Gerstenkorn

Der Fachausdruck für das Gerstenkorn ist „Hordeolum“. Dieser Begriff leitet sich vom lateinischen Wort „hordeum“ ab, was übersetzt „Gerste“ bedeutet. Beim Gerstenkorn handelt es sich um eine akute eitrige Entzündung, die am Rand des Augenlids auftaucht. Sie wird durch Bakterien und vor allem durch Bakterien der Art Staphylococcus hervorgerufen. Diese Bakterien dringen in die Drüsengänge am Lidrand ein. Abhängig davon, welche Drüsen betroffen sind, wird zwischen zwei Arten von Gerstenkorn unterschieden: Beim äußeren Gerstenkorn (Hordeolum externum) sind die sogenannten Zeis- oder Moll-Drüsen entzündet. Die Zeis-Drüsen stellen Talgdrüsen dar, bei den Moll-Drüsen handelt es sich um Schweißdrüsen. Beide sind am äußeren Rand des Augenlids gelegen – das Hordeolum externum ist i.d.R. gut zu erkennen. Das innere Gerstenkorn (Hordeolum internum) betrifft wiederum die sogenannten Meibom-Drüsen. Diese stellen Talgdrüsen am inneren Rand des Augenlids dar. Diese Drüsen sondern eine spezielle Flüssigkeit ab, welche sich mit der Tränenflüssigkeit vermischt und diese vor dem frühzeitigen Verdunsten bewahrt. Aufgrund seiner Lage ist das Hordeolum internum oft nicht von außen zu erkennen. Es tritt deutlich häufiger auf als das äußere Gerstenkorn.

Ein (akutes) Gerstenkorn unterscheidet sich von einem Hagelkorn und von einer Hordeolosis

Tritt ein Gerstenkorn häufiger auf, wird von einer Hordeolosis gesprochen. Von dieser sind vor allem Menschen mit einem geschwächten Immunsystem betroffen. Die Hordeolosis kann auf Diabetes mellitus hinweisen. Im Fall eines häufiger auftretenden Gerstenkorns sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Vom Gerstenkorn abzugrenzen ist auch das sogenannte Hagelkorn (Chalazion). Bei diesem handelt es sich nicht um eine akute Beschwerde, sondern um eine chronische Entzündung der Meibom-Drüsen. Sie ist nicht eitrig und schmerzt nicht. Die Ursache für eine solche Entzündung liegt meistens in einem verstopften Drüsen-Ausführungsgang.

Die Symptome sind i.d.R. auf das Auge beschränkt

Ein typisches Symptom eines Gerstenkorns ist ein gerötetes und geschwollenes Augenlid. Dieses reagiert in den meisten Fällen sehr empfindlich auf Druck. Nach einer gewissen Zeit sammelt sich Eiter an der betroffenen Stelle an und das Gerstenkorn kann von einem Spannungsgefühl begleitet sein. In dem Fall, dass sich das Hordeolum eigenständig nach außen oder innen öffnet, fließt Eiter ab.

Beim Hordeolum externum sind die Symptome deutlich zu erkennen, da die Entzündung den äußeren Rand des Augenlids betrifft. Beim Hordeolum internum ist das nicht immer der Fall, da die Innenseite des Augenlids betroffen ist. Außerdem kann bei diesem auch die Bindehaut betroffen sein.

Die Symptome eines Gerstenkorns sind in i.d.R. auf das Auge beschränkt. In sehr schweren Fällen kann es jedoch auch zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl, zu Schwellungen der Lymphknoten und zu Fieber kommen.

Staphylokokken Bakterien als Hauptursache

Sowohl bei einem inneren als auch bei einem äußeren Gerstenkorn sind der Auslöser spezielle Bakterien namens Staphylokokken. In seltenen Fällen können auch Streptokokken die Ursache für ein Hordeolum sein. Generell können sowohl Lidrandentzündungen als auch Verunreinigungen die Besiedelung der Liddrüsen mit den Bakterien verursachen. Kinder sind häufiger von einem Gerstenkorn betroffen als Erwachsene. Ein Grund hierfür ist z.B. das Spielen „im Schmutz“, nach dem sich die Kinder häufig in den Augen reiben – Eltern sollten darauf achten, dass ihre Kinder stets möglichst saubere Hände haben.

