Afterjucken

Afterjucken, auch „Juckreiz am After“ oder Pruritus ani genannt, ist von einem intensiven Juckreiz im Bereich des Afters gekennzeichnet. Dieses Jucken kann das Leitsymptom diverser und zum Teil schwerwiegender Erkrankungen sein. Meist weist es aber lediglich auf Hautirritationen oder allergische Reaktionen auf Nahrungsmittel hin.

Hält das Jucken am After länger an und nimmt es quälende, peinigende Ausmaße an, sollte der oder die Betroffene einen Arzt bzw. einen Dermatologen oder einen Proktologen aufsuchen.

Männer sind häufiger betroffen als Frauen

Afterjucken stellt eine der häufigsten Beschwerden dar, die dazu führen, dass Patienten eine proktologische Praxis aufsuchen. Es bestehen zwar keine genauen Statistiken über die jährlichen Neuerkrankungen, doch es wird angenommen, dass zwischen ein und fünf Prozent der deutschen Bevölkerung unter Afterjucken leiden. Bei den meisten Betroffenen dauern die Symptome länger als 12 Monate an. Zudem weiß man, dass Männer häufiger betroffen sind als Frauen und die meisten Patienten/ Patientinnen sind zwischen 40 und 50 Jahre alt. Afterjucken kann auch im Kindesalter auftreten.

Ein starker Juckreiz, der die Patienten psychisch belastet

Afterjucken bedeutet für Betroffene nicht nur eine körperliche, sondern auch eine seelische Belastung. Die Patienten leiden an einem starken Drang, sich zu kratzen. Dieser Drang ist nachts stärker als tagsüber. Der Juckreiz kann derartige Ausmaße annehmen, dass die Personen Hilfsmittel wie etwa Zahnbürsten zum Kratzen verwenden. Zum Teil berichten Betroffene, dass das Jucken quälender ist als starke Schmerzen. Da das Kratzen nur eine kurzzeitige Linderung verschafft, kratzen sich die Betroffenen teilweise dauerhaft. Das führt dazu, dass sich die Personen persönlich gedemütigt fühlen. Der Juckreiz kann so stark werden, dass er nicht mehr von Schmerzen unterschieden werden kann.

Mögliche Begleiterscheinungen

Das Afterjucken kann von weiteren analen Symptomen wie einem Brennen und einem Nässen begleitet sein. Weitere häufige Begleiterscheinungen sind Stuhldrang, Schmerzen und ein Ausfluss aus dem After. Die Stuhlentleerung kann abnorme Ausmaße annehmen und es kann sich ein Fremdkörpergefühl im After bilden.

Diese Komplikationen können auftreten

Das Afterjucken führt zu einem reflexartigen Kratzen. Dieses dauerhafte Kratzen kann zu gewissen Komplikationen führen. So besteht beispielsweise die Möglichkeit, dass die Haut am After Läsionen davonträgt. Hierdurch kann es zu einer bakteriellen Infektion kommen, sodass sich der betroffene Bereich entzündet. Außerdem führen diese Läsionen nicht selten zu einem brennenden Schmerz. Dieser Schmerz setzt das allgemeine Wohlbefinden des oder der Betroffenen zusätzlich herab. Das Kratzen ist mit Abstand die häufigste Ursache für Komplikationen bei Afterjucken. Das Afterjucken an sich kann zu keinen Komplikationen führen.

Die Zerstörung des Schutzmantels als Hauptursache

In den allermeisten Fällen findet sich die Ursache für das Jucken des Afters in harmlosen Faktoren wie einer mangelhaften oder gar einer übertriebenen Analhygiene. Die Haut des Analbereichs ist mit einem Schutzmantel versehen. Dieser dient dazu, mechanische und chemische Reize abzuwehren. Der Schutzmantel wird vor allem durch die Verwendung von aggressiven Waschlotionen oder Seifen sowie durch zu häufiges Waschen zerstört. Dadurch wird die Haut trockener und anfälliger für bakterielle Infektionen und mechanische Irritationen. In nicht seltenen Fällen wird das Afterjucken durch eine Kontaktallergie auf Waschmittel oder Seifen hervorgerufen. Ebenso kann feuchtes Toilettenpapier das Jucken bedingen.

Wenn eine Person die Analhygiene vernachlässigt, besteht die Möglichkeit, dass sich Stuhlreste im Analbereich ansammeln. In Verbindung mit Körperwärme bzw. mit Schweiß bilden die Reste irritative Substanzen. Diese greifen die Haut an und verursachen einen Juckreiz.

Erkrankungen, die Pruritus ani begünstigen können

Wie bereits erwähnt, kann das Jucken des Afters auch auf diverse Erkrankungen hinweisen. Die häufigste Erkrankung, mit der Pruritus ani einhergeht, ist das sogenannte Hämorrhoidalleiden. Hierbei handelt es sich um eine krankhafte Erweiterung der Hämorrhoiden. Diese stellen ein Gefäßgeflecht am Ende des Darmkanals dar. Entgegen der allgemeinen Annahme kommt diese anatomische Struktur bei jedem Menschen vor. Wie es genau zu einer Erweiterung des Gefäßgeflechtes kommt, ist bisher unbekannt. Neben Hautirritationen und Juckreiz sind Blutabgang und eine gestörte Feinkontinenz samt gelegentlichem, ungewolltem Schleimabgang typische Merkmale des Hämorrhoidalleidens.

