Blasenkrebs

Der Blasenkrebs wird auch als Harnblasenkarzinom bezeichnet. Es handelt sich um einen bösartigen Tumor, welcher seinen Ursprung in der Blasenschleimhaut hat. Wird das Karzinom nicht rechtzeitig entdeckt bzw. behandelt, kann es in tiefere Schichten vordringen und sich auf andere Organe ausbreiten. Diese Tumorerkrankung kommt überwiegend im höheren Alter (bei Männern im Durchschnitt im Alter von 73 Jahren, bei Frauen im Durchschnitt im Alter von 77 Jahren) vor. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.

Im Vergleich zu anderen Krebsarten sind bösartige Geschwülste an den ableitenden Harnwegen wie Harnröhre, Harnleiter und Blase eher selten: In Deutschland erkranken jährlich 16.000 Menschen an Harnblasenkrebs.

Die notwendigen Untersuchungen und die Möglichkeiten der Therapie sind davon abhängig, wie weit die Erkrankung bei der Diagnose bereits fortgeschritten ist. Dieser Faktor ist auch ausschlaggebend für die Heilungschancen der Erkrankung.

Keine spezifischen Symptome bei Blasenkrebs

So wie die meisten bösartigen Tumore weist auch der Blasenkrebs keine spezifischen Symptome auf. Es gibt jedoch einige Warnsignale, bei deren Auftreten man umgehend einen Arzt aufsuchen sollte. So kann die Verfärbung des Urins (rötlich bis bräunlich) durch die Beimengung von Blut ein Hinweis auf ein Harnblasenkarzinom sein. Dieses Symptom tritt bei ca. 80 Prozent der Patienten mit Blasenkrebs auf. Auch, wenn die Blutbeimengung häufig der erste Hinweis auf einen bösartigen Tumor ist, ist es doch kein spezifisches Symptom – viele Nieren- und Harnwegserkrankungen weisen dieses Merkmal auf. Zu beachten gilt, dass der Urin nicht dauerhaft blutig sein muss, um auf eine Blasenkrebs-Erkrankung hinzuweisen – nicht selten verschwindet die blutige Färbung wieder aus dem Urin und das obwohl die Erkrankung besteht.

Zu den Symptomen, die auf ein Harnblasenkarzinom hinweisen, gehören auch Beschwerden beim Wasserlassen. Zu diesen Beschwerden zählt z.B. ein verstärkter Harndrang bei häufiger Entleerung von kleinen Harn-Mengen. Dieses Symptom wird Pollakisurie genannt.

Auch die Dysurie, bei der es sich um Störungen während der Blasenentleerung handelt, ist ein Warnzeichen. In solch einem Fall funktioniert das Wasserlassen nur tröpfchenweise und es kann zu Schmerzen kommen. Diese Symptome werden häufig als eine normale Blasenentzündung interpretiert.

Chronische Blasenentzündungen können ebenfalls auf einen Tumor an der Blase hinweisen. Ein Warnzeichen ist vor allem die erfolglose Behandlung der Blasenentzündungen mit Antibiotika.

Die häufigsten Ursachen für ein Blasenkarzinom

Zu den hauptsächlichen Ursachen bzw. Risikofaktoren für Blasenkrebs zählen das Rauchen und der Kontakt mit chemischen Substanzen: Die Schadstoffe einer Zigarette gelangen in das Blut, aus dem die Niere diese herausfiltert. Anschließend werden die Schadstoffe mit dem Urin in die Blase geschwemmt. Hier entfalten sie ihre schädliche Wirkung und zwar so lange bis es zu einer Ausscheidung kommt. Es wird angenommen, dass mehr als 70 Prozent der Blasenkrebs-Erkrankungen auf das Rauchen zurückzuführen sind.

In Bezug auf die chemischen Substanzen sind es vor allem aromatische Amine, denen man eine krebserregende Wirkung zuschreibt. Diese sind auch in Zigaretten enthalten. Die Stoffe wurden früher verstärkt in der chemischen Industrie sowie in Textil- und Lederindustrien verwendet. Ebenso war das Malerhandwerk von diesen Stoffen geprägt. Viele Arbeiter in diesen Berufen erkrankten an Blasenkrebs. Dieser wurde häufig als Berufskrankheit anerkannt.

Aus dem Grund, dass der Zusammenhang zwischen der Krankheit und bestimmten chemischen Substanzen bereits länger bekannt ist, sind viele der Chemikalien heutzutage verboten. Allerdings schützt das nicht jeden vor Blasenkrebs: Die Einwirkung der Chemikalien kann eine hohe Latenzzeit aufweisen, d.h. es können bis zu 40 Jahre vergehen, ehe die Substanzen eine Erkrankung verursachen. Ein Harnblasenkarzinom kann also auch noch bei Personen auftreten, die vor langer Zeit mit diversen chemischen Stoffen zu tun hatten. Dabei sind aromatische Amine längst nicht die einzigen Chemikalien, die Blasenkrebs verursachen können.

