Magengeschwür

Bei einem Magengeschwür (in der Fachsprache: Ulcus ventriculi) handelt es sich um eine Wunde in der Magenwand, welche über die Schleimhaut hinausgeht und die tiefen Muskelschichten betreffen kann. Magengeschwüre können gleichzeitig an mehreren Stellen auftreten. Bei einem unkomplizierten Verlauf ist i.d.R. nur die oberste Schleimhautschicht betroffen. In diesem Fall spricht man von einer sogenannten Erosion. In dem Fall, dass größere Blutgefäße in der tiefen Schleimhaut beschädigt sind, kann eine Blutung die Folge sein.

Geschwüre können ebenfalls im Zwölffingerdarm entstehen. Diese Geschwüre werden Ulcus duodeni genannt. Sie treten dreimal häufiger auf als Magengeschwüre: Während in Deutschland von 100.000 Einwohnern etwa 50 an einem Magengeschwür leiden, sind 150 von einem Zwölffingerdarmgeschwür betroffen. Bei Männern tritt das Zwölffingerdarmgeschwür dreimal häufiger auf als bei Frauen. Beim Magengeschwür ist die Geschlechterverteilung ausgewogen. Das Magengeschwür tritt vermehrt ab einem Alter von 50 Jahren auf. Es kann aber auch in allen anderen Lebensphasen entstehen. Es gibt Fälle, in denen sich die beiden Geschwürarten parallel zueinander entwickeln.

Die Entstehung eines Magengeschwürs

In den allermeisten Fällen entsteht ein Magengeschwür aufgrund eines Befalls mit Bakterien. Die größte Rolle spielt dabei das Bakterium Helicobacter pylori (HP): Das Bakterium bewirkt eine chronische Entzündung der Magenschleimhaut, Gastritis genannt. Diese bedingt die Entstehung eines Magengeschwürs. Das Bakterium wirkt i.d.R. nicht magengeschwürfördernd, d.h. weitere Faktoren sind entscheidend für die Entstehung des Ulcus ventriculi. So haben die Lebensgewohnheiten und die Ernährung einen maßgeblichen Einfluss auf das Risiko einer Magengeschwür-Entstehung: Kaffee, Alkohol und Nikotin regen die Magensäureproduktion an – ein Überschuss an Magensäure begünstigt die Entstehung eines Geschwürs. Solch ein Überschuss kann sogar die Hauptursache für ein Ulcus ventriculi sein. Auch Stress und andere psychische Faktoren sind bedeutend für die Erkrankung.

Oberbauchschmerzen, Erbrechen und weitere Symptome

Die Beschwerden im Rahmen der Erkrankung können sehr unterschiedlich sein. Das Magengeschwür kann beispielsweise einen sogenannten epigastrischen Schmerz auslösen. „Epigastrisch“ bedeutet „den Oberbauch betreffend“. Diese Schmerzen können in Form eines Drucks auftreten. Außerdem können die Schmerzen in Richtung Rücken, Unterbauch und Brustbein ausstrahlen.

Nimmt ein Patient mit einem Magengeschwür Nahrung auf, kann das die Beschwerden sowohl lindern als auch verstärken. Zudem klagen Betroffene häufig über einen sogenannten Nüchternschmerz, d.h. die Schmerzen treten auf, wenn der Magen leer ist. Diese Schmerzen kommen vor allem nachts vor und sind auch ein typisches Merkmal des Zwölffingerdarmgeschwürs.

Ein Magengeschwür kann zu Erbrechen und zu einer Nahrungsmittelunverträglichkeit führen. Welche Nahrungsmittel nicht vertragen werden, ist dabei von Person zu Person verschieden. Mit solchen Symptomen kann ein ungewollter Gewichtsverlust einhergehen.

Bewirkt das Magengeschwür innere Blutungen, kann sich der Stuhl schwarz verfärben (Teerstuhl) und es kann zu Bluterbrechen (Hämatemesis) kommen.

