Gesäßschmerzen

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Gesäßschmerzen sind nicht immer auf Anhieb eindeutig als solche zu erkennen. Nicht selten beschreiben Betroffene eher Schmerzen im unteren Rücken, im Bereich der Lendenwirbelsäule oder Kreuzschmerzen. Der Schmerz wird in den meisten Fällen als stechend, drückend oder bohrend beschrieben und macht sich vor allem beim Laufen, Sitzen oder Bücken bemerkbar, wenn die Gesäßmuskulatur stark beansprucht wird. Werden die Beschwerden nicht therapiert, können sie sich verschlimmern und mit der Zeit auch in Ruhephasen des Körpers, beispielsweise bei langem Liegen während der Nachtruhe, ähnlich einem starken Muskelkater bemerkbar machen und sich nach und nach verschlimmern.

Die meisten Menschen sind sich nicht bewusst, dass das Gesäß medizinisch gesehen bereist auf Höhe des oberen hinteren Beckens beginnt und nicht nur der Bereich, der umgangssprachlich als Po bekannt ist, das Gesäß bildet. Dass der Schmerz deshalb seinen Ursprung eigentlich im Gesäßbereich hat und von dort in darüber liegende Körperbereiche ausstrahlt, wird meist erst im Rahmen einer eingehenden medizinischen Untersuchung festgestellt.

Über Gesäßschmerzen spricht kaum jemand gerne offen. Ein natürliches Schamgefühl geht mit Beschwerden einher, die diesen Bereich des menschlichen Körpers betreffen. Häufig werden Gesäßschmerzen deshalb zu spät medizinisch untersucht. Dabei kann eine frühzeitige Diagnose helfen, den Schmerz schnell und gezielt zu behandeln und chronischen Leiden entgegenzuwirken.

Ursachen

Gesäßschmerzen können nicht nur in ihrer Ausprägung sehr unterschiedlich wahrgenommen werden, es kommt auch eine Vielzahl an möglichen Ursachen in Frage. Häufig ist es eine ungewohnte Belastung im Alltag, die die Muskulatur im Bereich des Gesäßes stärker als gewöhnlich beansprucht und so zu Gesäßschmerzen führt. Eine ungewohnte Sitzhaltung, ein unbequemer Stuhl oder ähnliches führen schnell zu schmerzhaften Nebenwirkungen. Auch klagen Menschen, die verstärkt auf das Fahrradfahren umsteigen, beispielsweise für den Weg zur Arbeit, häufig zunächst über Gesäßschmerzen, da sich der Körper an diese Belastung erst gewöhnen muss. Ungewohnte oder hohe Belastungen im Alltag führen dazu, dass sich die Gesäßmuskulatur verspannt und mit Schmerzen auf die Überlastung reagiert. Auch eine Zerrung im Bereich der Muskeln und Sehnen kann vorkommen. Neben der Gesäßmuskulatur sind häufig auch die Muskeln und Sehnen im Bereich der Hüfte und der Oberschenkel betroffen.

Bei einer dauerhaften Überlastung der betroffenen Bereiche kann es zu chronischen Schmerzen im Bereich der Muskeln, Sehnen und Bänder kommen, die in ihrer Bewegungsfreiheit und damit in ihrer stützenden Funktion eingeschränkt werden. Eine dauerhafte Überlastung ist häufig die Folge statischer Fehlhaltungen und immer wiederkehrender Bewegungsabläufe. In Berufen mit vorwiegend sitzender Tätigkeit aber auch bei Arbeiten am Fließband oder stehenden Tätigkeiten mit wenig Abwechslung in den Bewegungsabläufen ist das Risiko chronischer Überlastungen des Stützapparates besonders hoch. Auch angeborene oder durch einen Unfall bedingte Fehlbildungen des Skeletts können zu chronischen Überlastungen und Fehlbelastungen führen. Typische Faktoren sind hier beispielsweise ein verkürztes Bein, eine Arthrose im Hüftgelenk oder eine von der Norm abweichende Krümmung der Wirbelsäule.

