Gebärmutterhalskrebs

In der Fachsprache wird der Gebärmutterhals Zervix uteri (auch: Cervix uteri) genannt. Er stellt den unteren Teil der Gebärmutter dar und verbindet diese mit der Scheide. Der Gebärmutterhals endet im Gebärmuttermund, welcher in die Scheide vorragt. Bei dem Gebärmuttermund handelt es sich um einen äußerst empfindlichen Übergangsbereich zwischen der Schleimhaut des Gebärmutterkanals und derjenigen Schleimhaut, welche den Gebärmutterhals bzw. die äußeren Anteile dessen überzieht. Dieser Bereich gilt als besonders anfällig für Zellveränderungen. Sind die Zellveränderungen bösartig, spricht man vom Zervixkarzinom bzw. vom Gebärmutterhalskrebs.

Gebärmutterhalskrebs tritt überwiegend bei jüngeren Frauen auf: Über die Hälfte der betroffenen Frauen ist jünger als 53 Jahre und Frauen im Alter von 40 bis 59 Jahren sind am häufigsten vom Zervixkarzinom betroffen. Die meisten Krebsvorstufen und Frühstadien, Insitu-Karzinome genannt, treten wiederum bei Frauen im Alter von 30 bis 40 Jahren auf. In Deutschland erkrankten im Jahr 2010 mehr als 4.500 Frauen an Gebärmutterhalskrebs.

Gebärmutterhalskrebs

Die Symptome können lange Zeit ausbleiben

Die Vorstufen vom Zervixkarzinom verursachen i.d.R. keine Symptome. Auch in den frühen Stadien des Gebärmutterhalskrebses treten häufig keine Beschwerden auf. Das kann auch im weiteren Verlauf der Erkrankung der Fall sein. Aufgrund dieses Symptommangels, bleibt der Gebärmutterhalskrebs häufig unentdeckt. Hierin liegt ein Grund für die Wichtigkeit von regelmäßigen gynäkologischen Untersuchungen bzw. von Vorsorgeuntersuchungen. Auch wenn im Rahmen vom Zervixkarzinom eher selten Symptome auftreten, gibt es diverse Beschwerden und Anzeichen, die auf Gabärmutterhalskrebs hinweisen können. Zu diesen Merkmalen gehören ein übelriechender, blutiger Ausfluss und eine Schmierblutung nach dem Geschlechtsverkehr. Es kann zu Blutungen außerhalb des üblichen Menstruationszyklus und zu Blutungen nach den Wechseljahren kommen. Sowohl beim Stuhlgang als auch beim Wasserlassen können Schmerzen entstehen und die Beine können einseitig anschwellen. Letzteres deutet auf die Tatsache hin, dass sich die Symptome der Erkrankung nicht auf den Genitalbereich beschränken müssen: Schmerzen im Beckenbereich und unklare Bauchschmerzen können ebenfalls mit dem Zervixkarzinom einhergehen. Ebenso können Rückenschmerzen, für die man keine andere Erklärung findet, auf Gebärmutterhalskrebs hinweisen. Im späteren Verlauf der Krankheit kann die betroffene Frau sich allgemein schwach fühlen und sie kann an einem Gewichtsverlust sowie an einer Anämie (Blutarmut) leiden.

Die genannten Symptome sind keineswegs spezifisch, d.h. diese Beschwerden können auch auf völlig andere Ursachen hindeuten. Diese können deutlich harmloser sein als das Zervixkarzinom. Beim Auftreten der genannten Symptome sollte stets ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache abzuklären.

Hauptursache ist das Humane Papillom-Virus

Als Hauptauslöser des Zervixkarzinoms gilt das Humane Papillom-Virus (HPV), von dem es über 100 verschiedene Arten gibt. Einige dieser Virus-Typen werden als „high risk“-Typen bezeichnet: Sie gelten als äußerst gefährlich und aggressiv. Zu diesen besonders aggressiven Virus-Typen zählen u.a. das HPV 16 und das HPV 18. Diese beiden Virus-Typen sind für rund 70 Prozent aller Zervixkarzinom-Erkrankungen verantwortlich. Bei den sogenannten „low risk“-Typen besteht nicht die Gefahr einer Erkrankung an Gebärmutterhalskrebs, sie können jedoch Warzen im Genitalbereich verursachen und zwar sowohl auf den Genitalien der Frau als auch auf denen des Mannes.

Zur Übertragung des HPV kommt es in den allermeisten Fällen durch Geschlechtsverkehr. Besonders gefährlich ist dabei die Tatsache, dass selbst Kondome keinen ausreichenden Schutz vor den Viren bieten. Der Grund ist, dass schon der Hautkontakt im Intimbereich für eine Übertragung ausreicht. Es wird davon ausgegangen, dass zwischen 20 und 30 Prozent aller 20- bis 30-Jährigen mit mindestens einem Virus-Typ der HP-Gruppe infiziert sind. Dabei entwickelt längst nicht jede Frau mit einem HP-Virus Gebärmutterhalskrebs.

Faktoren, die die Entstehung des Zervixkarzinoms begünstigen können

Es gibt bestimmte Faktoren, die das Risiko für Gebärmutterhalskrebs erhöhen. Zu diesen Risikofaktoren zählt z.B. das Rauchen. Der Tabak beinhaltet bestimmte Giftstoffe, die sich spezifisch im Gebärmutterhals-Gewebe ablagern. Hierdurch wird der Gebärmutterhals anfällig für Viren.

