Toxoplasmose

Die Toxoplasmose stellt eine durch den Parasiten Toxoplasma gondii verursachte Infektionskrankheit dar. Die Toxoplasmose ist eine Tierkrankheit, die den Menschen lediglich als Zwischenwirt des Parasiten betrifft. Die Infektionskrankheit kommt recht häufig vor. Sie betrifft Menschen aller Altersgruppen. In den meisten Fällen gehen mit der Toxoplasmose keine Beschwerden einher. Sie kann jedoch auch einen schweren Verlauf nehmen und somit ernste Folgen haben. So beispielsweise bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder bei schwangeren Frauen.

Immunität nach der Erstinfektion

Laut Statistiken haben die Hälfte aller Menschen in Deutschland bereits eine Infektion mit Toxoplasmose hinter sich. Dabei steigt die Wahrscheinlichkeit für die Toxoplasmose mit dem Alter an: etwa 70 Prozent aller über 50-Jährigen weisen Antikörper auf, die auf eine überstandene Toxoplasmose-Infektion hinweisen. Die Betroffenen sind nach der Erstinfektion i.d.R. ein Leben lang gegen die Parasiten immun.

Toxoplasmose bei schwangeren Frauen

Wie bereits erwähnt, kann eine Toxoplasmose bei einer Erstinfektion in der Schwangerschaft ernste Folgen haben: infiziert sich eine schwangere Frau mit dem Parasiten, gefährdet das das ungeborene Kind – die Parasiten gehen über die Plazenta auf das Ungeborene über. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Embryo mit dem Parasiten infiziert wird, steigt mit der Dauer der Schwangerschaft an. Während im ersten Drittel der Schwangerschaft ein Infektionsrisiko von knapp 17 Prozent besteht, beträgt dieses im zweiten Drittel 24 Prozent und im letzten Drittel der Schwangerschaft 64 Prozent. Dabei gilt: je jünger das Ungeborene, desto schwerwiegender sind die Folgen einer Infektion. Bei einer Infektion im ersten Drittel der Schwangerschaft kommt es häufig zu einem Abort. Wird ein Kind im zweiten Drittel mit dem Parasiten infiziert, kommt es meist ohne Symptome auf die Welt. Dennoch können sich im Verlauf des Lebens Spätsymptome einer angeborenen Toxoplasmose ausbilden. Hierbei handelt es sich um Merkmale wie Krampfanfälle oder Entwicklungsverzögerungen. Das Kind ist nicht bzw. nur gering gefährdet, wenn die Mutter sich bereits vor der Schwangerschaft mit den Parasiten infiziert und somit rechtzeitig Antikörper gegen die Toxoplasmose gebildet hat.

Symptome sind eher selten

Die Inkubationszeit, also die Zeit, die zwischen der Infektion und den ersten Symptomen vergeht, beträgt etwa zwei bis drei Wochen. Nach dem Ablauf dieser Zeit kommt es zu vier für die Toxoplasmose typischen Erscheinungsbildern:

Ist ein gesunder Mensch, egal in welchem Alter, von den Parasiten befallen, gehen mit der Toxoplasmose i.d.R. keine Beschwerden einher. Nur in etwa zehn bis 20 Prozent der Fälle schwellen die Lymphknoten im Hals- und im Kopfbereich an und es entstehen Fieber und eine allgemeine Müdigkeit. Nach einigen Wochen klingt die Infektion von alleine und ohne Komplikationen ab. Bei dieser Erscheinungsform handelt es sich um die häufigste Art der Toxoplasmose.

Bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kann die Erstinfektion oder die Reaktivierung der Infektion, welche zuvor symptomlos verlaufen ist, zu einer Gehirnhautentzündung führen. In diesem Fall besteht Lebensgefahr. Vor allem Patienten, die sich einer Transplantation unterzogen haben und HIV-Patienten sind von dieser Form der Toxoplasmose betroffen.

Infiziert sich eine schwangere Frau mit den Parasiten und greifen diese auf das ungeborene Baby über, können Schäden an sämtlichen Organen entstehen. Vor allem das Gehirn ist gefährdet. In einigen Fällen kommt es zu einer Fehlgeburt. Wie bereits erwähnt, bestimmt der Zeitpunkt der Infektion die entstehenden Schäden: Kinder können u.a. mit Augennetzhautentzündungen, mit einer Mikrozephalie (Verkleinerung des Kopfes) oder mit einem Wasserkopf (Hydrozephalus) auf die Welt kommen.

