Arteriosklerose

Die Arteriosklerose wird in der Umgangssprache auch als Arterienverkalkung bezeichnet. Sie stellt eine Erkrankung der Arterien, also derjenigen Blutgefäße dar, die die Organe, die Muskeln und das Gewebe mit sauerstoffreichem Blut versorgen. Leidet ein Patient an Arteriosklerose, lagern sich Kalk, Blutfette und Blutgerinnsel an den Gefäßwänden ab. Diese Ablagerungen bezeichnet man als Plaques.

Generell kann eine Arteriosklerose in sämtlichen Arterien des menschlichen Körpers auftreten. Am häufigsten betroffen sind jedoch die Arterien am Herz, im Gehirn, im Hals sowie im Becken und in den Beinschlagadern. Zudem sind häufig Stellen betroffen, wo der Blutfluss aus physikalischen Gründen auf Hindernisse trifft. Gefäßverzweigungen sind ein Beispiel für diese Art von Hindernissen.

Im Rahmen einer Arteriosklerose verengen sich die Blutgefäße, wodurch sie letztendlich an Elastizität verlieren – das Blut kann nicht mehr ungehindert fließen. Das schlimmste Stadium einer Arteriosklerose ist der Infarkt. Dieser kommt zustande, wenn sich an den Plaques ein Thrombus, also ein Pfropf aus Blutplättchen, bildet. Die Arteriosklerose kann außerdem die Entstehung eines Aneurysmas bedingen. Die Folgen der Arteriosklerose stellen die häufigste Todesursache der westlichen Welt dar.

Die Symptome richten sich nach den betroffenen Gefäßen

Eine Arteriosklerose kann sich schon im Jugendalter entwickeln. Sie schreitet langsam fort und die Symptome zeigen sich meistens erst nach Jahren oder Jahrzehnten. Wie sich die Krankheit äußerst, ist abhängig von der Region bzw. von den Gefäßen, die betroffen sind.

Sind z.B. die Herzkranzgefäße verengt, handelt es sich um die koronare Herzkrankheit. Bei dieser weist der Herzmuskel eine verminderte Durchblutung auf. Zu den typischen Symptomen gehören linksseitige Brustschmerzen (Angina pectoris) und ein Engegefühl im Brustkorb. Im Falle, dass ein Blutgerinnsel ein Gefäß verschließt, welches bereits verengt ist, kann ein Herzinfarkt entstehen.

Ist hingegen die Halsschlagader betroffen, kann es im schlimmsten Fall zum Schlaganfall kommen. Mit diesem können Lähmungen entstehen, es kann zu Sprachstörungen und anderen Funktionsstörungen des Nervensystems kommen.

Wie bereits angedeutet, können auch die Arterien im Bein- und Beckenbereich betroffen sein. In diesem Fall spricht man von der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK). Diese entsteht durch die schlechte Durchblutung der Waden und der Oberschenkel. Zu den Symptomen gehören Muskelschmerzen. Wegen diesen müssen die Patienten schon bei kurzen Gehstrecken immer wieder Pausen einlegen. Aus diesem Grund wird die pAVK auch Schaufensterkrankheit genannt. Eine Verengung der Arterien im Beckenbereich kann bei Männern zu Impotenz führen. Erektionsstörungen gelten als ein möglicher früher Hinweis auf die Krankheit.

Tritt die Arterienverkalkung wiederum in den Gefäßen der Nieren auf, entsteht Bluthochdruck und die Nierenfunktion ist eingeschränkt. Der schlimmste Fall hier ist ein Nierenversagen.

Rauchen, Bluthochdruck und Diabetes als Hauptursachen

Die Hauptursachen für eine Arteriosklerose sind Diabetes mellitus, Bluthochdruck, schlechte Blutfettwerte – vor allem hohe Werte an LDL-Cholesterin – und das Rauchen. Zudem ist bewiesen, dass die Krankheit vererbt werden kann. Das Alter ist ebenfalls ein Faktor, der die Entstehung von Arteriosklerose bedingt. Weitere Ursachen sind:

  • Bewegungsmangel und Übergewicht
  • Stress
  • Eine unausgewogene und fettreiche Ernährung
  • Ein hoher Harnsäurespiegel
  • Ein hoher Homocysteinspiegel
  • Eine verstärkte Blutgerinnung
  • Vitaminmangelzustände

In Bezug auf die Vererbbarkeit von Arteriosklerose wurde herausgefunden, dass sie nur vom gegenteiligen Geschlecht weitergegeben werden kann, d.h., wenn ein männlicher Nachkomme das Gen besitzt, kann daraus abgeleitet werden, dass die Mutter zuvor das Gen getragen hat. In Bezug auf eine weibliche Nachkommin verhält es sich genauso, nur eben andersherum.

