Lymphadenitis

Der Begriff „Lymphadenitis“ beschreibt nichts Anderes als eine Entzündung der Lymphknoten. Meistens handelt es sich bei dieser Entzündung um eine Reaktion des Lymphknotens auf eine bestehende Infektion. Die Ursachen können aber auch weitaus vielfältiger sein. Mit der Entzündung der Lymphknoten geht eine Schwellung einher.

Die Funktion von Lymphknoten

Um die Zusammenhänge der Lymphknoten-Entzündung verstehen zu können, muss man die Funktion der Lymphknoten kennen. Diese sind ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems. Der medizinische Begriff für Lymphknoten ist „Nodi Lymphoidei“. Vereinfacht kann man die Lymphknoten als eine Art Filter und gleichzeitig als eine Fabrik und als einen Speicher bezeichnen. Die Lymphknoten sind im lymphatischen Gefäßsystem gelegen. Die Lymphgefäße durchziehen den menschlichen Körper und sind ein wichtiges Transportsystem für die Lymphozyten, also die Abwehrzellen. Zudem wird über die Lymphgefäße Flüssigkeit transportiert, welche aus dem Blut in das umliegende Gewebe abgepresst wurde. Das Lymphsystem ist mit den Arterien und Venen verbunden – es schleust die Flüssigkeit in die großen Körpervenen, sodass sie letztendlich wieder im großen Blutkreislauf ankommt.

Lymphknoten – die „Wächter“ des Lymphsystems

Man kann sich die Lymphknoten als eine Art Wächter in dem Lymphsystem vorstellen. Sie filtern die ständig durch sie hindurchfließende Lymphflüssigkeit. Sofern die Lymphknoten körperfremdes Material in dieser entdecken, stufen sie das als eine Bedrohung für den Organismus ein und regen die Produktion von Lymphozyten an. Lymphknoten kommen überall im Körper vor und sind etwa fünf bis zehn Millimeter groß. Ihre Form ist flach und oval. An bestimmten Körperstellen, dort, wo wichtige Abflussgebiete zusammenlaufen (z.B. am Hals), ist die Funktion der Lymphknoten besonders wichtig. An diesen Stellen können sie bis zu 20 Millimeter groß sein.

So kommt es zur Lymphadenitis

Die Lymphknoten schwellen an, wenn sie vermehrt Abwehrzellen produzieren. In diesem Zustand können sie eine Größe von bis zu zwei Zentimetern annehmen. Sie sind nicht mehr flach, sondern kugelförmig. Außerdem können sie bei Druckausübung schmerzen. All diese Faktoren ergeben zusammen das typische Bild einer Lymphadenitis. Aufgrund der Tatsache, dass die Entzündung durch eine Reaktion auf körperfremdes Material entsteht, wird die Lymphknotenentzündung auch als reaktive Lymphadenitis bezeichnet.

Nicht selten befallen die Krankheitserreger unmittelbar die Lymphknoten und Lymphgefäße. Dann kommt es zusätzlich zu einer sogenannten Lymphangitis. Hierbei handelt es sich um eine Entzündung der Lymphbahnen. Diese Entzündung macht sich in Form eines roten Streifens auf der Haut und entlang der Entzündungswege bemerkbar. Laien vergleichen dieses Phänomen häufig mit einer Blutvergiftung. Diese hat allerdings nichts mit der Lymphangitis bzw. mit der Lymphadenitis zu tun. Anders als eine Blutvergiftung verläuft eine Lymphknoten-Entzündung i.d.R. harmlos. Sobald die Infektion mit dem Erreger abgeklungen ist, geht die Entzündung zurück und die Lymphknoten schrumpfen auf ihre normale Größe.

Mögliche Unterscheidungen der Lymphadenitis

Je nachdem, ob der Infekt und die Entzündung frisch sind oder bereits länger bestehen, unterscheidet man zwischen einer akuten und einer chronischen Lymphadenitis. Eine weitere Möglichkeit der Differenzierung besteht in Bezug auf die Ausbreitung der Entzündung: Sind nur bestimmte Körperstellen betroffen, spricht man von einer regionalen Lymphadenitis, betrifft die Entzündung die Lymphknoten des gesamten Körpers, handelt es sich um eine generalisierte Lymphadenitis. Diese Form entsteht jedoch nur unter ganz bestimmten Umständen (z.B. bei einer HIV-Infektion), sodass sie sehr selten ist.

