Speiseröhrenkrebs

Der Speiseröhrenkrebs wird auch als Ösophaguskarzinom bezeichnet. Es handelt sich um eine weltweit häufige Art von Krebserkrankung. In Deutschland tritt das Ösophaguskarzinom recht selten auf: Jährlich erkranken etwa 4.000 Männer und 1.000 Frauen an Speiseröhrenkrebs. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 66 Jahren. In sehr seltenen Fällen tritt die Krebserkrankung vor dem 40. Lebensjahr auf.

Die Zahl der Neuerkrankungen steigt kontinuierlich an – vor allem beim weiblichen Geschlecht. Dieser stetige Anstieg ist auf diverse Lebensstilfaktoren wie den Konsum von Alkohol und Nikotin sowie auf übermäßiges Essen zurückzuführen. Durch diese Faktoren wird die sogenannten Refluxkrankheit begünstigt. Mit dem Begriff „Reflux“ wird das Aufstoßen von saurem Magensaft in die Speiseröhre beschrieben. Dort schädigt der Magensaft der Schleimhaut – ein sogenanntes Adenokarzinom kann entstehen.

Heilungschancen bei Speiseröhrenkrebs

Die Heilungschancen und die Lebenserwartung der Patienten mit Speiseröhrenkrebs ist maßgeblich vom Zeitpunkt abhängig, an dem der Krebs diagnostiziert wird. Häufig wird der Speiseröhrenkrebs erst entdeckt, wenn er bereits metastasiert hat, also, wenn er schon in die umliegenden Nachbarorgane und Lymphknoten gestreut hat. In etwa 40 Prozent der diagnostizierten Fälle kann man den Patienten noch helfen. Etwa 20 Prozent der Patienten mit einem Ösophaguskarzinom im Endstadium überleben die nächsten fünf Jahre.

Hier tritt das Ösophaguskarzinom vermehrt auf

Prinzipiell kann Speiseröhrenkrebs an jeder Stelle der Speiseröhre auftauchen. Es gibt jedoch drei Bereiche, in denen der Krebs vermehrt auftritt. Es handelt sich um die Abschnitte, in denen die Speiseröhre durch andere Organstrukturen eingeengt wird, sprich um den Abschnitt unmittelbar hinter dem Schlund, um den Durchtritt der Speiseröhre durch das Zwerchfell und um den Bereich, in welchem die Speiseröhre am Aortenbogen vorbeiführt.

Drei Formen von Speiseröhrenkrebs

Je nachdem, welche Zellart entartet ist, wird der Speiseröhrenkrebs in drei verschiedene histologische Formen unterteilt: das Plattenepithelkarzinom, das bereits erwähne Adenokarzinom und das undifferenzierte Karzinom.

Das Plattenepithelkarzinom macht etwa 80 Prozent aller Speiseröhrenkrebs-Fälle aus. In diesem Fall entwickeln sich die Tumorzellen aus den Zellen der Speiseröhren-Schleimhaut. Diese Krebsart kann in sämtlichen Bereichen der Speiseröhre entstehen. Dabei treten 50 Prozent im mittleren, 35 Prozent im letzten und 15 Prozent im ersten Drittel auf. Das Plattenepithelkarzinom wird durch Rauchen, starken Alkoholkonsum, Pilzgifte und heiße Getränke begünstigt.

Das Adenokarzinom bildet sich aus veränderten Drüsenzellen. In 95 Prozent der Fälle betrifft es den unteren Abschnitt der Speiseröhre. Vor allem die Refluxkrankheit begünstigt die Entstehung eines Adenorkarzinoms.

In Fällen, in denen nicht sicher gesagt werden kann, aus welcher Zellart sich der Tumor entwickelt hat, spricht man von einem undifferenzierten Karzinom. Hierbei handelt es sich um die seltenste Form des Ösophaguskarzinoms.

Unspezifische Symptome

Die mit Speiseröhrenkrebs verbundenen Symptome treten i.d.R. erst im späten Krankheitsstadium, d.h., wenn der Tumor eine gewisse Größe erreicht hat, auf. Ist der Tumor derart gewachsen, dass er die Speiseröhre verengt oder auf andere Organe wie die Lunge übergreift, können unspezifische Beschwerden wie Fieber und eine große Müdigkeit entstehen. Außerdem kann es zu Nachtschweiß, zu einer allgemeinen Schwäche und zu einem Leistungseinbruch kommen.

