Impotenz

Die Impotenz wird auch als Erektionsstörung oder als erektile Dysfunktion bezeichnet. Für die meisten Männer – und vor allem für betroffene Männer – stellt sie ein unangenehmes Thema dar. Laut Statistiken sind etwa die Hälfte aller Männer in Deutschland von der Impotenz betroffen. Es handelt sich also um ein sehr häufiges Problem. Dabei sind die Ursachen sehr unterschiedlich und manche Männer haben ab und an mit den Beschwerden zu kämpfen, während andere konstant unter Impotenz leiden. Die gute Nachricht für die Männer ist, dass sich die erektile Dysfunktion i.d.R. gut behandeln lässt. Die dabei angewandte Methode hängt von der Ursache ab.

Wenn das Glied nicht ausreichend steif wird

Die Impotenz äußert sich dadurch, dass das männliche Glied nicht ausreichend bzw. nicht lange genug versteift, um befriedigenden Geschlechtsverkehr zu bieten. Häufig treten weitere sexuelle Funktionsstörungen wie ein verzögerter oder ein vorzeitiger Samenerguss auf. Der vorzeitige Erguss wird als Ejaculatio praecox, der verzögerte Erguss als Ejaculatio retarda bezeichnet.

Viele Männer definieren ihre Männlichkeit über ihre Erektionsfähigkeit. Deshalb kann eine erektile Dysfunktion das Selbstwertgefühl von betroffenen Männern stark beeinträchtigen, sodass sich eine verminderte Lebensqualität bzw. ein großer Leidensdruck entwickelt. Die Erektionsstörung des Mannes kann auch sehr belastend für die Lebenspartnerin oder den Lebenspartner sein.

Körperliche und psychische Ursachen

Wie bereits erwähnt, können die Gründe für eine erektile Dysfunktion sehr unterschiedlich sein. Die Auslöser können sowohl körperlicher als auch psychischer Natur sein. Statistiken zeigen, dass etwa 70 Prozent der Impotenz-Fälle auf körperliche Ursachen zurückzuführen sind. Dies gilt vor allem für das Alter ab 50 Jahren. In nicht seltenen Fällen sind sowohl körperliche als auch seelische Faktoren die Ursache für die Impotenz. So kann beispielsweise der Druck, „beim nächsten Mal besser sein zu müssen“, zu einem erneuten „Versagen“ führen und die erektile Dysfunktion verstärken – ein Teufelskreislauf entsteht.

Körperliche Ursachen

Es bestehen diverse Krankheiten, die mit der Impotenz in Verbindung stehen. Die wichtigsten sollen im Folgenden erläutert werden.

Arteriosklerose und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Die Arteriosklerose (Gefäßverkalkung, Arterienverkalkung) stellt die häufigste Ursache für Erektionsstörungen dar. Eine Verkalkung der Arterien bewirkt, dass nicht ausreichend Blut in den Penis gelangt. Außerdem kann das Blut auch zu schnell aus dem Penis herausfließen. Nicht selten ist beides der Fall. Die Folge ist, dass sich in den Schwellkörpern des Penis nicht ausreichend Blut für eine befriedigende Erektion befindet.

Ebenso können Bluthochdruck und die koronare Herzkrankheit sowie ein erhöhter Cholesterinspiegel Impotenz auslösen. Auch Übergewicht wirkt sich negativ auf die Potenz des Mannes aus, indem es die Gefäße beeinträchtigt.

Diabetes mellitus

Die erektile Dysfunktion gehört zu den häufigsten Folgen von Diabetes mellitus. Im Rahmen der Zuckerkrankheit lagern sich Zuckermoleküle an den Wänden der Blutgefäße ab. Das führt dazu, dass nicht ausreichend Blut in die Schwellkörper des Penis gelangt. Dieser bleibt daraufhin schlaff.

Hormonelle Störungen

Das wichtigste Hormon für die Potenz eines Mannes ist das Testosteron. Wird nicht ausreichend Testosteron gebildet bzw. freigesetzt, schwächt dies die Erektionsfähigkeit des Penis deutlich.

Eine Störung des für die Erektion verantwortlichen Reflexes

Auch eine Schädigung des Rückenmarks kommt als Ursache für die Impotenz infrage. Die Schädigung bewirkt, dass der für die Erektion verantwortliche Reflex gestört wird. Das ist beispielsweise bei einer Querschnittslähmung der Fall. Doch auch ein Bandscheibenvorfall kann dazu führen, dass die Nervenimpulse nicht ausreichend weitergeleitet werden.

