Leberzirrhose

Die Leber hat viele wichtige Funktionen im menschlichen Körper: Sie speichert Nährstoffe sowie andere Substanzen und baut diese ab als auch um. Die Leber macht Alkohol und andere Giftstoffe unschädlich und sie bildet die Gallenflüssigkeit, welche sie an den Darm abgibt, um diesen bei der Verdauung zu unterstützen. Außerdem werden in der Leber wichtige Enzyme gebildet und ausgeschüttet.

Eine Besonderheit des Organs besteht in ihrer doppelten Blutversorgung: Während die Leberarterie die Leber vor allem mit sauerstoffreichem Blut versorgt, transportiert die Pfortader Blut zur Leber, welches aus dem Darm kommt. Dieses Blut verfügt über Bestandteile der Nahrung, welche in der Leber verarbeitet werden.

Die Leberzirrhose wird auch als Schrumpfleber bezeichnet

Im Gegensatz zu den meisten Organen weist die Leber eine gute eigenständige Erholungsfähigkeit auf. Erst, wenn eine chronische Entzündung wie die Hepatitis oder Belastungen in Form von Alkoholmissbrauch länger anhalten, trägt die Leber einen erheblichen Schaden davon. Die Folge ist eine Leberfibrose, also eine Vermehrung des Bindegewebes. Diese krankhafte Bindegewebsvermehrung ist zunächst noch umkehrbar. Dauert die Belastung der Leber weiterhin an, entwickelt sich jedoch eine Leberzirrhose. Im Rahmen dieser gehen die Zellen der Leber zugrunde und das neugebildete Bindegewebe nimmt den Platz des Lebergewebes ein. Es kommt zu knotigen Neubildungen von Lebergewebe, wodurch Leberkrebs bedingt werden kann. Außerdem verändert sich die Form des Organs – es bilden sich Knoten und Höcker und die Leber wird kleiner. Hierin findet sich der Grund, warum man bei einer Leberzirrhose auch von einer Schrumpfleber spricht.

Unspezifische und charakteristische Symptome

Im Falle einer Leberzirrhose können die Symptome völlig unterschiedliche Ausmaße annehmen. Es kann sogar sein, dass die Erkrankung der Leber gar keine Beschwerden hervorruft. In diesem Fall spricht man in der Medizin von einer latenten Leberzirrhose. Wiederum wird eine Leberzirrhose mit deutlichen Anzeichen der Leberschädigung als manifeste Leberzirrhose bezeichnet. Unabhängig von den Ursachen für die Erkrankung kann eine Leberzirrhose zu den folgenden Beschwerden führen:

  • Übelkeit
  • Ungewollter Gewichtsverlust
  • Völlegefühl und Druckschmerzen im Oberbauch
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • Verminderte Leistungsfähigkeit

Diesen unspezifischen Symptomen einer Leberzirrhose stehen für die Erkrankung charakteristische Beschwerden, sogenannte Leberhautzeichen, gegenüber:

  • Ein Palmarerythem (rot gefärbte Kleinfinger- und Daumenballen)
  • Spider naevi (Gefäßspinnen) an Oberkörper, Hals und Gesicht
  • Eine gerötete, glänzende Zunge und gerötete, glänzende Lippen (Lackzunge und Lacklippen genannt)
  • Weißnägel
  • Juckreiz
  • Geldscheinhaut (die Haut wirkt sehr dünn und knittrig)

Diese Symptome weisen nicht zwangsläufig auf eine Leberzirrhose hin: Gefäßspinnen und ein Palmarerythem können beispielsweise auch im Rahmen einer Schwangerschaft auftreten. In solch einem Fall verschwinden sie unmittelbar nach der Geburt des Kindes. Ebenso kann die Geldscheinhaut unabhängig von einer Erkrankung der Leber auftreten.

Weitere häufige Merkmale einer Leberzirrhose

Der Verdacht auf eine Lebererkrankung erhärtet sich, wenn zusätzliche Symptome wie Fieber und Schmerzen im Bereich der Leber auftreten. Es kann zu Blutungen und blauen Flecken unter der Haut kommen. Weitere häufige Merkmale einer Leberzirrhose sind Wasseransammlungen im Bauch (Aszites) oder in den Beinen (Ödeme).

Bei Männern kann eine Leberzirrhose aufgrund von hormonellen Störungen zu Potenzproblemen und zu einer Bauchglatze und anderen veränderten männlichen Behaarungstypen führen. Es besteht auch die Möglichkeit, dass der Mann aufgrund dieser hormonellen Störungen eine sogenannte Männerbrust (Gynäkomastie) entwickelt.

