Schädel-Hirn-Trauma

Ein Schädel-Hirn-Trauma (SHT) entsteht, wenn eine Gewalt unmittelbar auf den Kopf einwirkt. Häufig sind Verkehrsunfälle der Auslöser. Bei älteren Menschen führen Stürze vermehrt zu einem Schädel-Hirn-Trauma. Der Begriff „Trauma“ steht für eine körperliche Verletzung durch eine Gewalteinwirkung sowie für eine seelische Erschütterung. Im Rahmen eines Schädel-Hirn-Traumas werden das Gehirn und der Schädelknochen verletzt. Das Schädel-Hirn-Trauma ist eine der häufigsten Todesursachen bei Menschen im Alter unter 40 Jahren.

Drei Schweregrade des Schädel-Hirn-Traumas

Das Schädel-Hirn-Trauma wird in drei Schweregrade differenziert: es gibt den SHT Grad 1 (leicht), den SHT Grad 2 (mittelschwer) und den SHT Grad 3 (schwer). Diese verschiedenen Schweregrade werden in der Umgangssprache auch als Gehirnerschütterung, Gehirnprellung und Gehirnquetschung bezeichnet. Diese Begriffen wurden früher auch in der Medizin verwendet, wobei die Fachausdrücke „Commotio cerebri“, „Contusio cerebri“ und „Compressio cerebri“ sind. Welcher der drei Schweregrade vorliegt, ist maßgeblich davon abhängig, wann sich die Symptome zurückbilden, wie lange eine mögliche Bewusstlosigkeit andauerte und welche Spätfolgen entstehen. Um ein Schädel-Hirn-Trauma in einen der Schweregrade einordnen zu können, verwenden Mediziner die sogenannte Glasgow Coma Skala. Diese bewertet drei Bewusstseinsfunktionen und zwar das Öffnen der Augen, die Ansprechbarkeit der betroffenen Person sowie die Reaktion auf Schmerzreize. Dabei gilt: je höher der Wert zwischen drei und 15, umso leichter das Trauma.

Offenes vs. geschlossenes Schädel-Hirn-Trauma

Darüber hinaus wird zwischen einem geschlossenen und einem offenen Schädel-Hirn-Trauma unterschieden. Beim geschlossenen Schädel-Hirn-Trauma sind die Strukturen des Schädels nicht beschädigt. Bei einem offenen Schädel-Hirn-Trauma war die Gewalteinwirkung hingegen so groß, dass die Dura mater, die harte Hirnhaut, verletzt wurde. Das führt dazu, dass Liquor, also Hirnwasser austreten kann. Es handelt sich um einen lebensbedrohlichen Zustand.

Die Symptome hängen vom Ausmaß der Verletzung ab

Die im Rahmen eines Schädel-Hirn-Traumas auftretenden Symptome sind verschieden und hängen maßgeblich vom Ausmaß der Verletzung ab. Im Allgemeinen können die folgenden Beschwerden auftreten:

  • Kopfschmerzen
  • Schwindelgefühle, die bis zu Übelkeit und Erbrechen führen können
  • Desorientiertheit
  • Bewusstlosigkeit
  • Sehstörungen
  • Koma
  • Amnesie

Je nachdem, wie schwer das Trauma ist, dauert die Bewusstlosigkeit verschieden lange an: Bei einem leichten Schädel-Hirn-Trauma ist die Bewusstlosigkeit auf maximal 15 Minuten begrenzt. In den meisten Fällen entstehen keine neurologischen Folgen. Bei einem Schädel-Hirn-Trauma des zweiten Grades kann die Bewusstlosigkeit hingegen bis zu einer Stunde andauern. Auch, wenn Spätfolgen nicht sehr wahrscheinlich sind, können diese entstehen. Bei einem schweren Schädel-Hirn-Trauma besteht die Bewusstlosigkeit länger als eine Stunde. Es muss davon ausgegangen werden, dass neurologische Folgeschäden auftreten.

