Herzmuskelentzündung

Die Herzmuskelentzündung wird in der Medizin als Myokarditis bezeichnet. Bei dieser ist, wie der allgemeingebräuchliche Name bereits verrät, der Herzmuskel entzündet. Von dieser Entzündung können sowohl die Muskelzellen als auch das Herzgewebe und die Herzkranzgefäße betroffen sein. In dem Fall, dass lediglich der Herzbeutel entzündet ist, spricht man in der Medizin von einer Perikarditis.

Die Unterscheidung zwischen einer Entzündung des Herzbeutels und einer Entzündung des Herzmuskels ist nicht immer einfach. In den meisten Fällen sind jedoch sowohl der Herzbeutel als auch die äußere Muskelschicht des Herzens betroffen, sodass die Praxis i.d.R. keine Differenzierung verlangt. Die Entzündung beider Herzstrukturen wird als Perimyokarditis bezeichnet.

Eine genaue zeitliche Bestimmung der vollständigen Abheilung ist schwierig

Eine Herzmuskelentzündung dauert in den meisten Fällen etwa sechs Wochen an. Die genaue Dauer der Entzündung hängt dabei vom gesundheitlichen Allgemeinzustand des Patienten als auch vom Schweregrad der Myokarditis ab. Darüber hinaus ist eine genaue Bestimmung, wann die Herzmuskelentzündung vollständig abgeheilt ist, sehr schwer. Aus diesem Grund werden Patienten dazu angehalten, nach der Erkrankung noch einige Wochen auf körperliche Anstrengungen zu verzichten – auch, wenn sie sich bereits wieder gesund- und wohlfühlen. Auf diese Weise wird schwerwiegenden Folgen der Erkrankung vorgebeugt.

Sowohl ältere als auch junge Menschen können eine Myokarditis erleiden

Die Dunkelziffer der Myokarditis-Fälle in Deutschland ist recht hoch, sodass eine genaue Bestimmung der Zahl der Fälle schwierig ist. Im Jahr 2012 wurden in den deutschen Kliniken knapp 1.500 Patienten mit einer Herzmuskelentzündung behandelt. Von diesen Patienten waren knapp ein Drittel Männer. Nicht selten endet die Myokarditis tödlich.

Die Erkrankung des Herzmuskels kann sowohl ältere als auch junge Menschen betreffen. Eine große Gefahr für die Entstehung einer Myokarditis liegt im Betreiben von Sport, wenn eine Erkrankung wie eine Grippe oder eine einfache Erkältung besteht. In diesem Fall kann es zu schweren Herzrhythmusstörungen kommen. Im schlimmsten Fall kann sogar der plötzliche Herztod eintreten.

Das Tückische an der Myokarditis ist, dass sie nicht immer Beschwerden hervorruft, was dazu führt, dass sich die Betroffenen nicht immer schonen. Die körperliche Schonung gilt jedoch als wichtige Maßnahme, um schwere Folgen der Erkrankung zu verhindern: Besteht der Verdacht auf eine Entzündung des Herzmuskels, muss sich der oder die Betroffene rechtzeitig und ausreichend schonen. Das wird der behandelnde Arzt dem Patienten nahelegen.

Das Stadium der Entzündung bestimmt die Symptome

Die Symptome bei einer akuten Entzündung

Mit einer Entzündung des Herzmuskels können viele verschiedene Symptome einhergehen. Diese Symptome weisen meist nur einen leichten Charakter auf, sodass die Beschwerden nicht immer ernst genommen werden. Eine (akute) Herzmuskelentzündung kann zu einer Herzschwäche und zu anderen funktionalen Störungen des Herzens führen.

Die typischen Merkmale einer akuten Herzmuskelentzündung sind Herzrasen, Atemnot und eine Blässe bzw. eine bläuliche Färbung der Haut. Auch die Schleimhaut kann von dieser Verfärbung betroffen sein. Die Verfärbung wird durch einen Sauerstoffmangel im Blut hervorgerufen.

Weitere Symptome, die mit einer Myokarditis einhergehen können, sind ein Druckgefühl oder gar ein Schmerz im Brustkorb, welcher hinter dem Brustbein lokalisiert wird. Es kann zu Herzrhythmusstörungen kommen und die Milz und die Leber können anschwellen. Des Weiteren können sich Beinödeme bilden. Hierbei handelt es sich um Flüssigkeitsansammlungen an verschiedenen Stellen der Beine.

Symptome im chronischen Stadium der Myokarditis

Im chronischen Stadium einer Myokarditis sind die Beschwerden eher unspezifisch: Eine allgemeine Schwäche kann ebenso entstehen wie eine Abgeschlagenheit. Außerdem ermüden Patienten mit einer chronischen Herzmuskelentzündung sehr schnell und es kommt zu einer allgemeinen Leistungsminderung. Appetitstörungen können zu einem deutlichen Gewichtsverlust führen und Gliederschmerzen machen Bewegungen zu einer Qual. Im Fall einer chronischen Myokarditis können außerdem Beschwerden entstehen, die durch eine begleitende Herzbeutelentzündung hervorgerufen werden. Des Weiteren sind Flüssigkeitsansammlungen im Herzbeutel möglich. Dieses Phänomen wird Perikarderguss genannt.

