Krampfanfall

Unter Krampfanfällen versteht man krankhafte, plötzlich auftretende elektrische Ladungen, welche von den Gehirn-Nervenzellen ausgehen. Die Krampfanfälle sind unwillkürlich. Sie werden oft von krampfartigen Bewegungen und Zuckungen der Muskulatur begleitet. Zudem besteht die Möglichkeit, dass mit einem Krampfanfall die Muskelspannung abrupt verlorengeht. Auch kann es zu Bewusstseinsveränderungen kommen.

Verschiedene Arten von Krampfanfällen

Es gibt mehrere Arten von Krampfanfällen. Fokale Krampfanfälle beschränken sich i.d.R. auf einzelne Muskelgruppen. Demgegenüber breiten sich sogenannte generalisierte Krampfanfälle auf größere Teile des Körpers aus. Die generalisierten Krampfanfälle werden in die folgenden Formen unterteilt:

  • klonische Krampfanfälle: Diese zeichnen sich durch rhythmische, krampfartige Kontraktionen der Muskelgruppen aus. Diese wirken für den Außenstehenden wie Zuckungen.
  • Absencen: Es kommt zu einem plötzlichen Bewusstseinsverlust. Dieser dauert meist einige Sekunden an. Die Patienten sind nicht mehr ansprechbar und sie zeigen keinerlei Reaktion. Nachdem die Betroffenen wieder aufgewacht sind, können sie sich an nichts erinnern.
  • Bei einem tonischen Krampfanfall verkrampfen die Muskeln ebenfalls. Anders als beim klonischen Krampfanfall bleiben die Zucken aus. Ehe sie wieder aufstehen, krümmen sich die Betroffenen oft auf dem Boden.
  • Von einem atonischen Krampfanfall ist die Rede, wenn die Anspannung der Muskulatur plötzlich nachlässt. Den Betroffenen kann das Kinn auf die Brust fallen oder ein Arm kann völlig regungslos herabhängen.
  • generalisiert tonisch-klonischer Krampfanfall: Diese Art des Anfalls wird auch als „großer Krampfanfall“ bezeichnet. Ein weiterer Name ist „Grand Mal“. Zunächst setzt die tonische Phase ein. Es folgen Zuckungen. Ehe der Krampfanfall entsteht, klagen die Betroffenen oft über seltsame Sinneseindrücke wie Halluzinationen. Zudem ist ihnen häufig unwohl. Häufig schreien die Betroffenen zu Beginn des Krampfanfalls. Dieser Schrei wird als Initialschrei bezeichnet. Ist der Anfall vorüber, können Benommenheit und eine starke Schläfrigkeit auftreten. Diese Phase wird als Terminalschlaf bezeichnet und kann einige Minuten bis mehrere Stunden andauern.

Es besteht auch die Möglichkeit, dass sich ein fokaler Krampfanfall zu einem generalisierten Krampfanfall ausweitet. Dann ist die Rede von einem sekundär generalisierten Krampfanfall.

Mögliche Komplikationen bei einem Krampfanfall

Die unwillkürlichen Muskelkontraktionen im Rahmen eines Krampfanfalls können derart stark sein, dass Knochenbrüche entstehen. Auch kann es passieren, dass sich Betroffene die Zunge abbeißen. In schweren Fällen kann ein Anfall länger als nur wenige Sekunden oder Minuten andauern. Dauert ein Krampfanfall länger als 20 Minuten, handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Notfall. In der Medizin wird dieser Zustand als „Status epilepticus“ bezeichnet. Patienten laufen auch Gefahr, bei einem Krampfanfall zu stürzen. Dann können Verletzungen am Kopf etc. auftreten. In wenigen Fällen kommt es bei einem Krampfanfall zum Herzstillstand.

Mögliche Auslöser eines Anfalls

Die Ursachen für Krampfanfälle sind sehr vielfältig. Eine häufige Erkrankung, mit der derartige Anfälle einhergehen, ist die Epilepsie. Diese stellt eine Erkrankung des Gehirns dar. Auch Gehirntumore können der Auslöser für Krampfanfälle sein. Ebenso können Krampfanfälle auf Gehirn- oder Hirnhautentzündungen zurückzuführen sein. Weitere Ursachen sind eine verminderte Sauerstoffversorgung des gesamten Körpers und gewisse Stoffwechselstörungen.

