Brustkrebs

Brustkrebs – auch Mammakarzinom genannt – stellt die häufigste bösartige Tumorart bei Frauen dar. Er entsteht in der Brustdrüse bzw. in den Milchgängen oder in den Milchdrüsen. Den häufigsten Brustkrebs stellt der Milchgangkrebs dar. Etwa ein Viertel aller Brusttumore sind bösartig, drei Viertel sind gutartig. Das Risiko für eine Brustkrebs-Erkrankung steigt mit dem vierzigsten Lebensjahr stetig an. Etwa 50 Prozent der Patientinnen sind zum Zeitpunkt der Diagnose jünger als 65 Jahre. Etwa jede zehnte Frau ist jünger als 45 Jahre, wenn sie die Diagnose erhält. In Deutschland erkranken jährlich 71.000 Frauen an Brustkrebs. Bei jedem hundertsten Patienten mit Brustkrebs handelt es sich um einen Mann. Die linke Brust ist geringfügig häufiger betroffen als die rechte. Etwa die Hälfte aller Brusttumore bei Frauen tritt im äußeren oberen Bereich, etwa 15 Prozent im inneren oberen Bereich der Brust auf.

Die Symptome werden erst durch die Metastasen ausgelöst

Im frühen Stadium der Erkrankung treten zumeist keine Symptome auf. Im weiteren Verlauf des Brustkrebses können bestimmte Symptome auftreten, die durch die gebildeten Metastasen ausgelöst werden. Zu diesen Symptomen gehören Knoten in der Brust. Diese lassen sich erst ertasten, wenn sie eine Größe von einem bis zwei Zentimeter erreicht haben. Das hängt jedoch auch von der Lage des Tumors (unmittelbar unter der Haut oder tiefer), von der Größe der Brust sowie von der Brustdichte ab. Die Knoten schmerzen i.d.R. nicht und fühlen sich fest an. Sie können nicht verschoben werden.

Eine Veränderung der Brustgröße

Die Brüste einer Frau sind nie gleich groß. Sollte der Größenunterschied jedoch neu auftreten, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Ein Hinweis auf Brustkrebs ist auch ein unterschiedliches Verhalten der Brüste, wenn die Frau ihre Arme hebt.

Die Veränderung der Brustwarzen

Eine Einsenkung der Brustwarzen kann ebenfalls ein Alarmsignal sein. Ebenso deuten Absonderungen auf eine Erkrankung hin. Absonderungen der Brustwarze sind vor allem gefährlich, wenn sie klar oder blutig sind.

Schwellungen in der Achselhöhle

Auch eine Schwellung der Achselhöhle kann auf Metastasen hinweisen. Dabei gilt, dass nicht jede Schwellung gleich mit einem Tumor einhergeht – Schwellungen treten häufig im Rahmen von Infektionen auf.

Auffälligkeiten der Haut

Zu den weiteren Symptomen zählt die Veränderung der Haut: Ist eine Frau an Brustkrebs erkrankt, können Rötungen und andere Auffälligkeiten wie eine Großporigkeit oder eine Orangenhaut auftreten.

Ein Mammakarzinom kann viele verschiedene Ursachen haben

Die genetische Vorbelastung

Es gibt Familien, in denen Brustkrebs gehäuft vorkommt. In solch einem Fall spricht man von einer „Brustkrebsfamilie“. Es wird davon ausgegangen, dass zwischen vier und 9 Prozent der Erkrankungen an Brustkrebs genetisch bedingt sind. Die Brustkrebs-Risiko-Gene (BRCA) werden mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent vom Vater oder von der Mutter an den Nachwuchs weitergegeben. Folgende Faktoren weisen auf ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs innerhalb einer Familie hin:

  • Eine Frau innerhalb der Familie ist an Krebs in beiden Brüsten erkrankt
  • Ein männlicher Verwandter hat oder hatte Brustkrebs
  • Eine Frau in der Familie ist im Alter unter 40 Jahren an Eierstockkrebs erkrankt
  • Mindestens zwei weibliche Verwandte 1. Grades sind an Brust- und/ oder Eierstockkrebs erkrankt. Dabei ist mindestens eine der Frauen vor ihrem 50. Lebensjahr erkrankt
  • Weitere weibliche Verwandte sind betroffen (Tante, Cousine, …)

Der Lebensstil und die Ernährungsweise

In Bezug auf die Ernährung und den Lebensstil lässt sich sagen, dass eine fettreiche Ernährung das das Krebsrisiko erhöht. Die Ernährung spielt vor allem eine Rolle, da sie einen maßgeblichen Einfluss auf die Hormonproduktion des Körpers hat: Ein hohes Körpergewicht bzw. der damit einhergehende große Körperfettanteil bedingen eine frühzeitige Östrogenproduktion sowie ein frühes Eintreten der ersten Regelblutung. Je früher die erste Blutung einsetzt, desto mehr Jahre mit einer zyklischen Hormonproduktion hat die Frau – die Anzahl der Menstruationszyklen steigt und somit auch das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Darüber hinaus ist ein Übergewicht nach den Wechseljahren ein Risikofaktor für die Entstehung von Brustkrebs. Im Gegensatz zum Übergewicht gilt ein Normalgewicht sowohl in der Kindheit und der Jugend als auch im Erwachsenenalter als risikosenkend.

