Lungenembolie

Die Lungenembolie wird auch als Lungenarterienembolie bezeichnet. Hierbei ist ein Blutgefäß der Lunge verstopft. Meistens wird diese Verstopfung durch ein Blutgerinnsel verursacht. Als Folge der Verstopfung ist der Blutstrom zur Lunge vermindert, sodass diese weniger Blut mit Sauerstoff anreichern kann. Patienten mit einer Lungenembolie leiden oft unter Brustschmerzen sowie an einer plötzlichen Atemnot. Eine schwere Lungenembolie muss im Krankenhaus therapiert werden.

Die Symptome sind vielfältig

Eine Lungenarterienembolie kann die unterschiedlichsten Beschwerden hervorrufen. Die Art und das Ausmaß der Symptome sind dabei von dem Ort des Verschlusses als auch von der Größe des Blutgerinnsels abhängig.

Ist ein größeres Blutgefäß von der Embolie betroffen, sind die Lunge und das Herz maßgeblich beeinflusst, sodass schlagartige Beschwerden auftreten können, die bis zu einem Stillstand des Herz-Kreislauf-Systems führen können. In diesem Fall besteht Lebensgefahr!

Symptome, die häufig mit einer Lungenembolie einhergehen, sind:

  • Eine beschleunigte Atmung (Tachypnoe) sowie eine plötzliche Atemnot (Dyspnoe)
  • Herzrasen (Tachykardie genannt)
  • Schmerzen im Brustkorb, welche sich beim Einatmen verstärken können
  • Schweißausbrüche
  • Ohnmacht
  • Ein Abfall des Blutdrucks und ein Kreislaufschock
  • Angst und Beklemmungsgefühle

Zu erwähnen ist, dass es nicht DAS typische Symptom einer Lungenembolie gibt – die Beschwerden können einzeln oder aber auch in Kombination miteinander auftreten. Außerdem klagt ein Patient über Schweißausbrüche, während ein anderer diese nicht erfährt, sondern unter Herzrasen leidet.

Weitere Symptome, die vor allem in Schüben auftreten, sind Fieber, dessen Ursachen unbekannt sind, und Schwindelanfälle. Zu dem schubartigen Auftreten kommt es, da sich Teile des Blutgerinnsels in gewissen Abständen aus der betroffenen Bein- oder Beckenvene lösen, sodass sie als sogenanntes Embolus in Richtung Lunge verschleppt werden.

Aufgrund der Unspezifität der Symptome bleibt die Lungenembolie häufig lange Zeit unentdeckt, sodass eine wirksame Therapie, welche den oder die Betroffene vor weiteren Embolien bewahrt, ausbleibt bzw. sich verzögert. Hierdurch wird der Verlauf der Erkrankung nachteilig beeinflusst.

Im Falle von kleineren Embolien können Symptome auch vollkommen ausbleiben.

Hauptursache ist die Thrombose

Wie bereits angedeutet, stammen Blutgerinnsel, welche eine Lungenembolie bedingen können, meist aus den Becken- oder den Beinvenen. In diesem Fall wird von einer Thrombose der Becken- bzw. Beinvenen gesprochen. Wenn sich ein Stück der Thrombose löst, kann es über die untere Hohlvene zum rechten Vorhof des Herzens gelangen. Von hier aus gelangt es in die rechte Herzkammer und anschließend über die Lungenarterie in die Lunge. Hier verästeln sich die Lungenarterien immer mehr – ihr Durchmesser nimmt ab. Die Konsequenz ist, dass der Blutpfropf die kleinen Arterien nicht mehr durchlaufen kann und früher oder später stecken bleibt, sodass ein Gefäßverschluss entsteht.

Eine Lungenembolie kann aber nicht nur durch Blutgerinnsel bedingt werden: Auch Fett, Zellen, Fruchtwasser sowie Luft und Fremdkörper können ein Gefäß verschließen. Zu einem Verschluss, der nicht durch ein Blutgerinnsel verursacht wird, kommt es jedoch eher selten, beispielsweise bei operativen Eingriffen an den Gefäßen (Luftembolie). Fettembolien können wiederum als Folge von Operationen am Knochen (z.B. Ersatz des Hüftgelenks) entstehen. Hierbei gelangen aus dem Knochenmark stammende Fettzellen in die Blutgefäße. Zu einer sogenannten Tumorembolie kann es wiederum kommen, wenn ein bösartiges Geschwulst in das Gefäßsystem einwuchert und sich kleine Zellgruppen des Tumors lösen.

Die Virchow-Trias als Risikofaktoren

Die sogenannten Virchow-Trias stellen drei Faktoren dar, die die Entstehung einer Thrombose und somit auch die einer Embolie begünstigen können. Bei diesen Faktoren handelt es sich um die Verletzung bzw. die Veränderung der Blutgefäß-Innenwand, um die Verlangsamung des Blutflusses sowie um eine veränderte Zusammensetzung des Blutes, wodurch eine erhöhte Gerinnungsneigung entsteht.