Des Weiteren begünstigt ein geschwächtes Immunsystem die Infektion mit Bakterien. Die Gründe für ein schwaches Immunsystem können ganz unterschiedlich sein (z.B. durch eine Erkrankung wie Diabetes mellitus).

Die Diagnose

Um eventuelle Komplikationen zu vermeiden, sollte man beim Verdacht auf ein Gerstenkorn einen Arzt aufsuchen. Dieser kann das externe Hordeolum bereits per Blickdiagnose erkennen: Ein rötlicher Knoten, der mit Eiter gefüllt ist und eine sichtbare Schwellung – das Gerstenkorn ähnelt einem Pickel – weisen auf das externe Gerstenkorn hin.

Anders verläuft die Untersuchung bei einem inneren Gerstenkorn. Dieses ist i.d.R. nicht auf den ersten Blick erkennbar, sodass der Arzt das Augenlid umklappen wird, um die Innenseite des Lids untersuchen und die Entzündungsstelle erkennen zu können.

Als weitere Untersuchungsmethode dient die Spaltlampenuntersuchung. Im Rahmen dieser nutzt der Arzt eine sogenannte Spaltlampe und ein Mikroskop, um das Auge vergrößert betrachten zu können. Dabei untersucht er sowohl die Lider als auch die Lidkanten und den Tränenfilm. Außerdem wird er die Bindehaut und den Tränenmeniskus untersuchen.

Die Untersuchung dient neben der Diagnose auch dem Ausschluss anderer Ursachen für die Entzündung. So kann ein Gerstenkorn z.B. schnell mit einem Chalazion (Hagelkorn) verwechselt werden.

Ein Gerstenkorn mit unkompliziertem Verlauf bedarf keiner besonderen Behandlung

Ein Gerstenkorn – egal, ob äußeres oder inneres – bedarf i.d.R. keiner besonderen Behandlung: In den meisten Fällen platzt ein Gerstenkorn nach einer gewissen Zeit von selbst auf, sodass die betroffene Stelle am Augenlid von ganz alleine ausheilt. Während der oder die Betroffene also nicht sofort einen Arzt aufsuchen muss, sollte er aber in jedem Fall die Regel befolgen, dass das Gerstenkorn in keinem Fall mit den Fingern ausgedrückt werden darf!

Auch wenn eine spezielle Behandlung in den meisten Fällen nicht notwendig ist, kann diese die Heilung doch deutlich beschleunigen. Es empfiehlt sich beispielsweise, das Gerstenkorn mehrmals am Tag mit trockener Wärme (z.B. Rotlichtlampe) zu bestrahlen. Da ein Hordeolum durch Bakterien verursacht wird, kann die Behandlung mit antibiotikahaltigen Augensalben oder –tropfen sinnvoll sein. Ebenso kann eine antiseptische Augensalbe zum Einsatz kommen. Diese Art von Salben (z.B. mit dem Wirkstoff Bibrocathol) sind rezeptfrei erhältlich. Antibiotikahaltige Salben (z.B. mit dem Wirkstoff Gentamicin) sind wiederum rezeptpflichtig. Platzt das Gerstenkorn nicht von alleine auf, sollte man einen Arzt aufsuchen. Dieser öffnet den Abszess im Rahmen einer kleinen Operation.

Vorsicht beim Einsatz von Hausmitteln!

In Bezug auf die Therapie mit Hausmitteln sollte man Vorsicht walten zu lassen! Es werden zwar immer wieder Kamillentee- und Fencheltee-Kompressen empfohlen, die auf das betroffene Auge gelegt werden, doch solche Hausmittel können die Haut aufweichen und die Entzündung somit sogar verstärken, da die Bakterien dann schneller ausbreiten können.

Vor allem eine gute Hygiene der Augen dient der Prävention

Einem Gerstenkorn kann man auf viele Weisen vorbeugen. Zu den Präventionsmaßnahmen zählen z.B. regelmäßiger Sport und eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Diese stärken das Immunsystem. Des Weiteren sollte auf eine richtige Pflege und Hygiene der Augen geachtet werden: Um bakteriellen Infektionen vorzubeugen, gilt es, die Hände regelmäßig zu waschen und zwar vor allem bevor man seine Augen berührt. So wird vermieden, dass Keime in die Augen gelangen bzw. dass diese von einem Auge auf das andere übertragen werden.

Aktualisiert am 15. Februar 2021