Auch der übermäßige Konsum von Alkohol kann zu einer Risikoerhöhung beitragen. Das liegt daran, dass es mit dem Alkoholkonsum zu einem Anstieg des Östrogenspiegels kommt. Kommt dann noch ein Mangel an Folsäure hinzu, wird der negative Einfluss des Alkohols zusätzlich verstärkt.

Während man davon ausgeht, dass das Rauchen vor dem 16. Lebensjahr das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken steigert, lässt sich diese Risikoerhöhung für das Rauchen nach diesem Lebensabschnitt nicht nachweisen. Generell gilt aber: Wer das Rauchen aufgibt, reduziert das Risiko für die Entstehung von ernsthaften Krankheiten.

Der Mangel an körperlicher Aktivität erhöht das Risiko von Brustkrebs ebenfalls. Sport verbessert nicht nur die Energiebilanz, wodurch dem Übergewicht entgegengewirkt werden kann, sondern hat auch einen positiven Einfluss auf das Immunsystem und auf andere gesundheitliche Faktoren.

Die weiblichen Hormone

In Bezug auf den Einfluss der weiblichen Hormone auf die Entstehung eines Mammakarzinoms wird zwischen der körpereigenen zyklischen Hormonproduktion, den Hormonen aufgrund der Empfängnisverhütung durch die Pille und der Hormonbehandlung in den Wechseljahren (Hormonersatztherapie) unterschieden.

Heute weiß man, dass es diverse weibliche Hormone gibt, die die Teilung von Krebszellen regulieren und beeinflussen. So haben Gestagen und Östrogen nicht nur Einfluss auf den Menstruationszyklus, sondern auch auf die Entwicklung der Brust. Der Grund liegt darin, dass Tumorzellen – ebenso wie gesunde Zellen – mit Rezeptoren ausgestattet sind, die das Östrogen aufnehmen. Diese Bindung des Östrogens an die Tumorzelle wirkt wie ein Signal, das den Zellen den Auftrag gibt, sich schneller zu teilen und zu vermehren. Diese Zellen werden auch als Östrogenrezeptor-positive Zellen bezeichnet.

Einen Einfluss auf die weiblichen Hormone haben auch die Schwangerschaft und das Stillen. Die Milchdrüsen der Brust haben bis zur Geburt des Kindes keine Funktion. Erst durch die Geburt wird ein hormoneller Impuls gegeben, der den Milchdrüsenzellen den „Auftrag“ der Milchproduktion gibt. Sollte dieser Impuls aufgrund einer Kinderlosigkeit ausbleiben, erhöht sich das Risiko, dass die Zellen zu einem späteren Zeitpunkt außer Kontrolle geraten und bösartig werden.

Hormone zur Empfängnisverhütung

Die Frau, die östrogen- und gestagenhaltige Mittel zur Schwangerschaftsverhütung verwendet, weist ein geringfügig höheres Risiko auf, an Brustkrebs zu erkranken als eine Frau, die nicht solche Präparate einnimmt. Darüber hinaus geht mit der Einnahme der Pille ein erhöhtes Risiko für Gebärmutterhals- und Leberzellkrebs einher. Auf der anderen Seite trägt die Pille zu einer Gefahrenverringerung von Gebärmutterkörper- und Eierstockkrebs bei.

Hormone der Hormonersatztherapie

Die Hormonersatztherapie im Rahmen der Wechseljahre erhöht das Brustkrebsrisiko geringfügig. Dabei verursacht diese Therapie jedoch keinen Brustkrebs, sondern kann das Wachstum der Krebszellen bei einem bereits vorhandenen Tumor lediglich verstärken. Aus diesem Grund wird nur zu einer Hormonersatztherapie geraten, wenn die Wechseljahresbeschwerden die Lebensqualität maßgeblich einschränken. Es gilt, die Dosierung möglichst gering zu halten und die Einnahmen auf den individuell notwendigen Zeitraum zu beschränken.

Umweltfaktoren

Auch diverse Umweltfaktoren können die Entstehung von Mammakarzinomen beeinflussen. So kann eine ionisierende Strahlung im Rahmen einer medizinischen Untersuchung (z.B. Röntgenstrahlung) dem strahlungsempfindlichen Gewebe schaden und zu einer Erkrankung an Krebs beitragen. Das Brustdrüsengewebe ist ein sehr strahlungssensibles Gewebe, sodass Röntgenuntersuchungen der Nieren, der Hals- und der Brustwirbelsäule sowie der Speiseröhre möglichst vermieden werden sollten. Auch nuklearmedizinische und computertomographische Untersuchungen sollten nur durchgeführt werden, wenn keine andere Möglichkeit besteht. Ionisierende Strahlungen haben vor allem vor und während der Pubertät einen großen Einfluss auf das Brustkrebsrisiko. Mit zunehmendem Alter nimmt die Empfindlichkeit der Brust gegenüber der Strahlung ab. Der Einfluss der Strahlen ist auch während der ersten voll ausgetragenen Schwangerschaft höher.

