Nasenpolypen

Bei Nasenpolypen handelt es sich um gutartige, weiche Wucherungen der Nasenschleimhaut. Diese Wucherungen ragen in die Nasenhöhlen hinein. Sie sind über eine Art Stiel mit der Nasenschleimhaut verbunden und sprießen aus dieser heraus. Es gibt Nasenpolypen, die lediglich einige Millimeter groß sind. Nasenpolypen können aber auch zu ausgedehnten Gebilden heranwachsen, sodass sie stören, indem sie beispielsweise die Nasenräume verlegen. Hierdurch kommt es zu einer Einschränkung der Atmung durch die Nase – Nasenpolypen können die Lebensqualität deutlich einschränken.

Die Anatomie der Nase

Um zu verstehen, was Nasenpolypen tatsächlich bedeuten, sollte man den Aufbau der Nase kennen. Die Nase besteht aus einer rechten und aus einer linken Nasenhaupthöhle. Diese Höhlen werden durch die Nasenscheidewand voneinander getrennt. Zwei Nasennebenhöhlen, Sinus genannt, schließen an die Haupthöhlen an. Die Nasennebenhöhlen sind über Ausführungsgänge mit der zugehörigen Nasenhaupthöhle verbunden. Alle vier Höhlen, also sowohl die beiden Haupthöhlen als auch die Nebenhöhlen, sind mit einer Schleimhaut versehen. Diese ist u.a. für das Filtern und die Befeuchtung der Atemluft zuständig.

Bestimmte Personengruppen weisen ein erhöhtes Risiko für Nasenpolypen auf

Wie Nasenpolypen genau entstehen, ist noch nicht geklärt. Sie sind weit verbreitet und man weiß, dass gewisse Grunderkrankungen Polypen in der Nase bedingen können. So weisen beispielsweise Asthma-Patienten ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Nasenpolypen auf.

Eine erschwerte Atmung, eine nasale Stimme und weitere Symptome

Die genaue Lage und die Größe der Polypen bestimmen die Symptome sowie deren Ausmaß. Dadurch, dass die Polypen in der Nase wachsen, wird die Atmung durch die Nase zunehmend erschwert. Durch die Verstopfung der Nase weisen die Betroffenen oft eine nasale Stimme auf. Außerdem schnarchen Patienten mit Nasenpolypen häufig und es kann zu wiederkehren Entzündungen der Nasennebenhöhlen und der oberen Atemwege kommen. Es entsteht eine vermehrte Schleimsekretion aus der Nase und die Betroffenen klagen oft über Mittelohrentzündungen und Kopfschmerzen. Darüber hinaus ist das Riechvermögen deutlich eingeschränkt.

In dem Fall, dass Nasenpolypen über lange Zeit unbehandelt bleiben, können sich weitere, stark ausgeprägte Symptome ausbilden: Die Nase kann sich derart verdicken, dass der Augenabstand vergrößert wird. In diesem Zusammenhang spricht man von einem sogenannten Hypertelorismus. Solche Komplikationen treten dank der fortschrittlichen Therapiemaßnahmen heutzutage aber selten auf.

Mögliche Ursachen

Wie Nasenpolypen im Detail entstehen, ist bis heute ungeklärt. In der Forschung wird angenommen, dass eine erbliche Veranlagung für die Bildung der Polypen besteht. Außerdem geht den Nasenpolypen in vielen Fällen eine langanhaltende Entzündung der Nasen- oder der Nasennebenhöhlenschleimhäute voraus. Zu solchen Entzündungen kommt es, wenn der Abtransport des Sekretfilms, welcher den von den Schleimhautzellen und den Flimmerhärchen aufgefangenen Schmutz enthält, ins Stocken gerät. Das Sekret staut sich zurück und bietet somit optimale Bedingungen für eine Entzündung. Zu einem verschlechterten Abtransport des Sekrets kann es beispielsweise kommen, wenn die Nebenhöhlen aufgrund von genetischen Faktoren sehr eng sind. Es entstehen häufige Infekte und die Schleimhaut wird immer wieder aufs Neue gereizt. Sie schwillt an und es bilden sich Polypen, welche die Öffnungen der Nasennebenhöhlen weiter verengen. Auch andere anatomische Auffälligkeiten wie eine Verkrümmung der Nasenscheidewand können sich vergleichbar ungünstig auf den Sekretabfluss auswirken.

Allergien als Auslöser von Nasenpolypen

Nasenpolypen können auch entstehen, wenn die Schleimhäute der Nase und der Nasennebenhöhlen durch andere Ursachen gereizt und geschwollen sind. Schadstoffbelastete und trockene Luft kann ebenso zur Entstehung von Polypen beitragen wie diverse Allergien (z.B. Hausstauballergie oder Heuschnupfen).