Auch der Missbrauch von Schmerzmitteln kann Blasenkrebs bedingen. Diese Wirkung schreibt man vor allem dem Wirkstoff Phenazetin zu. Menschen, die diesen in hohen Dosen einnehmen, weisen ein verstärktes Risiko der Blasenkrebs-Entwicklung auf.

Ein weiterer Risikofaktor für ein Harnblasenkarzinom sind chronische Blasenentzündungen. Diese kommen z.B. vermehrt bei Personen mit einem Blasenkatheter vor. Und auch manche Infektionskrankheiten, die über Jahre hinweg bestehen, gehören zu den möglichen Ursachen. So z.B. die Infektion mit Pärchenegeln. Diese verursachen die Krankheit Bilharziose. Im Rahmen dieser Krankheit können die Harnröhre und de Harnblase betroffen sein.

Bestimmte Medikamente im Rahmen einer Chemotherapie (sogenannte Zytostatika auf Cyclophosphamid-Basis) können eine Ursache für ein Harnblasenkarzinom sein. Diese Wirkstoffe kommen vor allem bei Brustkrebs und bei Leukämie zum Einsatz.

Die Diagnose von Blasenkrebs

Sollte eine Person bei sich Anzeichen für Blasenkrebs entdecken, gilt es unbedingt einen Arzt aufzusuchen. Der Mediziner wird zunächst eine Anamnese durchführen, in der er sich über Vorerkrankungen und über mögliche Risikofaktoren im Privat- und Berufsleben des Patienten informiert.

Sollte sich in diesem Gespräch der Verdacht auf ein Harnblasenkarzinom erhärten, wird der Arzt eine körperliche Untersuchung durchführen. Durch diese Untersuchung soll bestimmt werden, ob die Beschwerden auf einen Blasentumor oder auf eine andere (harmlose) Ursache zurückzuführen sind. Der Arzt wird zunächst das Blut und den Urin des Patienten untersuchen. Im Anschluss erfolgt häufig eine Röntgenuntersuchung der Harnwege. Auch eine Blasenspiegelung und eine Ultraschalluntersuchung können notwendig sein. Im Rahmen der Blasenspiegelung kann zusätzlich Gewebe entnommen werden.

Sollte sich der Verdacht auf einen Tumor weiter erhärten, wird erneut der Urin untersucht: Es wird kontrolliert, ob dieser bösartig veränderte Zellen aufweist. Diese geben einen beinahe sicheren Hinweis auf ein Harnblasenkarzinom.

Die genaue Untersuchung des Tumors

Wurde Blasenkrebs beim Patienten festgestellt, sollen weitere Untersuchungen Aufschluss darüber geben, wie weit die Krankheit bereits fortgeschritten ist. Außerdem wird überprüft, ob sich bereits Metastasen gebildet haben. Für diese genauere Untersuchung wird erneut Blasengewebe entnommen. Zudem wird eine Computertomographie durchgeführt. Mit dieser kann die Lage als auch die Größe des Tumors bestimmt werden. Darüber hinaus können durch die CT mögliche Tochtergeschwülste bildlich dargestellt werden. Die CT gibt Aufschluss darüber, ob der Tumor operativ entfernt werden kann. Besteht der Verdacht, dass der Tumor gestreut, also Metastasen gebildet hat, können zusätzlich ein Skelettszintigramm sowie eine Kernspintomographie durchgeführt werden.

Im weiteren Verlauf wird der behandelnde Arzt dem Patienten die Möglichkeiten der Therapie erläutern und zusammen mit diesem die optimale Behandlungsmethode bestimmen.

Die Therapie bei Blasenkrebs

Das Stadium der Erkrankung ist ausschlaggebend für die Art der Behandlung: Sowohl die Lokalisation als auch die Größe und die Ausbreitung des Tumors sind von Bedeutung. Außerdem haben die Bösartigkeit und die Geschwindigkeit des Wachstums Auswirkungen auf die Behandlung. Unter der Beachtung all dieser Faktoren wird eine TNM-Klassifikation vorgenommen. Hierbei handelt es sich um eine Art Steckbrief der Erkrankung, d.h. das genaue Stadium wird ermittelt.

Meistens handelt es sich bei einem Harnblasenkarzinom um einen oberflächlichen Tumor: Der Blasenkrebs ist in der Blasenschleimhaut gelegen und hat sich noch nicht auf die Muskulatur der Blase ausgeweitet. In solch einem Fall lässt sich der Tumor mit Hilfe eines Zystoskops entfernen und durch eine Elektroschlinge abtragen. Eine feingewebliche Untersuchung gibt im Anschluss an die Operation Auskunft darüber, ob der Tumor vollständig entfernt wurde.

Eine weitere Möglichkeit der Behandlung ist die örtliche Chemotherapie nach TUR: Im Anschluss an die Operation werden vorbeugende Medikamente verabreicht (sogenannte Chemotherapeutika). Somit soll ein erneutes Auftreten eines Harnblasenkarzinoms verhindert werden. Die Medikamente werden im Rahmen einer Zystoskopie unmittelbar in die Blase eingespült. Diesen Vorgang nennt man intravesikale Chemotherapie oder Instillationstherapie.

