Mandelentzündung

Die Mandelentzündung ist auch unter dem Namen Tonsillitis bekannt. Es handelt sich um eine Entzündung der Gaumenmandeln. Jedes Jahr erkranken in Deutschland mehr als eine Million Menschen an dieser Entzündung. Vor allem Kinder im Alter zwischen sechs und 12 Jahren sind betroffen. In vielen Fällen geht einer Mandelentzündung ein grippaler Infekt voraus. Durch diesen wird das Immunsystem geschwächt, sodass Viren und Bakterien leichtes Spiel haben, die Rachenschleimhaut zu befallen. Als Hauptauslöser eine Tonsillitis gelten Bakterien vom Typ Streptokokken.

Meistens geht mit der Mandelentzündung ein gelb-weißlicher Belag auf den Mandeln einher. Dieser Belag besteht aus toten Bakterien sowie aus abgestorbenen Zellen des Immunsystems. In den allermeisten Fällen handelt es sich um eine einseitige Tonsillitis, eine beidseitige Mandelentzündung tritt selten auf.

Eine Sonderform der Mandelentzündung ist die Angina Plaut-Vincenti. Diese betrifft nur erwachsene Menschen. Bei dieser Form sind verschiedene Bakterien der Auslöser für die Entzündung. Es bildet sich ein Geschwür an einer Rachenseite und die Gaumenmandeln werden von einem übelriechenden grün-grauen Schleim überzogen. Derweil sind die Gaumenmandeln der anderen Seite meist völlig unauffällig.

Die Entzündung klingt i.d.R. von selbst wieder ab. Um den Heilungsprozess zu beschleunigen, können Medikamente wie Antibiotika eingesetzt werden.

Die Frage, ob eine Tonsillitis ansteckend ist, kann eindeutig mit „ja!“ beantwortet werden: per Niesen oder Husten kommt es zu einer Tröpfcheninfektion von einem Menschen auf den anderen.

Schluckbeschwerden, Halsschmerzen und weitere Symptome

Die typischen Beschwerden im Rahmen einer Mandelentzündung sind Schluckbeschwerden und Halsschmerzen. Diese Symptome treten plötzlich auf und können von hohem Fieber begleitet sein.

Die Gaumenmandeln beidseits des sogenannten Zäpfchens sind stark gerötet, belegt und angeschwollen. Außerdem gehören eine gerötete Rachenwand, ein unangenehmer Mundgeruch und vergrößerte Lymphknoten im Kieferwinkel zu den typischen Merkmalen einer Tonsillitis. Des Weiteren kann eine Entzündung der Mandeln zu einem starken Schwächegefühl führen.

Eine virenbedingte Tonsillitis ruft weitere Symptome hervor

In dem Fall, dass eine Mandelentzündung durch Viren bedingt ist, können weitere Symptome, die denen eines grippalen Infekts ähneln, entstehen. Hierzu gehören u.a. Husten und Schnupfen. In den meisten Fällen ist die Entzündung der Mandeln jedoch durch Bakterien – und vor allem durch Streptokokken – bedingt.

Mit einer Mandelentzündung können die Symptome anderer Erkrankungen einhergehen

Eine Mandelentzündung kann ein Begleitsymptom einer anderen Erkrankung sein. In diesem Fall treten neben den Symptomen der Entzündung auch die typischen Beschwerden der Grunderkrankung auf. Krankheiten, die eine Mandelentzündung hervorrufen können, sind:

  • Pfeiffersches Drüsenfieber
  • Scharlach
  • Herpangina
  • Kawasaki-Syndrom
  • Tripper
  • Syphilis
  • Diphtherie

Symptome bei gleichzeitigem Pfeifferschen Drüsenfieber

Löst beispielsweise das Pfeiffersche Drüsenfieber, welches durch das Ebstein-Barr-Virus entsteht, die Entzündung der Mandeln aus, können die Lymphknoten des Kieferbereichs als auch die im Bereich des Halses, des Nackens und der Leiste anschwellen. Außerdem entsteht hohes Fieber, welches in vielen Fällen erst nach etwa zwei Wochen abklingt. Es bestehen starke Glieder-, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen und es kann sich ein Hautausschlag bilden. Darüber hinaus gehören Übelkeit, Husten und ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl zu den Symptomen. Die Leber und die Milz können anschwellen, wodurch sehr unangenehme Bauchschmerzen verursacht werden. In dem Fall, dass sich die Patienten nicht körperlich schonen, kann die Milz reißen – eine lebensbedrohliche Blutung kann die Folge sein. Mit dieser gehen ein schneller Herzschlag, niedriger Blutdruck und Gefühle der Angst und Unruhe einher.

