Magenschleimhautentzündung

In der Medizin wird die Magenschleimhautentzündung mit dem Begriff Gastritis bezeichnet. Aufgrund der unspezifischen Symptome, die mit der Krankheit einhergehen, wird sie oft erst spät oder gar nicht diagnostiziert. Aus diesem Grund sind Aussagen über das Auftreten bzw. die Häufigkeit der Erkrankung schwierig. Man weiß aber, dass die Gastritis nur selten bei Kindern vorkommt.

Eine Gastritis entsteht, wenn die magenschleimhautschützende Schleimschicht beschädigt wird

Die Schleimhaut kleidet die Magenwand aus und besteht aus verschiedenen Zellen, welche den Magensaft produzieren. Der Magensaft setzt sich aus der die Nahrung zersetzenden Magensäure und Verdauungsenzymen zusammen. Die Magenschleimhaut ist mit einem Schleim überzogen, welcher diese vor dem säurehaltigen Magensaft schützt. Wird diese Schleimschicht beschädigt, kommt es zu einem Angriff der Magenschleimhaut durch die aggressive Säure – eine Gastritis entsteht.

Es wird zwischen einer akuten und einer chronischen Entzündung der Magenschleimhaut unterschieden

Die Magenschleimhautentzündung kann in eine akute und in eine chronische Form unterteilt werden. Mögliche Hinweise auf eine akute Gastritis sind plötzlich auftretende Schmerzen im oberen Bauch sowie im Rücken. Außerdem geht mit einer akuten Gastritis meist eine Übelkeit einher.

Demgegenüber entwickelt sich die chronische Gastritis schleichend und über einen langen Zeitraum. Diese Form der Magenschleimhautentzündung wird in weitere Unterformen gegliedert: Es bestehen die Typ-A-, die Typ-B- und die Typ-C-Gastritis sowie einige Sonderformen (beispielsweise die eosinophile Gastritis).

Symptome der akuten und der chronischen Gastritis

Mit einer Entzündung der Magenschleimhaut können die unterschiedlichsten Symptome einhergehen. Zu den typischen Merkmalen einer akuten Gastritis zählen neben den bereits genannten:

  • Erbrechen
  • Appetitlosigkeit
  • Häufiges Aufstoßen
  • Ein unangenehmer Geschmack im Mund

Typisch für die akute Magenschleimhautentzündung ist auch, dass sich die Beschwerden verstärken, sobald Nahrung aufgenommen wird.

Im Gegensatz zur akuten Form treten bei der chronischen Gastritis häufig zunächst gar keine Symptome auf. Deshalb bleibt diese Form oft unentdeckt. Gehen mit der chronischen Magenschleimhautentzündung Symptome einher, sind das meistens die folgenden:

  • Blähungen
  • Durchfall
  • Ein Völlegefühl
  • Bauchschmerzen

Ursachen für eine akute Magenschleimhautentzündung

Allen Formen der Magenschleimhautentzündung gemein ist, dass sie die Magenschleimhaut-Zellen stark reizen und schädigen. Mögliche Ursachen für eine akute Gastritis sind:

  • Ein übermäßiger Alkoholkonsum
  • Rauchen
  • Die regelmäßige Einnahme von sogenannten nicht-steroidalen Antirheumatika wie Acetylsalicylsäure
  • Die Einnahme anderer Medikamente wie Kortisonspräparate
  • Lebensmittelvergiftungen
  • Der übermäßige Verzehr von den Magen reizenden Lebensmitteln (z.B. scharfes Essen und Kaffee)
  • Unfälle und Verletzungen
  • Jegliche Form von Stress
  • Der sogenannte Runners stomach bei Leistungssportlern

Auch eine chronische Gastritis kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. In den meisten Fällen ist entweder eine Autoimmunreaktion der Auslöser oder Bakterien sowie chemische Substanzen bedingen die Gastritis.

Ursachen für die chronische Typ-A-Gastritis

Bei der chronischen Typ-A-Gastritis handelt es sich um eine seltene Autoimmunerkrankung: Vom körpereigenen Abwehrsystem gebildete Antikörper richten sich gegen das körpereigene Gewebe und greifen vor allem die sogenannten Belegzellen an. Belegzellen sind diejenigen Zellen der Magenschleimhaut, welche die Magensäure bilden.

