Schmerzempfindliche Zähne

Etwa jeder vierte Bürger der Bundesrepublik Deutschland kennt das Gefühl, wenn beim Verzehr von Eis, Schokolade, Kaffee und anderen Speisen und Getränken ein blitzartiger Schmerz durch den Kiefer zieht: Die Diagnose lautet „schmerzempfindliche Zähne“. Der Grund für die große Schmerzempfindlichkeit liegt in einer Verletzung oder in einer Freilegung der Zähne. Hierdurch dringen die Reize unmittelbar zu den Nerven der Dentalkanälchen vor, sodass sie vom Gehirn als Schmerzen wahrgenommen werden.

Je nach der Ursache für die Schmerzempfindlichkeit, kann der Verlauf unterschiedlich ausfallen: Ist eine unzureichende Zahnhygiene der Auslöser, kann der Verlauf positiv beeinflusst werden, indem eine Umstellung der Pflegegewohnheiten erfolgt. Dann verschwinden die Schmerzen meist innerhalb von kurzer Zeit. In Fällen, in denen den schmerzempfindlichen Zähnen eine ernsthafte Erkrankung zugrunde liegt, ist die Therapie nicht so einfach – im schlimmsten Fall müssen die Zähne ausgetauscht werden.

Ursachen für die Schmerzempfindlichkeit der Zähne

Der Rückgang des Zahnfleischs bewirkt, dass das sehr empfindliche Dentin freigelegt wird. Dieses bildet zusammen mit seinen Kanälchen eine Art Zugang zum Nerv. Wie bereits erläutert, gelangen chemische oder mechanische Reize als auch starke Temperaturschwankungen ohne schützende Zwischenschicht unmittelbar zum Zahnnerv, sodass sie als Schmerzen registriert werden. Doch wie kommt es zum Rückgang des Zahnfleischs bzw. welche anderen Faktoren tragen zur Schmerzempfindlichkeit der Zähne bei?

Zahnfleischschwund

Geht das Zahnfleisch zurück ohne, dass entzündliche Prozesse vorliegen, spricht der Zahnarzt von einer Rezession. Hat diese einen gewissen Grad erreicht, kann zugleich ein Knochenschwund auftreten. Die Ursachen für den Zahnfleischrückgang können rein natürlicher Natur sein. Ein Beispiel sind Alterungsprozesse. Aber auch eine falsche Technik beim Zähneputzen und andere Faktoren können den Schwund des Zahnfleischs bewirken.

Viele Menschen haben eine falsche Zahnputztechnik

Viele Menschen putzen ihre Zähne mit horizontalen Bewegungen über die Zahnvorderfläche. Das führt dazu, dass das Dentin mit der Zeit immer mehr „weggeschrubbt“ wird. Infolge dessen kann der Zahn sogar leicht unterhöhlt werden – ein keilförmiger Defekt entsteht. Es gilt: je mehr Dentin freigelegt ist, desto schmerzempfindlicher sind die Zähne. Besser ist das Zähneputzen vom Zahnfleisch weg und zu den Zahnspitzen hin.

Keilförmige Defekte – dreieckige Unterhöhlungen

Ein keilförmiger Defekt ist eine dreieckige Unterhöhlung im Zahnhals-Bereich. Neben einer falschen Zahnputztechnik kann auch das nächtliche Zähneknirschen der Auslöser sein: Durch die starken Scherkräfte wird der Zahnschmelz sozusagen abgesprengt.

Bestimmte Zähne sind besonders betroffen

Besonders die Vormahlzähne und die Eckzähne im Unterkiefer sind von dem Zahnfleischrückgang betroffen. Hier ist der Rückgang i.d.R. meist als erstes zu beobachten – das Resultat sind empfindliche Zähne.

Ursache: Parodontitis

Entzündet sich der Zahnhalteapparat aufgrund einer mangelnden Mundhygiene und aufgrund von Bakterien, kommt es nicht nur zu einer Rötung und einer Schwellung des Zahnfleischs, sondern auch zu einem Knochenschwund, durch den sich das Zahnfleisch zurückzieht. Hieraus ergibt sich die Schmerzempfindlichkeit der Zahnhälse.

Ursache: Zahnarzt

Es klingt paradox, doch auch ein Zahnarzt kann zum Rückgang des Zahnfleischs beitragen und zwar durch Eingriffe bei einer Parodontitis oder durch die Versorgung der Zähne mit Brücken und Kronen.

Das macht der Zahnarzt, um eine Diagnose stellen zu können

Wenn eine Person über schmerzempfindliche Zähne klagt, sollte ein Zahnarzt aufgesucht werden. Dieser kann die Ursachen und die Notwendigkeit einer Behandlung bestimmen.