Neben dem Rauchen gilt auch die Anzahl der Geschlechtspartner als möglicher Risikofaktor: Je mehr Geschlechtspartner die Frau in ihrem Leben hat, desto höher das Risiko für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs. Zudem kann eine schlechte Genitalhygiene zur Entstehung des Zervixkarzinoms beitragen: Eine schlechte Hygiene im Genitalbereich macht diesen anfälliger für HPV-Infektionen sowie für diverse andere sexuell übertragbare Krankheiten. Anfälliger für Infektionen im Allgemeinen und für Infektionen mit dem HP-Virus sind auch Leute mit einem eingeschränkten Immunsystem. Das Risiko für Gebärmutterhalskrebs wird zudem durch viele Schwangerschaften bzw. Entbindungen erhöht. Des Weiteren gilt eine Armut als risikoerhöhender Faktor: Statistisch sind Menschen mit einem geringen Einkommen häufiger mit dem HP-Virus infiziert als Angehörige höherer sozialer Schichten. Der genaue Zusammenhang zwischen dem sozialen Status und der Wahrscheinlichkeit der Infektion mit einem HP-Virus bedarf der weiteren wissenschaftlichen Erforschung.

Wichtig ist die regelmäßige gynäkologische Vorsorgeuntersuchung

Wie bereits angedeutet, ist die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung beim Gynäkologen eine sehr wichtige Untersuchung in Bezug auf den Gebärmutterhalskrebs. Das gilt auch für Frauen, die sich gegen die wichtigsten HP-Viren haben impfen lassen: Eine Impfung ergänzt zwar das Vorsorgeprogramm, ersetzt aber in keinem Fall die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung.

Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung spreizt der Gynäkologe die Scheide mithilfe eines Spekulums (eine Art Metallspatel) auf. So kann er den Muttermund einsehen. Anschließend wird er mit einem Wattestäbchen o.ä. eine Zellprobe von der Schleimhautoberfläche im Gebärmutterhalskanal und am Muttermund entnehmen. Diese Proben werden mikroskopisch untersucht. Die Untersuchung gibt Aufschluss darüber, ob sich unter den Schleimhautzellen veränderte Zellformen befinden. Sollten gewisse Zellveränderungen bestehen und den Verdacht auf Gebärmutterhalskrebs erhärten, werden weitere Untersuchungen durchgeführt. So wird der Arzt den Gebärmutterhals genauer untersuchen und er kann das Gewebe am Muttermund mit einer Jodlösung oder mit verdünnter Essigsäure betupfen – das gesunde und das kranke Gewebe nehmen dabei eine unterschiedliche Farbe an. Von den verdächtigen Stellen kann erneut eine Probe entnommen werden. Diese wird im Labor genauer untersucht.

Hilfreich kann auch ein HPV-Test, bei dem ein Abstrich vom Muttermund gemacht wird, sein. Dieser Abstrich wird auf das Vorhandensein von HP-Viren hin untersucht.

Sollte sich der Verdacht auf Gebärmutterhalskrebs bestätigen, können Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen durchgeführt werden, um zu überprüfen, ob sich Metastasen (Tochtergeschwülste) in anderen Organen gebildet haben.

Die Behandlung hängt vom Fortschritt der Erkrankung ab

Entscheidend für den Erfolg der Therapie ist, wie weit der Krebs bei der Diagnose bereits fortgeschritten ist. Im Falle, dass der Tumor noch klein ist, wird der Arzt den Gebärmutterhalskrebs im Rahmen einer Operation entfernen. In einem späteren Stadium der Erkrankung eignet sich hingegen eine Strahlentherapie. Diese wird häufig durch eine Chemotherapie ergänzt.

Bei den Vorstadien des Zervixkarzinoms ist das Ausmaß der Gewebeveränderung entscheidend für die Art der Therapie: Bei leichten Unregelmäßigkeiten kann allein die regelmäßige Kontrolle der Gewebeveränderungen ausreichen, da sich die Unregelmäßigkeiten oft von selbst zurückbilden. Bis diese ausgeheilt sind, werden Spiegelungen der Scheide und engmaschige Abstrichkontrollen durchgeführt. Zudem kann ein spezieller Abstrichtest, der sogenannte Pap-Test, Aufschluss über Zellveränderungen geben. Sollten diese über einen längeren Zeitraum bestehen oder sich verstärken, wird der auffällige Bereich chirurgisch entfernt.

Die beste Prävention: Eine Infektion mit HP-Viren vermeiden

Die beste Präventionsmaßnahme ist der Schutz vor einer Infektion mit HP-Viren. Beim Geschlechtsverkehr sollte ein Kondom benutzt werden. Zudem sollte man einmal im Jahr eine Krebsvorsorge samt Pap-Abstrich durchführen lassen. Des Weiteren besteht die Möglichkeit einer HPV-Impfung. Hierbei sind zwei Impfstoffe besonders relevant: Der eine schützt vor der Infektion mit den HP-Virus-Typen 16 und 18. Der andere Impfstoff wirkt gegen die HPV-Typen 6 und 11. Diese verursachen Feigwarzen im Genitalbereich. Um einen vollständigen Impfschutz zu erreichen, müssen innerhalb eines Jahres drei Injektionen erfolgen.

Es gilt als wissenschaftlich bewiesen, dass die HPV-Impfung drei bis fünf Jahre lang vor einer Infektion schützt. Eine Impfung ersetzt jedoch niemals die gynäkologische Krebsvorsorge!

Ein weiterer wichtiger Pfeiler in Bezug auf die Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs ist ein intaktes Immunsystem – Menschen mit einem geschwächten Immunsystem erkranken deutlich häufiger an einem Zervixkarzinom. Zudem sollte auf das Rauchen verzichtet und das Passivrauchen möglichst vermieden werden.

Aktualisiert am 15. Februar 2021