Gallensteine

Gallensteine bestehen aus befestigter Gallenflüssigkeit. Je nachdem, ob sie aus Cholesterin oder aus Bilirubin, einem Abbauprodukt des Hämoglobins, bestehen, werden sie auch Cholesterin- oder Pigmentsteine genannt. Pigmentsteine bestehen aus einem Cholesterin-Kern, an dem sich das Bilirubin anlagert. Sie sind i.d.R. kleiner als Cholesterinsteine, treten aber meist in größeren Mengen auf. Gallensteine, die sich aus beiden Stoffen zusammensetzen, werden als gemischte Steine bezeichnet. Diese stellen mit Cholesterinsteinen die häufigste Art von Gallensteinen in den westlichen Industrieländern dar. Bei etwa 20 Prozent der Gallensteine handelt es sich um Pigmentsteine. Gallensteine können kirschgroß werden. Sie sind gelblich gefärbt.

Jeder sechste Deutsche weist Gallensteine auf, doch nur ein Viertel der Personen klagt über Beschwerden. Gallensteine, die keine Symptome hervorrufen und deshalb häufig durch Zufall entdeckt werden, benötigen keine Behandlung.

Entstehen jedoch Schmerzen im Oberbauch, welche auch in die rechte Schulter und in den Rücken ausstrahlen können, muss gehandelt werden. Der Grund: Patienten mit von Krankheitszeichen begleiteten Gallensteinen weisen ein erhöhtes Risiko für Komplikationen auf.

Gallensteine können sowohl leichte als auch ernstzunehmende Symptome hervorrufen

Symptomatische Steine treten häufiger auf als sogenannte stumme Steine. In leichten Fällen gehen mit symptomatischen Steinen unspezifische Beschwerden und Schmerzen im Oberbauch einher. Zu den Beschwerden zählen z.B. Blähungen, ein Völlegefühl und häufiges Aufstoßen. Es können aber auch ernstere Symptome wie heftige, krampfartige Schmerzen im Mittelbauch entstehen. Zu solchen Koliken kommt es, wenn Gallensteine im Hauptgallengang feststecken oder wenn sie den Ausgang der Gallenblase blockieren. In diesem Fall können die Schmerzen in die rechte Schulterregion und in den Rücken ausstrahlen. Zudem kann es zu Übelkeit, zu Erbrechen und zu Schweißausbrüchen kommen. Eine solche Gallenkolik kann sich auf einen Zeitraum von 15 Minuten begrenzen aber auch bis zu fünf Stunden lang andauern. Nach einer Gallenkolik dauert es mehrere Tage bis der oder die Betroffene wieder komplett beschwerdefrei ist. Als Hauptursache für eine Gallenkolik gelten üppige und fetthaltige Mahlzeiten. Aber auch Kaffee und Alkohol können der Auslöser sein. Zudem kann psychischer Stress eine Gallenkolik bedingen. Man sagt, dass derjenige, der einmal an einer Gallenkolik leidet, wohl auch immer wieder eine solche bekommt.

Die Symptome hängen von mehreren Faktoren ab

Ob Gallensteine Symptome hervorrufen oder nicht, hängt u.a. von der Größe der Steine ab. In den meisten Fällen werden die Steine etwa kirschgroß, in extremen Fällen können sie sogar die Größe eines Hühnereis erreichen. Neben der Größe ist auch die Lage der Gallensteine dafür entscheidend, ob Beschwerden auftreten oder nicht: Die Medizin hat festgestellt, dass Symptome häufiger bei Gallengangssteinen auftreten. Gallenblasensteine bleiben oft symptomlos.

Die Symptome bei Gallengangssteinen

Stecken Gallensteine im Gallengang fest, kann eine Gallenkolik entstehen. In dem Fall, dass der Gang vollständig von den Gallensteinen verschlossen wird, wird ein Abfließen der Galle in den Dünndarm verhindert. Als Konsequenz staut sich die Galle im Gallengang (Cholestase). Es kann zu einer dunklen Verfärbung des Urins, zu einer Aufhellung des Stuhls und zu einer Anreicherung von Leberenzymen im Blut kommen. Durch den Stau kann eine Gallengangsentzündung (Cholangitis) entstehen. Mit dieser gehen Fieber und Schüttelfrost sowie starke Oberbauchschmerzen einher. Zudem kann sich die Entzündung auf andere Organe ausweiten und Komplikationen verursachen.

