Koronare Herzkrankheit

Bei der Koronaren Herzkrankheit (kurz: KHK) handelt es sich um eine schwerwiegende Erkrankung des Herzens. Mit ihr gehen Durchblutungsstörungen des Herzmuskels einher. Die schlechte Durchblutung entsteht durch verengte Herzkranzgefäße, die auch als Koronararterien oder einfach als Koronarien bezeichnet werden. Diese Schlagadern umgeben den Herzmuskel und sind für dessen Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen zuständig.

Die Ursache für die Koronare Herzkrankheit liegt in einer Gefäßverkalkung der Herzkranzgefäße (Arteriosklerose). Die Erkrankung kann eine Angina pectoris, also ein Engegefühl in der Brust, plötzliche Herztode und Herzinfarkte auslösen. Sie gehört zu den wichtigsten Volkskrankheiten überhaupt. In Deutschland führt die Krankheit die Statistik der Todesursachen an. Männer sind häufiger und früher von der KHK betroffen als Frauen.

Die Koronare Herzkrankheit bewirkt ein Missverhältnis zwischen Sauerstoffangebot und -Verbrauch

Die wissenschaftliche Definition der KHK beschreibt diese als einen Zustand, bei dem die Arteriosklerose zu einer mangelnden Durchblutung des Herzmuskels führt, welche ein Missverhältnis zwischen Sauerstoffangebot und Sauerstoffverbrauch (eine sogenannte Koronarinsuffizienz) bewirkt. Die Erkrankung wird je nach Ausmaß der durch die Arteriosklerose bedingten Veränderungen in drei Schweregrade eingeteilt:

  • Eingefäßerkrankung: Einer von drei Hauptästen der Herzkranzgefäße ist von einer Stenose, also einer Engstelle betroffen. Es können auch mehrere Engstellen bestehen.
  • Zweigefäßerkrankung: Zwei der Hauptäste sind von den Stenosen betroffen.
  • Dreigefäßerkrankung: Eine oder mehrere Stenosen betreffen alle drei Hauptäste der Herzkranzgefäße.

Brustschmerzen, Herzrhythmusstörungen und unspezifische Symptome

Die Symptome der KHK sind davon abhängig, welche Stelle vom Engpass betroffen und wie stark die Verengung der Herzkranzgefäße ist. Im Falle von leichten Verengungen treten häufig keinerlei Symptome auf. Bei einer starken Verengung kommt es hingegen zu typischen Beschwerden wie Brustschmerzen und Herzrhythmusstörungen. Die Symptome treten vor allem bei einem erhöhten Sauerstoffbedarf des Herzens auf (z.B. bei körperlicher Belastung).

Die Brustschmerzen können sich auch in Form eines Engegefühls in der Brust oder als ein Brennen hinter dem Brustbein bemerkbar machen. Dieser Zustand wird als Angina pectoris bezeichnet. Die Schmerzen können in den linken Arm, in den Rücken, in den Nacken sowie in den Hals und in den Kiefer ausstrahlen. Auch der Oberbauch und die Zähne können schmerzen. Ist ein Herzkranzgefäß um etwa 70 Prozent verengt, können sich die Symptome einer Angina pectoris auch während Ruhephasen zeigen. In dem Fall, dass die Gabe von gefäßerweiternden Medikamenten zu einem Nachlassen der Schmerzen führt, ist das ein deutliches Zeichen für eine Angina pectoris.

Nicht selten löst die Koronare Herzkrankheit Herzrhythmusstörungen aus. Zu diesen kommt es, da der Sauerstoffmangel im Herzmuskel die elektrischen Impulse des Herzens beeinträchtigt. Herzrhythmusstörungen sollten immer auf ihr Gefahrenpotential hin untersucht werden: Viele Menschen weisen z.B. Herzrhythmusstörungen auf ohne, dass sie an einer KHK leiden.