Zu einer Veränderung der Blutgefäß-Innenwand kann es z.B. bei Entzündungen in der Umgebung des Blutgefäßes oder bei einer Gefäßverletzung kommen. Ein verlangsamter Blutfluss kann wiederum u.a. durch mangelnde Bewegung begünstigt werden – die Bewegung der Muskulatur unterstütz die Venen im Hinblick auf das Pumpen des Bluts in Richtung des Herzens und entgegen der Schwerkraft. Bewegt sich ein Mensch zu wenig, beispielsweise aufgrund einer überstandenen Operation oder weil er bettlägerig ist, verlangsamt sich der Blutfluss und es können Thrombosen entstehen. Auch die hormonellen Veränderungen und die wachsende Gebärmutter im Rahmen einer Schwangerschaft können den Blutfluss behindern. Zu einer veränderten Zusammensetzung des Blutes tragen Krebserkrankungen, bestimmte Medikamente (z.B. die Anti-Baby-Pille) und Gerinnungsstörungen bei.

Zu den weiteren Risikofaktoren für eine Thrombose zählen ein hohes Lebensalter, starkes Übergewicht (Adipositas) sowie eine Thromboseneigung innerhalb der Familie.

Die Diagnose: Anamnese, EKG und bildgebende Verfahren

Bei einer ausgeprägten Lungenembolie handelt es sich um einen medizinischen Notfall: Sind mehrere Bereiche der Lunge nicht richtig durchblutet bzw. ist eine große Arterie der Lunge verstopft, bricht das Herz-Kreislauf-System schnell zusammen, sodass der Patient das Bewusstsein verliert. Es wird von einer fulminanten Lungenembolie gesprochen. Sobald ein Arzt den Verdacht auf diese Erkrankung hegt, wird er dem Patienten blutverdünnende Mittel verschreiben. Erwähnenswert ist, dass eine kleine Lungenembolie teilweise schwer zu diagnostizieren ist, da sie eine Atemnot hervorrufen kann, deren Ausmaße nur gering sind.

Im Rahmen der Untersuchung wird der Arzt zunächst ein Anamnesegespräch mit dem Patienten führen. Typische Fragen innerhalb dieses Gesprächs sind:

  • Wurde der Patient in den vergangenen vier Wochen operiert?
  • War der Patient zuletzt mobil eingeschränkt oder gar bettlägerig?
  • Besteht eine Tumorerkrankung?
  • Sind die Unterschenkel gerötet oder geschwollen?
  • Litt der Patient bereits an einer Lungenembolie oder an einer tiefen Beinvenenthrombose?
  • Werden Präparate mit weiblichen Geschlechtshormonen wie die Anti-Baby-Pille eingenommen?
  • Besteht eine Schwangerschaft?

Nach dem Anamnesegespräch folgt die gründliche körperliche Untersuchung. Im Rahmen dieser nimmt der Arzt dem Patienten Blut ab – bestimmte Blutwerte können auf eine Lungenembolie hinweisen: Bei einer Embolie oder bei einer Thrombose bildet der Körper sogenannte D-Dimere. Mit diesen versucht er gegen die Blutgerinnsel anzukommen. Darüber hinaus weisen hohe Werte von Brain Natriuretic Peptide (BNP) als auch von Troponin auf eine Lungenarterienembolie hin. Zu beachten ist, dass diese Werte auch bei anderen Krankheiten erhöht sein können. Die Blutuntersuchung gibt auch Aufschluss über einen möglichen geringen Sauerstoff- bzw. einen erhöhten Kohlenstoffdioxid-Anteil: Bei einer Lungenembolie ist der Gasaustausch in der Lunge beeinträchtigt, sodass der Gehalt an Sauerstoff ab- und der an Kohlenstoffdioxid zunimmt.

Die Diagnose per Lungenembolie-EKG

Wegweisend für die Diagnose ist auch ein Lungenembolie-EKG. Die elektrokardiographische Untersuchung wird durchgeführt, indem mehrere Elektroden an den Hand- und den Fußgelenken sowie am Brustkorb des Patienten angebracht werden. Diese Elektroden sind per Kabel mit einem Messgerät verbunden. Ein Schreiber zeichnet den Herzschlag auf: Aufgrund einer Lungenembolie muss das Herz stärker pumpen und es wird mit weniger Sauerstoff versorgt. Diese Überlastung lässt sich durch das EKG darstellen.

Die Röntgenuntersuchung

Ein Röntgenbild kann gestaute Lungenarterien verbildlichen. Außerdem kann so eine Vergrößerung des Herzens, die mit einer Lungenarterienembolie einhergehen kann, festgestellt werden. Auch Wasser in der Lunge kann auf dem Röntgenbild erkannt werden.

Weitere bildgebende Verfahren

Auch eine Computertomographie eignet sich bestens, um eine Lungenembolie gut sichtbar zu machen. Hierbei wird dem Patienten ein Kontrastmittel in eine Armvene gespritzt. Anschließend wird eine CT-Aufnahme vom Brustkorb gemacht. Auf diesem CT-Bild kann der Mediziner den Verlauf der einzelnen Lungengefäße verfolgen und so Thromben ausfindig machen.