Einige Körperstellen sind vermehrt betroffen

Manche Körperstellen sind häufiger von einer Lymphknoten-Entzündung betroffen als andere. Zu diesen häufiger betroffenen Stellen gehören der Hals, das Gesicht und der Unterkiefer. Der Grund für die vermehrte Anfälligkeit ist, dass viele Erreger die Atemwege über die Nase und den Mund infiltrieren und sich über den Hals und den Rachenraum ausbreiten. Die Lymphknoten in diesen Regionen sind die ersten, die auf die Infektion reagieren und sich somit vergrößern.

Sonderformen der Lymphknoten-Entzündung

Im Prinzip ist auch eine Mandelentzündung eine Form der Lymphadenitis – die Mandeln sind nichts anderes als eine Ansammlung von kleinen Lymphknötchen.

Eine Sonderform der Lymphknoten-Entzündung ist auch die Lymphadenitis mesenterialis. Diese betrifft die Lymphknoten in der Region, an der der Dünndarm in den Dickdarm übergeht. Diese Region wird als Ileozökalregion bezeichnet.

Mögliche Begleitsymptome

Je nach der Ursache für die Entzündung, kann eine Lymphadenitis verschiedene Symptome hervorrufen. Es kann beispielsweise zu Fieber, zu Halsschmerzen und zu einer laufenden Nase kommen. Die Lymphknoten können druckempfindlich sein und es kann zu Nachtschweiß kommen. Auch besteht die Möglichkeit, dass die Lymphknoten verhärtet sind. Diese Verhärtung kann einen Hinweis auf einen Tumor liefern.

Ursachen einer Lymphadenitis

Wann immer körperfremde Strukturen im Lymphsystem entdeckt werden, wird die Produktion von Abwehrzellen angeregt und es kommt zur Lymphadenitis. Meist sind Erreger von Infektionskrankheiten der Auslöser. Es kann aber auch sein, dass körpereigene Zellen zur Lymphknoten-Entzündung führen und zwar dann, wenn die Zellen durch Mutationen derart abgewandelt sind, dass sie als körperfremd eingestuft werden. Das ist beispielsweise bei einer Tumorerkrankung der Fall. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass der Lymphknoten-Entzündung eine rheumatoide Erkrankung zugrunde liegt. In solch einem Fall reagiert das Immunsystem nicht auf körperfremde Strukturen, sondern es ist selbst der Auslöser der Entzündung (Autoimmunerkrankung).

Viren, Bakterien, Pilze und andere Erreger

Prinzipiell kann jeder körperfremde Erreger eine Entzündung der Lymphknoten bewirken. Hierzu zählen sowohl Bakterien und Viren als auch Pilze, Parasiten und Keime. Zu den Viren, die am häufigsten eine Lymphadenitis auslösen, gehören die Rhinoviren, die Influenzaviren und die Parainfluenzaviren. Rhinoviren gehören zu den Auslösern des klassischen Schnupfens. Wiederum verursachen Influenzaviren die typische Grippe und Parainfluenzaviren rufen Symptome einer Grippe hervor, haben mit einer solchen aber nichts zu tun. Auch Adenoviren und das Eppstein-Barr-Virus gehören zu den häufigen Auslösern einer Lymphknoten-Entzündung. Adenoviren sind für diverse Atemwegsinfekte verantwortlich, das Eppstein-Barr-Virus ist der Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers.

Weitere Auslöser einer Lymphknoten-Entzündung

Auch einige Kinderkrankheiten wie die Röteln und die Masern können eine Lymphadenitis begünstigen. Zudem gehören Bakterien wie Staphylokokken und Streptokokken zu den Auslösern. Weitere Bakterien, die eine Lymphknoten-Entzündung bewirken können, sind Chlamydien und Bakterien der Gattung Haemophilus influenzae. Auch Tuberkulose- und Syphilisbakterien kommen als Auslöser in Frage. Die Sonderform „Lymphadenitis mesenterialis“ wird wiederum durch Bakterien der Gattung Yersinia hervorgerufen. Pilzinfektionen und parasitäre Erkrankungen wie die Toxoplasmose sind eher selten für die Lymphadenitis verantwortlich.