Ein Ösophaguskarzinom kann einen deutlichen Gewichtsverlust begünstigen

In manchen Fällen wird die Speiseröhre derart vom Tumor verengt, dass Patienten keine feste Nahrung mehr aufnehmen können. Die Folge ist ein starker Gewichtsverlust – Patienten verlieren nicht selten mehrere Kilos in wenigen Wochen. In 70 Prozent aller Fälle von Speiseröhrenkrebs kommt es zu einem solchen starken Gewichtsverlust.

Schluckbeschwerden als Leitsymptom

Des Weiteren kann ein Ösophaguskarzinom Schluckbeschwerden hervorrufen. Bei diesen handelt es sich um das häufigste Symptom im Rahmen der Erkrankung: Knapp 87 Prozent aller Patienten mit Speiseröhrenkrebs leiden an Schluckbeschwerden. Sie werden in der Medizin als Dysphagie bezeichnet. Schluckbeschwerden entstehen, wenn der Tumor mehr als 50 Prozent der Speiseröhre verengt hat. Dieses Symptom tritt besonders dann auf, wenn trockene Speisen aufgenommen werden.

Auch, wenn Schluckbeschwerden das Leitsymptom bei einem Ösophaguskarzinom sind, können sie auf eine völlig andere Erkrankung hinweisen. So treten Schluckbeschwerden beispielsweise auch im Rahmen einer Parkinson-Erkrankung oder bei einem Schädel-Hirn-Trauma auf.

Schmerzen bei Speiseröhrenkrebs

In mehr als 45 Prozent der Fälle von Speiseröhrenkrebs empfinden Patienten einen Schmerz hinter dem Brustbein. Der Schmerz macht sich besonders bemerkbar, wenn die Betroffenen schlucken. Der Grund für die Schmerzen liegt in der Größe des Tumors: Ist dieser derart groß, dass er auf die Nervenfasern drückt, leiten diese Nervenfasern die Information „Schmerz“ an das Gehirn weiter. Diese Art von Schmerzen kann auch im Rahmen anderer Speiseröhren-Erkrankungen sowie im Falle eines Herzinfarkts auftreten.

Regurgitation durch ein mechanisches Passagehindernis

Der Begriff „Regurgitation“ beschreibt den Zustand, in dem der Nahrungsbrei aus der Speiseröhre zurück in den Mund gewürgt wird. Etwa 30 Prozent der Speiseröhrenkrebs-Patienten leiden unter diesen Beschwerden. Besonders feste Nahrung kann die verengte Speiseröhre nicht mehr passieren, sodass sie zurück „nach oben“ befördert wird. Da die Regurgitation nicht vom „Brechzentrum“ des Gehirns, sondern durch ein mechanisches Passagehindernis verursacht wird, geht ihr kein Gefühl von Übelkeit voraus. Hierin liegt der Unterschied zum herkömmlichen Erbrechen. Ähnliche Symptome treten im Rahmen von muskulären Aussackungen und bei der Refluxkrankheit auf.

Ein vermehrter Speichelfluss

Viele Patienten mit einem Ösophaguskarzinom leiden unter einem starken Speichelfluss, Hypersalivation genannt. Zu einem vermehrten Speichelfluss kommt es, wenn der Tumor vom Körper als Speisereste oder als Fremdkörper eingestuft wird. Als Konsequenz produzieren die Speicheldrüsen mehr Sekret. Dieses Sekret soll den „Fremdkörper“ herunterspülen.

Tastbare Knoten entlang der Speiseröhre

Ist der Speiseröhrenkrebs weit fortgeschritten, können sich Knoten im Verlauf der Speiseröhre bilden. Diese Knoten sind so groß, dass sie ertastet werden können. Bei den Knoten kann es sich sowohl um den Tumor selbst als auch um vergrößerte Lymphknoten handeln. Zu einem solchen Wachstum der Lymphknoten kommt es, wenn bösartige Zellen in diese gestreut haben und dort wachsen.

Hustenreiz bei Speiseröhrenkrebs

Ist der obere Teil der Speiseröhre von einem Tumor befallen, kann ein Hustenreiz entstehen. Bei diesem Reiz handelt es sich um einen natürlichen Reflex, der normalerweise dazu dient, Fremdkörper bzw. Nahrungsreste aus der Luftröhre oder aus den Bronchien zu befördern.