So diagnostiziert man eine Arteriosklerose

Im Rahmen der Diagnose wird der behandelnde Arzt den Patienten zunächst ausführlich nach seinen Lebensgewohnheiten fragen, um ein sogenanntes individuelles Risikoprofil erstellen zu können. Die wichtigsten Fragen sind die, ob der Patient raucht, ob er sich sportlich betätigt, wie die Ernährung aussieht und ob Vorerkrankungen bestehen, die eine Arteriosklerose begünstigen.

Außerdem nimmt der Arzt eine Blutuntersuchung vor. Hier werden die Blutzuckerwerte sowie die Cholesterinwerte überprüft. Sollte sich der Verdacht einer Arteriosklerose erhärten, werden der Blutdruck und der Bauchumfang gemessen sowie das Gewicht bestimmt.

Der Arzt wird den Patienten auf mögliche Folgeerkrankungen hin untersuchen und entsprechende Tests durchführen. Zu diesen Tests gehören die folgenden:

  • Abhören mit dem Stethoskop (Auskultation), um abnorme Strömungsgeräusche im Bereich des Herzens, des Halses und der Hauptschlagader (Aorta) zu überprüfen.
  • Eine Dopplersonografie, um Gefäßverengungen und –Erweiterungen an der Halsschlagader von außen zu erkennen. Hieraus lässt sich das Risiko für einen Schlaganfall ableiten.
  • Im Falle einer koronaren Herzkrankheit wird ein Belastungs-EKG durchgeführt. Ablagerungen an den Innenwänden der Herzkranzgefäße können durch einen intrakoronaren Ultraschall sichtbar gemacht werden. Hierzu wird eine Sonde mitten in das jeweilige Herzkranzgefäß eingeführt.
  • Sollte der Arzt eine Nierenarterienverkalkung vermuten, werden Blut- und Urinproben genommen, um die Nierenfunktion zu überprüfen.
  • Sollte der Verdacht einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit bestehen, wird der Arzt die Gehstrecke messen, die der Betroffene zurücklegen kann, ohne eine Pause einlegen zu müssen.
  • Sollte der Patient über Erektionsstörungen klagen, wird der Arzt eine Ultraschalluntersuchung vornehmen.

Die Behandlung: körperliche Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und verschiedene therapeutische Ansätze

Als Voraussetzung für die erfolgreiche Behandlung gelten eine ausgewogene Ernährung (z.B. mediterrane Kost) sowie viel körperliche Bewegung. Je nach dem Ausmaß der Erkrankung werden entweder verschiedene Medikamente eingesetzt oder die Arterien werden mit einem Katheter gedehnt. In manchen Fällen heißt der letzte Ausweg sogar OP.

Ehe mit der Behandlung begonnen werden kann, muss der Arzt also die Schwere der Krankheit feststellen. Eine Heilung im Frühstadium ist durchaus möglich. Sollte die Krankheit bereits fortgeschritten sein, lässt sich die Arteriosklerose nicht mehr heilen. Es kann nur ein Fortschreiten verhindert werden. Generell wird zwischen einer medikamentösen, einer interventionellen und einer operativen Therapie unterschieden.

Die medikamentöse Therapie der Arteriosklerose

Trotz des medizinischen Fortschritts gibt es keine Medikamente, die die Gefäßablagerungen auflösen und somit unmittelbar gegen eine Arteriosklerose wirken. Für die Behandlung der Krankheit sind Medikamente zur Blutverdünnung sowie Medikamente gegen Risikoerkrankungen (Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen) geeignet.

Medikamente zur Blutverdünnung

Durch die Behandlung mit blutverdünnenden Medikamenten soll die Bildung von Blutgerinnseln vermieden werden. Somit lassen sich Folgeerkrankungen wie ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall vorbeugend behandeln. Als gängiges Medikament in diesem Sinn gelten die sogenannten Thrombozytenaggregationshemmer. Zu diesen zählt z.B. die Azetylsalizylsäure. Diese darf jedoch nur niedrig dosiert sein.

Medikamente gegen Bluthochdruck

In Bezug auf diese Medikamente lässt sich sagen, dass es mit der Einnahme zunächst zu Schwindelgefühlen und zu Schwächeanfällen kommen kann. Der Grund liegt darin, dass sich der Körper bereits an den hohen Blutdruck gewöhnt hat. Aus diesem Grund sollten Patienten in einem engen Austausch mit dem behandelnden Arzt stehen. Sobald sich der Körper an diese Tabletten und den niedrigeren Blutdruck gewöhnt hat, verschwinden die Nebenwirkungen i.d.R. von selbst. In Fällen mit einem sehr hohen Blutdruck kann die Kombination mehrerer Medikamente sinnvoll sein.