Die Antikörper können auch den sogenannten Intrinsic-Faktor angreifen. Dieser stellt ebenfalls einen von den Belegzellen produzierten Stoff dar. Dieser Stoff ist notwendig, damit der Dünndarm Vitamin B12 aufnehmen kann. Fehlt der Intrinsic-Faktor, kann also ein Mangel an Vitamin B12 entstehen. Das führt wiederum zu einer perniziösen Anämie – eine bestimmte Form der Blutarmut. Bei der Gastritis des Typs A handelt es sich um die seltenste Form der Magenschleimhautentzündung: In lediglich fünf Prozent aller Fälle handelt es sich um eine Typ-A-Gastritis.

Durch die Zerstörung der Belegzellen bildet der Magen weniger Magensäure. Gleichzeitig schüttet er Gastrin aus – ein Hormon, welches im gesunden Magen dafür zuständig ist, die Säureproduktion der Belegzellen anzuregen, sobald diese Säure abgegeben haben. Im gesunden Magen herrscht somit ein Gleichgewicht zwischen Gastrin-Produktion und Gastrin-Abgabe. Sind die Belegzellen jedoch zerstört, ist die Regulation der Produktion gestört, sodass der Magen zu viel Gastrin freisetzt bzw. zu wenig produziert. Dauert dieser Zustand länger an, kann es zu einem Karzinoid kommen – eine spezielle Tumorform im Magen-Darm-Trakt, welche als bösartig, jedoch auch als gut heilbar gilt.

Ursachen für die Typ-B-Gastritis

Die Ursache für eine chronische Typ-B-Gastritis ist eine bakterielle Infektion, vornehmlich mit dem Helicobacter pylori-Bakterium. Deshalb wird diese Form der Magenschleimhautentzündung auch Helicobacter pylori- oder einfach Hp-Gastritis genannt. Auch andere Bakterien können eine bakterielle Gastritis auslösen.

Der Grund, warum vor allem das Hp-Bakterium als Auslöser für diese Form der Entzündung gilt, ist, dass dieses über einen Mechanismus verfügt, welcher es gegen das saure Milieu des Magens „immun“ macht, d.h. im Gegensatz zu den meisten Bakterien kann das Helicobacter pylori-Bakterium im Magen überleben. Es siedelt sich an der Magenschleimhaut-Oberfläche an und bildet dort bestimmte Substanzen, welche ein weniger saures, also ein alkalisches Milieu herbeiführen. Hierdurch wird die Regulierung der Magensäureproduktion negativ beeinflusst. Außerdem wird die Schleimhaut beschädigt.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Helicobacter pylori-Bakterien den Magen besiedeln, steigt mit zunehmendem Alter an. So sind in den westlichen Industrieländern etwa 60 Prozent aller über 60-Jährigen mit diesem Erreger infiziert. Es muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass längst nicht alle der Infizierten eine bakterielle Gastritis aufweisen. Vielmehr müssen weitere Faktoren eintreten, damit es zu der Erkrankung kommt. Bei rund 85 Prozent aller chronischen Magenschleimhautentzündungen handelt es sich um die Typ-B-Gastritis.

Ursachen für eine Gastritis vom Typ C

Die Ursachen für die Typ-C-Gastritis liegen in chemischen Substanzen, welche schädigend auf die Magenschleimhaut wirken. Aus diesem Grund nennt man die Typ-C-Gastritis auch chemisch-toxische Gastritis. Eine Substanz, die diese Form der Magenschleimhautentzündung besonders verursachen kann, ist Gallensaft, welcher aus dem Duodenum, also dem Zwölffingerdarm zurück in den Magen fließt. In diesem Fall wird von einem sogenannten duodenogastralen Reflux gesprochen. Durch den Rückfluss trägt vor allem die Schleimhaut im Abschnitt des Pylorus (Magenpförtner) Schaden davon.

Weitere Substanzen, die eine Typ-C-Gastritis begünstigen können, sind Alkohol in übermäßigen Maßen sowie bestimmte Schmerzmittel (z.B. Acetylsalicylsäure).  In etwa zehn Prozent der chronischen Magenschleimhautentzündungen handelt es sich um eine Gastritis des Typs C.