Eine Pseudo-Allergie als mögliche Ursache

Wie bereits erwähnt, weisen Asthma bronchiale-Patienten ein erhöhtes Risiko für die Bildung von Nasenpolypen auf. Zu den Risikogruppen gehören außerdem Personen, die gewisse Schmerzmittel wie Diclofenac nicht vertragen. Solch eine Unverträglichkeit kann zu schweren Asthmaanfällen führen. In diesem Zusammenhang wird von einer sogenannten Pseudo-Allergie gesprochen.

Die Kombination der Schmerzmittelunverträglichkeit mit Asthma und Nasenpolypen wird in der Medizin als Widal-Trias oder als Samter-Trias bezeichnet. Weitere Begriffe, die diese Kombination beschreiben, sind „Aspirin sensitive Atemwegserkrankung“ und „ASS-Intoleranz“.

In seltenen Fällen kann eine Mukoviszidose die Ursache sein

Kinder sind so gut wie nicht von Nasenpolypen betroffen. Eine Ausnahme stellen Kinder dar, die an Mukoviszidose leiden: Rund ein Drittel dieser Kinder haben gleichzeitig Nasenpolypen. Der Grund liegt darin, dass die Drüsen der Nase im Rahmen der angeborenen Stoffwechselkrankheit ein abnormal zähflüssiges Sekret absondern. Aufgrund dieser Zähflüssigkeit staut sich das Sekret leichter und es kann schwerer abtransportiert werden. Somit können Nasenpolypen schneller entstehen.

Noch seltener: die primäre Ziliendykinesie als Auslöser

In einigen wenigen Fällen ist die Genveränderung namens primäre Ziliendykinesie für Nasenpolypen verantwortlich. Im Rahmen dieser Krankheit sind die Flimmerhärchen der Nasenschleimhäute nur eingeschränkt beweglich, wodurch sie deutlich weniger Schadstoffe aus der Atemluft filtern können. Diese Beeinträchtigung des Reinigungsmechanismus begünstigt Entzündungen und eben auch die Entstehung von Nasenpolypen. An dieser Stelle sollte darauf hingewiesen werden, dass die langfristige Verwendung von abschwellenden Nasensprays die Funktion der Flimmerhärchen ebenfalls stark beeinträchtigen kann. Deshalb sollten Nasensprays niemals über einen gewissen Zeitraum hinaus verwendet werden – es gilt, die Packungsbeilage zu beachten!

Die Diagnose von Nasenpolypen

Bei dem Verdacht auf Nasenpolypen sollte man einen Arzt aufsuchen. Dieser führt zunächst ein Anamnesegespräch mit dem Patienten. Thematisiert werden die Beschwerden, eventuelle Vorerkrankungen wie eine Allergie oder Asthma sowie die Krankengeschichte innerhalb der Familie. Wenn Symptome wie ein beeinträchtigter Riechsinn oder häufig auftretende Nasennebenhöhleninfekte bestehen, ist der Verdacht auf Nasenpolypen bereits erhärtet. In solch einem Fall wird der Arzt den Patienten an einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO-Arzt) überweisen.

Die Untersuchung beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt

Der Mediziner untersucht zunächst die Nase sowie die Nasennebenhöhlen. Sind die Nasenpolypen so groß, dass sie in die Nasenhaupthöhle ragen, können sie oft schon mit dem bloßen Auge erkannt werden. Kleine Polypen erkennt der HNO-Arzt durch die Verwendung von Spiegeln und von einem Nasenendoskop. Bei diesem handelt es sich um ein dünnes Instrument, an dem sich eine Lichtquelle befindet.

Bildgebende Verfahren zur Sicherung der Diagnose

Um die Diagnose sicher stellen zu können, sind eventuell weitere Untersuchungen notwendig. Es kommen bildgebende Verfahren wie die digitale Volumentomographie und die Computertomographie zum Einsatz. Eine Magnetresonanztomographie und eine Ultraschalluntersuchung werden nur in bestimmten Fällen zur Diagnose herangezogen.

Kennzeichnend für Nasenpolypen ist, dass sie beidseitig auftreten. Das bedeutet, dass bei einem einseitigen Auftreten eine andere Krankheit vorliegt. Diese muss genauestens untersucht werden, da es sich um einen bösartigen Tumor handeln kann – vor allem, wenn die Geschwulste häufig Nasenbluten verursachen. Sollte der Verdacht auf einen Tumor bestehen, entnimmt der Mediziner eine Gewebeprobe. Diese wird anschließend unter dem Mikroskop untersucht.

So wird bestimmt, ob eine Allergie der Auslöser für die Polypen ist

Um festzustellen, ob eine Allergie die Ursache für die Nasenpolypen ist, führt der Arzt bestimmte Allergie-Tests durch. Der erste durchgeführte Test ist dabei i.d.R. der sogenannte Prick-Test. Aus dem Grund, dass sich die daraus gewonnenen Ergebnisse nicht vollständig auf die Nasenschleimhaut übertragen lassen – der Prick-Test stellt einen Hauttest dar -, wird anschließend ein sogenannter nasaler Provokationstest durchgeführt. Der die Hautreaktion auslösende Erreger wird auf die Nasenschleimhaut gesprüht. Anschließend misst der Arzt, ob der Luftwiderstand innerhalb der Nase zunimmt.