In dem Fall, dass mit dem Magengeschwür keine Symptome einhergehen, wird es oft im Rahmen von anderen Untersuchungen, also zufällig entdeckt. Symptomlos sind beispielsweise Menschen, die bestimmte Schmerzmittel wie nicht-steroidale Antirheumatika einnehmen.

Ein Ungleichgewicht zwischen Magensäure und schützenden Faktoren als Ursache

Ein Magengeschwür wird gebildet, wenn ein Ungleichgewicht zwischen den die Magenschleimhaut schützenden Faktoren und der Magensäure besteht. Faktoren, die die Magenschleimhaut schützen, sind u.a. Säure neutralisierende Salze. Durch das Ungleichgewicht entstehen Entzündungsprozesse und die Schleimhaut wird beschädigt – die Folge ist eine Gastritis (Magenschleimhautentzündung). Dauert die Entzündung der Magenschleimhaut über einen längeren Zeitraum (mehrere Wochen) an, spricht man von einer chronischen Gastritis. Diese kann nicht nur ein Ulcus ventriculi, sondern auch weitere Erkrankungen des Magens wie Magenkrebs begünstigen.

Das Bakterium Helicobacter pylori als Ursache

Wie bereits erwähnt, spielt das Bakterium Helicobacter pylori eine wichtige Rolle bei der Entstehung eines Magengeschwürs. Dieses Bakterium kann, im Gegensatz zu den meisten anderen Bakterien, nicht von der Magensäure abgetötet werden. Bis in die 1980er war man der festen Meinung, dass Bakterien die Magensäure nicht überleben können. Erst als ein Forscher einen Selbstversuch wagte und das Bakterium bewusst seinem Körper zuführte und anschließend eine Magenschleimhautentzündung entwickelte, wurde die Rolle des Bakteriums nach und nach erkannt. Im Verlauf weiterer Forschungen wurde festgestellt, dass es sich bei dem Helicobacter pylori sogar um die häufigste Ursache von Magengeschwüren handelt. Diese Erkenntnis veränderte die Therapie des Ulcus ventriculi maßgeblich: Ab diesem Zeitpunkt dienten vor allem Antibiotika der Bekämpfung von Magengeschwüren.

Das Helicobacter pylori kann in 75 Prozent aller Fälle des Ulcus ventriculi und in 99 Prozent aller Zwölffingerdarmgeschwüre nachgewiesen werden. Die Infektion mit dem Bakterium bewirkt eine chronische Gastritis und es werden immer weniger Magenschleimhaut schützende und zugleich immer mehr Säuren gebildet. Besteht dieser Zustand über mehrere Wochen, nimmt das Magengeschwür immer größere Ausmaße an und es wird tiefer.

Die Tatsache, dass das Bakterium nur im Zusammenspiel mit weiteren Faktoren wie einer schlechten Ernährung zu einem Magengeschwür führt, wird daran deutlich, dass das Bakterium den Magen jedes zweiten Menschen auf der Welt besiedelt. Man nimmt an, dass nur etwa zehn bis zwanzig Prozent der Betroffenen ein Magengeschwür entwickeln, d.h. hier liegen weitere Faktoren vor, die ein Magengeschwür begünstigen. Die Faktoren können auch ohne die Infektion mit dem Heilcobacter pylori-Bakterium ein Magengeschwür auslösen. In diesem Fall spricht man von einer HP-negativen Ulkuskrankheit.

Auch bestimmte Medikamente können ein Ulcus ventriculi bedingen

Zu diesen weiteren möglichen Auslösern zählen bestimmte Medikamente. Vor allem Menschen, die regelmäßig entzündungs- und schmerzhemmende Medikamente aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antiphlogistika (Ibuprofen, Aspirin, …) einnehmen, sind gefährdet. Durch die regelmäßige Einnahme dieser Medikamente wird das Risiko, an einem Magengeschwür zu erkranken um das Vierfache erhöht. Ein besonderes Risiko besteht, wenn die nicht-steroidalen Antiphlogistika mit Kortison bzw. Glukokortikoiden kombiniert werden. In diesem Fall steigt das Risiko für ein Magengeschwür um das 15-fache.