Die Symptome einer Gehirnerschütterung, einer Gehirnprellung und weiterer Verletzungsarten

Welche Symptome tatsächlich auftreten, hängt von der Art der Verletzung ab. Bei einer Schädelprellung kann es beispielsweise zu Kopfschmerzen und zu Schwindel kommen. Neurologische Folgen und Bewusstseinsstörungen treten i.d.R. nicht auf. Es kommt auch zu keiner Funktionsstörung, d.h. das Gehirn bleibt unverletzt.

Bei einer Gehirnerschütterung kommt es zur Bewusstlosigkeit. Diese dauert einige Sekunden bis 15 Minuten lang an. Es kann vorkommen, dass der oder die Betroffene sich nicht an die Zeit während des Unfalls und nach dem Ereignis erinnert. In diesem Fall spricht man von einer anterograden Amnesie. Eine retrograde Amnesie besteht wiederum, wenn der oder die Betroffene sich ebenso wenig an die Zeit vor dem Unfall erinnern kann. Eine Gehirnerschütterung wird von Übelkeit und Erbrechen sowie von Kopfschmerzen und Schwindelgefühlen begleitet. Es kann auch zu einem Nystagmus kommen. Hierbei handelt es sich um Horizontalbewegungen der Augäpfel, welche rasch und wiederholt auftreten.

Bei der Gehirnprellung kommt es wiederum zu einer länger als eine Stunde andauernden Bewusstlosigkeit. Die Bewusstlosigkeit kann sogar mehrere Tage betragen. Die neurologischen Symptome sind von der verletzten Hirnregion abhängig: es kann zu Lähmungen, epileptischen Anfällen und Kreislaufstörungen kommen. Außerdem können Atemprobleme auftreten und der Patient kann ins Koma fallen.

Bei einer Gehirnquetschung wird das Gehirn durch einen gesteigerten inneren Druck oder von außen gequetscht. Es entstehen starke Kopfschmerzen, Schwindelgefühle, Übelkeit und weitere neurologische Störungen. Zudem kann eine tiefe Bewusstlosigkeit eintreten.

Bei einem Schädelbruch kann ein Spalt im Schädelknochen sichtbar und tastbar sein. Es wird zwischen einer offenen und einer gedeckten Kopfverletzung differenziert: Bei der offenen Schädelkalottenfraktur liegt das Gehirn teilweise frei, bei einer gedeckten bzw. geschlossenen Verletzung ist der Schädel nicht geöffnet. Ein Schädelbasisbruch kann die Folge eines Verkehrsunfalls sein. Auf einen solchen weisen beispielsweise blutige Absonderungen aus den Ohren und aus der Nase sowie Blutergüsse im Augenbereich hin.

Im Rahmen von Verkehrsunfällen, welche der Auslöser für etwa ein Drittel der Schädel-Hirn-Verletzungen sind, weisen die Betroffenen oft weitere Verletzungen auf. In solch einem Fall wird von einem Polytrauma gesprochen.

Mögliche Ursachen für ein Schädel-Hirn-Trauma

Das Gehirn wird vom Schädelknochen umgeben. Dieser dient dem Schutz des Gehirns. Im vorderen Bereich des Schädelknochens befindet sich der Gesichtsschädel. Dieser besteht aus den knöchernen Nasen- und Augenhöhlen sowie aus dem Unter- und dem Oberkiefer. Der hintere Hirnschädel umgibt den größten Teil des Gehirns. Die Schädelbasis umschließt das Gehirn wiederum von unten. An dieser befindet sich eine Öffnung. Diese stellt die Durchtrittspforte für das Rückenmark dar. Dieses bildet zusammen mit dem Gehirn das Zentrale Nervensystem.

Wird eine dieser Strukturen im Rahmen eines Unfalls verletzt, spricht man von einem Schädel-Hirn-Trauma. Häufige Auslöser sind Stürze beim Fahrradfahren ohne Helm und Arbeitsunfälle. Es wird zwischen perforierenden und stumpfen Verletzungen unterschieden. Bei einer perforierenden Verletzung wird der Schädelknochen durch einen spitzen Gegenstand und/ oder durch hohe Gewalt durchbrochen. Dumpfe Gewalteinwirkungen sind ein Sturz, ein Schlag und ein Aufprall.

