Bauchfellentzündung

Die Bauchfellentzündung – eine Entzündung der Bauchraum überziehenden Häute

Leidet eine Person an einer Entzündung des Bauchfells, sind die beiden, den Bauchraum im Inneren überziehenden, Häute entzündet. Diese beiden Häute stellen das Bauchfell dar. Sie kleiden nicht nur die innere Seite der Bauchhöhle aus, sondern überziehen auch Teile der Becken- und Bauchorgane. Der Teil des Bauchfells an der Innenseite der Bauchhöhle wird parietales Bauchfell, der Teil an den Becken- und Bauchorganen viszerales Bauchfell genannt. Der medizinische Begriff für das Bauchfell lautet Peritoneum. Eine Bauchfellentzündung wird als Peritonitis bezeichnet.

Bei einem erwachsenen Menschen nimmt das Bauchfell eine Oberfläche von zwei bis zweieinhalb Quadratmetern ein. Die Aufgabe des Bauchfells ist es, die Organe in der für sie vorbestimmten Position zu verankern. Zudem können die Organe dank des Bauchfells bei Bewegung aneinander vorbeigleiten ohne aneinander zu reiben. Das Bauchfell ist von einem dichten Netz aus Lymph- und Blutgefäßen durchzogen. Zudem beherbergt es eine große Menge an Lymphknoten. Diese Blut- und Lymphgefäße als auch die Lymphknoten schützen den Bauchraum vor Infektionen.

Verschiedene Formen der Bauchfellentzündung

Es wird zwischen einer primären und einer sekundären Bauchfellentzündung unterschieden. Die primäre Form wird durch Bakterien bedingt und tritt spontan auf. Aus diesem Grund spricht man bei dieser Form auch von einer spontanen bakteriellen Peritonitis. Die sekundäre Form wird hingegen von anderen entzündlichen Erkrankungen des Bauchraums hervorgerufen.

Des Weiteren unterscheidet man zwischen einer lokalen und einer diffusen Bauchfellentzündung. Bei der lokalen Form tritt die Entzündung in einem bestimmten Areal auf, bei der diffusen Peritonitis ist der ganze Bauchraum betroffen.

Eine Bauchfellentzündung kann, sofern sie nicht rechtzeitig behandelt wird, lebensbedrohlich sein. Sie erfordert i.d.R. eine intensivmedizinische Behandlung. Im Vergleich zur diffusen Bauchfellentzündung, bei der eine hohe Sterblichkeitsrate besteht, sind die Heilungschancen bei einer lokalen Peritonitis gut.

Nicht immer gehen mit der Peritonitis klinische Symptome einher

Die Symptome einer primären Bauchfellentzündung sind oft nicht klar erkennbar. So lassen sich bei Patienten mit einer spontanen bakteriellen Peritonitis häufig keine klinischen Anzeichen finden. Bauchschmerzen und Fieber können auf eine Bauchfellentzündung hinweisen. Diese gehen oft mit einer Leberzirrhose, einer Bauchwassersucht oder mit einer chronischen Leberkrankheit einher. Diese stellen typische Erkrankungen dar, die in Verbindung mit einer Peritonitis stehen.

Bei der sekundären Peritonitis leidet der oder die Betroffene an starken Bauchschmerzen. Die Bauchdecke ist oft steinhart, weil die Bauchmuskulatur reflektorisch angespannt wird. Die Patienten leiden an Fieber und es geht ihnen schlecht. Aufgrund der starken Schmerzen liegen sie mit angezogenen Beinen im Bett. Die Symptome können zunächst lokal begrenzt sein und sich im weiteren Verlauf auf den kompletten Bauchraum ausbreiten – je nachdem, wo der Entzündungsherd liegt.

Die Ursachen für eine Bauchfellentzündung sind sehr vielfältig

In seltenen Fällen entsteht eine Bauchfellentzündung durch Tumore oder durch eine Verletzung der inneren Organe bzw. der Bauchdecke. Zu den seltenen Ursachen zählt auch die Keimübertragung bei Operationen. Im Falle einer Bauchfellentzündung, die durch Tumorzellen ausgelöst wird, kommt es zu einer nicht bakteriellen Entzündungsreaktion. Darüber hinaus sammelt sich maligne, also bösartige, Aszites an – eine große Menge an Flüssigkeit im Bauchraum.

Als häufigster Erreger einer Bauchfellentzündung gilt das Darmbakterium namens Escherichia coli. Dieses ist in 50 Prozent der durch Erreger ausgelösten Peritonitis die Ursache. Weitere typische Erreger sind bestimmte Kugelbakterien sowie Stäbchenbakterien. Auch bei diesen handelt es sich um Darmbakterien.