Ein weiterer häufiger Grund für Gesäßschmerzen ist eine Überreizung des Ischiasnervs. In diesem Fall drückt der so genannte Piriformis-Muskel dauerhaft auf den Ischiasnerv und verursacht so starke Schmerzen, die ihren Ursprung in der Hüftgegend haben und ins gesamte Gesäß ausstrahlen können. Auch hier können sowohl statische Fehlhaltungen, starke Überlastung, zum Beispiel beim Heben schwerer Lasten aus dem Rücken, als auch Unfälle wie beispielsweise ein Sturz auf das Gesäß der Grund dafür sein, dass der Piriformis-Muskel fortan auf den Ischiasnerv drückt und diesen dauerhaft reizt. Leiden Betroffene an einem Bandscheibenvorfall, wird in den meisten Fällen ebenfalls der Ischiasnerv in Mitleidenschaft gezogen, was zu starken Gesäßschmerzen führen kann, die häufig von weiteren Symptomen wie Taubheitsgefühl im Bein oder Kribbeln im Bereich der Hüfte oder des Oberschenkels begleitet werden.

In seltenen Fällen gehen Gesäßschmerzen auch auf rheumatische Beschwerden zurück. Meist lautet die Diagnose auf Morbus Bechterew, eine Gelenkerkrankung, bei der die betroffenen Gelenke von einer starken Entzündung befallen werden, die sich in starken Schmerzen äußert. Der Auslöser für Morbus Bechterew ist medizinisch noch nicht eindeutig festgestellt, man geht allerdings davon aus, dass es sich um eine Beeinträchtigung des Immunsystems handelt, die dafür sorgt, dass der Entzündungsherd vom Körper nicht wirkungsvoll bekämpft werden kann.

Therapie

Da die Ursachen für Gesäßschmerzen sehr vielfältig sein können, ist eine frühzeitige und detaillierte medizinische Abklärung unbedingt notwendig, um passende Therapiemaßnahmen empfehlen zu können. Da es sich in den meisten Fällen um eine Beeinträchtigung des Stützapparates handelt, die für die Beschwerden verantwortlich ist, sind Therapieansätze aus dem Bereich der Physiotherapie die häufigste Behandlungsmethode. Ziel hierbei ist es, die verspannten Muskeln und Sehnen wieder zu lockern, damit sie ihre ursprüngliche Stütz- und Bewegungsfunktion wieder übernehmen können. Meist klingen die begleitenden Gesäßschmerzen bei einem Therapieerfolg recht schnell wieder ab. Schmerzsenkende Medikamente können dabei helfen, verkrampfte Haltungen und Fehlstellungen zu vermeiden und so die Therapie sinnvoll unterstützen.

Ist der Ischiasnerv der Auslöser für anhaltende Gesäßschmerzen, liegt ein sinnvoller Therapieansatz darin, den Nerv dauerhaft zu entlasten, um die Reizung abklingen zu lassen. Dies kann durch eine entsprechende Lagerung des Körpers erreicht werden, zum Beispiel durch bestimmte Sitzauflagen im Büro oder im Auto am Tag oder Unterlagerungen der Matratze für die Nachtruhe. Häufig kommen zusätzlich Medikamente zum Einsatz, die die Entzündung bekämpfen und die Schmerzen lindern sollen.

Auch im Falle einer Gelenkentzündung durch Morbus Bechterew kommen physiotherapeutische Maßnahmen im Zusammenspiel mit entzündungshemmenden Medikamenten zum Einsatz. Ziel ist es, die Gelenke beweglich zu halten und einem Fortschreiten des Entzündungsprozesses entgegenzuwirken. Bei einer frühzeitigen Diagnose und einer regelmäßigen gezielten Behandlung sind die Aussichten auf Schmerzlinderung in den meisten Fällen sehr gut.

Vorbeugung

Da Gesäßschmerzen in den meisten Fällen durch Überlastung oder dauerhafte Fehlhaltungen entstehen, ist es wichtig, im Alltag auf eine gesunde Körperhaltung zu achten. Wer einer Tätigkeit nachgeht, die statische Haltungen und monotone Bewegungsabläufe begünstigt, sollte auf ein ergonomisch gestaltetes Arbeitsumfeld achten und die eigene Körperhaltung regelmäßig kritisch überprüfen und gegebenenfalls korrigieren. Außerdem ist es wichtig, einen ausreichenden Ausgleich zu schaffen, beispielsweise durch sportliche Aktivitäten in der Freizeit. Besonders gut geeignet sind rückenschonende Sportarten wie Yoga, Pilates, Nordic Walking oder Schwimmen. Bei diesen Sportarten werden viele Muskeln, Sehnen und Gelenke des Körpers gleichzeitig beansprucht. So bleibt der Körper beweglich und Muskelverspannungen kann sinnvoll vorgebeugt werden.

Aktualisiert am 15. Februar 2021