So wird ein Schädel-Hirn-Trauma diagnostiziert

Wenn sich eine Person am Kopf verletzt hat, überprüft der Arzt bzw. der Notarzt zunächst den Puls, die Atmung und den Blutdruck. Außerdem überprüft er, ob neurologische Ausfälle vorliegen. Indem er den Betroffenen fragt, was passiert ist, verschafft er sich einen ersten Überblick über dessen kognitiven Zustand.

Die Glasgow Coma Skala zur Bestimmung der Schwere des Schädel-Hirn-Traumas

Wenn der Arzt vermutet, dass der Patient ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten hat, führt er den Test der Glasgow Coma Skala durch: sofern der Betroffene ansprechbar ist, wird ihn der Arzt nach seinem Namen sowie nach dem Tag fragen. Er wartet die Antwort ab und bewertet diese. Anschließend fordert er den Patienten dazu auf, seine Arme und Beine zu bewegen. So kann sich der Arzt einen Überblick über die motorischen Fähigkeiten verschaffen. Sollte der oder die Betroffene bewusstlos sein, muss der Arzt einen Schmerzreiz setzen, um die Motorik zu überprüfen. Darüber hinaus ist es wichtig, ob der Verunglückte seine Augen öffnen kann.

Wie bereits erwähnt, teilt der Arzt den Patienten anhand dieser Tests in einen der drei Schweregrade ein. Dabei weisen 15 bis 13 Punkte auf ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma hin. Erreicht der Verunglückte zwischen 12 und neun Punkten, handelt es sich um ein Schädel-Hirn-Trauma des zweiten Grades. Bei drei bis acht Punkten besteht ein schweres Schädel-Hirn-Trauma.

Weitere Untersuchungen

Sobald der Patient im Krankenhaus eingetroffen ist, werden weitere Untersuchungen durchgeführt. In den meisten Fällen kommt eine Computertomographie des Schädels zum Einsatz. So können die Ärzte sehen, ob das Gehirn beschädigt ist. Außerdem kann der Schweregrad des Traumas so besser eingeschätzt werden und es lassen sich Brüche und Blutungen erkennen.

Das Ausmaß der Verletzung bestimmt die Therapie

Die Therapie bei einem Schädel-Hirn-Trauma ist maßgeblich vom Ausmaß der Verletzung abhängig: Bei einem Schädel-Hirn-Trauma des ersten Grades ist eine umfassende Behandlung in vielen Fällen nicht notwendig – dem Patienten werden lediglich ein paar Tage Bettruhe verordnet. Zudem besteht die Möglichkeit, den Patienten im Krankenhaus für 24 Stunden zu beobachten. Vor allem bei Kindern sollte nicht auf diese Maßnahme verzichtet werden. Durch die Beobachtung kann bei auftretenden Komplikationen schnell gehandelt werden. Leidet der Patient an Übelkeit oder Kopfschmerzen, kommen Mittel wie Metoclopramid und Ibuprofen zum Einsatz.

Im Falle eines schwerwiegenden Schädel-Hirn-Traumas muss der Patient in jedem Fall in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Sollte der Verunglückte bewusstlos werden, müssen noch am Unfallort die Vitalfunktionen (u.a. Atmung und Kreislauf) gesichert werden. Die weiteren Maßnahmen sind von der Art der Verletzung abhängig. So muss ein offenes Schädel-Hirn-Trauma beispielsweise durch eine Operation versorgt werden.

Maßnahmen zur weiterführenden Behandlung

Sollte eine Weiterbehandlung der Schädel-Hirnverletzung von Nöten sein, ist die Einweisung in eine Spezialklinik unabdingbar. Hier steht ein Team aus Ärzten, Physiotherapeuten, Logopäden und Ergotherapeuten zur Verfügung. Mit Hilfe dieser Fachkräfte sollen verlorengegangene geistige und körperliche Fähigkeiten wiedererlangt werden.

Aktualisiert am 17. Februar 2021