Karies

Karies stellt eine Veränderung der harten Zahnsubstanz, welche den Zahn vor äußeren Einflüssen schützt, dar. Im allgemeinen Gebrauch wird unter Karies ein Loch im Zahn verstanden. Karies beginnt allerdings schon bevor ein Loch entsteht. Mit der infektiösen Zahnerkrankung geht eine zunehmende Entkalkung der harten Zahnsubstanz einher. Dieser Prozess der Entkalkung wird auch als Demineralisierung bezeichnet. Diese Demineralisierung wird durch säurebildende Bakterien ausgelöst. Wird der Prozess der Entkalkung nicht durch eine zahnärztliche Behandlung unterbrochen, entsteht das berüchtigte Loch im Zahn.

Häufig wird Karies auch als Zahnfäule bezeichnet. Das ist jedoch nicht ganz korrekt, da die Zahnsubstanz abgebaut wird, sie fault also nicht.

Es wird zwischen verschiedenen Formen von Karies unterschieden. Dabei ist die Bezeichnung davon abhängig, wie viel Zahnsubstanz bereits von den Bakterien zerstört wurde: Eine beginnende Entkalkung, bei der die Oberfläche noch intakt ist, wird als Initialkaries bezeichnet. Ist die Oberfläche bereits stark beschädigt, spricht man wiederum von einer etablierten Karies.

Je nach der betroffenen Zahnschicht kann eine weitere Differenzierung erfolgen: Ist die oberflächlichste Schicht des Zahns, der Zahnschmelz, betroffen, ist die Rede von einer Caries superficialis. Reicht der Defekt bis zur zweiten Schicht, dem Dentin, wird das Caries media genannt. Eine Caries profunda betrifft sämtliche Zahnschichten und geht bis tief in die Zahnpulpa, sodass auch Nerven angegriffen werden können. Mit dem Begriff Caries sicca bezeichnet man eine Karies, die zum Stillstand gekommen ist.

Abhängig vom Alter sind verschiedene Zahnstellen von Karies betroffen

Die infektiöse Zahnerkrankung stellt die häufigste Zahnerkrankung der Welt dar. In seinem Leben erleidet so gut wie jeder Mensch mindestens einmal eine Karies. Dabei können Milchzähne ebenso von der Erkrankung betroffen sein wie bleibende Zähne. Je nach Alter des Patienten können unterschiedliche Bereiche der Zähne betroffen sein, sodass eine Karies unterschiedlich aussehen kann. Bei kleinen Kindern sind beispielsweise besonders häufig die Schneidezähne samt dem angrenzenden Zahnfleisch betroffen. Von hier aus breitet sich die Zahnkrankheit bis zur Zahnkante hin aus – jeder hat schon einmal ein Kind mit einem schwarzen Schneidezahn gesehen. Die häufigste Ursache für diese Art von Karies ist eine zuckerhaltige Ernährung.

Während die Zahnkrankheit bei Erwachsenen überwiegend in den Zahnzwischenräumen entsteht, greift sie bei älteren Kindern und Jugendlichen meist zuerst die Kauflächen an. Auch bei Jugendlichen ist die Hauptursache für Karies eine falsche bzw. eine zuckerhaltige Ernährung. Eine Karies zwischen den Zähnen wird neben einer zuckerhaltigen Ernährung vor allem durch eine falsche bzw. nachlässige Zahnpflege bedingt.

Bei Menschen ab einem Alter von 60 Jahren sind wiederum vor allem die Zahnhälse betroffen. Diese liegen häufig frei, da es im zunehmenden Alter zu einer Rückbildung des Zahnfleischs kommt. Da die natürliche Schutzschicht an den Zahnhälsen dünner ist, entstehen im hohen Alter schneller Löcher aufgrund einer Karies.

Mit den verschiedenen Stadien gehen unterschiedliche Symptome einher

Die Merkmale einer Karies sind abhängig vom Stadium der Erkrankung. So gehen mit einer Initialkaries häufig keine Beschwerden einher – lediglich kleine weiße Flecken auf dem Zahnschmelz deuten auf die Zahnerkrankung hin. Im Folgestadium (Dentinkaries) kann es zu Schmerzen kommen, die zunächst eine dumpf-pochende Form annehmen. Die Schmerzen können plötzlich auftauchen, beispielsweise, wenn heiße oder kalte Nahrung an den Zahn gelangt. Außerdem kann mit dem Dentinkaries ein schwarzes Loch entstehen. Dieses ist für den oder die Betroffene nicht immer sichtbar, da es sich häufig an Stellen bildet, wo die Zahnbürste nicht hinkommt. Bei einer Karies profunda ist der Schmerz i.d.R. dauerhaft.

