Schluckauf

In der Medizin wird der Schluckauf als Singultus bezeichnet. Dieser ist i.d.R. harmlos und vergeht innerhalb von wenigen Minuten von selbst. Wie genau Schluckauf entsteht, ist bis heute unklar. Es wird angenommen, dass es sich um einen Schutzreflex handelt, der Neugeborenen und Babys bei ihrer Entwicklung hilft – er hält Nahrung und Wasser davon ab, in die Lunge zu gelangen. Erwachsene scheinen nicht sonderlich vom Schluckauf zu profitieren.

In einigen wenigen Fällen ist die Ursache für Schluckauf krankhaft. Erkrankungen, mit denen Singultus einhergehen kann, sind die Refluxkrankheit, Gehirnverletzungen und Magen-Darm-Erkrankungen.

Singultus – wenn sich das Zwerchfell unwillkürlich zusammenzieht

Als verantwortlich für den Schluckauf gilt das Zwerchfell. Dieses stellt eine Wand aus Muskeln dar, welche die Bauch- und die Brusthöhle voneinander trennt und die Lufteinströmung kontrolliert. Wenn sich das Zwerchfell anspannt, entsteht ein Unterdruck, welcher dazu führt, dass beim Atmen Luft in die Lunge einströmt. Dazu, dass sich das Zwerchfell anspannt bzw. zusammenzieht, können viele Faktoren beitragen. So z.B. ein Temperaturwechsel innerhalb der Speisröhre wie es z.B. beim Verzehr von heißen oder kalten Speisen der Fall ist. Das Zwerchfell zieht sich dann unwillkürlich zusammen und verursacht einen „Hickser“.

Speisereste, Erkrankungen und andere mögliche Auslöser

Auch Speisereste und Fremdkörper können einen Schluckauf auslösen, wenn sie in die Speiseröhre gelangen. Ebenso kann die hastige Nahrungsaufnahme einen Singultus bedingen.

Erkrankungen, die zu Schluckauf führen können, sind, neben der bereits erwähnten Refluxkrankheit, Hirntumore, eine Enzephalitis, Hirnblutungen, ein Schädel-Hirn-Trauma und Subarachnoidalblutungen. Zudem können Störungen und Verletzungen am Zwerchfell wie eine Entzündung oder Verletzungen im Verlauf des Nervus phrenicus einen Singultus begünstigen. Außerdem sind Reizungen der Bauchspeicheldrüse, Abszesse an der Bauchspeicheldrüse und Operationen, Tumore und Narbengewebe im Oberbauch mögliche Auslöser.

Chronischer Schluckauf kommt im Gegenteil zum akuten Singultus sehr selten vor. Ein chronischer Singultus kann bis zu mehrere Jahre andauern und die Betroffenen stark in ihrem Leben beeinträchtigen. Von dieser Art des Schluckaufs sind nahezu ausschließlich Männer betroffen. Eine Annahme besteht darin, dass chronischer Schluckauf auf ernährungsbedingte Faktoren zurückzuführen ist.

So stellt der Arzt die Diagnose

Sollte ein Singultus nicht innerhalb von zwei Tagen wieder verschwinden, sollte ein Arzt aufgesucht werde, um die Ursachen abklären zu lassen. In der Anamnese erkundigt sich der Mediziner zunächst nach den Faktoren, die den Schluckauf hervorgerufen haben und wann dieser das erste Mal aufgetreten ist. Auch fragt er den Patienten, ob der Singultus durchweg besteht oder, ob er zwischendurch verschwindet. Darüber hinaus werden weitere Beschwerden und Vorerkrankungen thematisiert.

Sofern der Arzt harmlose Ursachen für den Schluckauf ausschließen konnte, führt er Untersuchungen durch, die einen krankhaften Auslöser für den Singultus bestimmen sollen. Zu diesen Untersuchungen gehören bildgebende Verfahren wie eine Magenspiegelung (Gastroskopie) und eine Sonographie, also ein Ultraschall. Auch eine Röntgenuntersuchung der Lunge und der Verdauungsorgane kann Aufschluss über die Ursache geben. Weitere mögliche Untersuchungen sind eine Magnetresonanztomographie oder eine Computertomographie des Gehirns. Auch ein Elektrokardiogramm des Herzens kann hilfreich sein.