Meist sind die Betroffenen nach etwa zwei Wochen beschwerdefrei

Sofern mit der Mandelentzündung keine Komplikationen einhergehen, verbessern sich die Symptome innerhalb von ein paar Tagen deutlich. Nach etwa zwei Wochen sind die Patienten dann wieder komplett beschwerdefrei.

Ein schwaches Immunsystem als Hauptursache

Eine Tonsillitis kann auf verschiedene Erreger zurückzuführen sein. Diese Erreger setzen sich auf der zerklüfteten Gaumenmandel-Oberfläche fest. Und das ist generell auch gut so, denn die Gaumenmandeln haben als Teil des Immunsystems die Aufgabe, Erreger, welche in den Rachenraum gelangen, abzufangen. So wird verhindert, dass die Erreger in die Atemwege gelangen und diese infizieren. Die Gaumenmandeln verfügen über Zellen, welche Antikörper produzieren. Diese Antikörper setzen sich an den eingedrungenen Erregern fest und machen diese unschädlich. Ist das Immunsystem jedoch geschwächt, kann es sein, dass die Antikörper die Erreger nicht ausreichend bekämpfen können. In diesem Fall kann es zu einer Mandelentzündung kommen.

Eine Tonsillitis kann durch Viren oder durch Bakterien ausgelöst werden

Während eine bakterielle Mandelentzündung überwiegend durch Streptokokken verursacht wird, liegt die Ursache einer viralen Tonsillitis meist in Rhinoviren, Adenoviren oder Coronaviren. Selten führen Cocksackie-A-, Influenza- oder Herpes simplex-Viren zu einer Entzündung der Mandeln.

Es besteht auch die Möglichkeit, dass eine Mandelentzündung sowohl durch Bakterien als auch durch Viren ausgelöst wird. In rund dreißig Prozent aller Fälle von Tonsillitis kann gar kein Erreger nachgewiesen werden.

Eine Mandelentzündung in der Schwangerschaft

Schwangere Frauen weisen ein erhöhtes Risiko für eine Mandelentzündung auf. Der Grund ist, dass in der Schwangerschaft das körpereigene Abwehrsystem geschwächt ist. So können diverse Keime leichter den Organismus befallen. Darüber hinaus können bei einer Tonsillitis in der Schwangerschaft eher Komplikationen auftreten – Schwangere, die an einer Mandelentzündung leiden, sollten stets einen Arzt aufsuchen!

Die Diagnose

Zur Diagnose einer Mandelentzündung untersucht der HNO-Arzt die Mundhöhle, den Zungengrund, den Rachen sowie den Kehlkopf und den Nasen-Rachen. Hierfür verwendet er sogenannte Winkel-Endoskope. Diese stellen eine Art Lupen-Fernrohr dar, mit denen der Arzt in bestimmten Winkeln um die Ecke sehen kann. So kann er die wichtigen Bereiche vollständig nach Merkmalen der Tonsillitis absuchen.

Bei Personen über 15 Jahren kann ein spezielles Kriterien-System angewandt werden. Dieses System trägt den Namen Centor-Score. Dieses dient dazu, die Wahrscheinlichkeit einer Infektion mit Streptokokken abzuschätzen. Die Kriterien dieses Systems sind:

  • Kein Husten
  • Fieber über 38 Grad
  • Belegte Gaumenmandeln
  • Geschwollene Halslymphknoten

Wurde eine Mandelentzündung festgestellt und weist der oder die Betroffene gleichzeitig alle diese vier Symptome auf, handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Streptokokken-Infektion.

Darüber hinaus kann der Arzt eine Ohr-Mikroskopie durchführen: Anhand des Trommelfellbefundes kann festgestellt werden, ob zeitgleich eine Mittelohrentzündung besteht. Diese Untersuchung wird durchgeführt, da die für die Tonsillitis typischen Halsschmerzen häufig ins Ohr ausstrahlen.