Bei der okulären Toxoplasmose, welche eine Spätfolge der angeborenen Toxoplasmose darstellt, kann sich die Augennetzhaut entzünden. Diese Entzündung kann lediglich eine leichte Beeinträchtigung der Sehfähigkeit bedingen, sie kann aber auch bis zur vollkommenen Erblindung führen. Die okuläre Toxoplasmose bildet sich meist erst zwischen der zweiten und dritten Lebensdekade aus.

Die Toxoplasmose wird durch den Toxoplasma gondii-Parasiten ausgelöst

Als Auslöser der Toxoplasmose gilt der einzellige Parasit Toxoplasma gondii. Wie bereits erwähnt, ist der Mensch lediglich ein Zwischenwirt für den Parasiten – er befällt vornehmlich Katzen sowie katzenartige Raubtiere. Auch Schweine und Rinder dienen dem Parasiten als Zwischenwirt. Im Darm der Katze vermehrt sich der Toxoplasma gondii und er entwickelt eierartige Vorstadien, Oozysten genannt. Diese werden über den Kot ausgeschieden. An der Luft reifen die Oozysten infektiös heran, was sie einige Monate lang bleiben. Die Gefahr für eine Schmierinfektion besteht demnach, wenn eine Person das Katzenklo saubermacht und sich anschließend mit ungewaschenen Händen an den Mund fasst. Ebenso besteht eine Infektionsgefahr, wenn das eigene Gemüse aus dem Garten mit Katzenkot in Kontakt gekommen ist.

Weitere mögliche Infektionswege

Ein weiterer häufiger Infektionsweg besteht in der Aufnahme von verunreinigter Nahrung – vor allem rohes und ungenügend erhitztes Fleisch und besonders Ziegen-, Schafs- und Schweinefleisch stellen einen möglichen Träger der Oozysten dar. Bereits das einmalige Abschmecken von rohen Fleischgerichten reicht aus, um sich mit der Toxoplasmose zu infizieren.

Ein weiterer Übertragungsweg ist eine Organ-Transplantation: wird einem Patienten ein Organ eines an der Toxoplasmose erkrankten Spenders eingepflanzt, besteht die Gefahr, dass auch der Empfänger des Organs an der Toxoplasmose erkrankt.

Die Diagnose per Serofarbtest

Mithilfe des sogenannten Sabin-Feldman-Tests (auch: Serofarbtest) lassen sich bestimmte Antikörper gegen den Toxoplasma gondii-Parasiten im Blutserum nachweisen. Die Konzentration der Antikörper steigt schon früh im Krankheitsverlauf an, sodass der Nachweis per Serofarbtest bereits innerhalb der ersten zwei Wochen nach der Infektion möglich ist. Eine hohe Antikörperkonzentration weist auf eine akute Toxoplasmose-Erkrankung hin, niedrige Werte deuten auf eine durchgemachte Infektion hin.

Besteht der Verdacht auf eine Neugeboreneninfektion, erfolgt der Erreger-Nachweis in der Gehirnflüssigkeit oder im Blut. Zuvor können Ultraschalluntersuchungen durchgeführt werden, um die Entwicklung des Fötus im Mutterleib zu verfolgen bzw. zu kontrollieren. Die Erbsubstanz des Erregers kann zudem im Fruchtwasser nachgewiesen werden.

In den meisten Fällen kann auf eine Behandlung verzichtet werden

In den meisten Fällen einer Toxoplasmose ist keine Behandlung notwendig – die Infektion verursacht i.d.R. keine oder kaum Beschwerden und klingt von alleine wieder ab. Schwangere Frauen, die sich das erste Mal mit dem Toxoplasma gondii infiziert haben, sollten jedoch unbedingt einen Arzt aufsuchen. Dieser wird der Schwangeren ein Antibiotikum verschreiben und zwar auch, wenn keine Symptome bestehen. So wird eine Infektion des Ungeborenen verhindert. Ein geeignetes Mittel hierfür ist das Antibiotikum namens Spiramycin. Dieses kann ab der 16. Schwangerschaftswoche mit dem Antibiotikum namens Pyrimethamin kombiniert werden. So wird der Wirkungsgrad des Mittels erhöht. Um Schäden am Knochenmark zu verhindern, erhalten schwangere Frauen zudem Folinsäure. Hat sich das Ungeborene trotz dieser Maßnahmen mit dem Parasiten infiziert, kommen dieselben Medikamente unmittelbar nach der Geburt zum Einsatz.