In dem Fall, dass sich die Gallenflüssigkeit bis in die Leber zurückstaut, wird ein Abbau des Gallenfarbstoffs verhindert. Durch die mangelnde Fähigkeit der Leber, den Farbstoff abzubauen, steigt die Menge des Bilirubins im Blut an, sodass eine Gelbsucht (Ikterus) entstehen kann. Mit dieser kann ein quälender Juckreiz einhergehen, welche durch die Gallensäuren-Ablagerung in der Haut ausgelöst wird.

Die Symptome bei Gallenblasensteinen

Auch im Rahmen von Gallenblasensteinen kann es zu Gallenkoliken kommen. Diese entstehen dadurch, dass die Gallenblase immer wieder kontrahiert, um Gallenflüssigkeit in den Dünndarm abzugeben. Jedoch ist der Ausgang zum Dünndarm durch die Gallensteine blockiert. Des Weiteren können Gallenblasensteine die Schleimhaut der Gallenblase reizen, sodass eine Entzündung der Gallenblase (Cholezystitis) bedingt wird. Die entzündete Schleimhaut ist ein idealer Platz für Bakterien, um sich anzusiedeln. Mögliche Anzeichen einer Gallenblasenentzündung sind Fieber, Schüttelfrost und starke Oberbauchschmerzen.

Ein Ungleichgewicht der Gallenflüssigkeits-Zusammensetzung als Ursache

Die Gallenflüssigkeit setzt sich aus Wasser und verschiedenen Stoffen zusammen, von denen nicht alle wasserlöslich sind. Verklumpen diese Stoffe, bilden sich Gallensteine. Die Vermutung ist, dass die Verklumpung durch ein Ungleichgewicht der Gallenflüssigkeits-Zusammensetzung bedingt wird. Zu einem solchen Ungleichgewicht kommt es z.B. wenn die Flüssigkeit aus mehr Cholesterin als üblich besteht.

Faktoren, die das Risiko für Gallensteine erhöhen

Es gibt bestimmte Faktoren, die das Risiko der Gallensteinbildung erhöhen. Zu diesen Risikofaktoren gehört z.B. das Alter ab 40 Jahren. Zudem kann die Bildung von Gallensteinen genetisch bedingt sein und man weiß, dass Frauen häufiger an Gallensteinen erkranken als Männer. Ein möglicher Grund für diese Geschlechtsverteilung ist das weibliche Hormon Östrogen. Aus diesem Grund gilt auch eine Hormontherapie in den Wechseljahren mit Östrogentabletten als risikoerhöhender Faktor. Ebenso verhält es sich mit der Einnahme der Verhütungspille und auch eine Schwangerschaft kann das Risiko für Gallensteine erhöhen. Des Weiteren gelten eine Leberzirrhose, Diabetes mellitus, eine fettreiche Ernährung und starkes Übergewicht als risikoerhöhend. Andere Risikofaktoren sind eine Funktionsstörung der Gallenblase, das sogenannte Kurzdarm-Syndrom und ein extremer Gewichtsverlust in sehr kurzer Zeit.

Die Diagnose

Um eine Diagnose stellen zu können, wird der Arzt in einem ersten Schritt ein Anamnesegespräch und eine körperliche Untersuchung durchführen. Als bildgebendes Verfahren eignet sich die Sonografie (Ultraschalluntersuchung) des Bauchraums. Mit dieser lassen sich Gallenblasensteine mit einer Größe von mindestens fünf Millimetern fast immer nachweisen. Zudem erkennt der Arzt im Ultraschall weitere mögliche Beeinträchtigungen wie die Verdickung der Gallenblasenwand im Falle einer Cholangitis (Gallenblasenentzündung).

Anders als die Gallenblasensteine lassen sich Gallengangssteine nicht immer im Ultraschall erkennen. Deswegen kommt häufig eine Endosonografie zum Einsatz. Hierbei wird der Ultraschallkopf über Mund und Speiseröhre in den Magen und den Zwölffingerdarm eingeführt. Von hier aus lassen sich sowohl die Gallengänge als auch die benachbarten Organe untersuchen. Zudem lassen sich mit der endoskopisch-retrograden Cholangio-Pankreatikografie, einer speziellen Röntgenuntersuchung, Gallensteine im Gallengang als auch in der Gallenblase nachweisen. Im Rahmen dieses Verfahrens können kleinere Steine entfernt werden.