Beim weiblichen Geschlecht können im Rahmen einer Leberzirrhose Unregelmäßigkeiten im Menstruationszyklus auftreten.

Ist die Funktion der Leber maßgeblich durch die Erkrankung beeinflusst, treten zudem die folgenden Symptome auf:

  • Gestörte Blutgerinnung
  • Gelbsucht
  • Erhöhter Blutdruck im Leberkreislauf
  • Die Folgen dieses erhöhten Blutdrucks: Eine Vergrößerung der Milz sowie Krampfadern der Speiseröhre
  • Starker Gewichtsverlust
  • Die hepatische Enzephalopathie: Die Leber kann ihrer Entgiftungsfunktion nicht mehr richtig nachkommen à im Blut sammelt sich eine hohe Konzentration an für das Nervengewebe giftigen Stoffen an

Hauptursache Alkoholmissbrauch

Es gibt verschiedene Erkrankungen, die als Spätfolge eine Leberzirrhose bedingen können. In den westlichen Industrieländern wird eine Leberzirrhose in 50 Prozent der Fälle durch einen starken Konsum bzw. durch den Missbrauch von Alkohol herbeigerufen. Weitere mögliche Ursachen für eine Leberzirrhose sind eine Virushepatitis des Typs B, C oder D sowie die Einnahme von bestimmten Medikamenten.

Alkohol schadet der Leber

Auch in Deutschland ist der Alkoholmissbrauch eine der Hauptursachen für eine Leberzirrhose. Der Alkohol schadet der Leber, indem er zu einer Ansammlung von Giftstoffen führt, wodurch letztendlich eine Fettleber begünstigt wird. Hierbei lagert das Organ krankhaft viel Fett ein. In dem Fall, dass der Alkoholkonsum umgehend eingestellt wird, kann eine Leberzirrhose in diesem Stadium noch abgewendet werden. Wird der Konsum nicht eingestellt, kommt es jedoch zu einer Zerstörung der mit Fett überladenden Zellen, wodurch Narbengewebe bzw. Bindegewebe entsteht. Die Entwicklung des Bindegewebes im Rahmen der sogenannten Leberfibrose kann nicht rückgängig gemacht werden und schreitet die Fibrose weiter fort, entsteht eine Leberzirrhose.

Die Menge an Alkohol, die zu einer Schrumpfleber führen kann, ist von Person zu Person unterschiedlich. Wieviel eine Person „verträgt“, hängt u.a. vom Geschlecht ab – Frauen reagieren empfindlicher auf Alkohol als Männer. Während bei Männern etwa ein halber Liter Wein oder ein Liter Bier am Tag giftig auf die Leber wirken kann, reicht bei Frauen bereits die Hälfte an Alkohol, um Schäden an der Leber zu bewirken.

Eine weitere häufige Ursache: Die Erkrankung an Hepatitis

Es wird davon ausgegangen, dass jede zweite Leberzirrhose in Deutschland auf eine Entzündung der Leber (Hepatitis) zurückzuführen ist. Auslöser für die Hepatitis können verschiedene Viren sein. Im Rahmen von Hepatitis B, C und D bewirkt eine chronische Entzündung der Leber ein Absterben der Leberzellen. Die abgestorbenen Zellen werden in Bindegewebe umgewandelt – es kommt zu einer zunehmenden Vernarbung des Organs.

Andere Ursachen: Medikamente, Herzerkrankungen und Giftstoffe

Weitere Ursachen für eine Leberzirrhose können, wie bereits erwähnt, bestimmte Medikamente sein. Außerdem können verschiedene Herzerkrankungen eine Leberzirrhose bewirken und auch Arsen und andere Giftstoffe wirken schädlich auf das Organ. Sind die Ursachen für eine Schrumpfleber unbekannt, wird von einer kryptogenen Leberzirrhose gesprochen.

Die Leberzirrhose wird nicht selten zufällig entdeckt

Mit einer Leberzirrhose gehen häufig lange Zeit keine Beschwerden einher. Hierin liegt der Grund, dass die Erkrankung nicht selten zufällig, d.h. im Rahmen von anderen Ultraschall- oder Blutuntersuchungen entdeckt wird. Sollte der Verdacht auf eine Leberzirrhose bestehen, kann der Arzt den Bauch des Patienten abtasten und so bereits erste Anzeichen für die Erkrankung finden: Im Falle einer Leberzirrhose ist die Leber verhärtet. Sollte die Erkrankung bereits fortgeschritten sein, kann sie zudem deutlich verkleinert sein.