Die Diagnose von Brustkrebs

In Deutschland werden jedes Jahr mehr als 100.000 Frauen an der Brust operiert und das, obwohl sie gar keinen Brustkrebs haben! Der Grund liegt in der veralteten Annahme, dass jeder Knoten in der Brust entfernt werden muss. Um eine überflüssige Operation auszuschließen, sollten mindestens vier Verfahren der Diagnose durchgeführt werden. In diesem Zusammenhang wird von einer Vierfachdiagnostik bzw. von der sogenannten Tripeldiagnostik gesprochen. Der zentrale Punkt dieser Diagnostik ist eine geschlossene Biopsie – eine Gewebeprobeentnahme ohne Operation. Zu der erweiterten Tripeldiagnostik (auch: Tetradiagnostik) gehören außerdem die Tastuntersuchung durch einen Arzt, die Sonographie (Ultraschalluntersuchung) und die Mammographie (Röntgenuntersuchung). Darüber hinaus gibt es weitere Verfahren, die sich für die Diagnostik von Brustkrebs eignen. Zu diesen zählen z.B. die Kernspintomographie (MRT) und die Positronen-Emissions-Tomographie (PET).

Die Behandlung eines Mammakarzinoms

Die Behandlung von Brustkrebs muss individuell auf die Patientin (in seltenen Fällen auch auf den Patienten) zugeschnitten werden. Welches die beste Methode der Therapie darstellt, ist abhängig von verschiedenen Faktoren. Ausschlaggebend für die Wahl der Behandlung sind die Tumorgröße, die Metastasierung, also die Streuung der Tumorzellen, sowie die Gewebeeigenschaften des Tumors. Des Weiteren spielt der Menopausen-Status eine Rolle: Hatte die Frau bereits die letzte Regelblutung oder nicht? Außerdem ist es wichtig, ob der Tumor über Rezeptoren für die weiblichen Sexualhormone verfügt. Auf der Grundlage dieser Faktoren wird entschieden, ob eine Operation oder eine Strahlentherapie die richtige Behandlungsmethode ist. Außerdem haben sich die adjuvante (unterstützende) Chemotherapie und die neoadjuvante Chemotherapie als ergänzende Therapien etabliert. Die adjuvante Therapie erfolgt nach der Primärtherapie, also nach der Operation. Die neoadjuvante Behandlung erfolgt wiederum vor der Operation. Sie soll das Karzinom vor dem Eingriff verkleinern. Auch eine Hormontherapie ist möglich.

Es gibt viele Möglichkeiten, der Entstehung von Brustkrebs vorzubeugen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, der Entstehung eines Mammakarzinoms vorzubeugen. So sollte man seinen Lebensstil anpassen, um dem Übergewicht vorzubeugen oder diesem entgegen zu wirken. Das ist vor allem dann wichtig, wenn die Frau ihre Wechseljahre bereits hinter sich hat. Zudem sollte Alkohol nicht oder nur in kleinen Mengen getrunken werden. Vor allem nach den Wechseljahren ist ausreichend körperliche Betätigung wichtig. Wer einen Kinderwunsch hat, sollte nach Möglichkeit stillen. Wer mit der Familienplanung bereits abgeschlossen hat, sollte sich nach den passenden Verhütungsmethoden erkundigen.

Auf eine Hormonersatztherapie sollte verzichtet werden, sofern die Lebensqualität nicht stark eingeschränkt ist. Auch auf Nahrungsergänzungsmittel mit Phytoöstrogenen sowie auf andere hormonell wirksame Präparate sollte verzichtet werden.

Fragwürdige Methoden der Vorbeugung

Häufig ist auch die Rede von einer Chemoprävention. Die Tabletten blockieren die Wirkung des Östrogens, was eine vorbeugende Wirkung gegenüber einem Mammakarzinom hat. Allerdings gehen mit dieser Wirkung auch diverse Nebenwirkungen einher. Diese Nebenwirkungen umfassen die Symptome der Wechseljahre, sodass viele teilnehmende Frauen in verschiedenen Studien schnell mit der Einnahme der Tabletten aufhörten. Aus diesem Grund wird in Deutschland bisher nicht zu einer Einnahme dieser Chemopräventionsmittel geraten.

Eine weitere Hoffnung zur Vorbeugung von Brustkrebs besteht in den sogenannten Biophosphonaten. Diese Medikamente kommen eigentlich in der Behandlung von Osteoporose zum Einsatz. Studien konnten jedoch zeigen, dass Frauen, die nach den Wechseljahren Biophosphonate einnahmen, ein verringertes Risiko für Brustkrebs aufwiesen. Allerdings gibt es auch Studien, die diese Wirkung widerlegen. Zudem spricht gegen die Einnahme von Biophosphonaten, dass mit ihnen gravierende Nebenwirkungen einhergehen können.

Aktualisiert am 14. Februar 2021