In manchen Fällen wird zudem ein Szintigramm von der Lunge angefertigt. Dadurch, dass der Patient zuvor eine radioaktive Flüssigkeit zu sich nimmt, lässt sich anhand der Bilder die Durchblutung und die Belüftung der einzelnen Lungenareale feststellen.

Mit einer Ultraschalluntersuchung kann wiederum festgestellt werden, ob die Herzfunktion eingeschränkt ist: Auf den Brustkorb des Patienten (in der Region, wo das Herz liegt) wird ein Gel aufgetragen. Anschließend kann der Arzt mit dem Ultraschallkopf über das Gel gleiten und den Blutfluss, die Herzhöhlen und die Herzklappen betrachten. Auch die Beinvenen können per Ultraschall untersucht werden. So können mögliche Restgerinnsel in den Venen festgestellt werden.

Die Therapie wird individuell auf den Patienten zugeschnitten

Die Therapie einer Lungenarterienembolie richtet sich sowohl nach dem Schweregrad als auch nach weiteren Faktoren wie dem Allgemeinzustand des Patienten – um bestmögliche Ergebnisse erzielen zu können, wird die Therapie individuell auf den Patienten zugeschnitten. Aus dem Grund, dass in etwa neun von zehn Fällen ein Blutgerinnsel die Ursache für die Lungenembolie ist, ist der Therapieansatz meist auf die Blutgerinnung fixiert. Die gerinnungshemmenden Medikamente sollen das Blutgerinnsel in der Bein- oder Beckenvene stabilisieren, sodass sich nicht weitere Teile lösen und in die Lunge gelangen können. Außerdem soll mit diesen Medikamenten das weitere Wachstum des Gerinnsels verhindert oder zumindest verzögert werden.

Die Lungenembolie wird in vier Schwergrade eingeteilt. Die Schwere der Embolie steigt dabei von Grad I bis Grad IV an. Die erwähnten Ziele der Behandlung gelten hauptsächlich für die niedrigen Schweregrade. Die gerinnungshemmenden Medikamente kommen auch bei Grad III und IV zum Einsatz. Allerdings müssen in diesen Fällen weitere Maßnahmen ergriffen werden, um das Gerinnsel in der Lunge zu entfernen bzw. aufzulösen. Das oberste Ziel der Therapie bei einer Lungenembolie ist, dass zwischen dem rechten Herzen und der Lunge wieder ausreichend viel Blut fließen kann.

Die beste Maßnahme zur Prävention: Viel Bewegung

Man kann einer Lungenarterienembolie vorbeugen, indem man einer Thrombose vorbeugt – bei dieser handelt es sich um die hauptsächliche Ursache für eine Embolie. Einer der größten Risikofaktoren für die Entstehung einer Thrombose ist eine lange Bettruhe bzw. der verminderte Blutfluss in den Beinen, der mit dieser einhergeht. Dieser verminderte Blutfluss kann auch nach Operationen und anderen Ereignissen, die eine Person immobil machen können, eintreten. Aus diesem Grund sollte man sich auch im Falle einer Krankheit ausreichend bewegen – es sei denn, für die Genesung ist absolute Ruhe nötig. Außerdem sollte man, wenn man lange immobil war (z.B. aufgrund einer Operation), möglichst schnell einen Krankengymnasten o.Ä. aufsuchen, damit man sich unter Anleitung wieder bewegen kann (sog. Frühmobilisation).

Nach der Entbindung oder nach Operationen können Kompressionsverbände oder Antithrombosestrümpfe getragen werden. So wird der Blutabfluss aus den Beinvenen verbessert. Sollten Medikamente eingenommen werden, die eine Thrombose begünstigen können, sollte man zusammen mit dem behandelnden Arzt nach einer Alternative zu diesen Medikamenten suchen.

Darüber hinaus sollten allgemeine Risikofaktoren wie das Rauchen oder Übergewicht vermieden werden. Bereits bevor man Durst verspürt, sollte man ausreichend Flüssigkeit zuführen – der Durst ist ein Zeichen des Körpers, dass er nicht über ausreichend Flüssigkeit verfügt. Wer genug (Wasser) trinkt, verbessert die Fließeigenschaften des Bluts. Auf langen Flügen bzw. auf langen Reisen mit der Bahn oder mit dem Auto sollte man zwischendurch aufstehen und sich bewegen. Im Sitzen kann die Anspannung der Beinmuskeln zum Abfließen des Bluts aus den Beinvenen beitragen.

Wer an einer Erkrankung der Blutgerinnung leidet oder wer bereits gerinnungshemmende Medikamente einnimmt, sollte die Gerinnungswerte regelmäßig kontrollieren lassen und sich stets an die Vorgaben des Arztes halten.

Aktualisiert am 16. Februar 2021