Leistenschmerzen

Beim Begriff Leistenschmerzen wird häufig an einen Leistenbruch oder Hüftprobleme gedacht. Jedoch existieren noch zahlreiche andere Ursachen für diese Art von Schmerzen. Dabei reicht die Bandbreite von Wirbelsäulenerkrankungen über Harnsteine bis hin zu urologischen Ursachen.

Je nach Ursache und Stärke der Leistenschmerzen können die Beschwerden ein- oder beidseitig auftreten. Ebenso können sich die Schmerzen in der Leiste ständig oder nur bei Belastung bemerkbar machen. Darüber hinaus können Leistenschmerzen auch mit anderen Symptomen einhergehen, wie zum Beispiel mit Lymphknotenschwellungen im Bereich der Leiste. Allerdings kann ein Arzt bereits nach der körperlichen Untersuchung und anhand der Krankheitsgeschichte des Patienten die richtige Diagnose stellen.

Anatomie

Die Leisten befinden sich zwischen Bauch und Oberschenkel. Dabei wird die Leistenregion auch als Regio inguinalis bezeichnet. Die Bauchhöhle wird mit der äußeren Schamgegend durch einen vier bis fünf Zentimeter langen Leistenkanal verbunden. Im Leistenkanal selbst verlaufen Nervenbahnen, Lymph- und Blutgefäße. Zudem enthält der Kanal beim Mann auch den Samenstrang und bei der Frau das Mutterband. Dieses Mutterband zieht sich durch den Leistenkanal von der Gebärmutter bis in die großen Schamlippen. Umgeben ist der Leistenkanal von Bindegewebe, Bändern und Muskeln, um die empfindlichen Bahnen und Gefäße im Kanalinneren schützen.

Der Leistenkanal bzw. der Bereich des Kanals, ist eine natürliche Schwachstelle im Körper. So kann ein Leistenbruch leicht durch beispielsweise starken Druck (Heben, Tragen, Pressen bei der Geburt) entstehen. Das Bauchfell und Bauchorgane wölben sich durch eine Lücke (Bruchpforte) durch den Leistenkanal, was mit einer Schwellung im Bereich der Leisten und Schmerzen einhergehen kann.

Ursachen und Symptome

Beschwerden in der Leiste können unterschiedliche Ursachen haben, wobei zu den häufigsten Ursachen Leistenbrüche, Hüftprobleme oder Harnsteine gehören. Daneben können aber auch Verschleißerscheinungen/Erkrankungen der Knochen, Verletzungen, Gefäßveränderungen oder Erkrankungen im Bauchraum, der Harnwege oder der Geschlechtsorgane für die Schmerzen in der Leiste verantwortlich sein.

Die typischen Symptome bei einem Leistenbruch zeigen sich in Form von einer Schwellung sowie ziehenden Schmerzen in der Leiste. Bei entsprechendem Druck können sich die Schmerzen verschlimmern, wie zum Beispiel beim Tragen von schweren Lasten oder beim Husten. Von einem Leistenbruch (Leistenhernie) wird gesprochen, wenn sich an einer Schwachstelle in der Leistenregion eine Lücke (Bruchpforte) bildet und sich alsdann Teile der Eingeweide sackartig durch diese entstandene Lücke in den Leistenkanal wölben. Meistens sind nur Männer von einem Leistenbruch betroffen.

Liegen Erkrankungen oder Verschleißerscheinungen an der Lendenwirbelsäule auf, so kann dies Beschwerden in der Leiste auslösen, wie zum Beispiel Wirbelbrüche durch eine Osteoporose oder eine Verengung des Wirbelkanals (Spinalstenose). Ebenso kann ein Oberschenkelhalsbruch oder ein Bruch des Beckens für die Leistenschmerzen verantwortlich sein. Aber auch Hüfterkrankungen oder Arthrose können zu Schmerzen in der Leiste führen. Sollten die Schmerzen beim Gehen schlimmer werden, so kann dies ein Anzeichen für eine Hüftgelenksentzündung (Hüftgelenkarthritis) sein.

Darüber hinaus können auch Erkrankungen im Bauchbereich Beschwerden verursachen, die bis in den Leistenbereich ausstrahlen können. Hierzu gehören zum Beispiel entzündliche Darmerkrankungen, Blinddarmentzündung, Divertikel im Darm oder Tumore im Bauchbereich.

Aber auch aufgrund von Erkrankungen im Urogenitalbereich können Leistenschmerzen auftreten. Hierzu gehören nicht nur Erkrankungen der Harnwege, sondern auch Harnwegsinfekte, Harnsteine, Tumore, Nierenentzündung oder Entzündung von Lymphknoten. Bei Frauen besteht die Möglichkeit, dass eine Eileiterentzündung, Endometriose oder eine Eierstockzyste die Schmerzen in der Leiste verursachen. Hingegen kann bei Männern eine Prostataentzündung, Flüssigkeitsansammlung im Hodensack, Pendelhoden oder Nebenhodenentzündung in Frage kommen.

Weitere mögliche Ursachen von Schmerzen in der Leiste können Abszesse in der Leistengegend, Lymphdrüsenerkrankungen, Lipome, Schambeinentzündung, Schleimbeutelentzündung des Hüftgelenks oder ein Überbein im Hüftgelenk sein.

Diagnose und Therapie

Der Arzt kann bei Schmerzen in der Leiste anhand der Krankheitsgeschichte sowie der körperlichen Untersuchung häufig schnell eine Diagnose stellen. Durch das Abtasten der Leistengegend kann der Arzt feststellen, ob sich die Lymphknoten vergrößert haben, weitere Veränderungen vorhanden sind oder durch Druck Schmerzen entstehen. In der Regel kann ein Leistenbruch ohne Hilfsmittel schnell diagnostiziert werden. Ggf. können weitere Untersuchungen mittels Ultraschall oder Röntgen die Diagnose bestätigen.

Leistenschmerzen können unterschiedliche Ursachen haben, weshalb sich die Therapie grundsätzlich der zugrundeliegenden Erkrankung richtet. Sollte ein Leistenbruch bestehen, so wird dieser in der Regel operiert.

Liegt die Ursache im Urogenitalbereich, so erfolgt eine Überweisung an den Urologen oder Gynäkologen. Sollten Entzündungen vorhanden sein, wie zum Beispiel bei einem Harnwegsinfekt, werden diese meist mit einem Antibiotika behandelt.

Verletzungen oder Erkrankungen der Knochen müssen ebenso behandelt werden. Beispielsweise zielt die Therapie bei einem Oberschenkelhalsbruch darauf ab, den Bruch entsprechend zu stabilisieren und zu prüfen, ob die Blutversorgung des Schenkelhalses sowie des Hüftkopfes nicht beeinträchtigt wird.

Vorbeugung

Es ist nur bedingt möglich, Leistenschmerzen vorzubeugen. So kann nur bei einigen Ursachen hilfreich sein, Übergewicht zu vermeiden und die Bauchmuskulatur zu stärken. Zudem sollten schwere Gegenstände nicht alleine gehoben werden, da dies schnell zu einem Leistenbruch führen kann. Allerdings lassen sich durch solche Präventivmaßnahmen die Ursachen für Schmerzen in der Leiste nicht komplett verhindern.

Aktualisiert am 16. Februar 2021