Schwindel, plötzliches Schwitzen und das berüchtigte Schwarzwerden vor Augen. In solchen Fällen kann der Bewusstlosigkeit eventuell vorgebeugt werden, indem…

… frische Luft zugeführt und einmal tief eingeatmet wird.
… die Beine hochgelagert werden. So wird dem Versacken des Bluts in den Beinen entgegengewirkt.
… isotonische Muskelübungen ausgeführt werden. Diese lassen die Gefäße in den Muskeln kontrahieren, sodass das Blut zurück zum Herz befördert wird. Ein Beispiel für solche Übungen ist das Anspannen der Gesäßmuskulatur. Auch das Überkreuzen und das anschließende feste Aneinanderpressen der Beine sind hilfreich.

In einigen Fällen kann die Bewusstlosigkeit abgewendet werden, indem schnell ein Schluck kaltes Wasser genommen wird.

Wer diese Punkte der Prophylaxe berücksichtigt und im Falle einer sich anbahnenden Synkope schnell handelt, kann diese oft verhindern.

Aktualisiert am 19. Februar 2021