Lungenkrebs

Von Lungenkrebs spricht man, wenn bösartige Neubildungen, sogenannte maligne Tumore, innerhalb des Lungengewebes entstehen. Der Lungenkrebs wird auch als Lungenkarzinom bezeichnet. Abzugrenzen vom Lungenkrebs sind die Lungenmetastasen. Hierbei handelt es sich um Tumore, die nicht selbst in der Lunge entstanden sind, sondern Tochtergeschwülste von Krebserkrankungen anderer Organe darstellen. Der Lungenkrebs gilt als schwer heilbar – er ist die Krebssorte mit den häufigsten Todesfällen.

Je nach den Zellen des Bronchialsystems, die entarten, wird zwischen verschiedenen Formen von Lungenkarzinomen unterschieden. Die grobe Einteilung lautet: kleinzellige vs. nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome. Die nicht-kleinzelligen Formen werden weiter unterteilt: Am häufigsten treten das Adenokarzinom und das Plattenepithelkarzinom auf.

Mit den verschiedenen Arten von Lungenkrebs gehen verschiedene Beschwerden einher. Zudem sind sowohl die Überlebenschancen als auch die eingesetzten Therapiemaßnahmen u.a. von der Karzinom-Art abhängig.

Kleinzellige und nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome

Im Vergleich zu den nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinomen (NSCLC) treten die kleinzelligen Karzinome (SCLC) deutlich seltener auf. Hierin liegt ein Grund, warum die Prognose der kleinzelligen Karzinome schwerer ist. Ein kleinzelliges Bronchialkarzinom wächst schneller als ein nicht-kleinzelliges Karzinom und es kann spezielle Symptome hervorrufen.

Die TNM-Klassifikation dient der einheitlichen Einteilung der Karzinome

Je nachdem, in welchem Stadium sich das jeweilige Lungenkarzinom befindet, können die Therapie und der Verlauf der Krankheit von Person zu Person sehr unterschiedlich sein. Um eine einheitliche Einteilung der Karzinome vornehmen zu können, richten sich Ärzte und andere Mediziner nach der sogenannten TNM-Klassifikation: Das „T“ steht für die Tumorgröße, das „N“ für mögliche befallene Lymphknoten und das „M“ für eventuell gebildete Metastasen. Dabei sind die TNM-Werte von Krebsart zu Krebsart unterschiedlich definiert – für den Lungenkrebs bestehen beispielsweise andere Einteilungen als für den Leberkrebs. Hat der Arzt die Ausmaße des Bronchialkarzinoms nach der TNM-Klassifikation eingestuft, kann er den Krebs einem bestimmten Stadium zuteilen, was maßgebend für die anzuwendende Therapiemaßnahme ist. Außerdem lässt sich anhand dieser Stadien-Einteilung die Prognose der Krankheit besser einschätzen.

Alters- und Geschlechterverteilung

Das Bronchialkarzinom gehört zu den häufig auftretenden Krebsarten. Bei der Verteilung von Lungenkrebs spielen sowohl das Alter als auch das Geschlecht eine Rolle: Mit steigendem Alter stiegt auch das Risiko einer Lungenkrebs-Erkrankung. Das höchste Risiko besteht im Alter zwischen 60 und 70 Jahren. Nur etwa fünf Prozent der Betroffenen sind jünger als 40 Jahre. Während in Deutschland jährlich 35.000 Männer an Lungenkrebs erkranken, sind jedes Jahr 20.000 Frauen von einer Neuerkrankung betroffen. In der Wissenschaft wird diese Geschlechterverteilung auf das unterschiedliche Rauchverhalten von Männern und Frauen zurückgeführt.

Atembeschwerden, Brustschmerzen, Husten und weitere Symptome

Mit einem Lungenkarzinom können Symptome wie Atembeschwerden, Brustschmerzen und Husten einhergehen. Hierbei handelt es sich um die ersten Anzeichen von Lungenkrebs. Diese Anzeichen sind jedoch unspezifisch, d.h. sie können auch auf eine völlig andere Erkrankung wie eine harmlose Erkältung hinweisen. Die Unspezifität der Beschwerden trägt dazu bei, dass Lungenkrebs häufig erst sehr spät diagnostiziert wird. Allerdings ist die frühe Diagnose maßgebend für den Therapieverlauf –  je früher ein Lungenkarzinom diagnostiziert wird, desto höher sind die Heilungschancen. Deshalb sollten vor allem Raucher, die älter als 40 Jahre sind, bei solchen Symptomen, sofern sie länger anhalten, stets einen Arzt aufsuchen.

Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann es zu einem schnellen Gewichtsverlust sowie zu Husten mit blutigem Auswurf kommen. Neben einer erschwerten Atmung stellt auch Fieber ein typisches Symptom dar.

Ist der Lungenkrebs bereits weit fortgeschritten, können sich Tochtergeschwülste, sogenannte Metastasen, bilden. Diese entstehen vor allem bei einem kleinzelligen Bronchialkarzinom. Die häufigsten Metastasen-Arten im Rahmen von Lungenkrebs sind Skelett-, Leber-, Gehirn- und Nebennierenmetastasen. In dem Fall, dass sich Tochtergeschwülste im Gehirn gebildet haben, können die Nerven starke Schäden davontragen. Die Folge sind Kopfschmerzen, Sehstörungen, Übelkeit, Gleichgewichtsstörungen und Lähmungen. Metastasen sind jedoch nicht das Einzige, was neben der ursprünglichen Erkrankung gefürchtet werden muss: Einige der Tumor-Hormone können ins Blut abgegeben werden, sodass der natürliche Hormonhaushalt krankhaft beeinflusst wird. In diesem Fall spricht man von einem paraneoplastischen Syndrom.

Hauptursache Rauchen

Der größte Risikofaktor für die Entstehung von Lungenkrebs ist Tabakrauch: Tabak enthält mehr als 4.800 verschiedene Stoffe. Etwa 90 dieser Stoffe sind nachweislich krebserregend. Es wird angenommen, dass etwa neun von zehn Lungenkrebs-Erkrankungen auf das Rauchen zurückzuführen sind – je mehr und je länger ein Mensch raucht, desto größer ist das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Dabei sind vor allem diejenigen gefährdet, die bereits in ihrer Jugend mit dem Rauchen angefangen haben. Wissenswert ist auch, dass passives Rauchen das Risiko für ein Lungenkarzinom ebenfalls deutlich steigert, da Passivraucher den sogenannten Nebenstromrauch einatmen. Dieser enthält zwar weniger Nikotin und Teer zugleich aber eine höhere Konzentration an krebserregenden Substanzen.

Neben dem Rauchen gilt das radioaktive Edelgas Radon als zweitwichtigste Ursache für Lungenkrebs. Das Radon findet sich im Erdreich, wobei die Konzentration von Region zu Region unterschiedlich hoch ist. Um die Belastung durch Radon in Gebäuden zu senken, sollte regelmäßig gelüftet werden. Neben dem Radon gelten weitere umweltbezogene Faktoren wie die Luftverschmutzung, Feinstaub und die Abgase von Fahrzeugen als risikoerhöhend.

Ein erhöhtes Risiko für Lungenkrebs besteht auch bei Menschen, die im Bergbau, auf Baustellen oder in der Metallverarbeitung tätig sind. Vor allem das Asbest, bei dem es sich um einen langlebigen Faserstoff handelt, schadet der Lunge und kann ein Karzinom begünstigen. Die Asbestpartikel führen sowohl zu einem entzündlichen Umbau als auch zu einer Vernarbung des Lungengewebes. Im letzten Fall spricht man von einer Asbestose. Aus der Asbestose kann sich auch noch nach 40 Jahren ein Lungenkarzinom bilden. In früheren Zeiten wurde Asbest häufig beim Bau von Gebäuden verwendet. Nachdem man sich über die möglichen Folgen im Klaren war, wurde die Verwendung von Asbest in Deutschland im Jahr 1995 verboten.

Neben all diesen Stoffen gelten auch Arsen-, Nickel und Chromverbindungen als krebserregend. Außerdem sollten Lungenkrebspatienten, die in ihrem Beruf regelmäßig Quarzstäuben ausgesetzt waren, auf eine Anerkennung der Erkrankung als Berufskrankheit beharren.

Die Diagnose von Lungenkrebs

Besteht der Verdacht auf Lungenkrebs, wird der Arzt zunächst eine bildgebende Untersuchung wie eine Computertomographie oder eine Röntgenuntersuchung der Lunge einleiten. Darüber hinaus kann eine Lungenspiegelung (Bronchoskopie) durchgeführt werden.

