Meningitis

Eine Meningitis stellt eine Entzündung der Hirnhäute, Meningen genannt, dar. Bei diesen handelt es sich um bindegewebige Häute, welche unmittelbar am Gehirn anliegen. Eine Infektion der Häute kann entstehen, wenn Viren, Bakterien oder andere Krankheitserreger über das Blut zu ihnen gelangen. Mit einer Meningitis gehen meist Kopfschmerzen, eine schmerzhafte Nackensteifigkeit sowie Fieber einher. Es besteht auch die Möglichkeit, dass sich die Entzündung auf das Gehirn ausweitet. In solch einem Fall spricht man in der Medizin von einer Meningoenzephalitis.

Die bakteriell bedingte Meningitis ist gefährlicher als die viral bedingte: Sie kann innerhalb von wenigen Stunden lebensgefährliche Ausmaße annehmen.

Die Meningitis betrifft überwiegend Kinder und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem (ältere Personen, Patienten nach einer Operation, …). In Deutschland sind Hirnhautentzündungen selten geworden: Der Schutz gegen diverse Erreger der Meningitis ist durch eine Impfung möglich.

Unspezifischen Symptomen folgen charakteristische Beschwerden

Die ersten Symptome nach der Infektion mit einem Meningitis-Erreger treten i.d.R. nach drei bis vier Tagen auf. Die Beschwerden sind zunächst unspezifisch – es kommt zu Kopf- und Gliederschmerzen, zu Erbrechen und Übelkeit. Hierin liegt der Grund, warum in vielen Fällen der Krankheit zunächst eine herkömmliche Grippe vermutet wird.

Die charakteristischen Beschwerden treten im weiteren Verlauf auf. Zu diesen Symptomen gehört eine Steifigkeit des Nackens, sodass die Betroffenen nicht mehr fähig sind, den Kopf in Richtung Brust zu beugen.

Außerdem kann es zu neurologischen Störungen wie Schwindelgefühle, Schläfrigkeit, Hörstörungen und epileptischen Anfällen kommen. Im Rahmen der Meningokokken-Meningitis kann sich eine Blutvergiftung entwickeln, sodass die Hirnhautentzündung lebensbedrohliche Ausmaße annimmt.

Wenn kleine Kinder an der Meningitis erkranken, sind die Beschwerden oft weniger charakteristisch als wenn ein Erwachsener an der Krankheit leidet. Bei Babys bewirkt die Meningitis keine Nackensteifigkeit, sondern überwiegend Fieber und Erbrechen. Auch Krämpfe können entstehen und die Fontanelle kann sich nach außen wölben.

Während die bakterielle Meningitis eine sehr ernstzunehmende Krankheit darstellt, verläuft die virale Form i.d.R. unproblematisch.

Hauptursache sind drei Bakterienarten

In den meisten Fällen wird die Krankheit durch Bakterien verursacht. Bei diesen Bakterien handelt es sich i.d.R. um Pneumokokken, Meningokokken und Haemophilus influenzae.

Bei neugeborenen Kindern wird die Meningitis hingegen überwiegend durch Darmbakterien, Listerien, Pseudomonaden oder Streptokokken der Gruppe B ausgelöst.

Meningokokken als Auslöser (Neisseria meningitidis)

Meningokokken besiedeln vornehmlich die Schleimhäute des Genitalbereichs und des Nasen-Rachen-Raums und zwar oft, ohne an diesen Stellen Krankheitssymptome hervorzurufen. Gelangen die Erreger von diesen Bereichen über das Blut in die Hirnhäute, kann eine Meningitis die Folge sein. Die Bakterien können auch leichtere Erkrankungen auslösen.

Meningokokken kommen ausschließlich beim Menschen vor und verursachen weltweit Infektionen. Dabei sind vor allem die afrikanischen Länder wie Nigeria oder Äthiopien betroffen – in Deutschland kommt es dank eines Impfstoffes nur vereinzelt zu Meningokokken-Erkrankungen.

Pneumokokken als Ursache für die Meningitis (Streptococcus pneumoniae)

Auch Pneumokokken kommen als Auslöser einer bakteriellen Hirnhautentzündung infrage. Sie siedeln sich vor allem auf den Schleimhäuten der oberen Atemwege an. Das Immunsystem hält sie an dieser Stelle für gewöhnlich gut in Schach. Ist dieses jedoch geschwächt, können sich die Bakterien ausbreiten und eine Meningitis sowie weitere Krankheiten verursachen. Zu diesen Krankheiten gehören u.a.:

  • Eine Lungenentzündung
  • Eine Sepsis (Blutvergiftung)
  • Eine Mittelohrentzündung
  • Eine Entzündung der Nasennebenhöhlen