Neurologische Erkrankungen als Ursache

Damit eine Erektion entstehen kann, müssen Nervensignale aus dem Gehirn zum Penis gesendet werden. Diese Signalübermittlung kann im Rahmen eines Schlaganfalls, einer Multiplen Sklerose, bei Parkinson und bei Tumoren gestört werden.

Verletzungen der Schwellkörper

Sowohl eine Verletzung der Schwellkörper als auch eine des Penis kann dazu führen, dass das Glied bei einer sexuellen Erregung nicht ausreichend oder gar nicht steif wird.

Schädigungen im Rahmen von operativen Eingriffen

Im Rahmen eines operativen Eingriffs im Beckenraum besteht die Gefahr, dass die Nervenbahnen, die vom und zum Penis führen, Schaden davontragen. Ein Beispiel für einen solchen Eingriff ist die Entfernung der Prostata bei Prostatakrebs. Hierbei kommt es häufig zu einer solchen Schädigung, sodass Impotenz die Folge ist.

(Angeborene) genitale Fehlbildungen

Auch (angeborene) genitale Fehlbildungen können die Ursache für eine erektile Dysfunktion sein.

Psychische Ursachen der Impotenz

In nicht seltenen Fällen ist die Ursache für die Erektionsstörung rein psychischer Natur. Das trifft vor allem auf junge Männer zu. Die folgenden seelischen Faktoren gelten als Impotenz-begünstigend:

  • Stress und Leistungsdruck
  • Ängste, Hemmungen
  • Depressionen
  • fehlende Selbstsicherheit
  • Partnerschaftskonflikte
  • Persönlichkeitskonflikte (z.B., wenn sich eine Person ihre Homosexualität nicht eingesteht)

Weitere mögliche Ursachen

Auch ein dauerhaft erhöhter Alkoholkonsum kann die Gehirn- und Rückenmark-Nerven angreifen und besonders die Nervenendigungen schädigen, sodass eine Impotenz die Folge ist. Ebenso gibt es einige Medikamente, die die Erektionsfähigkeit des Penis beeinträchtigen können. Zu diesen Medikamenten zählen u.a. Betablocker. Diese werden als blutdrucksenkendes Mittel gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingesetzt.

Die Diagnose: Anamnesegespräch

Eine der wichtigsten Maßnahmen bei der Diagnosestellung ist das ausführliche Anamnesegespräch zwischen dem Patienten und dem Mediziner. Hierbei erkundigt sich der Arzt nach dem zeitlichen Bestehen der Erektionsprobleme und er fragt, wie sich die Störungen genau äußern. Außerdem erkundigt er sich, ob es zu morgendlichen Spontanerektionen kommt und, ob der Patient bestimmte Medikamente einnimmt. Auch der Konsum von Tabak und Alkohol spielt eine Rolle. Zudem fragt der Arzt nach möglichen Vorerkrankungen.

Prinzipiell ist es sinnvoll, die Lebenspartnerin bzw. den Lebenspartner mit in die Anamnese einzubeziehen.

Die Diagnose: körperliche Untersuchung

Es folgt eine körperliche Untersuchung. Hierbei tastet der Arzt sowohl die inneren als auch die äußeren Geschlechtsorgane ab. Außerdem testet er die Reflexe in der Region der äußeren Geschlechtsorgane und im Bereich des Afters. Eine Blutuntersuchung gibt Aufschluss über den Blutzuckerspiegel, die Blutfettwerte und den Hormonstatus.

Wenn der Patient nachts bzw. während des Schlafs Erektionen erlebt, ist das ein Zeichen dafür, dass keine körperliche Ursache für die erektile Dysfunktion vorliegt. Dennoch kann auch dann eine körperliche Ursache nicht ganz ausgeschlossen werden, sodass weitere Untersuchungen notwendig sein können. Zu diesen Untersuchungen zählen:

  • neurologische Untersuchungen
  • Kavernosonographie
  • Schwellkörper-Injektionstest
  • Farb-Dopplersonographie

Können körperliche Ursachen für die Impotenz ausgeschlossen werden, müssen psychische Faktoren als Auslöser in Betracht gezogen werden. In diesem Fall überweist der Allgemeinarzt den Patienten an einen Facharzt. Dieser führt eine psychiatrische Diagnostik durch.