Eine Unverträglichkeit gegenüber Schmerzmitteln kann wiederum durch eine Blutuntersuchung festgestellt werden. Außerdem kann auch hierfür ein Provokationstest verwendet werden: Das verdächtige Schmerzmittel wird verabreicht und anschließend wird der Widerstand innerhalb der Nase oder in den Bronchien gemessen.

Es gilt zu beachten, dass solche Provokationstests schwere körperliche Reaktionen auslösen können! Aus diesem Grund dürfen solche Test nur unter strenger ärztlicher Aufsicht erfolgen!

Die Therapie: die Gabe von Medikamenten oder ein operativer Eingriff

Die Therapie von Nasenpolypen ist maßgeblich von der Größe und der Ausbreitung der Polypen abhängig. Es besteht sowohl die Möglichkeit einer medikamentösen Behandlung als auch eines operativen Eingriffs. Häufig werden beide Therapiemaßnahmen miteinander kombiniert.

Die medikamentöse Behandlung

Die medikamentöse Behandlung wird vor allem bei kleineren Polypen eingesetzt. Es werden Glukokortikoide verabreicht – entweder in Form von Kortisontabletten oder in Form eines lokal angewendeten Nasensprays, welches Kortison beinhaltet. Durch das Kortison wird das Wachstum der Polypen gehemmt. Nicht selten verschwinden die Polypen innerhalb kürzester Zeit vollständig. Da Kortison in Form von Tabletten das örtliche Immunsystem beeinträchtigt, muss zeitgleich ein Antibiotikum eingesetzt werden, um eine bakterielle Infektion der Nasenschleimhaut und der Nasennebenhöhlen zu verhindern. Andernfalls können sich die Bakterien ungehindert ausbreiten.

Die kortisonhaltigen Sprays müssen sechs bis zwölf Monate angewendet werden, um eine Wirkung zu erzielen. Durch diese langfristige Anwendung kann eine Operation häufig vermieden werden.

Sollte eine Allergie oder Asthma bestehen, müssen diese Grunderkrankungen mitbehandelt werden. Ansonsten können sich immer wieder neue Nasenpolypen bilden. Sollte eine Schmerzmittelunverträglichkeit der Auslöser für die Polypen sein, muss dieser Wirkstoff in Zukunft gemieden werden.

Bei größeren Polypen lässt sich eine OP kaum vermeiden

In dem Fall, dass die eingesetzten Medikamente keine Besserung versprechen (beispielsweise, weil die Polypen zu groß sind), lässt sich eine Operation kaum vermeiden. Wenn die Polypen nicht allzu groß sind, kann der Eingriff ambulant erfolgen. Dann werden die Polypen unter lokaler Betäubung erfasst und herausgezogen. Zudem besteht die Möglichkeit, die Polypen per Laser zu entfernen. Nach dem Eingriff wird eine Tamponage gelegt, welche nach zwei Tagen entnommen werden kann.

Bei größeren Polypen bedarf es eines stationären Aufenthalts. Die Polypen werden minimal-invasiv durch die Nasenlöcher beseitigt. Sollten die Nasennebenhöhlen beteiligt sein, wird zudem wuchernde Schleimhaut entfernt und die Ausgänge der Nebenhöhlen können vergrößert werden. Somit wird einem erneuten Stau von Sekret vorgebeugt, sodass zukünftig keine Entzündungen und somit auch keine Polypen mehr entstehen.

Nach einem operativen Eingriff sollte der Patient für mehrere Tage nicht die Nase schnäuzen – das Sekret darf nur abgetupft werden. Muss der Patient niesen, sollte er darauf achten, das durch den Mund zu tun. So wird der Druck in der Nase verringert. Und auch generell sollte alles vermieden werden, was den Nasendruck erhöht. Hierzu gehören u.a. das Nachvornebeugen des Kopfes und heiße Bäder.

Die Behandlung im Anschluss an die Operation

Um die Wahrscheinlichkeit, dass sich erneut Polypen bilden, weiter zu verringern, sollten zur Nachbehandlung kortisonhaltige Nasensprays eingesetzt werden. Außerdem sollte regelmäßig eine Nasendusche verwendet werden, um die Schleimhäute zu befeuchten. Hierfür eignet sich auch das Inhalieren.

Nasenpolypen kann man nicht vorbeugen

Nasenpolypen kann man nicht unmittelbar vorbeugen. Die einzige Möglichkeit der Prophylaxe besteht in der Behandlung von möglichen Grunderkrankungen wie Asthma bronchiale oder Allergien. Zudem sollte bei einer Schmerzmittelunverträglichkeit das entsprechende Medikament gemieden werden.

Aktualisiert am 17. Februar 2021