Prostatakrebs

Die Prostata – ein inneres Geschlechtsorgan bei Männern – wird auch als Vorsteherdrüse bezeichnet. Sie ist etwa Kastanien-groß und unterhalb der Harnblase gelegen. Die Prostata umschließt den oberen Harnröhren-Teil vollständig – wird die Harnröhre im Rahmen einer gutartigen Prostata-Vergrößerung oder im Rahmen eines Prostatakarzinoms durch Prostatagewebe zusammengedrückt, kann es zu Problemen beim Wasserlassen kommen.

Die Hauptfunktion des Organs ist die Bildung eines Sekrets, das beim Samenerguss (Ejakulation) der Samenflüssigkeit beigemengt wird. Das Sekret besteht u.a. aus dem sogenannten prostataspezifischen Antigen – ein Enzym, das die Samenflüssigkeit dünner macht. Dieses Antigen wird ausschließlich von der Prostata produziert. Im Rahmen der Früherkennung von Prostatakrebs nimmt es eine besondere Stellung ein.

Prostatakrebs ist die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache

Als Prostatakrebs oder Prostatakarzinom bezeichnet man einen bösartigen Tumor in dem Organ. In Deutschland stellt diese Krebsform die häufigste Krebserkrankung bei Männern dar. Nach dem Darm- und dem Lungenkrebs ist der Prostatakrebs die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache. Jährlich erkranken in Deutschland etwa 64.000 Männer neu an Prostatakrebs. Das durchschnittliche Alter bei der Neuerkrankung liegt bei 70 Jahren. Männer vor dem 50. Lebensjahr weisen ein geringes Risiko für Prostatakrebs auf. Eine gutartige Vergrößerung des Organs tritt ab dem 50. Lebensjahr bei jedem zweiten Mann auf.

Ein Prostatakarzinom führt zu unspezifischen Symptomen

Die Symptome eines Prostatakarzinoms sind unspezifisch. Sie entstehen durch die Tatsache, dass sich der Tumor von der Prostata aus über die Prostatakapsel ausbreitet: Er befällt die Harnblase, den Mastdarm und andere benachbarte Regionen. Zu den möglichen Beschwerden durch ein Prostatakarzinom gehören:

  • Schmerzen beim Wasserlassen und beim Samenerguss
  • Probleme beim Wasserlassen, da der Harnstrahl abgeschwächt ist
  • Schmerzen in der Region der Prostata
  • Probleme beim Stuhlgang
  • Blut im Urin bzw. in der Samenflüssigkeit
  • Erektionsprobleme
  • Rückenschmerzen, die besonders in der Steißbein- und Lendenwirbelregion auftreten

Da die Prostatakrebs-Symptome unspezifisch sind, können solche Beschwerden auch auf völlig andere und vor allem harmlosere Erkrankungen hinweisen. Probleme beim Wasserlassen entstehen beispielsweise auch im Rahmen einer gutartigen Vergrößerung der Prostata. Wer an einem der Symptome leidet, sollte aber stets einen Urologen aufsuchen, um die ursächliche Krankheit diagnostizieren bzw. Prostatakrebs ausschließen zu lassen.

Die genauen Ursachen sind bis heute unbekannt

Die genauen Ursachen für die Entstehung eines Prostatakarzinoms sind bis heute unbekannt. In der Medizin wird jedoch angenommen, dass mehrere Faktoren die Entstehung begünstigen. So gilt als gesichert, dass ein verändertes Erbgut die Krankheitsentstehung begünstigen kann, d.h. in einigen Familien besteht ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs. Männer mit einer erblichen Vorbelastung erkranken i.d.R. in jüngeren Jahren als der Durchschnitt von Prostatakrebs-Patienten. Es besteht die Annahme, dass genetische Faktoren für etwa fünf bis zehn Prozent aller Prostatakrebs-Fälle verantwortlich sind.

Auch bestimmte Hormone können sich krebsbegünstigend auswirken. Vor allem das männliche Sexualhormon Testosteron spielt eine Rolle – ohne dieses kann ein Prostatakarzinom nicht entstehen. Weitere Hormone scheinen eine Rolle zu spielen. Welche das sind, ist jedoch noch nicht wissenschaftlich belegt.

Generell ist das Alter ein entscheidender Faktor für die Entstehung eines Prostatakarzinoms. Die Wahrscheinlichkeit der Erkrankung steigt ab dem 50. Lebensjahr stark an. Über 80 Prozent aller Prostatakrebs-Patienten sind über 60 Jahre alt.