Darüber hinaus nimmt der Arzt dem Patienten in manchen Fällen Blut ab. Dieses wird im Labor auf Auffälligkeiten wie Entzündungsmarker untersucht. Welche Diagnoseverfahren noch zum Einsatz kommen, hängt von der vermuteten Ursache ab. Entscheidungen über die im Einzelfall eingesetzten Diagnoseverfahren trifft der Arzt in enger Absprache mit dem Patienten.

Die Therapie mit Medikamenten

Besteht ein chronischer Schluckauf, kann dieser mit bestimmten Medikamenten behandelt werden. Zum Einsatz kommen Säurehemmer (auch: Protonenpumpeninhibitoren), welche ein bestehendes Sodbrennen bekämpfen sollen. Je nach Ursache für den Singultus, können auch Domperidon und Baclofen angewandt werden. Letzteres stellt ein Antiemetikum und ein Prokinetikum dar, welches Übelkeit reduzieren und die Funktion des Magen-Darm-Trakts fördern soll. Baclofen ist hingegen ein Spasmolytikum, welches muskelentspannend (auf das Zwerchfell) wirkt. Manchen Patienten werden Antiepileptika wie Carbamazepin verschrieben. Diese kommen eigentlich bei Menschen mit epileptischen Anfällen zum Einsatz. Eine Möglichkeit der medikamentösen Behandlung sind auch diverse Beruhigungsmittel wie Cannabisprodukte oder Neuroleptika. Diese können den stetigen Schluckauf lindern.

Verhaltenstherapie und Atemtraining

Eine Verhaltenstherapie und ein Atemtraining kommen sowohl als Alternative als auch ergänzend zur Behandlung mit Medikamenten infrage. Hierbei lernen die Patienten, einen bestehenden Schluckauf zu vertreiben. Außerdem erlernen sie gewisse Maßnahmen, mit denen man dem Singultus vorbeugen kann. Zu diesem Zweck kommen häufig auch diverse Entspannungstechniken zum Einsatz. Nur einige der Techniken, die als sehr erfolgsversprechend gelten, sind die Progressive Muskelrelaxation, das Autogene Training und die Meditation.

Hausmittel gegen Schluckauf

Es gibt diverse Hausmittel, die gegen Schluckauf helfen können. Hierzu gehören das „Sich-erschrecken-lassen“, schnell ein Glas Wasser trinken und einen Löffel Essig samt Zucker in den Mund schieben. Gemeinsam ist all diesen Hausmittelchen, dass sie die Atemmuskulatur beruhigen sollen. Trinkt man beispielsweise ein Glas Wasser, wird die Atmung automatisch angehalten. Auch das Rausstrecken der Zunge und das Zurückrollen der Zunge für einige Atemzüge gewährleistet, dass die Atmung ruhiger wird, indem sie stärker über den Bauch abläuft – die Verkrampfung des Zwerchfells kann sich lösen. Eine solche Atemregulation kann auch durch das Atmen in eine Tüte oder durch das Anhalten der Luft erreicht werden. Doch Obacht! Es kann zu Kreislaufproblemen kommen. Hält eine Person zu lange die Luft an, kann sie sogar bewusstlos werden! Durch das Atmen in eine Tüte wird die Kohlendioxid-Konzentration im Blut erhöht. Das führt zu einer gleichmäßigeren Atmung.

Die sogenannte Vasalva-Methode

Auch die sogenannte Vasalva-Methode kann gegen Schluckauf helfen. Diese Methode ist vielen Leuten als Mittel gegen Druck auf den Ohren bekannt. Man hält die Nase zu und schließt den Mund. Dann wird die Atemmuskulatur angespannt – so, als würde man ausatmen. Durch den entstehenden Druck wölbt sich das Trommelfell nach außen. Außerdem werden der Brust- und der Bauchraum zusammengepresst, was Auswirkungen auf das weiter unten gelegene Zwerchfell hat. Der Druck muss für etwa 15 Sekunden aufrechterhalten werden. Zu beachten gilt, dass der Druck nicht zu stark sein darf und, dass er nicht zu lange aufrechterhalten werden sollte!

So beugt man Singultus vor

Wenn eine Person weiß, dass sie auf heiße, kalte oder sehr scharfe Speisen bzw. Getränke mit Singultus reagiert, heißt das noch lange nicht, dass sie diese nicht zu sich nehmen darf. Vielmehr sollte darauf geachtet werden, während des Essens bzw. während des Trinkens gleichmäßig und ruhig zu atmen. Außerdem sollte eine aufrechte Sitzhaltung eingenommen werden.  Beachtet man diese Aspekte, entsteht Schluckauf häufig erst gar nicht.

Aktualisiert am 17. Februar 2021