Auf eine Therapie mit den erwähnten Antibiotika sollte auch im Falle einer Toxoplasmose bei gleichzeitig geschwächtem Immunsystem nicht verzichtet werden. Gleiches gilt für eine Toxoplasmose-Infektion am Auge. Im letzten Fall kann auch das Antibiotikum namens Clindamycin zum Einsatz kommen. Bei einer bestehenden Immunschwäche kann zusätzlich eine Chemoprophylaxe erfolgen.

Die Toxoplasmose verläuft meist harmlos

Eine Toxoplasmose ist i.d.R. harmlos. Schwerwiegende Folgen können nur bei einer Erstinfektion während der Schwangerschaft oder bei einer Toxoplasmose bei Menschen mit einem stark geschwächten Immunsystem auftreten. Neben der Entzündung des Gehirns kann eine Toxoplasmose-Infektion bei einem gleichzeitig geschwächten Immunsystem die Lunge, das Herz, die Leber und die Milz in Mitleidenschaft ziehen. So kann es beispielsweise zu einer Lungenentzündung oder zu einer Myokarditis kommen. Letztere beschreibt eine Entzündung des Herzmuskels. Wird die Toxoplasmose bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem nicht rechtzeitig behandelt, kann sie innerhalb von wenigen Wochen einen tödlichen Verlauf nehmen.

So kann man einer Toxoplasmose vorbeugen

Es bestehen mehrere Maßnahmen, mit denen man einer Toxoplasmose vorbeugen kann. So sollte man sich stets die Hände waschen, nachdem man mit möglicher kontaminierter Erde (zum Beispiel im Garten) in Kontakt gekommen ist. Ebenso sollte man die Hände waschen, wenn man rohes Fleisch angefasst hat und im Allgemeinen kann das Händewaschen vor jeder Nahrungsaufnahme nicht schaden.

Darüber hinaus sollte auf eine entsprechende Hygiene im Umgang mit Katzen geachtet werden: Hauskatzen, die nicht mit rohem Fleisch gefüttert werden, laufen keine Gefahr, sich mit einer Toxoplasmose zu infizieren. Demgegenüber weisen Katzen, die im Freien herumlaufen, ein erhöhtes Risiko für die Infektion mit dem Parasiten auf: Mäuse und andere Beutetiere können infiziert sein.

Lebensmittel und vor allem Obst und Gemüse sollten vor dem Verzehr gründlich gewaschen werden! Auf den Verzehr von rohem Fleisch sollte am besten ganz verzichtet werden. Ebenso gilt es, Fleisch stets ausreichend zu erhitzen. So werden mögliche Parasiten und andere Erreger abgetötet.

Es gibt keine Impfung gegen die Toxoplasmose

Anders als für viele andere Infektionskrankheiten gibt es keine Impfung gegen die Toxoplasmose. Beruhigend ist aber, dass derjenige, der einmal an der Infektionskrankheit erkrankt war, für den Rest seines Lebens immun gegen den Toxoplasma gondii-Parasit ist.

Die Vorbeugung gegenüber einer Toxoplasmose-Infektion ist besonders wichtig, wenn man Medikamente einnimmt, die das körpereigene Abwehrsystem unterdrücken. Außerdem sollten schwangere Frauen, die noch nie mit dem Toxoplasma gondii-Parasit infiziert waren, vorbeugende Maßnahmen einleiten. Anhand einer Blutuntersuchung kann bestimmt werden, ob eine Person immun gegen Toxoplasmose ist oder nicht. Fällt der Test negativ aus, muss er während einer Schwangerschaft wiederholt werden. So kann eine frische Infektion früh erkannt und somit rechtzeitig behandelt werden.

Aktualisiert am 19. Februar 2021