Es kann durchaus vorkommen, dass mit der Koronaren Herzkrankheit keine Symptome einhergehen. Das ist vor allem bei Diabetikern der Fall. In diesem Zusammenhang wird von einer stummen Ischämie (Mangeldurchblutung) gesprochen. Der Grund ist, dass durch die Zuckerkrankheit viele Nerven im Körper und somit auch am Herzen derart geschädigt sind, dass die Schmerzsignale der Koronaren Herzkrankheit nicht weitergeleitet werden können. Dieses Phänomen wird als Diabetische Neuropathie bezeichnet.

Es sei außerdem erwähnt, dass mit der KHK auch unspezifische Beschwerden wie Schwindelgefühle und Übelkeit einhergehen können. Das trifft vor allem auf Menschen ab einem Alter von 75 Jahren zu.

Eine Arteriosklerose als Hauptursache

Die Ursachen für die KHK liegen in den Blutgefäßen, welche sauerstoffreiches Blut zum Herzen transportieren. Die Herzkranzgefäße werden meist durch eine Verkalkung der Arterien verengt. Mediziner bezeichnen das als Koronarsklerose. Fettablagerungen, welche sich mit Calcium zu einer Art zähen Masse verbinden, lagern sich an den Gefäßwänden an. Vor allem dem Cholesterin kommt hier eine bedeutende Rolle zu. Durch diese Ablagerungen entstehen sogenannte Plaques. Diese schädigen dem Gefäß, wodurch dieses seine Fähigkeit verliert, sich auszudehnen. Bei einer körperlichen Anstrengung, mit der ein erhöhter Blutbedarf einhergeht, kommt es aufgrund des unflexiblen Gefäßes zu einer Unterversorgung mit sauerstoffhaltigem Blut. Die Folge sind die für die KHK typischen Beschwerden.

Schreitet die KHK fort, kommt es zu einer immer stärkeren Verengung der Herzkranzgefäße. Hat diese Verengung ein bestimmtes Maß erreicht, treten die Symptome auch bei geringen Belastungen und eventuell in Ruhe auf. Ist das Gefäß vollständig verschlossen, werden Teile des Herzmuskels nicht mit ausreichend Sauerstoff versorgt – ein Herzinfarkt droht.

Risikofaktoren für die Entstehung einer Koronaren Herzkrankheit

Es gibt viele Risikofaktoren, die eine Arteriosklerose sowie eine Koronare Herzkrankheit begünstigen können. Liegen bei einem Menschen gleichzeitig mehrere Risikofaktoren vor, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer KHK deutlich. Zu den Hauptrisikofaktoren zählen das Rauchen, eine Fettstoffwechselstörung und Bluthochdruck. Außerdem gelten das männliche Geschlecht und das Alter als risikoerhöhend: Während bei Männern das Risiko für eine KHK ab einem Alter von 45 Jahren steigt, sind Frauen erst ab einem Alter von 55 Jahren vermehrt von der KHK betroffen.

Die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) gilt als begünstigender Faktor und auch genetische Bedingungen scheinen eine Rolle bei der Entwicklung der Krankheit zu spielen: Eine Person weist ein erhöhtes Risiko auf, wenn bei Verwandten des ersten Grades vor dem 55. Lebensjahr (bei Männern) oder vor dem 65. Lebensjahr (bei Frauen) eine KHK oder ein Herzinfarkt vorlag.

Weitere Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit der KHK erhöhen, sind:

  • Bewegungsmangel und Übergewicht
  • Psychische Belastungen
  • Eine Thromboseneigung
  • Eine Hyperurikämie (erhöhter Harnsäuregehalt im Blut)
  • Eine Infektion der Herzkranzgefäße mit Krankheitserregern wie den Chlamydien
  • Eine Schlafapnoe

Die Diagnose

Für die sichere Diagnose einer KHK ist ein Facharzt für Kardiologie zuständig. Zuvor wird der Hausarzt ein Anamnesegespräch mit dem Patienten führen. Innerhalb dieses Gesprächs wird sich der Arzt nach den auftretenden Beschwerden sowie nach dem zeitlichen Auftreten der Symptome erkundigen. Außerdem fragt er den Patienten nach den Situationen, in denen die Symptome auftreten und er erkundigt sich, ob die Beschwerden unter körperlicher Belastung stärker werden. Ebenso werden die Einnahme von Medikamenten und der Lebensstil des Patienten (Ernährung, regelmäßiger Sport usw.) thematisiert. Auch mögliche Vorerkrankungen und Fälle einer KHK in der Familie sind relevant.