Sollte sich der Verdacht auf ein Lungenkarzinom erhärten, kann eine Computertomographie bzw. eine Magnetresonanztomographie des Kopfes hilfreich sein, um die Diagnose zu stützen. Auf diese Weise lassen sich mögliche Metastasen im Gehirn feststellen. Das Gehirn sollte vor allem untersucht werden, wenn der Patient über Symptome wie Kopfschmerzen, Gleichgewichtsstörungen oder Lähmungserscheinungen klagt.

Eine Ultraschalluntersuchung des Bauchs gibt wieder Aufschluss über mögliche Tochtergeschwülste in der Leber und eine Knochenmarkbiopsie soll klären, ob sich bereits Metastasen im Knochenmark abgesiedelt haben.

Auch die Knochen werden auf Metastasen hin überprüft: Im Rahmen der Knochen-Szintigraphie wird dem Patienten eine leicht radioaktive Flüssigkeit in die Vene gespritzt. Diese Substanz verteilt sich über das Blut im Körper und sammelt sich schließlich an den Knochen an. Eine Röntgenaufnahme dient der Verbildlichung, sodass Knochenmetastasen ausgeschlossen oder im schlimmsten Fall bestätigt werden können.

Die Therapie gilt als äußerst kompliziert

Die Therapie im Fall von Lungenkrebs ist sehr kompliziert und von Fall zu Fall unterschiedlich. Die Maßnahmen, die ergriffen werden, richten sich u.a. nach dem Alter und dem Gesundheitszustand des Patienten. Außerdem ist das Maß der Karzinom-Ausbreitung entscheidend. Welche Behandlungsstrategie zum Einsatz kommt, entscheiden mehrere Fachärzte in Absprache miteinander, darunter Chirurgen, Internisten, Radiologen und Pathologen. Die Mediziner treffen sich im Rahmen von sogenannten Tumorboards. In diesen regelmäßigen Sitzungen wird die Therapie auf den Patienten zugeschnitten bzw. die bereits laufende Behandlung wird stets angepasst.

Zwei grundlegende Formen der Behandlung

Generell können bei Lungenkrebs zwei Formen der Behandlung unterschieden werden: die kurative und die palliative Therapie. Erstere zielt auf eine Heilung der Erkrankung ab, letztere soll die Beschwerden des Patienten lindern und dessen Lebenszeit verlängern, wenn keine Heilungschancen mehr bestehen.

Für diese Formen der Behandlung kommen wiederum drei Therapieansätze in Frage: Eine Operation, in deren Rahmen der Tumor entfernt wird, die Bestrahlung des Tumors und eine Chemotherapie mit Medikamenten.

Die Behandlung durch eine Operation

Eine Regel in Bezug auf Lungenkrebs besagt, dass dieser nur geheilt werden kann, wenn noch die Möglichkeit einer Operation besteht. Im Rahmen der Operation soll das vom Tumor befallene Lungengewebe vollständig entfernt werden. Damit keine Krebszellen zurückbleiben, schneidet der Arzt meist nicht nur das befallene Areal, sondern auch größere Teile des Organs heraus – je nach Ausbreitung des Karzinoms können einer oder zwei Lungenlappen bzw. ein ganzer Lungenflügel entfernt werden. In dem Fall, dass ein Lungenflügel entfernt werden müsste, der gesundheitliche Zustand des Patienten das aber nicht zulässt, entfernt der Arzt so wenig wie möglich und zeitgleich so viel wie nötig.

Des Weiteren werden im Rahmen der Operation häufig umliegende Lymphknoten entfernt und zwar auch, wenn die Voruntersuchungen keinen Befall der Lymphknoten mit Krebs ergeben haben. Der Grund ist, dass Lymphknoten oft die erste Station für die Ansammlung von Tochtergeschwülsten sind.

Es kann vorkommen, dass eine Operation keine Heilungschancen mehr verspricht, da die Krankheit bereits zu weit fortgeschritten ist. Auch kann es sein, dass der Tumor prinzipiell operabel ist, der Patient aufgrund seines gesundheitlichen Zustands den Verlust eines Lungenteils jedoch nicht verkraften würde.

Die Strahlentherapie

Die Bestrahlung eines Lungenkarzinoms erfolgt i.d.R. in Kombination mit einer Operation oder mit einer Chemotherapie – die Strahlentherapie wird nur in wenigen Fällen einzeln eingesetzt, zumindest, wenn es um die Heilung der Erkrankung geht. Eine Strahlentherapie macht beispielsweise vor oder nach einer Operation Sinn. Zudem besteht die Möglichkeit einer prophylaktischen Schädelbestrahlung. So soll Hirnmetastasen vorgebeugt werden. Ebenso besteht die Möglichkeit der Knochenbestrahlung.