So stellt der Arzt die Diagnose

Nachdem sich der Arzt nach den auftretenden Beschwerden und nach möglichen Begleitsymptomen erkundigt hat, führt er eine körperliche Untersuchung durch: Er tastet die Lymphknoten des betroffenen Bereichs ab, um eine mögliche Druckempfindlichkeit und eine Schwellung feststellen zu können. Außerdem kann er eine Blutuntersuchung und bildgebende Verfahren wie die Röntgenuntersuchung oder eine Computertomographie anordnen. Auf diese Weise lassen sich Infektionsquellen und Tumore nachweisen. Zudem besteht die Möglichkeit, eine Lymphknotenbiopsie durchzuführen. Hierbei handelt es sich um einen kleinen Eingriff, im Rahmen dessen der Mediziner eine Gewebeprobe entnimmt. Diese wird anschließend pathologisch untersucht. Bei der Biopsie handelt es sich um die verlässlichste Methode, um die Ursache für eine Lymphknoten-Entzündung zu benennen.

Die Therapie einer Lymphadenitis

Die Therapie bei einer Lymphadenitis ist maßgeblich von der Ursache abhängig. Manchmal kann sogar ganz auf eine Behandlung verzichtet werden. So z.B., wenn der Körper eines gesunden Erwachsenen bereits mit der Bekämpfung der Infektion begonnen hat. Auch wird auf eine Behandlung verzichtet, wenn das aktive Immunsystem von Kindern immer wieder zu Schwellungen der Lymphknoten führt. Sofern eine Behandlung notwendig ist, reichen die Therapiemaßnahmen von der Selbstbehandlung bis hin zu einem chirurgischen Eingriff.

Das kann der Patient selbst tun

Sofern die Lymphknoten-Entzündung keinen komplizierten Verlauf nimmt, wird der Arzt warme Kompressen empfehlen und fiebersenkende Schmerzmittel wie Ibuprofen verschreiben. Außerdem rät er dem Patienten dazu, den geschwollenen Körperbereich hoch zu lagern. Auf diese Weise kann zur Linderung der Entzündung beigetragen werden.

Die Gabe von Antibiotika

Sind Bakterien der Auslöser für die Lymphadenitis, können Antibiotika zum Einsatz kommen. Diese bekämpfen die Erreger und lindern die Schwellungen.

Abszesse erfordern eine Drainage

Ist der Lymphknoten selbst von der Infektion betroffen, kann sich Eiter ansammeln. Diese Ansammlung wird als Abszess bezeichnet. Der Arzt betäubt den betroffenen Bereich und nimmt einen kleinen Einschnitt vor, sodass der infizierte Eiter abfließen kann. Um eine möglichst schnelle Heilung zu gewährleisten, wird der Bereich mit Mull bedeckt.

Die Behandlung von Tumoren

Ist die Lymphadenitis auf eine Krebserkrankung zurückzuführen, gibt es mehrere Behandlungsmöglichkeiten. Der Tumor kann sowohl chirurgisch entfernt als auch im Rahmen einer Chemotherapie oder eine Strahlentherapie behandelt werden. Um die passende Therapie einzuleiten, wägt der Arzt zusammen mit dem Patienten die Vor- und die Nachteile der möglichen Behandlungsverfahren genau ab.

Man kann der Lymphadenitis nicht unmittelbar vorbeugen

Da eine Lymphadenitis die Begleiterscheinung verschiedenster Erkrankungen und Infekte sein kann, kann man ihr nicht unmittelbar vorbeugen. Die einzigen Möglichkeiten der Prophylaxe bestehen in einer gesunden Lebensweise und in der Stärkung des Immunsystems. So werden Infekte und Krankheiten vermieden. Wenn eine Person über schmerzende, geschwollene Lymphknoten klagt, sollte sie umgehend einen Arzt aufsuchen, um die Ursachen abklären zu lassen. So kann bei Bedarf schnellstmöglich mit der Behandlung begonnen werden.

Aktualisiert am 16. Februar 2021