Wenn das Jucken des Afters in Verbindung mit häufigen Durchfällen auftritt, muss eine chronisch entzündliche Darmerkrankung als Ursache in Betracht gezogen werden. In diesem Fall sollte man einen Arzt aufsuchen, um einen Morbus Crohn und eine Colitis ulcerosa ausschließen zu können.

Weitere Erkrankungen, mit denen Afterjucken einhergehen kann

Auch Diabetes mellitus kann zu Pruritus ani führen. Die mit der Stoffwechselerkrankung einhergehende Immunschwäche kann Infektionen in der Analregion begünstigen. Ist die Immunschwäche durch eine Chemotherapie oder durch HIV bedingt, besteht eine erhöhte Gefahr für Hefepilz- und Bakterieninfektionen.

In Fällen, in denen das Afterjucken in Kombination mit kleinen Erhebungen in der Analregion bzw. in der Genitalregion auftritt, kann es sich um eine Infektion mit humanen Papillomviren handeln. In diesem Zusammenhang spricht man auch von sogenannten Feigwarzen. Diese gehören zu den sexuell übertragbaren Krankheiten.

Des Weiteren besteht die Möglichkeit, dass das Afterjucken durch eine Wurmerkrankung bedingt ist. Ein Wurm, der Pruritus ani auslösen kann, ist der Madenwurm, auch als Enterobius vermicularis bekannt.

Afterjucken kann außerdem auf ein Analkarzinom sowie auf ein Analrandkarzinom hinweisen. Während das Analrandkarzinom am Übergang zwischen dem Analkanal und der äußeren Haut entsteht, findet man ein Analkarzinom im Analkanal.

Die Diagnose durch den Proktologen

Der Arzt erkundigt sich zunächst nach den auftretenden Symptomen sowie nach der Dauer des Juckreizes. Er fragt den Patienten, wie ausgeprägt der Juckreiz ist und zu welchen Zeitpunkten er auftritt. Ebenso erkundigt er sich, ob Vorerkrankungen des Darms bekannt sind und, ob Stuhlunregelmäßigkeiten bestehen.

Es folgt eine klinische Untersuchung des Analbereichs: Der Arzt tastet die Analregion ab und führt eine endoskopische Proktoskopie durch. Des Weiteren untersucht er die Haut sowie die Schleimhäute der Region. So kann der Arzt infektiöse und dermatologische Erkrankungen ausschließen bzw. feststellen. Hat sich der Verdacht auf Afterjucken bestätigt, werden weitere Untersuchungen durchgeführt, die Aufschluss über die Ursache bzw. über auslösende Erkrankungen geben sollen.

Die symptomatische Behandlung des Pruritus ani

Afterjucken wird i.d.R. symptomatisch behandelt. Der Grund: Pruritus ani stellt, unabhängig von der Ursache, für Betroffene eine starke körperliche und psychische Belastung dar. Es gibt diverse Salben und Puder, die auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden können. So wird der Juckreiz schnell unterbunden und die Patienten können wieder ungehemmt am gesellschaftlichen Leben teilhaben.

Sofern sich mögliche Verletzungen des Afters nicht entzünden, müssen diese nicht behandelt werden – sie heilen i.d.R. von alleine ab. Bei einer bakteriellen Ursache für Pruritus ani muss hingegen ein Antibiotikum eingenommen werden. Zudem besteht in Fällen mit größeren Wunden die Möglichkeit, die Wundheilung mit Salben zu verbessern.

Bei einer mechanischen Reizung durch Hämorrhoiden muss zunächst sichergestellt werden, dass diese der Auslöser für das Afterjucken sind: im Falle von Hämorrhoiden besteht auch immer der Verdacht, dass es sich um eine Enddarm-Krebserkrankung handeln kann. Konnte diese ausgeschlossen werden, richtet sich die Therapie der Hämorrhoiden nach dem Allgemeinzustand des Patienten sowie nach dem Stadium der Erkrankung.

Pruritus ani kann prinzipiell problemlos behandelt werden. Eine weitere Möglichkeit der Therapie besteht in sogenannten Sitzbädern. Diese dienen vor allem der längerfristigen Behandlung.

Das können Betroffene tun

Im Folgenden werden einige nützliche Hinweise gegeben, die man bei einem bestehenden Afterjucken, unabhängig vom Arzt, berücksichtigen kann. Diese Maßnahmen dienen zum Teil auch der Vorbeugung:

  • Benutzen von seifenfreien Waschlotionen.
  • Auf Cremes verzichten. Sollte man nicht auf Cremes verzichten wollen, kann Vaseline ohne Zusatzstoffe verwendet werden.
  • Feuchte Toilettentücher vermeiden. Diese sind häufig die Ursache für allergische Reaktionen.
  • Vor und nach dem Geschlechtsverkehr, während der Regelblutung und nach dem Stuhlgang sollte die Intimregion mit klarem Wasser gereinigt werden. Anschließend kann weiches Toilettenpapier zum Trockentupfen verwendet werden.
  • Scharfes, salziges Essen, Alkohol und viel Koffein vermeiden.
  • Ebenso sollte man auf Zitrusfrüchte mit viel Säure verzichten.
  • Tragen von Baumwollunterwäsche anstatt von synthetischer Wäsche. So wird es im Intimbereich weder zu warm noch zu feucht.
Aktualisiert am 13. Februar 2021