Ursachen einer infektiösen und einer nicht-infektiösen Herzmuskelentzündung

In Bezug auf die Ursachen wird zwischen einer infektiösen und einer nicht-infektiösen Myokarditis unterschieden. Die infektiöse Herzmuskelentzündung wird durch Krankheitserreger wie Bakterien und Viren ausgelöst. Diese bedingen in den meisten Fällen eine harmlose Erkrankung wie eine Erkältung. In manchen Fällen lösen die Erreger jedoch auch eine Entzündung des Herzmuskels aus. Demgegenüber wird die nicht-infektiöse Myokarditis durch äußere Ursachen oder durch eine Fehlregulierung des Immunsystems bedingt.

Findet der behandelnde Arzt keinerlei Ursachen für die Myokarditis, wird von einer sogenannten idiopathischen Fiedler-Myokarditis gesprochen.

Die infektiöse Herzmuskelentzündung

In der Hälfte der Fälle einer infektiösen Myokarditis wird diese durch Viren und besonders häufig durch das Coxsackie B-Virus ausgelöst. Weitere Virus-Typen, die als Auslöser für eine Herzmuskelentzündung in Frage kommen, sind Influenza- und Herpes-Viren. Bei dem Verdacht auf eine durch Viren ausgelöste Herzmuskelentzündung wird das auslösende Virus nur selten bestimmt. Der Grund liegt darin, dass es keine spezifischen Medikamente gegen eine virusbedingte Entzündung des Herzmuskels gibt.

Wie bereits erwähnt, können auch Bakterien eine Myokarditis auslösen. Als typische Erreger gelten die sogenannten Staphylokokken. Außerdem kann eine Herzmuskelentzündung durch Bakterien der Gruppe Streptokokken, welche auch eine Mandelentzündung oder Scharlach verursachen, ausgelöst werden. Des Weiteren besteht eine Gefahr in den Bissen von Zecken: Überträgt die Zecke die Erkrankung Borreliose, kann das Bakterium eine Entzündung des Herzmuskels verursachen.

Auch, wenn das eher selten der Fall ist, kann eine Herzmuskelentzündung ebenfalls durch eine Pilzinfektion ausgelöst werden. Hierzu kann es kommen, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Zu einer solchen gravierenden Schwächung der Abwehrkräfte kommt es z.B. im Rahmen einer Chemotherapie oder bei der Einnahme von immunschwächenden Medikamenten. Ein weiterer seltener Erreger sind Parasiten wie die Toxoplasmen oder die Trypanosomen, welche im Rahmen der Chagas-Krankheit auftauchen.

Die nicht-infektiöse Herzmuskelentzündung

Wenn das Immunsystem sich gegen körpereigene Strukturen richtet und Krankheiten wie Bindegewebsentzündungen auslöst, können diese sogenannten Autoimmunerkrankungen zu einer Myokarditis führen. Außerdem kann eine nicht-infektiöse Herzmuskelentzündung durch eine Bestrahlung des Brustkorbes im Rahmen von Krebsbehandlungen (z.B. Lungenkrebs) ausgelöst werden. Weitere mögliche Ursachen für eine Entzündung des Herzmuskels sind Medikamente wie Penicillin, Methyldopa und Hydrochlorothiazid.

Keine spezifischen Methoden der Diagnosestellung

Die Diagnose einer Herzmuskelentzündung wird durch die Tatsache erschwert, dass es keine spezifische Untersuchungsmethode für die Erkrankung gibt. Aus diesem Grund muss der Arzt eine Entzündung des Herzmuskels stets in Betracht ziehen, wenn mehrere der typischen Symptome auftreten und keine andere Ursache für diese Beschwerden erkennbar ist. In diesem Fall kommen ein EKG sowie ein Langzeit-EKG (24 Stunden) zum Einsatz. Zudem soll eine Ultraschalluntersuchung des Herzens der Ursache für die Beschwerden auf den Grund gehen. Während ein EKG Aufschluss über eventuelle Herzrhythmusstörungen gibt, dient die Ultraschalluntersuchung vor allem dem Ausschluss bzw. dem Nachweis anderer Ursachen für die Symptome. Darüber hinaus kann die Ultraschalluntersuchung eine mögliche Vergrößerung der Herzens erkennbar machen und sie dient der Überprüfung der Herzfunktion.

Neben diesen Verfahren kann auch eine Blutuntersuchung zur Diagnosestellung eingesetzt werden: Im Fall einer Entzündung sind spezielle Entzündungsfaktoren (z.B. das C-reaktive Protein) im Blut zu finden. Diese geben jedoch noch keinen Aufschluss über den Ort der Entzündung, sodass weitere Untersuchungen notwendig sind.

Sollte sich der Verdacht auf eine Myokarditis durch die ersten Untersuchungen erhärtet haben, kann eine Biopsie aus dem Herzmuskel entnommen werden. Die gewonnenen Gewebeproben werden auf verschiedene Entzündungszeichen wie Entzündungszellen hin untersucht. Außerdem kann versucht werden, bestimmte Bakterien oder Viren aufzuspüren, die einen Hinweis auf eine Infektion mit einhergehender Entzündung des Herzmuskels geben können.