Medikamente gegen Diabetes

Da auch Diabetes mellitus ein Risikofaktor für Arteriosklerose ist, sind Medikamente gegen die Zuckerkrankheit ebenfalls ein geeignetes therapeutisches Mittel. Das Risiko wird bei Bluthochdruck und bei Übergewicht, welche beide oft im Zusammenhang mit Diabetes mellitus stehen, noch einmal erhöht. Da eine optimale Blutzuckereinstellung i.d.R. nicht allein durch eine angepasste Ernährung erreicht werden kann, kommen Antidiabetika zum Einsatz. Die Patienten müssen aber in jedem Fall ihre Ernährung umstellen. Außerdem sollten die entsprechenden Medikamente genauso eingenommen werden, wie vom behandelnden Arzt empfohlen.

Medikamente gegen Fettstoffwechselstörungen

Zur Senkung des Cholesterinspiegels werden heute verschiedene Medikamente wie die Cholesterin-Synthese-Hemmer eingesetzt. Diese hemmen, wie ihr Name schon vermuten lässt, die Bildung von Cholesterin und zwar in der Leber. Hierdurch sinken die Werte des schlechten LDL-Cholesterins um bis zu 50 %. Das gefäßschützende HDL-Cholesterin steigt wiederum an.

Lipid-Apherese

Eine sogenannte Apherese kann das Lipidprotein a sowie das LDL-Cholesterin aus dem Blut entfernen. Das Verfahren beinhaltet die Entnahme des Bluts über die Armvene. Anschließend werden die Blutfette entfernt und das Blut über eine zweite Armvene wieder dem Blutkreislauf zugeführt. Diese Behandlung muss öfter wiederholt werden und zwar wöchentlich oder spätestens alle zwei Wochen. Die Lipidapherese kommt nur bei Patienten mit genetisch bedingten hohen LDL-Cholesterin- und Lipidprotein a-Werten zum Einsatz. Im Rahmen der Apherese kann es zu Komplikationen kommen. Aus diesem Grund sollten zunächst alle anderen Möglichkeiten der Blutfettwert-Senkung in Betracht gezogen werden.

Behandlung durch Intervention und Operation

Ist die Arteriosklerose weit fortgeschritten und besteht das Risiko eines Herzinfarkts oder einer anderen Folgeerkrankung, heißt der letzte Ausweg interventionelles oder operatives Verfahren. Je nachdem, wo sich das Plaque gebildet hat und wie schwer die Symptome sind, können die Ablagerungen mit einem Katheter abgetragen werden: Die Entfernung des Plaques erfolgt mit Hilfe eines Messers, eines Bohrkopfes oder eines Lasers, die an dem Katheter angebracht werden.

Zudem besteht die Möglichkeit, die Gefäßwände zu dehnen. So werden diese wieder durchlässig für den Blutstrom gemacht. Die Aufdehnung – Angioplastie genannt – wird mit einem kleinen Ballon durchgeführt. Dieser sitzt am Ende des Katheters und wird gefüllt, sobald er sich an der verengten Gefäßstelle befindet. Durch den entstehenden Druck wird das Gefäß geweitet. Um zu verhindern, dass nach dem Eingriff erneut eine Verengung entsteht, hat der Arzt die Möglichkeit, ein „Netz“ an der verengten Stelle anzubringen. Dieses „Netz“ wird als Stent bezeichnet.

Sollte die Arteriosklerose bereits weit fortgeschritten oder ein langer Arterienabschnitt betroffen sein, hilft oft nur noch eine Bypass-Operation. Im Rahmen dieser wird die verengte Stelle mit einem Venenstück überbrückt. So wird ein ausreichender Blutfluss bzw. eine ausreichende Blutversorgung sichergestellt. In den Beinen oder am Hals wird anstelle einer Vene oft synthetisches Material wie ein Schlauch aus Kunststoff oder Teflon verwendet. Es besteht auch die Möglichkeit, Plaques durch offene Operationstechniken zu entfernen. Das ist jedoch nur in bestimmten Fällen (z.B. Halsschlagader) und in bestimmten (gefäßchirurgischen) Behandlungszentren möglich.

Die Vorbeugung von Arteriosklerose

Jeder hat es in der eigenen Hand, der Arteriosklerose vorzubeugen. Um Die Blutgefäße gesund und jung zu halten, sollte man sich ausgewogen ernähren. Hierfür eignet sich z.B. die mediterrane Küche. Es sollte viel Obst und Gemüse gegessen und auf tierische Fette verzichtet werden. Es empfehlen sich geeignete Maßnahmen zur Stressreduktion und man sollte sich viel bewegen sowie auf das Rauchen verzichten. Zudem sollten der Blutdruck und die Blutzucker- sowie die Blutfettwerte regelmäßig kontrolliert werden. Sind diese Werte schlecht, gilt es sich von einem Arzt behandeln zu lassen.

Aktualisiert am 13. Februar 2021