Weitere Untersuchungen können sinnvoll sein

In besonderen Fällen können weitere Untersuchungen sinnvoll sein. Bei einer Seitenstrang-Angina kann beispielsweise eine Ultraschalluntersuchung der Nasennebenhöhlen durchgeführt werden. Bei einer einseitigen Entzündung, die nicht nach acht bis zehn Tagen abgeheilt ist, entnimmt der HNO-Arzt eine Gewebeprobe. Auf diese Weise lassen sich ein Tonsillen-Karzinom, eine HIV-Infektion und die Geschlechtserkrankung namens Lues ausschließen bzw. rechtzeitig erkennen.

Im Falle einer Mandelentzündung, die durch das Pfeiffersche Drüsenfieber ausgelöst wurde, kann eine Blutuntersuchung sinnvoll sein. Im Labor wird die Art des Erregers bestimmt und das Blut wird auf einen erhöhten Bakteriengiftstoff-Wert hin untersucht. Außerdem sollten die Leberwerte untersucht werden, um mögliche Folgeerkrankungen ausschließen zu können. Werden Folgeerkrankungen einer chronischen Mandelentzündung vermutet, müssen weitere Blutuntersuchungen wie die Überprüfung der Nierenwerte eingeleitet werden.

Die Therapie in Eigenregie

Besteht eine leichte Mandelentzündung, können erwachsene Personen, die ansonsten gesund sind, die Erkrankung selber behandeln. Kommt es nach zwei Tagen jedoch zu keiner Verbesserung der Symptome bzw. treten sogar weitere Symptome auf, sollte man sich von einem HNO-Arzt untersuchen lassen.

Für die Behandlung von Halsschmerzen empfiehlt sich der Einsatz von abschwellenden und antientzündlichen Mitteln: In der Apotheke erhält man Lösungen zum Gurgeln und Rachen-Sprays, welche die Schmerzen lindern können. Gegen Gelenk-, Glieder- und Muskelschmerzen helfen Wirkstoffe wie Paracetamol. Diese wirken zugleich fiebersenkend.

Des Weiteren sollte bei einer Mandelentzündung auf heiße, säurehaltige und feste Nahrung verzichtet werden: Um die Mandeln nicht weiter zu reizen, empfiehlt es sich, weiche, kalte Speisen wie Eis zu sich zu nehmen. Auf das Rauchen muss unbedingt verzichtet werden, da dieses die Beschwerden deutlich verschlimmert.

Die Halsschmerzen können außerdem durch kühle Getränke wie Salbei- und Kamillentee gelindert werden. Die erhöhte Flüssigkeitszufuhr (Wasser) gleicht den durch die Krankheit bedingten Flüssigkeitsverlust aus. Auf Fruchtsäfte und Ähnliches sollte verzichtet werden, da auch diese Säure enthalten.

Die Behandlung durch einen HNO-Arzt

Sollten diese Maßnahmen nicht innerhalb von einigen Tagen zu einer Besserung führen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann dem Patienten Antibiotika und andere Medikamente, die den Heilungsprozess beschleunigen, verschreiben. Bei einer Mandelentzündung ohne Komplikationen genügt i.d.R. Penicillin V. Im Falle einer schweren Verlaufsform bzw. bei beginnenden Komplikationen wird der HNO-Arzt wiederum sogenannte Breitband-Antibiotika verschreiben. Diese kommen auch häufig im Rahmen einer durch Viren verursachten Tonsillitis zum Einsatz. Auf diese Weise soll einer zusätzlichen Infektion durch Bakterien vorgebeugt werden. Bei der sogenannten Zungengrund-Tonsillitis empfiehlt sich eine Kombination aus antibiotischer und antientzündlich-abschwellender Therapie. Außerdem werden regelmäßige Verlaufskontrollen durchgeführt. Bei einem schweren Verlauf der Zungengrund-Tonsillitis kann sogar ein Klinikaufenthalt notwendig sein.

Nach der eigentlichen Behandlung muss das Immunsystem gestärkt werden

Die verordneten Antibiotika müssen immer über den gesamten verordneten Zeitraum eingenommen werden. Dieser Zeitraum beträgt in den meisten Fällen zwischen sechs und zehn Tagen. Die Therapie sollte keinesfalls frühzeitig abgebrochen werden – auch nicht, wenn man sich bereits deutlich besser fühlt und kaum noch Symptome vorhanden sind. Der Grund ist, dass es sonst leicht zu einer Bildung von Resistenzen kommen kann.