Weitere Untersuchungen: neurologische Untersuchung

Um zu testen, ob der erektilen Dysfunktion eine gestörte Nervenversorgung im Penis zugrunde liegt, gibt es diverse neurologische Untersuchungsverfahren. Zu diesen gehören u.a. die Elektromyographie und die Elektroneurographie.

Kavernosonographie

Mithilfe einer Kavernosonographie kann der Arzt feststellen, ob ein krankhaft gesteigerter Blutabfluss über die Penis-Venen der Auslöser für die Impotenz ist. Er spritzt dem Patienten ein Medikament in die Schwellkörper. Dieses Medikament ruft eine Erektion hervor. Im nächsten Schritt spritzt der Mediziner ein Kontrastmittel in die Schwellkörper. Mithilfe von Röntgenbildern, die in regelmäßigen Abständen gemacht werden, kann der Blutabfluss aus den Schwellkörpern analysiert werden. Die Kavernosonographie wird heutzutage recht selten durchgeführt und zwar hauptsächlich dann, wenn ein Verdacht auf eine Erkrankung bzw. eine Störung der Blutgefäße besteht.

Der Schwellkörper-Injektionstest (SKIT)

Im Rahmen dieses Tests spritzt der Mediziner dem Patienten ein männliches Sexualhormon der Gruppe Prostaglandine in die Schwellkörper des Penis. Auch diese Mittel bewirken innerhalb von kurzer Zeit eine Erektion. Reicht bereits eine kleine Menge des Hormons aus, um eine langanhaltende Erektion auszulösen, kann mit großer Wahrscheinlichkeit gesagt werden, dass die Ursache nicht gefäßbedingt ist. Auch der SKIT kommt heutzutage recht selten zum Einsatz.

Die Farb-Dopplersonographie

Häufiger wird die Farb-Dopplersonographie angewandt. Hierbei handelt es sich um eine bestimme Form der Ultraschalluntersuchung. Sie dient dazu, die Durchblutung des Glieds zu überprüfen, um feststellen zu können, ob eine Störung der Blutgefäße die Ursache für die erektile Dysfunktion ist. Die Farb-Dopplersonographie findet vor allem in Fällen Anwendung, in denen eine Missbildung der Penis-Blutgefäße vermutet wird.

Psychiatrische Diagnostik durch einen Psychotherapeuten

Wie bereits erwähnt, wird eine psychiatrische Diagnostik empfohlen, wenn körperliche Faktoren als Ursache für die Impotenz ausgeschlossen werden konnten. Der Arzt überweist den Patienten an einen Psychotherapeuten oder an einen Sexualtherapeuten. Dieser führt ein ausführliches Gespräch mit dem Betroffenen. Außerdem wird der Patient gebeten, einen Fragebogen auszufüllen. So lassen sich psychische Konflikte, Stress und andere psychisch belastende Probleme aufdecken. Das Ziel liegt darin, eine psychische Erkrankung als Ursache für die Erektionsstörung auszuschließen bzw. zu diagnostizieren.

Die Therapiemaßnahmen hängen von der Ursache und von den persönlichen Präferenzen ab

Es gibt eine Reihe an individuellen Therapieoptionen. Die Wahl der Behandlungsform hängt maßgeblich von der Ursache sowie von den persönlichen Präferenzen des Patienten ab. Der Betroffene sollte vor der Entscheidung darauf hingewiesen werden, dass die meisten Ansätze nicht die Ursache, sondern lediglich die Impotenz beseitigen.

Behandlung mit Medikamenten

Sogenannte PDE-5-Hemmer sind die erste Wahl bei einer medikamentösen Behandlung. Diese blockieren das Phosphidiesterase-5-Enzym. Hierdurch wird die Penismuskulatur entspannt und die Blutgefäße können sich besser weiten. Zudem füllen sich die Schwellkörper mit Blut. Diese Wirkungen treten nur ein, wenn der Medikamenteneinnehmende sexuell erregt ist. Die PDE-5-Hemmer Sildenafil, Vardenafil und Tadalafil unterscheiden sich vor allem in Bezug auf den Wirkungseintritt und die Wirkdauer. Sollten diese Mittel die Impotenz nicht bessern, kann ein Präparat namens Yohimbin die Potenz des Mannes steigern.