Die Therapiemaßnahmen hängen von verschiedenen Faktoren ab

Die Therapie einer Myokarditis ist abhängig von dem Schweregrad der Entzündung und von der individuellen Situation, sprich von Aspekten wie der allgemeinen Gesundheit des Patienten. Im Falle einer hochakuten Entzündung geht es zunächst darum, das Überleben des Patienten sicherzustellen. Der oder die Betroffene wird auf der Intensivstation behandelt und beobachtet. Es wird alles getan, um die Pumpfunktion des Herzens aufrecht zu erhalten.

Besteht keine Lebensgefahr, ist das A und O der Behandlung eine absolute Bettruhe. So wird vermieden, dass das Herz überlastet wird. Darüber hinaus kommen Diuretika zum Einsatz. Mit diesen Medikamenten sollen überschüssige Flüssigkeiten aus dem Körper ausgeschwemmt werden.

In dem Fall, dass eine Virus-Infektion der Auslöser für die Herzmuskelentzündung ist, wird eine antivirale Behandlung durchgeführt. Zum Einsatz kommen beispielsweise Immunglobuline. Für den Fall, dass Bakterien, Pilze oder Parasiten der Auslöser für die Entzündung sind, wird die Behandlung wiederum auf diese zugeschnitten, d.h. es kommen Antibiotika und andere Mittel zum Einsatz, die die Erreger eliminieren und die Heilung somit voranbringen sollen.

Ist die Myokarditis auf immunologische Prozesse zurückzuführen, werden Medikamente eingesetzt, die die übersteigerte Aktivität des Abwehrsystems dämpfen. Diese immundämpfenden Mittel werden Immunsuppressiva genannt. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass die Behandlung mit Immunsuppressiva nur durchgeführt werden kann, wenn die zugrundeliegende Infektion bereits abgeklungen ist. Andernfalls bewirkt die Unterdrückung des Immunsystems, dass sich die Viren ungestört vermehren können.

Nachdem eine Herzmuskelentzündung überstanden wurde, werden die Konsequenzen dieser (z.B. eine Herzinsuffizienz) behandelt. Im Rahmen dieser Therapie kommen die für die jeweilige Folgeerkrankung typischen Mittel zum Einsatz. Bei der Herzinsuffizienz, also der Herzschwäche, sind das Wirkstoffe aus der Gruppe der Betablocker, der Diuretika, der Angiotensin-Antagonisten und der ACE-Hemmer.

Die Herztransplantation als letzter Ausweg

Sollte die Herzinsuffizienz, welche häufig mit einer Herzmuskelentzündung einhergeht, nicht therapiebar sein, heißt der letzte Ausweg Herztransplantation. Kann das Herz aufgrund der Myokarditis seiner Funktion nicht mehr ausreichend nachkommen, kann zunächst ein Kunstherz transplantiert werden. Sobald ein passendes Spenderherz gefunden wurde – was Monate, wenn nicht sogar Jahre dauern kann -, wird das künstliche Herz durch dieses ersetzt. Während die Überlebenschancen nach einer Herztransplantation in früheren Zeiten sehr gering waren, haben sich diese vor allem in den letzten Jahren stark verbessert: Ein Jahr nach der Transplantation leben noch über 80 Prozent der Patienten, nach fünf Jahren beläuft sich diese Zahl auf immerhin 70 Prozent. Die Betroffenen müssen allerdings ihr Leben lang Medikamente einnehmen. Diese Medikamente dienen der Unterdrückung des Immunsystems. Wird dieses nicht gedämpft, besteht eine Gefahr darin, dass das körpereigene Abwehrsystem das Spenderherz abstößt.

Eine Beobachtung ist auch noch lange nach der eigentlichen Erkrankung notwendig

Noch lange nach der Myokarditis müssen die Patienten aufmerksam überwacht werden. Ein Grund hierfür ist, dass sich eine Kardiomyopathie ausbilden kann. Hierbei handelt es sich um eine Herzmuskelerkrankung, mit der eine Fehlfunktion des Herzens einhergeht. Die Entstehung einer Kardiomyopathie signalisiert, dass sich das Herz nicht ausreichend von der Muskelentzündung erholt hat. Zudem kann sich zusätzlich zur Kardiomyopathie das Herz vergrößern. In diesem Fall spricht man von einer dilatativen Kardiomyopathie. Im Rahmen dieser kann das „ausgeleierte“ Herz nicht mehr richtig seiner Funktion nachkommen.

Vorbeugung durch körperliche Schonung

Einer Myokarditis kann man nicht unmittelbar vorbeugen. Jedoch gibt es eine einfache Maßnahme, die das Risiko für eine Herzmuskelentzündung deutlich verringert: Während und kurz nach Infekten wie einer Grippe oder einer Durchfallerkrankung sollte in jedem Fall auf sportliche Betätigung verzichtet werden! Am besten, man hütet das Bett und gönnt seinem Körper absolute Erholung.

Aktualisiert am 15. Februar 2021