Im Anfangsstadium gibt eine Biopsie, also eine Gewebeprobe aus der Leber, Auskunft über den Zustand der Leber. Im fortgeschrittenen Stadium kann eine spezielle Ultraschalluntersuchung, die sogenannte Elastografie, Aufschluss darüber geben, wie weit die Bindegewebsbildung bereits vorangeschritten ist.

Hat sich der Verdacht auf eine Zirrhose bestätigt, wird das Krankheitsstadium nach den Kriterien des sogenannten Child-Pugh-Score klassifiziert. Anhand dieser Klassifizierung können Aussagen über den weiteren Verlauf der Erkrankung gemacht werden.

Mit dem Fortschreiten der Zirrhose verändern sich die Blutwerte

Auch eine Blutuntersuchung kann Aufschluss über den Fortschritt der Leberschädigung geben: Je mehr sich die Zirrhose auf das Organ auswirkt, desto mehr verändert sich die Konzentration einzelner Substanzen im Blut. Sollte die Leber z.B. bereits stark in ihrer Entgiftungsfunktion eingeschränkt sein, sind im Blut Abfallstoffe nachweisbar, die nicht mehr abgebaut werden können. Zu diesen Abfallstoffen zählt beispielsweise das Bilirubin. Dieser Gallenfarbstoff kann für die Gelbsucht verantwortlich sein.

Mit einer Leberzirrhose können sich auch die Leberwerte wie das GOT oder das GGT im Blut erhöhen. Die erhöhte Konzentration kann z.B. auf eine Entzündungsreaktion oder auf ein Zugrundegehen von Leberzellen hinweisen. Darüber hinaus können die Werte in Verbindung mit anderen Enzymen des Stoffwechsels einen Hinweis auf Krankheiten darstellen, welche der Auslöser für die Leberzirrhose sein können.

Die Diagnose durch Ultraschall- und Kernspinuntersuchungen

Eine Sonografie (Ultraschalluntersuchung) kann die Größe und die Struktur der Leber bildlich darstellen. So können Komplikationen wie Knötchen, eine Bauchwassersucht oder Krampfadern erfasst werden. Sollte sich als Folge der Zirrhose ein Tumor entwickelt haben, kann auch dieser durch die Sonografie entdeckt werden. Anstelle der Sonografie kann auch eine Kernspintomographie durchgeführt werden.

Im Rahmen der bereits erwähnten Elastografie wird eine Ultraschallwelle durch das Organ geschickt und beobachtet. Ausschlaggebend ist hierbei, wie schnell sich die Ultraschallwelle ausbreitet und wie stark das Gewebe der Leber dabei verformt wird. Hierdurch lässt sich der Grad der Zirrhose bestimmen: Je mehr Bindegewebe besteht, desto schneller kann sich die Welle ausbreiten und desto geringer ist die Verformung. Die Methode der Elastografie ist allerdings nur für das fortgeschrittene Stadium der Leberzirrhose geeignet.

Die Leberpunktion als zuverlässigste Diagnosemethode

Zur eindeutigen Diagnose einer Leberzirrhose ist die Leberpunktion, d.h. eine Gewebeentnahme aus der Leber geeignet. Die Proben können Auskunft darüber geben, wie viele Zellen bereits abgestorben sind und in Bindegewebe umgewandelt wurden. Außerdem kann die Probe das Entzündungsmaß einer Hepatitis bestimmen. Die Punktion erfolgt mit einer speziellen hohlen Nadel. Mit dieser entnimmt der Mediziner die Probe aus dem Gewebe. Dabei kommt ein Ultraschall zum Einsatz. So soll gewährleistet werden, dass keine anderen Organe verletzt werden. Sollten bestimmte Teile des Stoffwechsel-Organs aufgrund eines Tumorverdachts oder aus anderen Gründen untersucht werden müssen, kann außerdem eine Bauchspiegelung durchgeführt werden. Mit dieser wird die gewünschte Stelle gezielt punktiert.

Die Bestimmung des Ausmaßes durch die Child-Pugh-Kriterien

Die Zahl der Menschen in Deutschland, die an den Folgen einer langfristigen Lebererkrankung sterben, liegt jährlich bei etwa bei 20.000. Daran wird deutlich, wie wichtig eine frühe Erkennung der Leberzirrhose bzw. der Leberfibrose, also der Vorstufe ist. Wird eine Lebererkrankung frühzeitig erkannt, kann diese umgehend behandelt werden, um Komplikationen vorzubeugen.

