Cushing-Syndrom

Beim Cushing-Syndrom handelt es sich um körperliche Veränderungen, welche durch eine erhöhte Konzentration an Nebennierenrinden-Hormonen (Androgene, Glukokortikoide, Mineralokortikoide) zustande kommen. Bei Patienten mit dem Cushing-Syndrom ist vor allem der Kortisol-Spiegel im Blut erhöht.

Man unterscheidet zwischen einem exogenen, also durch äußere Einflüsse bedingten, und einem endogenen Cushing-Syndrom. Im zweiten Fall verursacht der Körper eigenständig eine zu hohe Konzentration an Nebennierenrinden-Hormonen. Ein exogenes, durch Medikamente verursachtes Cushing-Syndrom kommt im Vergleich zum endogenen Cushing-Syndrom viel häufiger vor. Frauen erkranken dreimal häufiger als Männer an dem Syndrom. Es können zwar auch Kinder und Jugendliche von der Erkrankung betroffen sein, doch vor allem erleiden Menschen um das 40. Lebensjahr ein Cushing-Syndrom.

Hintergrund

Aus dem Grund, dass die Nebennierenrinden-Hormone zu den Steroidhormonen gehören, werden sie häufig als Steroide bezeichnet. Die Produktion und die Ausschüttung in das Blut erfolgen in der Rinde der Nebennieren. Neben dem Kortisol gehört das Kortison zu den wichtigsten Glukokortikoiden. Die wichtigsten Androgene sind wiederum das Testosteron und das Androstendion. Als wichtigste Mineralokortikoide gelten das Kortikosteron und das Aldosteron. Die Steroide erfüllen diverse Funktionen im Körper: Sie beeinflussen den Stoffwechsel, regeln der Wasser- und Elektrolythaushalt und wirken entzündungshemmend. Außerdem unterdrücken sie u.a. das Immunsystem und beeinflussen sowohl das Nervensystem als auch das Herz-Kreislaufsystem.

Die Symptome des Cushing-Syndroms

Als erstes Symptom der Erkrankung gilt i.d.R. eine Gewichtszunahme, die sich vor allem am Körperstamm bemerkbar macht. Es können sogenannte Hamsterbäckchen und ein Vollmondgesicht entstehen. Die Arme und Beine bleiben i.d.R. schlank. Darüber hinaus können Dehnungsstreifen an der Hüfte, am Bauch und an den Achseln auftauchen. Diese Dehnungsstreifen ähneln Schwangerschaftsstreifen, sind jedoch um einiges breiter als diese. Zudem kann es an den Streifen zu kleinen Einblutungen kommen, sodass sie nicht selten rot erscheinen.

Aufgrund einer erhöhten Gefäßbrüchigkeit führt die Cushing-Erkrankung nicht selten zum Auftreten von Blutergüssen und es kann eine verschlechterte Wundheilung entstehen. Betroffene Frauen leiden oft an einer vermehrten Körperbehaarung des männlichen Typs (= Hirsutismus). Bei beiden Geschlechtern kann es zum Auftreten von Akne kommen. Zudem kann die Haut dünner werden. In diesem Zusammenhang spricht man von einer Pergamenthaut. Bei betroffenen Frauen kann die monatliche Regelblutung eine Unregelmäßigkeit aufweisen und sie kann sogar ganz ausbleiben. Das nennt man Amenorrhoe.

Aufgrund einer verminderten Muskelkraft (Myopathie) in der Oberschenkel- und der Gesäßmuskulatur haben die Patienten Probleme beim Aufstehen und beim Treppensteigen. Des Weiteren kann ein Übermaß an Kortisol negative Stimmungen hervorrufen, was bis zu Angstzuständen und zu depressiven Gedanken führen kann. Durch ein Übermaß an Kortisol können auch der Kreislauf und der Stoffwechsel negativ beeinflusst werden. Eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) kann entstehen. Außerdem kann das Kortisol einen Bluthochdruck und eine Verarmung des Körpers an Kalium bewirken. Diese Armut kann sich wiederum negativ auf die Kreislauffunktion sowie auf den Herzrhythmus auswirken. Zu viel Kortisol im Körper kann außerdem eine Osteoporose (Knochenmassenverlust) bedingen. Im schlimmsten Fall führt diese Osteoporose zu Frakturen (Brüchen) der Wirbelkörper. Das äußerst sich häufig in schlagartig auftretenden Rückenschmerzen.

Exogene Ursachen sind häufiger als endogene Ursachen

Wie bereits erwähnt, tritt ein Cushing-Syndrom meistens aufgrund von exogenen Faktoren auf. In den meisten Fällen entsteht das Syndrom durch die Einnahme von Glukokortikoiden über einen längeren Zeitraum. Solche Medikamente werden vor allem bei entzündlichen Erkrankungen der Haut (Neurodermitis, Schuppenflechte), des Verdauungstrakts (z.B. Colitis ulcerosa) oder des Bewegungsapparates (Rheuma) eingenommen. Weitere Anwendungsgebiete sind allergische Erkrankungen (z.B. Asthma) und Autoimmunerkrankungen wie die Multiple Sklerose.         