Bei einer Karies penetrans hat die Erkrankung die Zahnhöhle erreicht. Der Schmerz ist kaum aushaltbar und die Bakterien können den für die Empfindungen des Zahns zuständigen Nerv schädigen. In diesem Fall hört der Schmerz urplötzlich auf. Das Endstadium einer Karies bewirkt einen Verlust des betroffenen Zahns. Außerdem kann eine Karies, wenn die Bakterien in die Blutbahn gelangen, zu einer Blutvergiftung führen. In diesem Fall können die Bakterien auch zum Herzen gelangen und eine Herzinsuffizienz verursachen.

Das Bakterium Streptokokkus mutans als Hauptursache

Zu einer Schädigung des Zahns kommt es zunächst durch das Bakterium Streptokokkus mutans. Dieses scheidet Stoffwechselprodukte aus, welche sehr sauer sind und die harte Zahnsubstanz angreifen. Auch kann es vorkommen, dass sich solche Bakterien in der Mundhöhle verbergen ohne, dass sie Schaden anrichten. Sobald die Vermehrung der Bakterien ein gewisses Maß erreicht hat, werden sie jedoch zu einer Gefahr für die Zähne. Besonders die natürlichen kleinen Rillen der Zähne bieten dem Bakterium viel Platz, um sich anzusiedeln. Als Gegenmaßnahme bieten Zahnärzte heutzutage eine sogenannte Fissurenversiegelung an.

Durch die Vermehrung der Bakterien kommt es logischerweise auch zu einer Vermehrung der sauren Stoffwechselprodukte. Da die Bakterien-Vermehrung durch die Ernährung mitbestimmt wird, sollte auf eine zahngesunde, d.h. vor allem zuckerarme Ernährung geachtet werden.

Das Bakterium Streptokokkus mutans ernährt sich also besonders gerne von Zucker bzw. von Kohlenhydraten. Diese sind nicht nur in Süßspeisen, sondern auch in Kartoffeln, Brot etc. enthalten. Werden die Bakterien ausreichend mit Kohlenhydraten versorgt, können sie sich schnell und effektiv vermehren. Zusammen mit anderen Bakterien bilden sie das sogenannte Plaque, also den Zahnbelag – durch die Stoffwechselprodukte der Bakterien entsteht eine Art klebriger Film auf der Zahnoberfläche. Dieser Film kann nicht einfach mit der Zahnbürste beseitigt werden. Unter diesem Schutzfilm bilden die Bakterien weitere schädliche Substanzen und der Zahn ist den sauren Stoffwechselprodukten sozusagen hilflos ausgeliefert. Somit stellt die Vermeidung von Plaque eine wichtige Maßnahme gegen Karies dar.

Die einzelnen Stadien der Karies bilden einen „Teufelskreislauf“

Wie bereits erwähnt, ist Karies von mehreren Stadien geprägt. Diese Stadien bedingen einander, sodass ein Stadium als Ursache für das nächste Stadium gesehen werden kann.

Zu aller erst schaden die Bakterien dem Zahnschmelz, der obersten Schicht des Zahns. Hier führen die sauren Stoffwechselprodukte der Bakterien zu einer Herauslösung von bestimmten Mineralstoffen, sodass der Zahn demineralisiert wird.

Erfolgt keine Behandlung der Initialkaries, können Essensreste in den demineralisierten Abschnitten hängenbleiben, sodass sich die Stellen nach und nach dunkel verfärben. Diese Stellen können nur schwer mit der Zahnbürste gereinigt werden, sodass die Bakterien noch mehr „Nahrung“ erhalten. Als Konsequenz erreicht die Karies die nächste Stufe, die Dentinkaries. Aus dem Grund, dass das Zahnbein deutlich weicher ist als der Zahnschmelz, richten die Bakterien innerhalb von kurzer Zeit sehr schwere Schäden am Zahn an.

Sobald mindestens zwei Drittel des Zahns von der Karies befallen sind, wird von der tiefen Zahnfäule (Caries profunda) gesprochen. Ein mögliches Loch kann jetzt schon mit dem bloßen Auge erkannt werden. In diesem Loch tummeln sich unzählige Bakterien. Der Schmerz ist dauerhaft vorhanden.

Das nächste Stadium ist das der durchdringenden Zahnfäulnis, die Caries penetrans. Das Loch ist mittlerweile so tief, dass es bis in die Zahnhöhle reicht. Wird ein Nerv von den Bakterien angegriffen, entstehen sehr starke Schmerzen. Sobald der Nerv vollständig zerstört ist, verschwindet der Schmerz. Hierbei handelt es sich sozusagen um eine Warnung des Körpers, dass der Zahn demnächst ausfallen kann.