Wie bereits erwähnt, dienen die sogenannten Child-Pugh-Kriterien der Bestimmung des Ausmaßes der Leberzirrhose: Den Komplikationen (z.B. Bauchwassersucht) und speziellen Laborwerten werden Punkte zugeordnet. Diese Punkte werden miteinander addiert. Anhand des resultierenden Wertes wird die Erkrankung in verschiedene Stadien eingeteilt. So ist jede Punktsumme einem der Child-Pugh-Stadien von A bis C zugeordnet. Dabei ist „A“ die leichteste Stufe und „C“ die schwerste. Die Einteilung in die Stadien ermöglicht Aussagen über die Funktionsfähigkeit der Leber sowie über die Überlebenschancen des Patienten.

Der letzte Ausweg lautet Lebertransplantation

Die Therapie einer Leberzirrhose besteht zum einen aus allgemeinen Maßnahmen gegen die Erkrankung und zum anderen aus der Behandlung der zugrundliegenden Ursache. Außerdem müssen im Fall von Komplikationen (z.B. eine Blutung aus den Krampfadern der Speiseröhre) diese umgehend behandelt werden. Unabhängig von der Ursache für die Leberzirrhose werden stets die folgenden Maßnahmen ergriffen:

Ein Patient mit Leberzirrhose muss unbedingt leberschädigende Substanzen wie Alkohol und bestimmte Medikamente meiden. Hierzu sollte stets Rücksprache mit dem behandelnden Arzt gehalten werden. Auch auf das Rauchen sollte verzichtet werden, denn hierdurch kann das Fortschreiten der Erkrankung verstärkt und beschleunigt werden. Ebenso muss auf eine gesunde Ernährung geachtet werden: Im Fall einer Leberzirrhose gilt es, sich vitamin- und eiweißreich zu ernähren. Sollte das Gehirn durch die mangelnde Entgiftungsfunktion der Leber Schaden davongetragen haben (hepatische Enzephalopathie), muss jedoch weitestgehend auf Eiweiß verzichtet werden. Eine ballaststoffreiche Ernährung fördert den Stuhlgang, wodurch die Entgiftungsfunktion der Leber unterstützt wird. Ebenso sollte ausreichend Flüssigkeit zugeführt werden und die sportliche Betätigung kann den Stuhlgang ebenfalls fördern. Wichtig ist außerdem ein ausgeglichener Säure-Basen- und Elektrolyt-Haushalt: Eine Übersäuerung ist ebenso zu vermeiden wie ein Mangel an Kalium oder anderen Mineralstoffen.

Ist ein bestimmter Grad an Zellzerstörung erreicht, lautet der letzte Ausweg Transplantation. Um die Dringlichkeit dieser Transplantation zu bestimmen, wird der sogenannte Meld Score ermittelt. Dieser Wert wird nach bestimmten Laborwerten berechnet. Dank dieser Ermittlung wird gewährleistet, dass diejenigen, die am stärksten an einer Leberzirrhose erkrankt sind, zuerst ein Spenderorgan erhalten.

Die Verantwortung für seine Leber trägt jeder selbst

Die beste Vorbeugung gegen eine Leberzirrhose ist ein gesunder Lebensstil (siehe oben) bzw. die Vermeidung von Substanzen, die der Leber schaden. Es sollte auf Alkohol verzichtet werden bzw. dieser sollte nur in Maßen konsumiert werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich gegen Hepatitis B impfen zu lassen. Eine häufige Ursache für eine Leberzirrhose ist auch die Hepatitis C-Erkrankung, allerdings gibt es hiergegen noch keine Impfung. Das heißt aber nicht, dass man sich vor Hepatitis C nicht schützen kann: Die Verwendung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr schützt sowohl gegen Hepatitis C- als auch gegen Hepatitis B-Viren. Außerdem können allgemeine hygienische Maßnahmen wie das Tragen von Handschuhen bei der Versorgung von Verletzten eine Ansteckung mit Hepatitis verhindern.

Sollten in der Familie vererbbare Erkrankungen bestehen, die auf eine Schädigung der Leber zurückzuführen sind und eine Leberzirrhose bedingen können, ist es empfehlenswert, dass man regelmäßige Frühuntersuchungen durchführen lässt und dass man sich beim Arzt ausreichend über die Krankheit informiert.

Aktualisiert am 16. Februar 2021