Die Diagnosestellung bei einer Magenschleimhautentzündung

Besteht der Verdacht auf eine Entzündung der Magenschleimhaut, wird der Arzt zunächst ein Anamnesegespräch mit dem Patienten führen. In Rahmen dieses Gesprächs werden u.a. die Symptome, mögliche Vorerkrankungen sowie die Ernährungs- und Lebensgewohnheiten thematisiert. Anschließend folgen verschiedene Untersuchungen.

Eine dieser Untersuchungen ist die Magenspiegelung. Diese erfolgt ambulant bei einem Gastroenterologen, also bei einem Spezialisten für Magen-Darm-Erkrankungen. Der Arzt schiebt einen dünnen, flexiblen Schlauch (Endoskop) durch die Speiseröhre des Patienten und zwar bis in den Magen und den Zwölffingerdarm. Dank der integrierten Kamera kann der Mediziner die Speiseröhre, den Dünndarm und das Mageninnere begutachten. Von auffälligen Stellen wird eine Gewebeprobe entnommen. Diese wird anschließend im Labor untersucht. Diese Untersuchung ermöglicht nicht nur die Diagnose einer Gastritis, sondern kann auch Rückschlüsse auf die Ursache geben. Sind Helicobacter pylori-Bakterien beispielsweise die Ursache, verfärben sich diese durch ein bestimmtes Verfahren in der Gewebeprobe.

Der Nachweis von Helicobacter pylori-Bakterien ist auch im Stuhl sowie im Rahmen eines Atemtests möglich. Für den letzteren erhält der Patient ein Getränk, welches mit Harnstoff versehen ist, welcher wiederum mit einem speziellen Kohlenstoff markiert wurde. Sollten sich Helicobacter-Bakterien im Magen befinden, stürzen sich die Erreger auf den Harnstoff und bauen diese mit Hilfe des Enzyms Urease um. Während dieses Umbaus wird Kohlendioxid gebildet. Dieses enthält den erwähnten Marker. Über die Blutgefäße und die Lunge gelangt das Kohlendioxid in die vom Patienten ausgeatmete Luft. Diese wird während der Untersuchung gesammelt und anschließend untersucht. Sofern sich der Marker in der Atemluft befindet, weist das auf eine Infektion mit dem Helicobacter pylori-Bakterium hin. Mit einem solchen Atemtest oder auch mit einem Stuhltest kann man allerdings keine Aussagen über den Magenzustand machen. Aus diesem Grund wird diese Untersuchungsmethode vor allem zur Kontrolle nach einer Helicobacter-Therapie eingesetzt.

Eine weitere Möglichkeit der Diagnosestellung bietet die Blutuntersuchung. Besteht eine Gastritis, kann es sein, dass sich bestimmte Antikörper gegen Magenzellen im Blut finden lassen.

Die Behandlung einer akuten und einer chronischen Gastritis

Die Therapie einer Magenschleimhautentzündung richtet sich vor allem nach der Ursache der Erkrankung als auch danach, ob eine akute oder eine chronische Gastritis besteht. Das Ziel der Behandlung liegt immer darin, die Entzündung zu stoppen. Außerdem soll die Magensäure reduziert werden und die Magenschleimhaut soll dazu befähigt werden, sich zu regenerieren.

Akute Gastritis: nicht-medikamentöse Maßnahmen können bereits ausreichen

Besteht eine akute Gastritis, können nicht-medikamentöse Maßnahmen bereits ausreichen, um die Beschwerden zu beseitigen. An aller erster Stelle steht der Verzicht auf Alkohol, Kaffee und Nikotin. Ebenso sollten andere Lebensmittel, die den Magen reizen, vermieden werden. Die Rede ist von Fruchtsäften, Salz, Essig und zuckerhaltigen Limonaden. Außerdem müssen Medikamente mit bestimmten Wirkstoffen wie Ibuprofen, Diclofenac und Acetylsalicylsäure abgesetzt werden. Man sollte seinen Arzt des Vertrauens aufsuchen und mit diesem über alternative Medikamente sprechen.

