Darmverschluss

Ein Darmverschluss wird auch Ileus genannt. Hierbei ist der Transport des Darminhalts durch den Verdauungstrakt unterbrochen. Ein Ileus ist ein potentiell lebensbedrohlicher Zustand, welcher umgehend notfallmedizinisch behandelt werden muss.

Im Allgemeinen wird zwischen einem mechanischen und einem paralytischen Ileus unterschieden. Bei einem mechanischen Darmverschluss wird der Darm durch ein Hindernis verstopft. Bei dem paralytischen Ileus handelt es sich um eine funktionelle Störung, die auch Darmlähmung genannt wird.

Aufgrund der Blockade des Darms kann es zu einer verminderten Durchblutung der Darmwände kommen und Teile des Darms können absterben. Außerdem droht durch den entstehenden Überdruck eine Perforation, d.h. eine Durchbohrung bzw. Durchstoßung der Darmwand. Der Inhalt des Darms kann in den Bauchraum gelangen und dort zu schwerwiegenden Infektionen führen.

Die Symptome

Symptome beim mechanischen Darmverschluss

Beim mechanischen Ileus zieht sich die Darmwand besonders stark zusammen – das Ziel liegt in der Überwindung des Hindernisses, welches den Darmverschluss bedingt. Durch dieses starke Zusammenziehen entstehen heftige, krampfartige Bauchschmerzen. Diese können lediglich einige Sekunden aber auch mehrere Minuten andauern. Es kann zum Erbrechen kommen und der Patient kann an einem akuten Wind- und Stuhlverhalt leiden. Aufgrund der Anstauung von übermäßig viel Gas im Verdauungstrakt kann sich der Bauch aufblähen. Zudem leiden die Patienten an Übelkeit, sie müssen häufig aufstoßen und der Herzschlag beschleunigt sich. Auch Fieber kann ein Symptom des mechanischen Ileus sein.

Eine Form des mechanischen Ileus ist der Strangulationsileus. Diese Form entsteht, sobald der betroffene Darmabschnitt nicht mehr mit Blut versorgt wird. Es kommt zu dauerhaft heftigen Schmerzen. Der Puls rast und der Blutdruck sinkt. Außerdem kann es zu Erbrechen und sogar zu Koterbrechen kommen.

Symptome beim paralytischen Ileus

Im Vergleich zum mechanischen Ileus sind die Anzeichen einer Darmlähmung weniger ausgeprägt. Außerdem treten sie stark verzögert auf. Aufgrund der Tatsache, dass der Darm gelähmt ist, sind keinerlei Darmgeräusche zu vernehmen. Das nennt man Grabesstille. Die auftretenden Schmerzen sind diffus, d.h. die Betroffenen können i.d.R. nicht angeben, wo genau der Schmerz sitzt. Auch beim paralytischen Typ kommt es zu Übelkeit und Erbrechen. Der aufgeblähte Bauch kann sich stark ausprägen und zusätzlich eine Bauchfellentzündung bewirken. In diesem Zusammenhang spricht man von einem „Trommelbauch“. Im späteren Verlauf kann es zum Erbrechen von flüssigem Darminhalt kommen.

Die Symptome können ja nach Lokalisation des Darmverschlusses variieren

Die Symptome unterscheiden sich nicht nur nach der Art des Ileus, sondern auch nach der Lokalisation. Es wird zwischen einem tiefen und einem hohen Darmverschluss unterschieden. Dabei gilt: Je tiefer der Verschluss sitzt, desto ausgeprägter sind Flatulenz, Stuhlverhalt und Blähbauch; je höher er sitzt, desto eher kommt es zu einem starken Erbrechen.

Symptome beim tiefen Ileus

Von einem tiefen Ileus spricht man, wenn der Dickdarm betroffen ist. Zu den Symptomen gehören ein starker Blähbauch und ausgeprägte Flatulenz. Der Grund ist die Ansammlung von übermäßig viel Gas im Darm. Im späteren Verlauf kann es zu Erbrechen von Kot kommen.