Die Rolle der Ernährung und des Lebensstils ist noch nicht vollständig geklärt. Es gibt bislang keine eindeutigen Beweise für den Einfluss eines einzelnen Lebensmittels bzw. eines einzelnen Nahrungsbestandteils auf die Entstehung von Prostatakrebs. Gerade deshalb raten Ärzte zu einem allgemein gesunden Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung (wenig Fett, viele Vitamine und Ballaststoffe, …) und viel Bewegung (am besten an der frischen Luft).

In der Forschung wird auch noch darüber diskutiert, ob eine gutartige Prostatavergrößerung eine mögliche Ursache für die Entstehung eines Prostatakarzinoms ist.

So stellt der Arzt die Diagnose

In einem Anamnesegespräch befragt der Arzt den Patienten u.a. nach den bestehenden Symptomen sowie nach der Krankengeschichte der Familie. Es folgt die körperliche Untersuchung. Teil dieser Untersuchung ist auch das Abtasten der Prostata mit dem Finger über den Enddarm (rektale Palpation). So lassen sich Vergrößerungen, schmerzhafte Veränderungen und Verhärtungen am Organ feststellen. In einigen Fällen (z.B., wenn der Tumor noch klein ist) ist die Möglichkeit der Tumorertastung nicht gegeben.

Es können weitere Untersuchungen wie eine Ultraschalluntersuchung notwendig sein. Sofern sich der Verdacht auf Prostatakrebs erhärtet, wird Gewebe aus den verschiedenen Prostata-Arealen entnommen. Dieses wird anschließend mikroskopisch auf Krebszellen hin untersucht.

Wurde Prostatakrebs diagnostiziert, werden weitere Untersuchungen wie eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs, eine Skelettszintigraphie und/ oder eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums sowie der Nieren eingeleitet. Auf diese Weise sollen Metastasen ausgeschlossen bzw. identifiziert werden. Auf dieser Basis kann eine Stadieneinteilung der Erkrankung erfolgen.

Der PSA-Wert als bedeutsamer Faktor

Auch Blutuntersuchungen nehmen eine wichtige Rolle in Bezug auf die Diagnosestellung ein. Vor allem der sogenannte PSA-Wert (prostataspezifisches Antigen) ist bedeutsam. Dieses Eiweiß stellt einen Tumormarker dar, d.h. die Konzentration dieser Substanz ist bei einer bestehenden Prostatakrebs-Erkrankung erhöht. Ob sich dieser Wert tatsächlich eignet, um ein Prostatakarzinom zu diagnostizieren, ist jedoch umstritten. Der Grund: Ein erhöhter PSA-Wert kann auch mit anderen Erkrankungen wie einer Entzündung einhergehen. Auch, wenn die Rolle des PSA für die Diagnose noch umstritten ist, gilt der Wert als wichtiger Faktor für die Verlaufskontrolle der Behandlung: Ist die Therapie erfolgreich, geht die Konzentration des PSA zurück. Steigt der Wert hingegen wieder an, weist das auf einen Rückfall hin.

Die Therapiemaßnahmen unterscheiden sich von Fall zu Fall

Es gibt mehrere Verfahren, die für die Behandlung von Prostatakrebs infrage kommen. Diese Verfahren werden entweder einzeln angewandt oder sie werden miteinander kombiniert. Welches bzw. welche Methoden eingesetzt werden, ist maßgeblich davon abhängig, wie weit sich das Karzinom in das umliegende Gewebe eingelagert hat und, ob sich Metastasen gebildet haben. Auch das Alter sowie mögliche Vorerkrankungen beeinflussen die Wahl der Methode. Das übergeordnete Ziel aller Behandlungsmethoden ist die Heilung. In diesem Zusammenhang spricht man auch von einer kurativen Therapie. Sofern der Tumor die Prostatakapsel noch nicht durchbrochen hat, betragen die Heilungschancen etwa 100 Prozent. Ist der Tumor hingegen bereits sehr weit fortgeschritten und haben sich Metastasen gebildet, ist häufig nur eine palliative Therapie möglich, d.h. das Ziel liegt in der Linderung der Beschwerden sowie in der Verhinderung bzw. der Verlangsamung der Tumorausbreitung.