Der Zahnarzt erkundigt sich zunächst nach den Beschwerden. Er fragt, seit wann die starke Empfindlichkeit besteht und, in welcher Frequenz und mit welcher Intensität die Schmerzen auftreten. Auch Essgewohnheiten und die Zahnputztechnik werden in diesem Anamnesegespräch thematisiert.

Im Anschluss an die Anamnese untersucht der Mediziner die Zahnhälse. Dabei überprüft er die Stabilität der Zähne und er grenzt den schmerzenden Bereich so gut es geht ein. Anschließend kann der Zahnarzt eine Diagnose stellen.

So behandelt der Zahnarzt die schmerzempfindlichen Zähne

Schmerzempfindliche Zähne sind das Resultat eines langandauernden Prozesses im Bereich des Zahnfleischs und des Zahnhalteapparats. Die Therapie besteht aus zwei Grundbausteinen: Einerseits muss gegen die Schmerzen vorgegangen werden, damit der Patient in seinem Alltag nicht mehr beeinträchtigt ist. Andererseits muss die Grunderkrankung behandelt werden. Eine entzündliche Erkrankung bedarf beispielsweise einer anderen Behandlung als ein Zahnfleischrückgang aufgrund von hohem Druck.

Hat der Zahnarzt die Ursache gefunden, leitet er meist Sofortmaßnahmen ein. Zu diesen Sofortmaßnahmen gehört im Wesentlichen das Versiegeln der Kanäle mit Fluoridlack oder –Gel. Durch das Versiegeln der Dentinkanäle gelangen die Reize nicht mehr direkt zum Zahnnerv, sodass sie vom Gehirn nicht als Schmerz empfunden werden. Neben Fluorid eignen sich auch Silbernitrat und Strontiumchlorid für die Verschließung. Eine weitere Therapiemöglichkeit besteht in der Versiegelung der Dentinkanäle mit Füllungen oder Inlays.

Das kann der oder die Betroffene selbst tun

Der Patient kann maßgeblichen Einfluss auf die Therapie nehmen und zwar, indem er spezielle Zahnpasten verwendet und seine Zahnputzgewohnheiten anpasst – schon das sanftere Putzen der Zähne kann wahre Wunder bewirken.

Folglich besteht die Behandlung von schmerzempfindlichen Zähnen im Einzelnen aus den folgenden Aspekten:

  • möglichst schnelle Linderung der Beschwerden
  • Bekämpfung der Ursachen
  • Verschluss der offenen Dentinkanäle (Fluoridlack, Inlays, Kronen, …)
  • Anpassung der Zahnputztechnik (sanfteres Putzen, …)
  • Verwendung von speziellen (sensitiven) Zahnpasten

Mit diesen Maßnahmen kann akuten Schmerzen entgegengewirkt werden. Die Schmerzempfindlichkeit geht zurück und der oder die Betroffene ist nicht mehr in seinem Alltag beeinträchtigt.

Vorbeugen durch die richtige Pflege

Schmerzempfindlichen Zähnen kann man gut vorbeugen und zwar, indem man seine Zähne richtig pflegt. Anders als früher angenommen, sollten die Zähne nicht horizontal, sondern „von Rot nach Weiß“ geputzt werden. Dabei sollte die Zahnbürste kreisend geführt werden. Auch zu starkes Aufdrücken beim Putzen schadet den Zähnen und sollte somit vermieden werden. Wer zu fest aufdrückt, sollte einmal probieren, die Zahnbürste lediglich mit zwei Fingern (Daumen und Zeigefinger) zu halten. Wer sich unsicher in Bezug auf die richtige Zahnputztechnik ist, kann sich Rat beim Zahnarzt einholen.

Weitere vorbeugende Maßnahmen

Auch die Wahl der richtigen Zahnpasta ist sehr wichtig, um schmerzempfindlichen Zähnen vorzubeugen – längst nicht alle Pasten oder Gels wirken gegen Karies und erst recht sind nicht alle Präparate für schmerzempfindliche Zähne geeignet. Betroffene sollten darauf achten, dass die gewählte Zahnpasta wichtige Mineralien und vor allem Fluorid enthält. So kann man die Zahnhälse vor Schäden schützen!

Als weitere wichtige Prophylaxe gilt das rechtzeitige Aufsuchen des Zahnarztes bei bestehenden Beschwerden – je früher die Zahnhälse geschlossen werden, desto geringer die Schäden im Mundraum. Auch andere Folgen wie eine Parodontose können auf diese Weise vermieden werden.

Aktualisiert am 18. Februar 2021