Weitere Ursachen: Falsche Ernährung und Lebensgewohnheiten

In nicht wenigen Fällen besteht ein erhöhtes Risiko für die Bildung eines Magengeschwürs aufgrund einer ungesunden Lebens- und Ernährungsweise. Sowohl der übermäßige Kaffee- und Alkoholkonsum als auch das Rauchen steigern die Produktion von Magensäure und erhöhen somit das Risiko eines Ulcus ventriculi. Zu den Risikogruppen zählen außerdem Menschen, die bereits an einem Magengeschwür erkrankt waren sowie Personen in einem Alter ab 65 Jahren.

Auch bei Menschen, die viel unter Stress stehen, wird vermehrt Magensäure gebildet und die Schleimhaut schützenden Faktoren werden reduziert. Ebenso sind Personen mit einer psychischen Erkrankung häufiger von einem Magengeschwür betroffen.

Seltene Ursachen für ein Magengeschwür

In seltenen Fällen kann ein Ulcus ventriculi auf eine Stoffwechselerkrankung wie eine Überfunktion der Nebenschilddrüse zurückgeführt werden. Ebenso können Tumorerkrankungen ein Magengeschwür begünstigen und auch genetische Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen: Menschen mit der Blutgruppe 0 sind häufiger betroffen als andere Menschen.

Weitere auslösende Faktoren eines Magengeschwürs können Unfälle, Verbrennungen und Operationen sein. In solchen Situationen kommt es zu diversen Stressreaktionen des Organismus, sodass es zur Reduktion der schützenden Faktoren sowie zur vermehrten Bildung von Magensäure kommt. In dem Fall, dass eine Form von Stress für das Ulcus verantwortlich ist, wird in der Medizin von einem Stressulkus gesprochen. Dieser Form des Ulcus ventriculi kann durch die Magensäureproduktion hemmende Medikamente vorgebeugt werden.

Eine Magenspiegelung dient der sicheren Diagnose

Um eine Diagnose stellen zu können, wird der Arzt zunächst ein Anamnesegespräch mit dem Patienten führen. In diesem werden u.a. die Art der Beschwerden sowie der zeitliche Verlauf dieser thematisiert. Anschließend wird der Mediziner den Oberbauch des Patienten abtasten. Sollte der Patient hierbei Schmerzen erleiden, erhärtet sich der Verdacht auf ein Ulcus ventriculi bereits. Der Diagnosestellung dienen zudem eine Sonographie sowie eine Blutuntersuchung. Einen sicheren Befund liefert allerdings erst die Magenspiegelung (Gastroskopie).

Durch diese kann der Arzt die Magenschleimhaut genauestens untersuchen. Während der Untersuchung kann er Gewebeproben entnehmen, welche anschließend feingeweblich untersucht werden. Durch diese Laboruntersuchung kann ein Magengeschwür von anderen Krankheiten wie einer Magenschleimhautentzündung oder Magenkrebs abgegrenzt werden. Diese Abgrenzung erfolgt u.a. durch den Nachweis des Bakteriums Helicobacter pylori.

Für die Magenspiegelung muss der Untersuchte nüchtern sein, das bedeutet, er darf im Voraus der Untersuchung keine Flüssigkeit und keine Nahrung aufnehmen. Der Arzt besprüht die Rachenschleimhaut des Patienten mit einem örtlichen Betäubungsmittel. So wird der Würgereiz während des Einführens des Endoskops unterdrückt. Bei einem Endoskop handelt es sich um eine Art von flexiblem Schlauch samt integrierter Kamera. Da das Einführen über den Mund für einige Personen sehr unangenehm ist, kann auch ein Beruhigungsmittel zum Einsatz kommen.