Symptome beim hohen Ileus

Von einem hohen Darmverschluss spricht man, wenn der Dünndarm betroffen ist. Es kommt früh zu heftigem Erbrechen von Galle und Mageninhalt. Aus dem Grund, dass die Verstopfung den Rest des Darms quasi leer hält, besteht so gut wie kein Stuhlgang.

Der hohe Ileus tritt weitaus häufiger auf als der tiefe Darmverschluss. So ist in rund 75 Prozent aller Fälle der Dünndarm betroffen. Aufgrund der unterschiedlichen Symptome fällt es dem behandelnden Arzt leicht, zwischen den Formen des Ileus zu unterscheiden.

Die Ursachen für einen Ileus

Die Ursache für einen mechanisch bedingten Ileus ist i.d.R. ein Hindernis, welches den Darm verstopft. Mögliche Hindernisse sind Kotballen oder ein Tumor. Es kann aber auch sein, dass der Darm von außen eingeschnürt wird (z.B. durch Verwachsungen im Anschluss an eine Darmoperation). Auch eine Darmdrehung, Vernarbungen nach entzündlichen Darmerkrankungen und eingeklemmte Darmschlingen im Rahmen eines Leistenbruchs können Ursachen für einen mechanischen Ileus sein.

Ein paralytischer Ileus kann aufgrund von entzündlichen Prozessen im Bauchraum (z.B. Bauchspeicheldrüsenentzündung) entstehen. Zudem können bestimmte Medikamente und operative Eingriffe im Bauchraum eine Darmlähmung bedingen. Eine weitere mögliche Ursache ist der akute Verschluss eines Blutgefäßes, welches die Darmwand ernährt.

Die häufigsten Ursachen für einen hohen Ileus sind Verklebungen, welche im Anschluss an Operationen entstehen können. Sogenannte Hernien, im Rahmen derer Baucheingeweide durch eine Öffnung in der Bauchwand hindurchtreten, treten nicht selten im Dünndarm auf und bedingen einen hohen Ileus. Auch die chronisch entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn kann einen hohen Darmverschluss bewirken.

Die häufigsten Ursachen für einen tiefen Ileus sind wiederum eine Verdrehung des Darmabschnitts, Ausstülpungen des Darms, welche sich entzünden sowie Krebserkrankungen.

Ein mechanischer Darmverschluss, der über einen längeren Zeitraum besteht, kann in einen paralytischen Ileus übergehen.

Die Diagnose

Zunächst wird der behandelnde Arzt eine Anamnese durchführen. Es folgt der körperliche Untersuchungsbefund. Nicht selten wirken Betroffene unruhig und winkeln ihre Beine an, um der Spannung im Bauchraum entgegenzuwirken. Im Rahmen der körperlichen Untersuchung lässt sich eine Abwehrspannung im Bauch feststellen. Diese kann sich entweder über den gesamten Bauch verteilen oder an einem bestimmten Punkt auftreten. Der Bauch ist i.d.R. sehr druckempfindlich. Des Weiteren wird der Arzt mit dem Stethoskop die Darmgeräusche beurteilen. So weisen metallisch klingenden Geräusche eindeutig auf einen mechanischen Ileus hin. Sind keine Darmgeräusche zu vernehmen, handelt es sich um einen paralytischen Ileus. Der Arzt wird ggf. mit dem Finger den Enddarm untersuchen. Das kann enorm schmerzhaft sein, vor allem, wenn der Ileus das Bauchfell reizt oder eine Blinddarmentzündung bewirkt hat.

Weitere Untersuchungen

Im weiteren Verlauf der Untersuchung wird der Arzt eine Röntgenaufnahme des Bauches machen und zwar entweder in der Linksseitenlage oder im Stehen. Diese Röntgenaufnahme macht eventuelle Flüssigkeits- und Luftansammlungen erkennbar.

Eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) kann hilfreich sein, um die möglichen Ursachen des Ileus einzugrenzen. Während eine fehlende Peristaltik (Bewegungsmuster des Darms, welches durch die synchronisierte Aktivität der glatten Muskelzellen bedingt wird) auf eine Darmlähmung hinweist, ist eine Pendelperistaltik (der Inhalt des Darms pendelt hin und her) ein Anzeichen für einen mechanischen Darmverschluss. Darüber hinaus kann eine Computertomographie durchgeführt werden, um die inneren Organe zu beurteilen.

Ein Blutbild soll den Anteil der roten und der weißen Blutkörperchen sowie der Thrombozyten und des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin bestimmen. Diese Werte können bei einem Ileus krankhaft verändert sein. Zudem können die Laktatdehydrogenase, das C-reaktive Protein und die Blutsenkungsgeschwindigkeit stark erhöht sein. Auch die Werte der Bauchspeicheldrüse und die Leberwerte geben Aufschluss über einen möglichen Ileus. Zudem verschlechtern sich bei einem Fortschreiten der Erkrankung die Gerinnungswerte.

Die Behandlung eines Ileus

Von großer Bedeutung ist im Fall eines Ileus, dass zunächst nichts mehr gegessen und nichts mehr getrunken wird. Unabhängig von der Ursache und von der Stelle des Ileus wird die Behandlung zunächst damit begonnen, dass der Patient eine Magensonde erhält. Dieser Schlauch, welcher direkt in den Magen geschoben wird, dient dazu, den Mageninhalt abzusaugen und somit den Darm zu entlasten. Zudem werden Infusionen genutzt, um die über den Darm verlorenen Elektrolyte und Flüssigkeiten zu ersetzen. Um die Bilanz der aufgenommenen und der ausgeschiedenen Flüssigkeitsmenge kontrollieren zu können, erhält der Patient einen Blasenkatheter. Des Weiteren erhält der Betroffene Medikamente, die gegen die mit dem Darmverschluss einhergehenden Beschwerden wie Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen wirken sollen.

Viele Darmverschlüsse sind ein medizinischer Notfall, sodass eine schnelle Behandlung entscheidend für die Heilungschancen des Ileus sein kann. Dabei ist die Art der weiterführenden Therapie hauptsächlich von der Ursache sowie von der Stelle des Ileus abhängig. So hängt die Entscheidung für eine sofortige Operation z.B. maßgeblich davon ab, an welcher Stelle der Verschluss besteht.

Sollte ein paralytischer Ileus bestehen, können die nicht-operativen Maßnahmen eventuell ausreichen. Damit die Motorik des Darms wiedererlangt wird, können Medikamente eingesetzt werden, die die Peristaltik, also die Bewegung der Darmwände anregen.

Anregung der Darmtätigkeit als beste Prävention

Zur Vorbeugung eines Ileus muss die Darmtätigkeit angeregt werden. Hierzu eignet sich eine ballaststoffreiche Kost (Vollkornprodukte, Bohnen, Zitrusfrüchte, Äpfel, …). Diese lockert den Stuhlgang auf und „drängt“ den Darm zu einer vermehrten Tätigkeit. Hierzu kommt es aufgrund einer Volumenzunahme des Inhalts, d.h. die Ballaststoffe saugen Wasser auf und quellen auf. Dieses Aufquellen im Magen-Darm-Trakt fördert die Bewegung des Darms und beugt somit einer Verstopfung sowie einem Transportstopp vor. Als Grundvoraussetzung für dieses Aufquellen gilt neben der ballaststoffreichen Kost eine adäquate Flüssigkeitszufuhr. Diese umfasst mindestens zwei Liter Wasser am Tag. Förderlich für eine gesunde Darmtätigkeit sind außerdem ausreichend Bewegung sowie eine regelmäßige sportliche Betätigung.

Aktualisiert am 14. Februar 2021