Gallenkolik

Die Gallenblase stellt einen Hohlkörper dar, welcher unterhalb der Leber gelegen ist und sich in einer Art geschützten Grube befindet. In der medizinischen Fachsprache wird die Gallenblase als „Vesica biliaris“ bezeichnet. Ihre Aufgabe besteht in der Speicherung der von der Leber produzierten Gallenflüssigkeit sowie in deren Eindickung. Nach der Gallenblase gelangt diese Flüssigkeit über den Gallengang in den Zwölffingerdarm. Hier wird sie für die Fettverdauung genutzt.

Wenn sich die Gallenblase entzündet oder sich Gallensteine bilden, kann es zu schlagartigen Gallenkoliken kommen. Bei einer Kolik handelt es sich um einen wellenförmig auftretenden Schmerz, der durch die Verkrampfung eines Hohlorgans entsteht. Die Beschwerden treten häufig schubweise auf und nehmen im Verlauf etwas ab, ehe sie wieder „mit voller Wucht“ zuschlagen.

Die Häufigkeit einer Gallenkolik

Die Hauptursache für eine Gallenkolik sind Gallensteine. Jeder zehnte Mann und jede fünfte Frau ist von Gallensteinen betroffen. Bei etwa einem Viertel der Betroffenen kommt es aufgrund einer Verlegung des Gallengangs oder einer Entzündung zu einer Gallenkolik.

Die Schmerzen können in den Rücken und in die rechte Schulter ausstrahlen

Die Schmerzen bei einer Gallenkolik können zwischen 15 Minuten und fünf Stunden andauern. In den meisten Fällen nehmen sie mit der Dauer zu. Die Gallenkolik beschränkt sich häufig nicht nur auf den Oberbauch (hier liegt die Gallenblase), sondern sie strahlt in die rechte Schulter und in den Rücken aus. Das ist vor allem bei einer Entzündung als Ursache der Fall. Außerdem können ein allgemeines Krankheitsgefühl, Fieber und eine Gelbfärbung der Haut sowie der Augen (Gelbsucht) mit der Gallenkolik einhergehen.

Ein Gallenkarzinom und weitere mögliche Folgeerkrankungen

In etwa 30 Prozent aller Fälle gehen mit der Gallenkolik Komplikationen und Folgeschäden einher. Zu diesen Folgeerkrankungen zählen die Gallenblasenperforation, die akute Cholangitis, die Cholezystitis, Gallenkarzinome sowie ein Gallenblasenhydrops.

Ein Durchbruch der Gallenblase

Durch die Anstauung des Gallensafts kann es zu einem Durchbruch des Organs kommen, sodass die Galle in den Bauchraum austritt. Dann gilt es, die Gallenblase schnellstmöglich im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs zu entfernen. Neben einer Gallenkolik kann es zu Übelkeit und zu Erbrechen kommen.

Eine akute Cholangitis

Typisch für die akute Cholangitis sind drei Symptome, die auch als sogenannte Charcot-Trias II bekannt sind: die Gelbsucht, Fieber und starke Oberbauchschmerzen.

Cholezystitis

Verursachen die Gallensteine aufgrund einer gegenseitigen Reibung eine Entzündung der Gallenblase, kann es zu Fieber, zu kolikartigen Schmerzen im Oberbauch sowie zu hohen Entzündungswerten im Blut kommen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass die Gallenblase aufgrund einer bakteriellen Infektion vereitert ist. Nimmt die Cholezystitis einen chronischen Verlauf an, kann Gallenblasenkrebs die Folge sein.

Gallenblasenkrebs

Der Gallenblasenkrebs macht sich erst im höheren Alter bemerkbar. Zu den Symptomen gehören Appetitlosigkeit, ein ungewollter Gewichtsverlust, Übelkeit und Erbrechen. Außerdem können weitere Gallenkoliken und eine Gelbsucht (Ikterus) entstehen.

Gallenblasenhydrops

Eine Stauung des Abflusses kann eine tastbare Vergrößerung der Gallenblase bewirken. Wird diese nicht rechtzeitig behandelt, kann sich eine Entzündung entwickeln.

Ursachen für eine Gallenkolik: „female, fourty, fertile, fat“

Der Schmerz bei einer Gallenkolik entsteht durch die Verengung des Gallengangs durch Gallensteine. Im Hinblick auf deren Bildung vermutet man, dass es eine Prädisposition gibt. Diese Prädisposition wird in der Medizin mit den Adjektiven „female, fourty, fertile, fat“ beschrieben. Demnach weisen Frauen über 40, die bereits Kinder geboren haben und übergewichtig sind, ein erhöhtes Risiko für Gallensteine auf. Ein weiterer Risikofaktor ist die Einnahme der Anti-Baby-Pille. Weitere Faktoren, die das Risiko für Gallensteine erhöhen, sind fettiges Essen, übermäßiger Alkoholkonsum, scharfe Gewürze, Süßigkeiten und diverse andere Nahrungsmittel, die die Gallenblasentätigkeit stark anregen.