Darüber hinaus sollte man im Falle einer akuten Magenschleimhautentzündung etwa zwei Tage lang auf Nahrung verzichten. Wer das nicht kann, sollte lediglich eine milde Brühe zu sich nehmen. Nach dieser Diät kann langsam mit Schonkost wie Kamillentee und Zwieback begonnen werden. Dabei gilt die Regel: mehrere kleine Mahlzeiten am Tag sind besser als drei große Mahlzeiten. Um den Magen zu schonen bzw. diesem die Verdauung zu erleichtern, sollte die Nahrung mehr gekaut werden als üblich. Außerdem darf die Mahlzeit nicht zu kalt und nicht zu heiß sein.

Um das allgemeine Stresslevel für den Magen zu reduzieren, sollte man im Bett bleiben. Die Heilung kann durch Magentees, warme Umschläge oder Wärmflaschen sowie durch pflanzliche und frei verkäufliche Arzneimittel, die die Magensäure reduzieren, unterstützt werden.

Die Therapie einer chronischen Gastritis erfolgt durch die Gabe von Medikamenten

Im Falle einer chronischen Gastritis reichen die erläuterten Maßnahmen nicht aus, um eine Heilung zu bewirken. Dann ist der Einsatz von Medikamenten gefragt: Um Helicobacter pylori-Bakterien und andere bakterielle Erreger zu beseitigen, werden i.d.R. Antibiotika in Kombination mit Protonenpumpenhemmern eingesetzt. Diese Mittel werden regelmäßig über einen Zeitraum von einer Woche eingenommen. Bei den sogenannten Protonenpumpenhemmern handelt es sich um Wirkstoffe, welche die Magensäure-Bildung unterdrücken und gleichzeitig die Schleimhaut schützen. So kann sich diese erholen und wiederaufbauen.

Im Falle einer Autoimmun-Gastritis können die Betroffenen kein bzw. nicht mehr genügend Vitamin B12 aus der Nahrung aufnehmen: Neben der Behandlung wie sie auch für die akute Gastritis gilt muss das lebenswichtige Vitamin etwa einmal im Monat gespritzt werden. So wird Mangelerscheinungen vorgebeugt.

Eine Magenschleimhautentzündung ist generell gut heilbar

Mit einer chronischen Gastritis erhöht sich das Risiko eines Magentumors. Außerdem kann es zu Magenblutungen sowie zu Magengeschwüren kommen. Diese können solche Ausmaße annehmen, dass die Magenwand durchbrochen wird. In diesem Fall spricht man von einer Perforation der Magenwand. Zu solchen Komplikationen kommt es aber i.d.R. nur, wenn die Erkrankung sehr schwer ist oder, wenn sie lange unbehandelt bleibt – generell gilt eine Entzündung der Magenschleimhaut als gut heilbar. Eine akute Gastritis kann bei richtiger Behandlung sogar innerhalb von wenigen Tagen abheilen.

So beugt man einer Gastritis vor

Möchte man einer Magenschleimhautentzündung vorbeugen, sollte vor allem eine gesunde bzw. magenfreundliche Ernährung verfolgt werden: Speisen und Getränke, die den Magen reizen, sollten gemieden werden. Zu diesen reizenden Lebensmitteln gehören u.a. scharfes Essen, Alkohol und Kaffee. Da auch Stress eine Ursache für eine Entzündung der Magenschleimhaut sein kann, sollte man viel Stress vermeiden bzw. sich Methoden aneignen, um Stress abzubauen. Hierfür eignet sich ein Hobby oder Entspannungstechniken wie etwa die progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen oder das Autogene Training. Sollten Anzeichen einer stressbedingten Gastritis bestehen, wird der Arzt dem Patienten zudem Säureblocker verschreiben.

Wer regelmäßig Medikamente wie nicht-steroidale Antirheumatika einnimmt, sollte den behandelnden Arzt nach möglichen Alternativen fragen. Außerdem sollte auf das Rauchen verzichtet werden – Nikotin und andere in Zigaretten enthaltene Stoffe reizen den Magen ebenso wie Alkohol und Co.

Aktualisiert am 16. Februar 2021