Die Diagnose von Karies ist recht einfach

In vielen Fällen erkennt der Zahnarzt die Karies bereits auf den ersten Blick. Um einen genaueren Blick auf die Zähne zu werfen, können bestimmte Beleuchtungen eingesetzt und ein Röntgenbild der Zähne gemacht werden. Das Röntgenbild gibt z.B. Aufschluss über den Fortschritt der Zahnfäule und lässt erkennen, ob die Karies bereits tief im Zahn liegt. Solch eine Röntgenaufnahme macht auch Sinn, wenn von außen keine Hinweise auf Karies zu erkennen sind. Der Grund ist, dass sich Karies auch unter Füllungen und Kronenrändern bilden kann.

Der Fortschritt der Karies bestimmt die Therapie

Die Behandlung ist u.a. von der Art und vom Fortschritt der Karies abhängig. Wichtig ist der Hinweis darauf, dass Schmerzmittel nur kurzfristig zum Einsatz kommen sollten, da sie lediglich die Schmerzen lindern, einer Karies aber nicht entgegenwirken können.

In dem Fall, dass die Karies frühzeitig erkannt wird, muss der Zahnarzt das Plaque entfernen.  Anschließend kann sich der Zahnschmelz allein durch die Gabe von Fluorid wieder erholen. Sollte der Zahn bereits beschädigt sein, muss die betroffene Stelle aufgebohrt werden. Die Karies wird mit dem Bohrer entfernt und der Zahn anschließend mit einer Füllung versiegelt, sodass sich keine neuen Bakterien einlagern können. Für diese Füllung eignen sich verschiedene Stoffe wie Keramiken, Kunststoff, Metalllegierungen und Amalgam. Welches Material zur Füllung verwendet wird, ist u.a. von der Methode abhängig, wie der Zahnmediziner die Stelle verschließt. Die einzelnen Stoffe unterscheiden sich sowohl in Bezug auf die Kosten als auch in Bezug auf ihre Haltbarkeit. Kunststoff-Füllungen halten etwa 15 Jahre. Demgegenüber halten Amalgam und sogenannte Inlays bis zu 30 Jahre. Allerdings sind diese Materialien auch weitaus teurer.

Der Patient sollte bei der Wahl des Materials durchaus mitbestimmend wirken. Ein ausführliches Gespräch mit dem Zahnarzt, in dem dieser die Vor- und die Nachteile der einzelnen Materialien erläutert, kann zur Entscheidungsfindung beitragen. Für Amalgam spricht beispielsweise die lange Lebensdauer des Stoffes. Ein Nachteil besteht wiederum darin, dass Amalgam aus Metallpulver besteht, welches mit flüssigem Quecksilber verbunden wird – es kann nicht zu 100 Prozent ausgeschlossen werden, dass Spuren von diesem freigesetzt werden.

Des Weiteren kann bei einer starken Schädigung des Zahns das Einsetzen einer künstlichen Krone notwendig sein. Im Fall, dass das Zahnmark betroffen ist, muss der Zahnarzt wiederum eine Wurzelbehandlung durchführen. Diese ist sehr unangenehm für den Patienten.

Die richtige Zahnpflege als beste Präventionsmaßnahme

Die beste Methode, um Karies vorzubeugen ist eine richtige Zahnpflege. Diese umfasst insbesondere die regelmäßige, gründliche Zahnreinigung. Die Wahl der richtigen Zahnbürste (nicht zu weich und nicht zu hart) ist ebenso entscheidend wie die richtige Zahnputztechnik und die Verwendung einer fluoridhaltigen Zahnpasta. Außerdem sollte die Zahnbürste etwa alle drei Monate gewechselt werden, da sich auch an ihr Bakterien ansammeln können. Zur Reinigung der Zahnzwischenräume sollte eine Interdentalbürste oder Zahnseide verwendet werden. Man sollte jeden Tag mindestens zweimal die Zähne putzen und zwar drei Minuten lang.

Weitere Maßnahmen, die Karies vorbeugen können, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt und eine zahngesunde, d.h. vor allem zuckerarme Ernährung. Eine ausreichende Fluoridierung der Zähne kann neben der täglichen Verwendung einer fluoridhaltigen Zahnpasta durch die Verwendung von bestimmten Mundspülungen erreicht werden. Außerdem gibt es sogenannte Fluoridgele, die einmal in der Woche auf die Zähne aufgetragen werden. Auch eine professionelle Zahnreinigung beugt der infektiösen Zahnerkrankung Karies vor. Solch eine professionelle Zahnreinigung sollte ein- bis zweimal im Jahr erfolgen.

Aktualisiert am 16. Februar 2021