Es folgt die körperliche Untersuchung, in deren Rahmen vor allem das Abhören von Herz und Lunge relevant ist. Durch die körperliche Untersuchung erhält der Arzt einen Eindruck von der generellen körperlichen Leistungsfähigkeit des Patienten. Ebenso kann es sein, dass der Arzt dem Patienten auf den Brustkorb drückt. So sollen mögliche Probleme des Bewegungsapparates als Ursache für die Schmerzen in der Brust ausgeschlossen werden. Zu dieser Art von Problemen gehören beispielsweise muskuläre Verspannungen oder eine Wirbelsäulenerkrankung.

Anschließend an die körperliche Untersuchung wird der Arzt den Blutdruck des Patienten messen – ein erhöhter Blutdruck gilt als ein entscheidender Risikofaktor für eine Koronare Herzkrankheit.

Darüber hinaus kann die Untersuchung des Bluts sinnvoll sein. Erhöhte Cholesterin- und Blutfettwerte gelten als risikoerhöhend. Zudem geben bestimmte Blutwerte wie die Marker CK und verschiedene Troponine Aufschluss darüber, ob die Schmerzen wirklich vom Herzmuskel ausgehen.

Mit einem Ruhe-EKG können typische Veränderungen in den elektrischen Potentialen des Herzens festgestellt werden. Ein Belastungs-EKG dient ebenso dieser Feststellung von Veränderungen, allerdings nicht in Ruhe, sondern unter körperlicher Belastung.

Eine der wichtigsten Untersuchungsmethoden ist die Herzkatheteruntersuchung: Über einen Zugang im Arm oder in der Leiste wird ein dünner Schlauch über die Arterie bis zum Herzen geschoben. Sobald die Katheterspitze die richtige Position erreicht hat, wird aus dieser ein Röntgenkontrastmittel freigesetzt. Zeitgleich wird ein Röntgenbild aufgenommen. Diese Methode macht die Herzkranzgefäße gut sichtbar und man kann mögliche Wandbewegungsstörungen erkennen.

Ein Ultraschall des Herzens (Echokardiographie) dient wiederum der Untersuchung der Herzgröße, der Herzmuskelbewegung und der Pumpfunktion des Herzens. Außerdem kann man mit dem Ultraschall mögliche Herzklappenprobleme darstellen. Es besteht die Möglichkeit eines Ultraschalls in Ruhe als auch unter körperlicher Belastung. Zudem besteht die Möglichkeit, die körperliche Belastung zu „simulieren“: Kann sich der Patient aufgrund seiner Beschwerden nicht körperlich betätigen, können bestimmte Medikamente verabreicht werden, die den Herzschlag beschleunigen. Dieses Verfahren wird Stress-Echokardiographie genannt.

Die Diagnose kann außerdem durch eine sogenannte Myokard-Szintigraphie gestützt werden. Hierbei wird eine leicht radioaktive Substanz in die Vene injiziert. Diese Substanz reichert sich anschließend u.a. in den Herzkranzgefäßen an. Die radioaktive Strahlung wird sichtbar und gibt Auskunft über mögliche Gefäßverengungen in den Herzkranzgefäßen.

Weitere Verfahren der Diagnose

In einigen Fällen ist der Einsatz von speziellen bildgebenden Verfahren notwendig, um die Ausprägung einer KHK feststellen zu können.  Zu diesen Verfahren gehören die kardiale Magnetresonanztomographie, die kardiale Mehrschicht Computertomographie und die Positronen-Emissionstomographie.