Heiserkeit als weiteres Symptom

Drückt der Tumor oder die von ihm befallenen Lymphknoten im Bereich des Halses auf die Stimmbänder und auf den Kehlkopf, bedingt das Ösophaguskarzinom eine heisere Stimme. Eine Heisere Stimme besteht, ebenso wie Husten, auch im Rahmen von völlig anderen und vor allem harmloseren Erkrankungen. Sollten diese Symptome jedoch über einen langen Zeitraum bestehen und zusammen mit anderen Beschwerden auftreten, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Die Hauptursachen: Tabakrauch und Alkohol

Als Hauptrisikofaktoren für ein Ösophaguskarzinom gelten ein übermäßiger Alkoholkonsum und das Rauchen. Diese beiden Faktoren sind für rund 80 Prozent aller Fälle eines Plattenepihtelkarzinoms verantwortlich. Wer sowohl raucht als auch regelmäßig Alkohol trinkt, steigert das Erkrankungsrisiko um ein Vielfaches. Durch das Rauchen wird zudem das Adenokarzinom-Risiko deutlich gesteigert. Der Grund, warum das Rauchen so schädlich ist, liegt in den im Tabakrauch zahlreich enthaltenen krebserregenden Substanzen. Diese kommen mit der Speiseröhren-Schleimhaut in Verbindung und schädigen dieser unmittelbar.

Sodbrennen als weiterer Risikofaktor

Speiseröhrenkrebs wird auch durch häufig auftretendes Sodbrennen begünstigt. Zu Sodbrennen kommt es, wenn saurer Mageninhalt zurück in die Speiseröhre fließt (Reflux). Mit der Zeit zerstört die aggressive Magensäure die Plattenepithelzellen der unteren Speiseröhre. Als Folge ersetzt der Körper die kaputten Zellen durch das Drüsengewebe der Magenschleimhaut. Dieses ist weniger anfällig gegenüber Säure. Es entsteht das sogenannte Barrett-Syndrom, auch Barrett-Ösophagus oder Endobrachy-Ösophagus genannt. Dieses gilt als Vorstufe des Speiseröhrenkrebses.

Ein weiterer Risikofaktor für die Entstehung eines Adenokarzinoms ist Übergewicht – es wird angenommen, dass Übergewicht die Reflux-Krankheit begünstigt. Ebenso begünstigt fettreiche Nahrung den Säurerückfluss aus dem Magen. Man weiß, dass Typ 2-Diabetiker häufiger an Speiseröhrenkrebs erkranken als die Allgemeinbevölkerung. Neben Übergewicht und fettreicher Nahrung scheinen auch heiße Getränke das Risiko für die Entstehung von Speiseröhrenkrebs zu erhöhen.

Die Diagnose per Biopsie

Die einzige Methode, um die Diagnose „Ösophaguskarzinom“ sicher stellen zu können, ist eine Spiegelung der Speiseröhre. Dieses Verfahren wird als Ösophagoskopie bezeichnet. Es wird eine Probe aus dem veränderten Gewebe entnommen. Diese Probe wird anschließend mikroskopisch untersucht. Bei einem kleinen Tumor kann dieser im Rahmen der Biopsie bereits entfernt werden.

Wurde Speiseröhrenkrebs diagnostiziert und ist der Tumor zu groß, um ihn im Rahmen der Biopsie zu entfernen, folgen weitere Untersuchungen. So sollen das Fortschreiten und die Größe des Tumors beurteilt werden. Ein notwendiges Verfahren im Rahmen der weiteren Untersuchungen ist die Endosonographie. Hierbei handelt es sich um einen Ultraschall der Speiseröhre von innen. Die Bildgebung wird ermöglicht, indem der Patient einen Brei schluckt, der mit einem Kontrastmittel versehen ist.

Eiweiße dienen als Tumormarker

In einigen Fällen produziert der Speiseröhrenkrebs bestimmte Eiweiße. Diese Eiweiße können als sogenannten Tumormarker im Blut nachgewiesen werden. Allerdings können die Eiweiße auch bei gesunden Menschen vorkommen. Die Blutuntersuchung dient eher der Verlaufskontrolle bei Speiseröhrenkrebs: Steigt die Konzentration der Tumormarker erneut schnell an, kann das auf ein erneutes Tumorwachstum hinweisen.

Die Therapiemöglichkeiten bei Speiseröhrenkrebs

Die Behandlung durch eine Operation

Die Heilungschancen und die Art der Therapie hängen maßgeblich von der Art sowie vom Stadium der Erkrankung als auch vom Alter und dem Gesundheitszustand des Patienten ab. Das übergeordnete Ziel der Behandlung liegt in der kompletten Entfernung des Tumors. Hierzu kann eine Herausnahme des erkrankten Speiseröhrenstücks notwendig sein. Das entnommene Stück muss chirurgisch ersetzt werden: Nachdem der Arzt den Teil der Speiseröhre entfernt hat, „zieht“ er den Magen hoch, um aus ihm einen Schlauch zu bilden. In manchen Fällen sitzt der Tumor jedoch zu weit oben bzw. ist das Karzinom zu groß, um den Magen als „Ersatz“ zu verwenden. Dann entnimmt der Arzt ein Stück aus dem Dünndarm und näht dieses in die Speiseröhre ein.