Weitere Ursachen von Krampfanfällen

Darüber hinaus treten Krampfanfälle häufig bei einem Entzug von Alkohol oder Medikamenten auf. Weitere Ursachen sind:

  • verschiedene Alltagseinflüsse (z.B. flackerndes Licht)
  • ein starker Flüssigkeitsmangel
  • Fiebererkrankungen
  • konstanter Schlafmangel

Das macht der Arzt, um eine Diagnose stellen zu können

Ein akuter Krampfanfall kann aufgrund der körperlichen Reaktionen des Patienten als solcher identifiziert werden. Um die Ursache für einen Krampfanfall zu diagnostizieren, führt der Arzt zunächst ein Anamnesegespräch mit dem Patienten. Er erkundigt sich nach den Situationen, in denen die Anfälle auftreten, und wie lange diese dauern. Außerdem spielen mögliche Vorerkrankungen eine wichtige Rolle.

Es folgen diverse körperliche Untersuchungen. Diese können, je nach Verdacht, aus Blutuntersuchungen, Untersuchungen der Hirnströme (EEG) und neurologischen Testungen bestehen.

Die Therapie bei chronischen Krampfanfällen

Der Verlauf von Krampfanfällen ist maßgeblich von den Ursachen und von den eingeleiteten Therapiemaßnahmen abhängig. Bestehen chronische Erkrankungen als Auslöser, können die Häufigkeit und die Ausprägung der Krampfanfälle positiv beeinflusst werden, beispielsweise durch eine medikamentöse Behandlung. Mögliche Therapiemaßnahmen sind:

  • Die Gabe von bestimmten Medikamenten, sogenannte Antikonvulsiva. Diese haben einen hohen Wirkungsgrad, mit ihnen gehen jedoch auch einige Nebenwirkungen einher. Bei einem Status epilepticus (siehe oben) werden zunächst sogenannte Benzodiazepine eingesetzt.
  • Zudem müssen Betroffene Risikofaktoren wie übermäßigen Alkoholkonsum, flackerndes Licht und Schlafmangel meiden.
  • Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, kann eine Operation durchgeführt werden.

Das sollte man tun, wenn man eine Person mit einem Krampfanfall vorfindet

Wer eine Person mit einem Krampfanfall vorfindet, sollte unbedingt Ruhe bewahren! Der Anfall endet i.d.R. innerhalb von einigen Sekunden bis Minuten. Dauert er an, muss Verletzungen vorgebeugt werden, indem gefährliche Gegenstände (Scheren, Messer, …) in der Nähe entfernt werden. Der oder die Betroffene darf keinesfalls festgehalten werden! Auch darf ihm nicht, wie es früher üblich war, ein „Beißkeil“ in den Mund gesteckt werden – die Gefahr, dass die Betroffene den Gegenstand verschluckt und an ihm erstickt ist zu groß! Um die Atemwege zu sichern, sollte der oder die Betroffene in die stabile Seitenlange gedreht werden. Ist das nicht möglich, eignet sich die Bauchlage. Sollte der Anfall länger als fünf Minuten andauern, muss umgehend ein Notarzt verständigt werden.

Das müssen Betroffene beachten

Ist bekannt, dass eine Person öfter an Krampfanfällen leidet, muss nicht unbedingt ein Arzt verständigt werden. Ist der Anfall größer, sollte aber in jedem Fall ein Mediziner hinzugezogen werden.

Auch, wenn der letzte Krampfanfall bereits eine lange Zeit zurückliegt, sollten Betroffene stets bedenken, dass sie krank sind. Soll heißen, die Patienten müssen bei bestimmten Ausübungen und Aktionen besondere Vorsicht walten lassen bzw. sollten sie stets das Risiko für einen Anfall abwägen. So sollten Patienten beispielsweise auch kein Kraftfahrzeug steuern – im Falle eines Anfalls beim Fahren ist nicht nur das Leben des Patienten gefährdet, sondern auch die Leben der umgebenden Personen stehen auf dem Spiel. Patienten mit Krampfanfällen dürfen nur Autofahren, wenn sie mindestens ein Jahr lang keinen Anfall hatten. zurück zum Inhaltsverzeichnis

Auslöser meiden – Anfälle verhindern

Im Falle, dass die Ursache für die Krampfanfälle bekannt ist, können die Krämpfe verhindert werden, indem man die Auslöser meidet. Sollte das nicht bzw. nur eingeschränkt möglich sein (z.B. bei einer bestehenden Epilepsie), kann zumindest möglichen Verletzungen bzw. Folgeschäden vorgebeugt werden und zwar z.B. durch das Freimachen der Atemwege durch eine anwesende Person.

Aktualisiert am 16. Februar 2021