Meningitis durch das Bakterium Haemophilus influenzae

Eine weitere häufige Ursache für eine bakterielle Hirnhautentzündung sind Haemophilus influenzae Bakterien. Dieses Bakterium verbreitet sich über eine Schmier- oder eine Tröpfcheninfektion und besiedelt vor allem die Schleimhäute der oberen Atemwege. Die Bakterien lösen zunächst keine Erkrankung aus. Wenn jedoch weitere krankheitsbegünstigende Faktoren wie eine Immunschwäche hinzukommen, können eine Meningitis und weitere Krankheiten entstehen. Zu diesen Krankheiten gehören u.a.:

  • Eine Lungenentzündung
  • Eine Mittelohrentzündung
  • Eine Entzündung des Knochenmarks
  • Eine Sepsis
  • Eine Nasennebenhöhlenentzündung

Außerdem kann es durch diese Bakterienart zu akuten Entzündungen des Rachens, der Luftröhre und des Kehlkopfes kommen. Verbreitet sich der Erreger über die Blutbahnen, können sich außerdem das Herz und die Gelenke entzünden.

Vor allem an Orten der Öffentlichkeit besteht ein Risiko der Ansteckung

Eine bakterielle Hirnhautentzündung kann durch eine Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen werden – die Bakterien besiedeln vor allem die Schleimhäute der oberen Atemwege. Die „klassischen“ Übertragungsarten sind demnach der Husten, das Niesen und Küssen. In den meisten Fällen kommt es zu einer harmlosen Entzündung der Atemwege, verbreiten sich die Erreger jedoch über das Blut im Körper, können sie zu Entzündungen an verschiedenen Organen wie eben den Hirnhäuten führen.

Zu Ansteckungen mit den Bakterien kommt es vor allem an Orten, wo sich viele Menschen aufhalten: Am Arbeitsplatz, in der Schule, im Kino, in öffentlichen Verkehrsmitteln usw. Tückisch ist dabei, dass manche Menschen die Erreger im Nasen-Rachen-Raum tragen, ohne zu erkranken. Aufgrund dieser Symptomlosigkeit können die Leute sozusagen keine Rücksicht auf ihre Mitmenschen nehmen, sodass ein erhöhtes Risiko der Ansteckung besteht. Die Ansteckungsgefahr wird zusätzlich erhöht, wenn die Schleimhäute bereits vorgeschädigt sind, beispielsweise durch das Rauchen, durch eine Erkältung oder durch Allergien.

Auch klimatische Faktoren spielen eine Rolle bei der Tröpfcheninfektion mit den Erregern: Während die Erkrankung in der gemäßigten Klimazone vor allem am Winter-Ende auftritt, ist das Risiko für eine Meningitis in tropischen Ländern meist während der Trockenzeit erhöht.

Weitere Möglichkeiten der Meningitis-Übertragung

Nicht immer werden die Erreger per Tröpfcheninfektion übertragen: Auch eine sogenannte septisch-metastatische Absiedlung kommt als Übertragungsweg infrage. In solch einem Fall wandern die Erreger von einem schon vorhandenen Entzündungsherd zu den Hirnhäuten. Beispiele für solche Entzündungsherde sind der Nabel eines Neugeborenen oder die Herzklappen bei Erwachsenen. Des Weiteren können unfallbedingte Schädelfrakturen sowie operative Eingriffe am Rückenmark und am Gehirn zu einer Infektion mit den Meningitis-Erregern führen.

Eine sogenannte fortgeleitete Meningitis kann sich entwickeln, wenn die Erreger von einer Entzündung, die in der Nähe des Gehirns liegt, über einen Knochen auf die Hirnhäute übergreift: eine Hirnhautentzündung kann die Folge einer Mittelohrentzündung oder einer Nasennebenhöhlenentzündung sein.

Die Diagnose durch eine Punktion im Bereich der Lendenwirbelsäule

Ein Laie kann die bakterielle nicht von der viralen Meningitis unterscheiden. Auch deshalb sollte bei auftretenden Symptome stets ein Arzt aufgesucht werden. Um eine Diagnose stellen zu können, wird der Mediziner eine sogenannte Liquorpunktion durchführen: Er entnimmt Nervenwasser aus dem Bereich der Lendenwirbelsäule. Diese Flüssigkeit wird anschließend in Bezug auf ihre Zusammensetzung und auf ihr Aussehen untersucht und die Erreger werden bestimmt. In manchen Fällen wird vor der Liquorpunktion eine Computertomographie des Schädels durchgeführt. So wird ein erhöhter Hirndruck ausgeschlossen.