Die Behandlung per Operation

Befindet sich der Tumor in einem Stadium, in dem er noch auf die Prostata beschränkt ist, wird in den meisten Fällen eine Operation durchgeführt. Im Rahmen dieser Operation wird die Prostata vollständig entfernt. In diesem Zusammenhang ist die Rede von einer radikalen Prostatektomie. Im Rahmen der Operation werden zusätzlich die beiden Samenbläschen entfernt. Solch ein chirurgischer Eingriff kann auch vorgenommen werden, wenn der Krebs fortgeschrittener ist und Metastasen gebildet hat. In diesem Fall dient die Operation aber eher der Symptomlinderung als der Heilung. Auch befallene Lymphknoten werden entfernt. Die OP erfolgt über einen Bauchschnitt oder per Bauchspiegelung.

Die Strahlentherapie

Eine Alternative zum chirurgischen Eingriff ist die Strahlentherapie. Diese wird häufig durchgeführt, wenn eine Operation aufgrund von gesundheitlichen Umständen oder wegen eines hohen Alters nicht möglich ist. Im Rahmen der sogenannten Brachytherapie wird eine Strahlenquelle unmittelbar an den Tumor in der Prostata „angebracht“. Die Strahlen zerstören das Karzinom von innen. Demgegenüber steht die sogenannte perkutane Strahlentherapie. Hierbei erfolgt die Bestrahlung von außen.

Die Strahlentherapie kann auch ergänzend zu einer Operation erfolgen. So können übriggebliebene Krebszellen abgetötet werden. Hierdurch sinkt das Risiko eines Rezidivs, also einer Wiederkehr des Tumors. Weitere Einsatzmöglichkeiten der Strahlentherapie sind die Schmerzlinderung im Rahmen der palliativen Therapie sowie die gezielte Zerstörung von Metastasen.

Hormontherapie bei weit fortgeschrittenem Prostatakarzinom

Die Hormontherapie wird bei einem weit fortgeschrittenen Prostatakarzinom durchgeführt: Das männliche Geschlechtshormon Testosteron wird medikamentös gehemmt (dauerhaft oder in Intervallen), um dem Krebswachstum entgegenzuwirken. Die Medikamente unterdrücken die Bildung von Testosteron oder sie neutralisieren die Wirkung des Hormons an den Zellen.

Die Chemotherapie erfolgt in mehreren Zyklen

Im Rahmen einer Chemotherapie werden per Infusion Zytostatika verabreicht. Diese Medikamente zerstören die Krebszellen auf verschiedene Weisen. Bei dieser Therapie werden jedoch auch gesunde Zellen zerstört bzw. in Mitleidenschaft gezogen. Damit sich die gesunden Zellen wieder erholen können, wird die Chemotherapie in mehreren Zyklen durchgeführt.

Weitere mögliche Behandlungsformen bei Prostatakrebs

Aus dem Grund, dass mit der Prostatakrebs-Therapie diverse Nebenwirkungen verbunden sind (siehe Chemotherapie) und, weil der Tumor i.d.R. langsam wächst, wartet der Arzt in einigen Fällen (hohes Alter, kleiner Tumor) ab, ehe er sich für eine Therapiemaßnahme entscheidet. In diesem Fall wird der Tumor beobachtet und daraufhin kontrolliert, ob er weiterwächst.

Bestehen Knochenmetastasen und führen diese zu starken Schmerzen, kommen medikamentöse Knochenabbau-Hemmer zum Einsatz und die Knochen werden gezielt bestrahlt.

Auch andere Schmerzen sowie mögliche Nebenwirkungen der Therapie werden entsprechend symptomatisch behandelt. Des Weiteren erhalten Patienten meist eine psychologische Betreuung, um besser mit der Erkrankung umgehen zu können.

Prostatakrebs lässt sich nicht unmittelbar vorbeugen

Die genauen Ursachen für die Entstehung von Prostatakrebs sind noch immer unbekannt. Darüber hinaus können die bekannten Auslöser und Risikofaktoren kaum beeinflusst werden. Deshalb kann man Prostatakrebs nur bedingt vorbeugen und zwar, indem man allgemeine Gesundheitsmaßnahmen ergreift und sich regelmäßig körperlich betätigt sowie auf eine gesunde Ernährung achtet.

Mit Früherkennungs-Untersuchungen kann man einem Prostatakarzinom zwar auch nicht vorbeugen, doch so lassen sich Tumore schnellstmöglich diagnostizieren, sodass die Therapie umgehend eingeleitet werden kann. In Deutschland hat jeder Mann ab einem Alter von 45 Jahren einen gesetzlichen Anspruch auf eine Untersuchung pro Jahr. Wer von diesen Untersuchungen Gebrauch macht, senkt deutlich das Risiko für mit dem Prostatakrebs verbundene Komplikationen.

Aktualisiert am 17. Februar 2021