Letztendlich entstehen Gallensteine, wenn die Gallenflüssigkeit auskristallisiert und sich aus Cholesterin und Bilirubin, (letzteres ist ein ein Abbauprodukt des Hämoglobins und ein Gallenfarbstoff) steinartige Gebilde entwickeln.

Die Diagnose

Eine Gallenkolik lässt sich oft bereits anhand der typischen Symptome erkennen. Vor allem starke Schmerzen im rechten Oberbauch geben dem Arzt einen Hinweis auf die mögliche Erkrankung. Um eine sichere Diagnose stellen zu können, führt der Arzt eine gründliche körperliche Untersuchung durch. Indem er Druck auf die Gallenblase ausübt, prüft er das sogenannte Murphy-Zeichen. Kommt es hierbei zu starken Schmerzen im rechten Oberbauch, ist die Diagnose beinahe sicher. Außerdem gibt es Fälle, in denen der Mediziner die Gallenblase ertasten kann.

Um die Gallenkolik von anderen Gallenblasenerkrankungen wie einer akuten Entzündung abgrenzen zu können, wird häufig eine Blutuntersuchung veranlasst. Besteht eine Gallenkolik, liegen unveränderte Entzündungswerte vor. Wiederum deuten eine erhöhte Anzahl der weißen Blutkörperchen, eine gesteigerte Konzentration an CRP und eine beschleunigte Blutsenkungsgeschwindigkeit auf eine Entzündung der Gallenblase hin. Weitere Werte, die entzündliche Prozesse im Körper aufdecken können, sind eine bestimmte Anzahl der Leukozyten im Stuhl oder im Urin sowie die Körpertemperatur.

Als effektivstes Verfahren, um eine Gallenkolik erkennen zu können, gilt die Ultraschalluntersuchung. Diese macht bereits Gallensteine ab einer Größe von drei Millimetern sichtbar. Außerdem kann deren Lage im Verdauungstrakt bestimmt werden, d.h. eine Verlegung des Gallengangs kann sichtbar gemacht werden. Die Ultraschalluntersuchung dient außerdem dazu, andere Ursachen für die charakteristischen Schmerzen der Gallenkolik aufzudecken.

Die Behandlung einer Gallenkolik

Das primäre Ziel bei der Gallenkolik-Therapie besteht darin, die Schmerzen schnellstmöglich zu lindern und die Gallenblasen-Verkrampfungen zu lösen. Der Arzt verabreicht starke Schmerzmittel und krampflösende Medikamente, sogenannte Spasmolytika. So wird dazu beigetragen, dass die Steine ihren Weg über den Gallengang zum Darm gehen – die Schmerzen lassen schon bald nach. Es besteht die Möglichkeit, den Steinabgang zu erleichtern. Hierzu öffnet der Arzt mittels Endoskopie den Gallengang an einer bestimmten Stelle. Dieser Eingriff erfolgt nicht operativ: Das Endoskop wird über den Mund eingeführt und von dort über die Speiseröhre in den Zwölffingerdarm vorgeschoben.

Ein spezielles endoskopisches Verfahren ist die sogenannte ERCP – endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie. Bei diesem Verfahren spiegelt der Mediziner den Zwölffingerdarm und den Magen mit einem beweglichen Endoskop. Er spritzt eine Kontrastflüssigkeit in den Zwölffingerdarm. So können die Gallensteine auf einem Röntgenbild dargestellt werden.

Weitere Therapiemaßnahmen

Treten immer wieder Gallensteine und eine Gallenkolik auf, besteht die Möglichkeit, die Gallenbase zu entfernen. Diese Entfernung ist auch bei einer chronischen Entzündung der Gallenblase empfehlenswert, da mit dieser eine erhöhtes Risiko für die Entstehung eines Gallenblasenkarzinoms einhergeht. Entgegen der häufigen Annahme ist ein Leben ohne Gallenblase problemlos möglich.

So beugt man einer Gallenkolik vor

Wer an den akuten Symptomen einer Gallenkolik leidet, kann einer Entzündung vorbeugen, indem eine schonende, fettarme Ernährung berücksichtigt wird. Außerdem können Menschen mit Gallensteinen gallensäurehaltige Medikamente einnehmen. Diese verdünnen die Gallenflüssigkeit und tragen somit zur Vorbeugung gegenüber einer Gallenkolik bei.

Aktualisiert am 15. Februar 2021