Schwellkörper-Injektionstherapie und Transurethale Applikation

Diese beiden Therapieformen helfen Männern, die an Impotenz leiden und nicht dazu in der Lage sind, Tabletten einzunehmen. Es kommen Präparate zum Einsatz, die Prostaglandin-E1 beinhalten. Diese Präparate werden mit einer feinen Nadel in die Schwellkörper gespritzt (SKAT). Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass das Präparat in die Harnröhrenöffnung an der Spitze des Penis gedrückt wird (MUSE). Die Injektion in die Schwellkörper gilt als eher erfolgversprechend als die Verabreichung über die Harnröhrenöffnung. Allerdings gehen mit ihr auch mehr Nebenwirkungen einher.

Die Verwendung einer Vakuumpumpe

Eine Vakuumpumpe erzeugt einen Unterdruck. Durch diesen Druck wird Blut in den Penis gesaugt, sodass die erektile Dysfunktion akut behoben werden kann. Dabei verhindert ein um die Peniswurzel gestreifter Ring, dass das Blut zu schnell wieder aus den Schwellkörpern abfließt.

Chirurgische Eingriffe

Auch eine Operation kann im Falle einer Impotenz sinnvoll sein. Sie dient der Therapie von gefäßbedingten Erektionsstörungen. Operationen gelten jedoch als sehr riskant. Außerdem versprechen sie kaum mehr Erfolg als andere Therapiemaßnahmen.

Verhaltenstherapie und andere psychologische Verfahren

Eine Sexualberatung, eine Verhaltenstherapie und andere psychologische Betreuungen sind bei einer bestehenden Impotenz grundsätzlich zu empfehlen und zwar auch dann, wenn organische Gründe die Ursache für die Erektionsstörungen sind. Eine psychologische Beratung kann diverse Denkanstöße geben, um besser mit der erektilen Dysfunktion umzugehen. Auch eine Selbsthilfegruppe kann hilfreich sein, da der Mann hier lernt, dass er nicht „der Einzige“ mit einer erektilen Dysfunktion ist.

Die Behandlung erfordert eine ärztliche Kontrolle!

Betroffene Männer sollten keinesfalls versuchen, die Impotenz auf eigene Faust zu bekämpfen! Und schon gar nicht mit zweifelhaften Aphrodisiaka oder Medikamenten aus dem Sex-Shop. Eine erektile Dysfunktion kann ein Frühwarnzeichen für eine schwere Krankheit sein. Nur ein Arzt ist dazu in der Lage, die Ursache genau zu diagnostizieren und die bestmögliche Therapiemaßnahme einzuleiten.

Achtung vor Betrug!

Für einige ist die erektile Dysfunktion ein Geschäft. Es gibt zum Beispiel Internetseiten, auf denen sonst verschreibungspflichtige Medikamente ohne Rezept und zu einem günstigen Preis angeboten werden. Finger weg von diesen Angeboten! Häufig werden diese vermeintlichen Medikamente auch aus völlig anderen Substanzen hergestellt. Das führt nicht nur dazu, dass die Impotenz nicht geheilt wird, sondern kann im schlimmsten Fall auch dazu führen, dass andere gesundheitliche Schäden entstehen. Bestellt man derartige Substanzen aus dem Ausland, kann es durchaus sein, dass der Zoll die Mittel beschlagnahmt und der Kunde somit leer ausgeht, denn einen Anspruch auf Schadensersatz hat man in solch einem Fall nicht.

Die Penisprothese als letzter Ausweg

Über die Implantation einer Penisprothese sollte nur nachgedacht werden, wenn alle zuvor erläuterten Methoden der Behandlung nicht geholfen haben. Der Grund: Das Verfahren ist endgültig, d.h. die Prothese bleibt dem Mann ein Leben lang erhalten und kann nicht wieder entfernt werden.

Je früher, desto besser

Bei der Therapie einer erektilen Dysfunktion gilt im Allgemeinen, dass die Heilungschancen umso höher sind, je früher die Impotenz behandelt wird. Ganz entscheidend für den Therapieerfolg ist auch, ob die zugrundliegende Ursache behandelt werden kann oder nicht.

Ein gesunder Lebensstil als Prophylaxe

Sowohl bei einer bestehenden Impotenz als auch als vorbeugende Maßnahme empfiehlt es sich, einen gesunden Lebensstil zu pflegen. Ein gesunder Lebensstil besteht aus einer ausgewogenen Ernährung und aus einem möglichst geringen Konsum von Alkohol. Außerdem sollte das Rauchen unterlassen werden. Durch regelmäßigen Sport lässt sich Gewicht reduzieren. Darüber hinaus kann durch Sport, Bluthochdruck und sämtlichen anderen die Impotenz begünstigenden Faktoren vorgebeugt werden.

Aktualisiert am 15. Februar 2021