Wird der Speiseröhrenkrebs frühzeitig erkannt und hat er lediglich die obere Schicht der Speiseröhre befallen, kann der Arzt diese Schleimhautschicht abschaben und somit eine Heilung erreichen.

In schweren Fällen von Speiseröhrenkrebs hat der Tumor bereits Metastasen gebildet, d.h. auch umliegendes Gewebe ist befallen. In diesen Fällen wird auch das Gewebe entfernt. Außerdem entnimmt der behandelnde Arzt meist die umliegenden Lymphknoten, da sich Tumore häufig über die Lymphwege ausbreiten.

Weitere Therapiemöglichkeiten: Strahlentherapie oder Chemotherapie

Es besteht die Möglichkeit, den Tumor per Strahlen- oder Chemotherapie zu verkleinern, ehe ein operativer Eingriff vorgenommen wird. So können die Erfolgsaussichten der Operation vergrößert werden. Auch eine alleinige Strahlen- oder Chemotherapie ist möglich, wobei die Strahlentherapie als einzige Behandlung von Speiseröhrenkrebs eher selten empfohlen wird und zwar nur, wenn sich der Patient in einem Zustand befindet, der keine Operation zulässt. Die Strahlentherapie kann sowohl von außen als auch von innen erfolgen. Im Anschluss an eine Strahlentherapie wird häufig eine Chemotherapie durchgeführt. So sollen verbliebene Tumorzellen zerstört werden.

Ist der Tumor im Endstadium und hat er Metastasen an mehreren Stellen des Körpers gebildet, gilt der Speiseröhrenkrebs als nur sehr schwer heilbar, d.h. die Lebenserwartung des Patienten ist äußerst gering. In diesem Fall werden die Symptome im Rahmen einer palliativen Behandlung gelindert. So soll die Lebensqualität des Patienten gesteigert werden. Eine Möglichkeit, um die Beschwerden zu lindern, besteht in dem Einsetzen eines sogenannten Stents. Bei diesem handelt es sich um ein Röhrchen aus Kunststoff. Dieses Röhrchen wird in die Speiseröhre eingefügt. Hierdurch wird diese aufgedehnt – dem Patienten bleibt eine normale Nahrungsaufnahme erhalten. Es besteht auch die Möglichkeit, eine Sonde in den Magen zu legen. Dieses Verfahren wird als perkutane endoskopische Gastronomie bezeichnet. Dank der Sonde wird die Aufnahme von Nahrung über den Magen-Darm-Trakt ermöglicht. So kann eine künstliche Ernährung vermieden werden.

Die Lebenserwartung von Patienten mit Speiseröhrenkrebs

Da Speiseröhrenkrebs oft erst spät entdeckt wird, gilt die Heilungschance der Erkrankung allgemein als eher schlecht – häufig beträgt die Lebenserwartung der Patienten nur wenige Jahre. Hat das Ösophaguskarzinom das Endstadium erreicht, leben nur etwa 20 Prozent der Patienten noch fünf Jahre lang. Wird der Krebs früh erkannt, ist eine vollständige Heilung aber durchaus möglich. Nachdem ein Patient den Krebs besiegt hat, muss dieser sich regelmäßig in Spezialkliniken kontrollieren lassen. So kann im Falle eines erneuten Auftretens der Erkrankung schnellstmöglich gehandelt werden.

Der Verzicht auf Tabak und Alkohol als beste Präventionsmaßnahme

Die beste Präventionsmaßnahme liegt in der Vermeidung der Risikofaktoren für Speiseröhrenkrebs: Wer dem Ösophaguskarzinom vorbeugen möchte, sollte auf übermäßigen Alkoholkonsum sowie auf das Rauchen verzichten. Wer über häufiges Sodbrennen klagt, sollte einen Arzt aufsuchen, um das Sodbrennen von diesem untersuchen zu lassen. Besteht bereits ein Barrett-Syndrom, müssen regelmäßig Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden. So können kleine Tumore entdeckt und behandelt werden, ehe sie schwerere Ausmaße annehmen.

Aktualisiert am 19. Februar 2021