Zu den inneren (endogenen) Faktoren, die das Cushing-Syndrom bedingen können, gehören bösartige Erkrankungen wie Bauchspeicheldrüsen- oder Lungenkrebs. In solch einem Fall produzieren die Tumore ein ACTH-ähnliches Hormon (ACTH = Adrenocorticotropes Hormon), welches die Produktion von Kortisol anregt. Ein weiterer Grund kann das starke Wachstum eines Tumors an der Nebennierenrinde sein. In solch einem Fall produziert die Drüse von sich aus mehr Kortisol. Zudem können Störungen in der Signalkette zwischen Hypothalamus, Hirnanhangdrüse und der Nebennierenrinde dazu führen, dass die Ausschüttung der Hormone ACTH und CRH (Corticotropin-Releasing-Hormon) und somit die Funktion der Nebennierenrinde außer Kontrolle gerät. Hierbei kommt es zu einer vermehrten Produktion von Kortisol. Als Hauptursache für eine solche Störung der Signalkette und somit für die übermäßige Produktion von ACTH und CRH gilt ein Tumor in der Hirnanhangdrüse.

Die Diagnose des Syndroms

Im Rahmen der Diagnose ist es wichtig, dass der Arzt die Symptome erkennt und deren Zusammenhang richtig deutet. Der behandelnde Arzt wird zunächst eine Anamnese und anschließend eine körperliche Untersuchung durchführen. Diverse Tests geben Aufschluss darüber, ob ein Hypercortisolismus, also eine übermäßige Konzentration an Kortisol, vorliegt. Darüber hinaus geben diese Tests Hinweise auf den Ursprung des Hypercortisolismus. Im Einzelnen setzen sich diese Tests aus den folgenden Untersuchungen zusammen:

  • Der Dexamethason-Hemmtest soll Aufschluss darüber geben, an welcher Stelle des sogenannten Regelkreises eine Störung vorliegt. Als Regelkreis bezeichnet man ein Wirkungsgefüge, welches aus einem Steuerungsprozess samt eingeschalteter Gegenkoppelung besteht. Ein Regelkreis ist demnach bedeutend für die Konstanz von lebenswichtigen Körperfunktionen wie eben des Hormon-Spiegels.
  • Ein weiterer Test ist der CRH-Test. Dieser funktioniert ähnlich wie der Dexamethason-Hemmtest.
  • Um die Konzentration des freien Kortisols im Urin bestimmen zu können, wird das Urin des Patienten über einen Zeitraum von 24 Stunden gesammelt.

Des Weiteren können bildgebende Verfahren zum Einsatz kommen. So dienen eine Computertomographie, ein Ultraschall und weitere Verfahren der Aufdeckung von Tumoren.

Neben all diesen Verfahren muss der Arzt diverse Schritte unternehmen, um andere Gründe für den erhöhten Kortisolspiegel ausschließen zu können. Mögliche Ursachen für eine erhöhte Konzentration sind z.B. eine depressive Störung und die Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln (z.B. die Pille).

Die Behandlung

Die Behandlung des Cushing-Syndroms kann zunächst medikamentös erfolgen. Allerdings dienen die Medikamente i.d.R. der Operationsvorbereitung, d.h. eine medikamentöse Behandlung dient vor allem der Kontrolle und nicht der Heilung des Syndroms. Medikamente, die hierbei zum Einsatz kommen, sind u.a. Mitotane und Metyrapone. Der Nachteil dieser Medikamente ist, dass sie nur schwer zu steuern sind. Außerdem können sie in vielen Fällen nur über die Venen verabreicht werden und sie weisen zum Teil starke Nebenwirkungen auf.

Die transsphenoidale Hypophysen-Operation

Ist ein Hypophysentumor der Grund für die Cushing-Erkrankung, wird dieser in den meisten Fällen chirurgisch entfernt. Hierbei handelt es sich um eine sogenannte transsphenoidale Hypophysen-Operation, die minimal invasiv ist. Eine solche Operation wird i.d.R. in einer spezialisierten Neurochirurgie durchgeführt.

Die Therapie mit Strahlen

Weist die Operation sowie eine mögliche zweite Operation keinen Erfolg auf, kann eine Bestrahlung der Hypophyse erfolgen. Allerdings bewirkt diese häufig erst nach mehreren Jahren einen Abfall der Hormonproduktion. Aus diesem Grund wird die Bestrahlungstherapie durch die Gabe von Medikamenten, welche die Produktion des Kortisols hemmen, ergänzt. Bei der Bestrahlungstherapie besteht, ebenso wie bei einer Operation, die Gefahr, dass einzelne oder mehrere Funktionen der Hypophyse ausfallen (Hypophyseninsuffizienz).

Eine bilaterale Entfernung der Nebennieren

Bewirkt keine der erläuterten Behandlungsmethoden eine Kontrolle der Hormonproduktion, kann es notwendig sein, beide Nebennieren zu entfernen. In diesem Fall kann es nicht länger zu einer vermehrten Produktion von Kortisol kommen. Der Nachteil dieser Methode ist jedoch, dass sich der Patient einer lebenslangen Hormonersatztherapie mit Fludrocortison und Hydrocortison unterziehen muss. Nur so kann die fehlende Funktion der Nebennieren ausgeglichen werden.

Dem Cushing-Syndrom kann man nur bedingt vorbeugen

Einem Cushing-Syndrom kann man nur bedingt vorbeugen. So ist die entsprechende Maßnahme ausschließlich gegen die exogene Form wirksam – einer endogenen Cushing-Erkrankung kann man nicht vorbeugen. Die Maßnahme umfasst die ärztliche Kontrolle während einer langfristigen Behandlung mit Glukokortikoiden (z.B. Kortison) oder mit ACTH.

Aktualisiert am 14. Februar 2021