Behandlung einer bakteriellen und einer viralen Hirnhautentzündung

Bei einer bakteriellen Hirnhautentzündung handelt es sich um einen medizinischen Notfall! Es gilt: Je schneller die Diagnose gestellt und mit der Behandlung begonnen wird, umso besser können lebensbedrohliche Komplikationen (z.B. eine Sepsis) vermieden werden. Schon bei dem Verdacht auf eine bakterielle Meningitis verabreicht der Arzt dem Patienten ein Antibiotikum wie Penicillin. Auch Personen, die mit dem oder der Betroffenen in Kontakt kamen, sollte dieses Antibiotikum einnehmen. Im Falle einer Komplikation ist eine intensivmedizinische Therapie notwendig.

Sind Viren der Auslöser für die Hirnhautentzündung, gibt es nur in einigen wenigen Fällen eine bestimmte Maßnahme der Therapie. Die Erkrankung heilt i.d.R. von alleine ab und zwar ohne, dass die Gefahr von Komplikationen besteht. Die Patienten müssen das Bett hüten und gegen die Symptome werden schmerzstillende sowie fiebersenkende Mittel eingesetzt. Außerdem sollte die Flüssigkeitszufuhr aufgrund des Fiebers erhöht werden.

Verschiedene Impfungen zur Vorbeugung

Die Meningokokken-Impfung

Einer Meningitis aufgrund von Meningokokken kann man per Impfung vorbeugen. In Deutschland sind meist Meningokokken der Serogruppe B für eine Entzündung der Hirnhaut verantwortlich. Gegen diese ist seit dem Jahr 2013 ein Impfstoff verfügbar. Außerdem gibt es Impfstoffe gegen andere Serogruppen der Meningokokken. Für Kinder im zweiten Lebensjahr empfiehlt die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) eine Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe C. Sollte diese Impfung nicht im zweiten Lebensjahr erfolgt sein, sollte sie schnellstmöglich nachgeholt werden. Eine Impfung gegen andere Serogruppen ist empfehlenswert, wenn man …

  • … einen angeborenen oder erworbenen Immundefekt hat
  • … eine Reise in ein als Risikoregion eingestuftes Land plant
  • … engen Kontakt zu einer Person hatte, die an Meningitis erkrankt ist
  • … beruflich mit den Erregern der Hirnhautentzündung in Kontakt kommt (z.B. Personal im Labor).

Die Impfung gegen Haemophilus-influenzae-Bakterien

Gegen eine durch Haemophilus influenzae verursachte Meningitis gibt es ebenfalls eine Impfung. Diese Impfung wird von der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) für alle Säuglinge und Kleinkinder empfohlen. Die Impfung bietet einen 90-prozentigen Schutz und zwar mehrere Jahre lang.

Pneumokokken-Impfung

Auch gegen Pneumokokken gibt es eine Impfung bzw. mehrere Impfstoffe: Der Polysaccharid-Impfstoff ist für erwachsene Personen ab einem Alter von 60 Jahren vorgesehen, der sogenannte Konjugatimpfstoff bietet Langzeitschutz für Kinder ab einem Lebensalter von zwei Monaten. Der Polysaccharid-Impfstoff ist außerdem für Menschen ohne Milz empfehlenswert: Vor allem innerhalb der ersten beiden Jahre nach der Entfernung des Organs besteht ein hohes Risiko für eine Infektion mit Pneumokokken.

Herdenimmunität: Die Impfung schützt auch die Menschen im Umfeld

Mit einer Impfung gegen die verschiedenen Erreger der Hirnhautentzündung schützt man nicht nur sich selbst, sondern auch Ungeimpfte: Derjenige, der sich impfen lässt, verhindert, dass er die Erreger unbemerkt in sich trägt und so andere infiziert. Diesen Schutz, der sich nicht nur auf die eigene Person, sondern auch auf Personen im Umfeld bezieht, nennt man in der Medizin Herdenimmunität. Dabei gilt: je mehr Menschen geimpft sind, umso größer ist der Schutz für die Allgemeinheit – eine möglichst hohe Durchimpfungsrate gilt als wichtiger Schritt gegen die Erkrankung in der Gesellschaft.

Die Chemoprophylaxe

Für Menschen, die sich im Umfeld einer an Meningitis erkrankten Person aufhalten, wird eine Chemoprophylaxe empfohlen. Diese Vorbeugung erfolgt durch die Gabe von speziellen Antibiotika. Die Chemoprophylaxe nimmt eine Sonderstellung in der Vorbeugung gegen die Meningitis ein, denn enge Kontaktpersonen weisen ein deutlich höheres Risiko für einen tödlichen Verlauf der Erkrankung auf.

Aktualisiert am 16. Februar 2021