Eine Bauchfellentzündung im Unterbauch haut ihre Ursache häufig in einer akuten Blinddarmentzündung. In diesem Fall greifen freigesetzte Keime das Bauchfell an und führen zu einer Entzündungsreaktion. Zu einer Entzündungsreaktion können auch sogenannte Divertikel führen. Hierbei handelt es sich um kleine Ausstülpungen an der Darmwand.

Eine häufige Ursache für eine Bauchfellentzündung im Oberbauch sind wiederum eine entzündete Gallenblase, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse und des Magens. In solch einem Fall werden die Erreger über die Lymphbahnen oder über das Blut auf das Bauchfell übertragen.

Weitere Ursachen für eine Peritonitis

Nicht selten kommt es vor, dass ein Bluttropf die Bauchgefäße verstopft. Auch eine Operation in diesem Areal kann zu einer Verstopfung der Bauchgefäße führen. In solch einem Fall wird das Organ nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt. Die Folge kann eine Entzündung sein.

Ist der Darmabschnitt von der Durchblutungsstörung betroffen, kann dessen Inhalt nicht mehr weitertransportiert werden. Außerdem kann es zum Absterben der Darmwand und somit zu einer Durchlässigkeit dieser kommen. In der Medizin wird dieses Phänomen Darmverschluss bzw. paralytischer Ileus genannt. Als Folge vermehren sich die Bakterien in diesem Areal und produzieren Giftstoffe. Das führt letztendlich zu einer Entzündung des Bauchfells und es kann eine Durchwanderungsperitonitis entstehen, die lebensbedrohliche Ausmaße annehmen kann.

Lebensbedrohliche Ausmaße können auch entstehen, wenn ein anderes Bauchorgan einen Durchbruch erleidet. Solch ein Durchbruch entsteht häufig durch Entzündungen der Gallenblase oder des Blinddarms.

Sollte der Magen, die Galle oder die Bauchspeicheldrüse lecken, ohne, dass eine Entzündung besteht, kann auch das zu einer Entzündung des Bauchfells führen: Das Bauchfell wird durch das Bauchspeicheldrüsensekret, den Magensaft oder die Galle angegriffen und es entsteht eine sogenannte chemische Peritonitis.

Eine weitere Ursache für eine Bauchfellentzündung kann die schlechte Durchblutung der Leber sein. Hierzu kann es aufgrund von entzündlichen Umbauprozessen im Lebergewebe, Geschwülsten oder Blutgerinnsel kommen. Hierdurch entsteht ein erhöhter Druck in den Gefäßen, welche die Leber versorgen. Bei einer Lebererkrankung kommt es außerdem zu einer verringerten Eiweiß-Produktion. Beide Faktoren bedingen eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr sowie einen gleichzeitig verringerten Abtransport dieser Flüssigkeit. Hierdurch sammelt sich eine krankhafte Menge an freier Flüssigkeit im Bauchraum an, was, wie bereits erwähnt, Aszites oder maligne Flüssigkeit genannt wird. In diesem Zusammenhang spricht man auch von der Bauchwassersucht. Mit dieser kann eine große Menge an Bakterien ausgeschwemmt werden, welche das Bauchfell angreifen. Wie bereits beschrieben, spricht man in diesem Zusammenhang von einer primären Peritonitis.

Eine schnellstmögliche Diagnose ist wichtig

Aus dem Grund, dass eine Bauchfellentzündung lebensbedrohliche Ausmaße annehmen kann, gilt es diese schnellstmöglich zu diagnostizieren. Für die Diagnose wird der Arzt den Patienten zuerst ausführlich nach den Symptomen befragen. Auch vorausgegangene Operationen müssen vom Betroffenen erwähnt werden. Zudem sollte der Patient den behandelnden Arzt über vergangene Krankheiten und Infekte wie Magen- oder Bauchspeicheldrüsenentzündungen aufklären.

Im Rahmen der körperlichen Untersuchung wird der Arzt den Bauch des Patienten gründlich abtasten, um das Gebiet der Schmerzen genau bestimmen und somit die möglichen Entzündungsherde finden zu können. Sollte der Betroffene dabei mit Schmerzen auf bestimmte Druckpunkte reagieren, kann das der Hinweis auf eine Blinddarmentzündung sein. Schmerzen im linken Unterbauch weisen auf eine Entzündung von ausgestülpten Darmbläschen hin. Krampfartige Schmerzen im oberen Bauch sind wiederum Anzeichen für eine krankhafte Gallenblase. Zudem können durch das Abtasten des Bauches Anzeichen für eine Bauchwassersucht erkannt werden.

Weitere Untersuchungen in Bezug auf die Bauchfellentzündung

Um die Bauchfellentzündung genau diagnostizieren zu können, wird der Arzt anschließend weitere Untersuchungen durchführen bzw. veranlassen. Zu diesen zählt z.B. die Untersuchung des Blutes. In deren Rahmen werden diverse Werte auf eine Veränderung hin überprüft. Diese Veränderungen sind der Hinweis auf die Erkrankung eines bestimmten Organs. Zudem kann eine Blutuntersuchung eventuelle erhöhte Entzündungsparameter anzeigen. Auch die Bestimmung des Blutzuckers macht Sinn, da so eine Pseudoperitonitis ausgeschlossen werden kann.