Des Weiteren wird der Arzt das Blut des Patienten untersuchen. Diese Untersuchung gibt Aufschluss über die Erhöhung bestimmter Blutwerte. Bei einer Erkrankung der Gallenwege sind z.B. die Werte der alkalischen Phosphatase und die Gamma-GT-Werte erhöht. In dem Fall, dass ein Gallenstein einen großen Gallenweg blockiert (Verschlussikterus), ist wiederum der Wert des Bilirubins erhöht. Im Fall einer Entzündung sind es die Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit und die Anzahl der Leukozyten, die beschleunigt bzw. erhöht sind.

Gallensteine müssen nicht immer behandelt werden

Ob und wie Gallensteine therapiert werden, hängt zum einen von ihrer Lage und zum anderen davon ab, ob sie Beschwerden verursachen. Bei einer akuten Gallenkolik wird der Patient z.B. mit schmerzstillenden und krampflösenden Medikamenten behandelt. Darüber hinaus wird der Patient angehalten, mindestens 24 Stunden keine Nahrung zu sich zu nehmen. Diese Nahrungskarenz soll die Gallenblase entlasten. In dem Fall, dass die Gallenblase durch die Gallensteine entzündet ist, wird ein Antibiotikum eingesetzt.

Mögliche Therapiemaßnahmen

Im Gegensatz zu Gallenblasensteinen sollten Gallengangssteine immer behandelt werden. Der Grund liegt darin, dass eine fehlende Therapie häufig zu Komplikationen führt. Bei Gallenblasensteinen ist eine Behandlung wiederum nur notwendig, wenn mit den Gallensteinen Beschwerden und/ oder Komplikationen einhergehen. Für die Entfernung der Gallensteine kommen sowohl eine medikamentöse Auflösung als auch verschiedene Operationstechniken infrage. Eine mögliche Operation ist z.B. die Bauchspiegelung (Laparoskopie): Der Arzt schneidet kleine Bauschnitte und führt durch diese Instrumente in den Bauchraum ein, mit deren Hilfe die Gallenblase und die Gallensteine herausgeschnitten werden.

Zum Auflösen der Gallensteine kommt wiederum der Wirkstoff Ursodeoxycholsäure zum Einsatz. Die Tabletten mit dem Wirkstoff müssen über einen langen Zeitraum eingenommen werden. Dieser Zeitraum kann bis zu zwei Jahre betragen. Nach dem Absetzen der Tabletten können sich allerdings neue Gallensteine bilden. Die Litholyse, so der Name des Verfahrens der medikamentösen Gallenstein-Auflösung, wird deshalb nur in Einzelfällen (z.B. bei leichten Beschwerden) in Betracht gezogen. Hierzu trägt auch die Tatsache bei, dass diese Methode nur in einigen Fällen zum Erfolg führt.

Die Vorbeugung besteht in einer Minimierung der Risikofaktoren

Der Bildung von Gallensteinen kann man nur bedingt unmittelbar vorbeugen. Eine wichtige Maßnahme der Vorbeugung ist es, die Risikofaktoren für Gallensteine zu minimieren: Es sollte auf eine fettarme, möglichst ballaststoffreiche Ernährung geachtet werden. Zudem sollte Übergewicht vermieden werden und es lohnt sich, die Blutfettwerte (vor allem das Cholesterin) regelmäßig zu kontrollieren. Außerdem darf eine mögliche Gewichtsabnahme nicht zu schnell erfolgen und es sollte auf sogenannte Nulldiäten verzichtet werden.

Betroffene, denen die Gallenblase samt den Gallensteinen entfernt wurde, sind entgegen der allgemeinen Annahme kaum in ihrer Ernährung eingeschränkt. Die Patienten müssen lediglich sehr fettreiche Mahlzeiten meiden, da diese zu Fettverdauungsstörungen führen können. Der Grund: Durch die Entfernung der Gallenblase fehlt das Speicherorgan für die Gallenflüssigkeit, sodass immer nur kleine Mengen an Galle in den Darm gelangen. Und es ist schließlich die Galle, die für die Verdauung von Nahrungsfetten verantwortlich ist.

Aktualisiert am 15. Februar 2021