Die Chemotherapie

Eine weitere Möglichkeit der Behandlung besteht in der Chemotherapie. Diese ist allerdings nicht ausreichend, um die Erkrankung zu heilen, d.h. sie wird i.d.R. mit anderen Formen der Behandlung, sprich mit einer Bestrahlung oder mit einer Operation kombiniert. So besteht beispielsweise die Möglichkeit, die Chemotherapie vor einer Operation durchzuführen. Auf diese Weise soll der Tumor im Vorfeld der Operation verkleinert werden, um diese zu erleichtern. Außerdem kann die Chemotherapie eingesetzt werden, um übriggebliebene Krebszellen nach einer überstandenen Operation zu zerstören. Im ersten Fall spricht man von einer neoadjuvanten, im zweiten Fall von einer adjuvanten Chemotherapie.

Eine Chemotherapie besteht meistens aus mehreren Behandlungszyklen, d.h. die Verabreichung der Medikamente erfolgt regelmäßig und es werden immer wieder Pausen von einer Länge zwischen zwei und drei Wochen eingelegt. Die meisten Wirkstoffe werden als Infusion verabreicht. Um die Wirkung der Therapie zu überprüfen, fertigt der Arzt regelmäßig CT-Aufnahmen an. So kann er bei Bedarf reagieren und die Therapie anpassen.

Auch die Symptome erfordern eine Behandlung

Im Verlauf der Lungenkrebs-Erkrankung treten Symptome auf, die ebenfalls einer Behandlung bedürfen. Bildet sich beispielsweise ein Erguss zwischen der Lunge und dem Lungenfell, kann dieser abgesaugt werden. Ebenso besteht die Möglichkeit, dass der Tumor Blutungen in den Bronchien verursacht. Diese werden z.B. durch einen gezielten Verschluss im Rahmen einer Bronchoskopie gestoppt. Sollte der Tumor eine Verschließung von Luftwegen oder Blutgefäßen bedingen, kann ein Stent eingesetzt werden oder man trägt das Tumorgewebe an der betroffenen Stelle per Laser ab.

Starke Schmerzen werden durch spezielle Medikamente gelindert. Sollte der Patient an Atemnot leiden, können ebenfalls diverse Medikamente hilfreich sein. Außerdem kann der Körper des Patienten auf eine bestimmte Weise gelagert und es kann eine bestimmte Atemtechnik eingeübt werden, um die Sauerstoffzufuhr wieder zu erhöhen. Häufig erhalten Lungenkrebs-Patienten auch Medikamente gegen Übelkeit, Erbrechen und andere Nebenwirkungen der Chemotherapie. Im Falle einer starken Gewichtsabnahme muss der oder die Betroffene eventuell künstlich ernährt werden.

Im Rahmen der Erkrankung ist aber nicht nur die Behandlung des Karzinoms sowie die der körperlichen Beschwerden wichtig: Der Patient muss auch seelisch unterstützt werden. Sowohl den Angehörigen als auch Psychologen, Sozialdiensten und Selbsthilfegruppen kommt in dieser Hinsicht eine wichtige Rolle zu. Angehörige sollten beispielsweise in die Therapiekonzepte einbezogen werden, um sich in den Betroffen hineinversetzen und diesem gut zureden zu können. Die soziale und mentale Unterstützung hilft dem Patienten dabei, die Krankheit zu verarbeiten und seine Lebensqualität wird deutlich gesteigert.

Lungenkrebs vorbeugen: Mit dem Rauchen aufhören bzw. gar nicht erst anfangen!

Die beste Präventionsmaßnahme gegen Lungenkrebs ist das Rauchen zu unterlassen bzw. dieses aufzugeben. Viele Menschen, die schon ihr halbes Leben lang rauchen, sind der Meinung, dass „es jetzt auch keinen Sinn mehr macht“, noch aufzuhören. Allerdings kann sich die Lunge auch nach vielen Jahren des Rauchens noch erholen, wodurch einem Lungenkarzinom vorgebeugt werden kann. Der Rauchstopp wirkt sich außerdem positiv auf andere Organe sowie auf das Herz-Kreislauf-System aus – wer mit dem Rauchen aufhört bzw. gar nicht erst anfängt, senkt das Risiko für sämtliche Krebsarten um ein Vielfaches.

Aktualisiert am 16. Februar 2021