Eine Art Sonderfall in Bezug auf die Diagnose stellt der Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom dar. Dieser Begriff steht als Sammelbegriff für verschiedene Phasen von Herzkranzgefäß-Durchblutungsstörungen, die akut auftreten und lebensbedrohlich sein können. Bei solch einem Verdacht wird umgehend ein EKG durchgeführt und es erfolgen spezielle Blutuntersuchungen wie die Untersuchung auf kardiales Troponin. In dem Fall, dass sich der Verdacht auf einen Herzinfarkt oder auf ein anderes Koronarsyndrom bestätigt, folgt eine Herzkatheteruntersuchung und es werden weitere Diagnosemaßnahmen eingeleitet.

Die Therapie: Linderung der Symptome und Vorbeugung gegen gefährliche Folgen

Die Koronare Herzkrankheit gilt als nicht heilbar. Es gibt allerdings verschiedene Therapien, die ein möglichst uneingeschränktes Leben mit der KHK ermöglichen. Diese Therapien sind darauf ausgelegt, die Symptome der Erkrankung zu lindern und gefährlichen Folgen wie einem Herzinfarkt vorzubeugen.

Das A und O im Rahmen jeder Behandlung ist ein gesunder Lebensstil: Eine ausgewogene Ernährung gehört ebenso dazu wie viel Bewegung und der Verzicht auf das Rauchen. Diese Faktoren bilden sozusagen die Grundlage dafür, dass eine Operation gut verläuft und dass die Medikamente die erhoffte Wirkung erzielen. Medikamente, die zur Behandlung einer KHK eingesetzt werden, sind Beta-Blocker, ACE-Hemmer und weitere.

In dem Fall, dass die medikamentöse Behandlung nicht ausreicht, kann im Rahmen einer kleinen Operation ein Stent eingesetzt werden. Hierbei handelt es sich um ein dünnes Metallröhrchen, welches das verengte Blutgefäß offenhält. Der Einsatz eines Stents heißt jedoch nicht, dass auf die Medikamente verzichtet werden kann.

Sollten auch Stents nicht ausreichen, um die KHK zu therapieren, kann per Operation eine Überbrückung der verengten Blutgefäße herbeigeführt werden. Für diese Überbrückung eignen sich künstliches Gewebe oder körpereigene Arterien. Es muss aber immer bedacht werden, dass mit einer Operation deutlich größere Nebenwirkungen einhergehen können als das bei der medikamentösen Behandlung der Fall ist. Eine Operation im Rahmen der KHK erhöht z.B. das Risiko für einen Schlaganfall.

Die Verantwortung trägt jeder selbst

Einfache Maßnahmen können das Risiko für die Entstehung einer Koronaren Herzkrankheit deutlich verringern. Die Risiken für die Erkrankung lassen sich überwiegend auf den persönlichen Lebensstil zurückführen, sodass jeder selbst die Verantwortung für die Vorbeugung gegen eine KHK trägt. Aus diesem Grund sollte Kindern von Anfang an ein gesunder Lebensstil beigebracht werden.

Neben dem Verzicht auf das Rauchen sollte eine ausgewogene Ernährung eingehalten werden. Sportliche Aktivitäten stärken das Herz und stellen eine der besten Präventionsmaßnahmen gegen eine Koronare Herzkrankheit dar. Darüber hinaus sollte man die kostenlosen Vorsorgeuntersuchungen der Krankenkasse wahrnehmen: Gesetzlich Versicherte haben ab einem Lebensalter von 35 Jahren alle zwei Jahre den Anspruch auf eine kostenlose Vorsorgeuntersuchung. Wird im Rahmen einer solchen Untersuchung frühzeitig eine Koronare Herzkrankheit erkannt, können umgehend weitere Untersuchungen und Behandlungen eingeleitet werden, um gesundheitliche Schäden abzuwenden oder zu verringern.

Aktualisiert am 16. Februar 2021