Wurde im Rahmen der Magenspiegelung ein Geschwür entdeckt, wird die Spiegelung nach etwa zwölf Wochen wiederholt. Auf diese Weise lässt sich der Erfolg der Therapie überprüfen. Wird im Rahmen dieser wiederholten Untersuchung festgestellt, dass die Behandlung nicht die gewünschten Effekte erzielt hat, wird meistens eine weitere Gewebeprobe entnommen, um abzusichern, dass es sich nicht um Magenkrebs handelt.

Eine Alternative zur Magenspiegelung ist die Röntgenuntersuchung mit einem Kontrastmittel. Die Röntgenuntersuchung gilt allerdings als weniger aussagekräftig. Der Grund hierfür ist, dass der Arzt im Rahmen der Röntgenuntersuchung weder eine Gewebeprobe entnehmen noch die Magenschleimhaut direkt begutachten kann.

Die Behandlung: Eine Umstellung der Lebensgewohnheiten und die Gabe von Medikamenten

Besteht der Verdacht auf ein Magengeschwür sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Dieser wird die oben ausgeführten Untersuchungen vornehmen und je nach diagnostizierter Ursache eine individuelle Therapie einleiten. Wichtig für den Erfolg der Behandlung ist, dass der Patient fettreiche Lebensmittel, Kaffee und Alkohol weitestgehend meidet. Außerdem muss auf das Rauchen verzichtet werden.

Um die Säurebildung zu hemmen, wird der Arzt dem Patienten bestimmte Medikamente verschreiben. Durch diese Medikamente werden schmerzhafte Beschwerden gelindert und die Schleimhäute der Magenwand werden geschont. Zu den säurebildungshemmenden Medikamenten zählen u.a. sogenannte Säureblocker, Antazida und Histamin-Rezeptorenblocker.

Darüber hinaus kann die Magenbewegung und die Verdauung angeregt werden. Hierzu kommen Prokinetika zum Einsatz. Diese Medikamente versprechen vor allem bei einem verkrampften Magen Besserung. Ist der Patient während der Erkrankung zusätzlich mit Bakterien infiziert, kommen außerdem Antibiotika, Amoxicillin und andere Mittel zum Einsatz.

In dem Fall, dass all diese Maßnahmen keine Verbesserung des Geschwürs bewirken, kann eine Operation in Betracht gezogen werden. Eine Operation ist zudem unumgänglich, wenn Komplikationen wie ein Magendurchbruch, Blutungen, eine Magenverengung oder Magenkrebs auftreten.

Eine gesunde Lebensweise als beste Präventionsmaßnahme

Die beste Maßnahme, um einem Magengeschwür vorzubeugen ist eine gesunde Lebens- und Ernährungsweise: Speisen und Getränke, die den Magen reizen, sollten vermieden werden. Zu diesen Nahrungsmitteln zählen u.a. Kaffee, Alkohol und scharfes Essen. Da die Verträglichkeit der Lebensmittel von Person zu Person individuell ist, muss jeder selber austesten, welche Mengen er verträgt. Da auch das Rauchen die Magenschleimhaut reizt, sollte dieses unterlassen werden.

Wer an einem stressbedingten Magengeschwür erkrankt ist, sollte Stress abbauen. Hierzu eignen sich Entspannungsübungen sowie Hobbys, die einen „abschalten“ lassen.

Wer regelmäßig Medikamente wie nicht-steroidale Antirheumatika einnimmt, sollte den behandelnden Arzt nach Alternativen oder gar nach der Möglichkeit des Absetzens fragen. Bestimmte Medikamente wie Säureblocker oder Protonenpumpenhemmer wirken vorbeugend gegen ein Magengeschwür.

Aktualisiert am 16. Februar 2021