Nachdem die Mandelentzündung abgeheilt ist, muss das Immunsystem gestärkt werden, um weiteren Entzündungen der Mandeln vorzubeugen. Hierfür sollte man weder auf Tabletten noch auf Drinks und andere Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen. Vielmehr gilt es, eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung zu verfolgen. Regelmäßiger Sport aktiviert das Herz-Kreislauf-System und trägt ebenso zu einer Stärkung des Immunsystems bei. Wer sich in einem Alter von über 35 Jahren befindet und neu mit dem Sport beginnt bzw. eine chronische Krankheit aufweist, sollte zuvor seinen Arzt nach den möglichen Belastungen fragen und sich von diesem „grünes Licht“ für die gewünschte Sportart geben lassen. Wechselbäder und regelmäßige Sauna-Besuche können die Abwehrkräfte ebenfalls stärken.

Operative Maßnahmen

Wer häufig an einer Mandelentzündung leidet, sollte eine operative Entfernung der Mandeln in Betracht ziehen. Vor allem in Fällen, in denen die Mandelentzündung eine Herzmuskelentzündung, eine Herzklappenentzündung oder eine Nierenentzündung bewirkt hat – hierzu kann es kommen, wenn die Bakterien und Giftstoffe in die Blutbahn gelangen –, sollte eine sogenannte Tonsillektomie erfolgen.

Eine solche Operation birgt allerdings auch Risiken: nach dem Eingriff kann es zu Nachblutungen oder zu Schmerzen kommen. Diese machen eine weitere Operation notwendig bzw. sie können sogar lebensbedrohlich sein. Ebenso geht mit der Narkose ein Risiko einher. Aufgrund dieser Risiken sollte ein ausführliches Gespräch mit dem behandelnden Arzt geführt werden, um die Vor- und die Nachteile der Operation für den individuellen Fall abzuwägen.

Wann sollte man die Mandeln operativ entfernen lassen?

Maßgeblich für die Entscheidung, ob die Mandeln operativ entfernt werden sollten oder nicht, ist die Zahl der eitrigen, mit Antibiotika behandelten Mandelentzündungen innerhalb der letzten 12 Monate: Lag seltener als dreimal eine Mandelentzündung vor, ist die chirurgische Entfernung nicht empfehlenswert. Bei drei bis fünf Mandelentzündungen in den letzten 12 Monaten kann eine operative Entfernung hilfreich sein. Um letztendlich die Entscheidung zu treffen, wird beobachtet, ob in den folgenden sechs Monaten eine weitere Tonsillitis entsteht. Bei sechs oder mehr Mandelentzündungen in den letzten zwölf Monaten sollte eine Entfernung der Mandeln erfolgen.

Der operative Eingriff wird i.d.R. unter Vollnarkose durchgeführt. In etwa 3 von 100 Fällen kommt es nach dem Eingriff zu Nachblutungen. Diese Nachblutungen können sowohl innerhalb von 24 Stunden als auch noch nach einer Woche entstehen. Zudem kann der Geschmackssinn des Patienten zunächst beeinträchtigt sein. Diese Beeinträchtigung klingt innerhalb von wenigen Tagen ab. Bei der Entlassung aus dem Krankenhaus erhalten die Patienten Instruktionen, wie sie sich in den nächsten Tagen verhalten sollen.

Bei Kindern sollte die operative Entfernung der Mandeln nur erfolgen, wenn die Mandeln sich extrem vergrößert haben (sogenannte kissing tonsils) und somit zu Sprech-, Atem- und Schluckbeschwerden führen. Auch eine Verkleinerung der Mandeln kann in solchen Fällen hilfreich sein.

Mit einem gesunden Lebensstil beugt man einer Mandelentzündung vor

Ob man eine Mandelentzündung bekommt, hängt stark vom Immunsystem bzw. von dessen Stärke ab. Aus diesem Grund ist die beste Prophylaxe eine gesunde Lebensweise: Es gilt, auf Alkohol und Tabak zu verzichten bzw. Alkohol nur in Maßen zu genießen. Die Ernährung sollte ausgewogen und vitaminreich sein. Regelmäßiger Sport stärkt das Abwehrsystem ebenfalls.

Aktualisiert am 16. Februar 2021