Durch die Ultraschalluntersuchung kann vor allem eine Blinddarmentzündung festgestellt werden. Zudem gibt diese Untersuchung Aufschluss über freie Luft oder freie Flüssigkeit im Bauchraum (Aszites). Mit der Ultraschalluntersuchung kann die Ursache für die Bauchfellentzündung eingegrenzt werden.

Auch mit einer Röntgenuntersuchung lässt sich freie Luft im Bauchraum feststellen. Außerdem kann eine solche Untersuchung einen Darmdurchbruch sichtbar machen. Durch die Verwendung von Kontrastmitteln kann der Durchbruch, welcher Auslöser für die Bauchfellentzündung war, lokalisiert werden.

Mit der Durchführung einer Computertomografie sollen eventuelle Eiteransammlungen im Bauchraum festgestellt werden. Zudem kann auch mit der CT die eventuelle Durchbruchsstelle dargestellt werden.

Um eine primäre Bauchfellentzündung festzustellen, wird der Arzt auf eine Bauch-Punktion zurückgreifen. Hierbei sticht er mit einer Hohlnadel in die Bauchdecke und entnimmt eine Probe vom Bauchwasser. Diese Probe gibt Aufschluss über die Anzahl von bestimmten Blutzellen und sie dient der Anlegung von Kulturen, mit deren Hilfe man den Erreger der Peritonitis bestimmen kann.

Sollte der Grund für die Bauchfellentzündung in einer Bauchfelldialyse liegen, gibt die Dialyseflüssigkeit Aufschluss darüber. Ist eine Bauchfelldialyse die Ursache, ist die Flüssigkeit meist trüb und man findet vermehrt weiße Blutkörperchen darin.

Die Behandlung – i.d.R. kommt man um eine Operation nicht herum

In seltenen Fällen, d.h. wenn die Peritonitis sehr früh erkannt wurde und kein anderes Organ verletzt oder entzündet ist, kann auf eine Operation verzichtet werden. Hier reicht die Behandlung mit Antibiotika.

Eine Bauchfellentzündung stellt aber i.d.R. einen medizinischen Notfall dar, sodass die Betroffenen schnellstmöglich operiert werden müssen. Ansonsten kann es zu Komplikationen und im schlimmsten Fall zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen.

Die Art der Behandlung hängt insbesondere von der Ursache für die Peritonitis ab. Sollte z.B. ein Organ wie die Gallenblase entzündet oder aufgeplatzt sein, entfernt der Arzt das Organ oder Teile des Organs und übernäht anschließend das eingerissene Gewebe. Daraufhin wird er den Bauchraum durchspülen (mit einer Kochsalzlösung), um Bakterien und Eiteransammlungen zu beseitigen.

In einem nächsten Schritt legt der Chirurg eine Drainage in den Bauchraum. Diese stellt einen dünnen Schlauch dar, der die Entzündungsflüssigkeit nach außen abtragen soll. Es kann allerdings vorkommen, dass dieser Schlauch nicht ausreicht, damit die Flüssigkeit ablaufen kann. In diesem Fall muss der Arzt die Bauchhöhle erneut im Rahmen einer Operation durchspülen.

Nach der Operation wird der Patient auf die Intensivstation verlegt. Der Grund hierfür ist, dass eine diffuse Peritonitis eine Blutvergiftung nach sich ziehen kann, die lebensbedrohlich ist. Auf der Intensivstation erhält der Patient einen künstlichen Darmausgang und er wird über eine Magensonde ernährt. Zudem wird er künstlich beatmet und zwar so lange, bis sich der Kreislauf und das Herz stabilisiert haben. Der Darmausgang wird entfernt, sobald sich die Darmbewegung normalisiert hat. Aufgrund der starken Schmerzen werden dem Patienten Schmerzmittel verabreicht und er erhält Antibiotika.

Eine Vorbeugung ist nicht möglich

Man kann weder einer primären noch einer sekundären Bauchfellentzündung vorbeugen. Der Grund hierfür liegt vor allem darin, dass die Verletzungen und die Grunderkrankungen, die eine Bauchfellentzündung bedingen können, sehr vielfältig sind. Deshalb ist es umso wichtiger, dass eine Peritonitis bzw. die zugrundeliegende Erkrankung schnell erkannt und behandelt wird. Hieraus lässt sich schließen, dass man bei akuten starken Schmerzen in der Bauchgegend umgehend den Arzt aufsuchen sollte.

Aktualisiert am 14. Februar 2021