Es besteht auch die Möglichkeit einer örtlichen Immuntherapie nach TUR: Besteht ein hohes Rückfallrisiko, kann ein Tuberkuloseimpfstoff namens Bacillus Calmette-Guérin in die Blase eingebracht werden. Dieser Impfstoff löst im Körper eine starke Immunreaktion aus. Diese soll die Tumorzellen zerstören.

Die medikamentöse Behandlung nach einer Operation dauert zwischen sechs und acht Wochen. Sie wird i.d.R. einmal in der Woche durchgeführt. Sie dauert etwa zwei Stunden lang und erfolgt ambulant. An diese sogenannte Induktionsphase schließt sich häufig eine Erhaltungsphase an, welche Monate bis Jahre dauern kann. Im Rahmen dieser Erhaltungsphase erhält der Patient über einen Katheter weiterhin Medikamente und zwar einmal im Monat.

Ist der Tumor tiefer in der Blasenwand verankert, muss die Harnblase ganz oder teilweise entfernt werden. Darüber hinaus werden bei solch einem chirurgischen Eingriff umliegende Lymphknoten entfernt, sodass verhindert wird, dass sich der Tumor über befallene Lymphknoten erneut ausbreitet. Bei Frauen werden häufig die Eierstöcke, die Harnröhre, die Gebärmutter als auch ein Teil der Scheidewand entfernt. Bei Männern entfernt man i.d.R. die Samenblasen und die Prostata. Außerdem wird die Harnröhre entfernt, sofern diese mit einem Tumor befallen ist.

Sollte die vollständige Entfernung der Harnblase notwendig sein, wird nach der Entfernung ein künstlicher Ausgang gelegt, über den der Urin ablaufen kann. Es besteht aber auch die Möglichkeit einer sogenannten Neoblase. Hierfür wird ein Darmteil entfernt und zu einem Sammelbeutel geformt. Dieser Beutel wird operativ an die Harnröhre angeschlossen. Als Voraussetzung für diese “neue” Blase gilt, dass bei der feingeweblichen Untersuchung ein Befall des Übergangs zwischen Blase und Harnröhre mit Tumoren ausgeschlossen werden konnte. Andernfalls muss auch die Harnröhre entfernt werden – die Möglichkeit einer Neoblase ist dann nicht gegeben. Der Vorteil der Neoblase gegenüber dem künstlichen Ausgang ist, dass das Wasserlassen auf normale Weise möglich ist. Jedoch haben die Patienten keinen natürlichen Harndrang, sodass die Blase durch Pressen entleert werden muss. Je nach der aufgenommenen Flüssigkeitsmenge sollte diese Entleerung alle drei bis vier Stunden erfolgen.

Eine weitere Möglichkeit der “Blasenersetzung” besteht in der Verbindung der Harnleiter mit einem bestimmten Teil des Dickdarms (Ureterosigmoidostomie). Hierdurch kann der Urin während des Stuhlgangs ablaufen.

Weitere Möglichkeiten der Behandlung

Aus dem Grund, dass ein Harnblasenkarzinom strahlenempfindlich ist, können die Tumorzellen auch durch eine Strahlentherapie vernichtet werden. Auf diesem Weg kann die Blase erhalten werden. Die Strahlentherapie wird häufig mit einer Chemotherapie kombiniert. Durch den Einsatz von bestimmten Medikamenten (Zytostatika) wird der Tumor gegenüber den radioaktiven Strahlen empfindlich gemacht. Die Bestrahlung erfolgt täglich und über mehrere Wochen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Radiochemotherapie.

Eine Chemotherapie kommt infrage, wenn der Patient die Entfernung der Blase ablehnt bzw. wenn diese nicht möglich ist. Die Chemotherapie soll Tumorzellen ausschalten und betrifft den gesamten Körper. Sie kann auch helfen, wenn der Tumor sich bereits auf andere Organe oder auf die umliegenden Lymphknoten ausgeweitet hat.

So kann man Blasenkrebs vorbeugen

Zur Vorbeugung von Blasenkrebs bzw. um die Heilungschancen durch eine Früherkennung zu steigern, sollte auf das Rauchen verzichtet werden: Nikotin enthält biogene Amine. Diese fördern die Entstehung der Krankheit. Sollte man nicht von den Zigaretten loskommen, empfiehlt es sich, regelmäßig einen Arzt aufzusuchen, um sich auf Blasenkarzinome und auf Lungenkrebs hin untersuchen zu lassen.

Personen ab einem Alter von 50 Jahren sind am häufigsten von Blasenkrebs betroffen. Aus diesem Grund sollten Menschen in diesem Alter regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung gehen.

Hat eine Person den Blasenkrebs bereits besiegt, muss diese unbedingt alle Nachsorgetermine wahrnehmen! Nur auf diese Weise kann eine eventuelle Neubildung rechtzeitig erkannt werden. Zudem empfiehlt es sich für Patienten mit einer Konduit-Ableitung, bei der es sich um einen Beutel handelt, in den der Urin kontinuierlich abfließt, diese regelmäßig vom behandelnden Arzt untersuchen zu lassen.

Aktualisiert am 14. Februar 2021