Syphilis

Die Syphilis wird auch als Lues oder als Lues venera bezeichnet. Es handelt sich um eine Infektionskrankheit, die vor allem durch Geschlechtsverkehr übertragen wird. Hierbei gelangt der Erreger – das Bakterium Treponema pallidum – über kleine Hautrisse oder die Schleimhaut in den Körper. Die Syphilis gehört, ebenso wie beispielswiese der Tripper, zu den sexuell übertragbaren Krankheiten.

Ein weiterer möglicher Übertragungsweg ist der über Bluttransfusionen oder Blutkontakte. In Deutschland wird die Syphilis sehr selten auf diesem Weg übertragen. Ebenso ist die Übertragung von einer schwangeren Frau auf das ungeborene Baby möglich und zugleich selten in Deutschland.

Im Jahr 2014 erkrankten 5.700 Menschen an der Syphilis

Der Behandlungserfolg der sexuell übertragbaren Krankheit gilt allgemein als gut. Auch deshalb ist die Syphilis in den letzten Jahren „etwas in Vergessenheit geraten“. Diese Tatsache täuscht darüber hinweg, dass die Zahl der Neuerkrankungen in den letzten Jahrzehnten stetig angestiegen ist. In Deutschland wurden 2014 beispielsweise über 5.700 Erkrankungen registriert. Das entspricht einem Vorjahresanstieg von knapp 14 Prozent. Männer sind häufiger betroffen als Frauen und zwar vor allem, wenn sie sexuell mit Männern verkehren.

Mit der Lues gehen viele verschiedene Symptome einher

Die Lues bedingt viele verschiedene Symptome. Diese reichen von schmerzlosen Veränderungen der Haut bis hin zu schweren geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen. Die Symptome sind maßgeblich vom Erkrankungsstadium abhängig. Die Syphilis wird in vier verschiedene Stadien eingeteilt:

  • Stadium 1: die primäre Syphilis
  • Stadium 2: die sekundäre Syphilis
  • Stadium 3: die tertiäre Syphilis, auch Spätsyphilis genannt
  • Stadium 4: die quartäre Syphilis (auch: Neurosyphilis)

Symptome im Primärstadium

Die ersten Symptome der Syphilis treten etwa zehn bis 90 Tage nach der Infektion mit dem Erreger auf. Die Stelle, an der der Erreger in den Körper eingedrungen ist, weist ein Ulkus (Geschwür) auf. In diesem Zusammenhang spricht man auch von einem sogenannten Primäraffekt. In den meisten Fällen tritt das Ulkus an den Schamlippen, in der Scheide oder am Penis auf. Darüber hinaus kann das Ulkus bei Oralverkehr auf der Mundschleimhaut entstehen. Bei einer Infektion per Analverkehr entsteht es im Enddarm. Das Geschwür ist i.d.R. schmerzlos, bei einem Geschwür des Enddarms und der Mundschleimhaut können jedoch große Schmerzen entstehen. Die rötlich gefärbten Geschwüre sondern eine farblose Flüssigkeit ab. Diese beinhaltet viele Erreger – die Flüssigkeit wird als hoch infektiös eingestuft.

Im weiteren Verlauf der Erkrankung kommt es zu einer Verdickung der regionalen Lymphknoten. Die Symptome des Primärstadiums heilen i.d.R. nach etwa vier bis sechs Wochen selbstständig, also ohne Behandlung ab.

Die Symptome im zweiten Stadium

Etwa drei bis sechs Wochen nach der Infektion tritt das Sekundärstadium mit Symptomen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen als auch einer allgemeinen Abgeschlagenheit ein. Weitere Symptome wie Schüttelfrost erinnern an eine Grippe. Des Weiteren sind sämtliche Lymphknoten des Körpers vergrößert und nach zwei weiteren Wochen bildet sich ein Hautausschlag. Dieser macht sich zunächst in Form von rosafarbenen Flecken bemerkbar. Diese Flecken weiten sich zu derben, kupferfarbenen Knötchen, Papeln genannt, aus. Diese Knötchen können sich öffnen und zu nässen beginnen. Auch die hierbei austretende Flüssigkeit ist hoch infektiös. Neben diesen Symptomen klagen einige Patienten im Sekundärstadium über Haarausfall. All diese Merkmale klingen nach etwa vier Monaten ab. Werden sie nicht behandelt, können sie in den folgenden zwei Jahren immer wieder auftreten.

Eine Ruhephase als Zwischenstadium

Nach dem zweiten Stadium kann eine Ruhephase (Latenz) eintreten. Diese kann mehrere Monate und sogar Jahre andauern. In dieser Zeit kommt es zu keinerlei Symptomen, auch, wenn sich der Erreger nach wie vor im Körper befindet. Das bedeutet, dass die Betroffenen immer noch ansteckend sind. Nach einem unbestimmten Zeitraum kommt es zu einem erneuten Ausbruch der Syphilis. Dieser erneute Ausbruch wird häufig unter dem Begriff Spätsyphilis zusammengefasst.

Symptome im Tertiärstadium

Nach etwa drei bis fünf Jahren sind nicht mehr nur die Eintrittsstelle, die Lymphknoten und die Haut vom Erreger befallen, sondern das Treponema pallidum hat sich auf den gesamten Körper ausgebreitet: sowohl innere Organe als auch das Blut, die Knochen, die Muskeln und die Luftwege sind betroffen. Hieraus ergeben sich weitere, für die Syphilis typische Symptome: es kann zur Bildung von gummiartigen Knoten, Gummen genannt, kommen. Platzen diese auf, wird das sie umgebende Gewebe zerstört. Befindet sich ein solcher Knoten an der Hauptschlagader, ist die Rede von einem Aortenaneurysma. Platzt dieses auf, besteht Lebensgefahr.

Symptome des vierten Stadiums

Wenn die Lues nicht therapiert wird, können nach zehn bis 20 Jahren nach der Infektion schwere Störungen an den Nerven und den inneren Organen entstehen. So kommt es in etwa einem Viertel der Syphilis-Fälle zu einer chronischen Entzündung des Gehirns. Diese Entzündung bedingt einen geistigen Abbau und begünstigt somit eine Demenz. Zudem kann das Rückenmark samt dessen Nervenbahnen geschädigt werden. Hierdurch entstehen starke Schmerzen im Rücken. Die Patienten verlieren die Kontrolle über ihre Blase und über ihren Darm. Zusätzlich kann das Temperaturempfinden gestört sein. Nach einigen weiteren Wochen können Lähmungen entstehen. Diese können nicht mehr umgekehrt werden.

Die Ursache liegt in der Infektion mit einem bestimmten Bakterium

Die Erkrankung entsteht aufgrund einer Infektion mit dem Bakterium Treponema pallidum. Dieses Bakterium gehört zur Familie der Spirochäten. Es befällt ausschließlich den Menschen und kann außerhalb des menschlichen Körpers nur kurze Zeit überleben. Zu einer Übertragung des Bakteriums kann es durch kleine Hautrisse und –Einschnitte kommen. Die häufigste Ursache findet sich jedoch in ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit infizierten Personen. Überträgt eine schwangere Frau die Bakterien über den Mutterkuchen auf den Fötus, spricht man von einer Lues connata, einer angeborenen Syphilis. Im Körper verbreitet sich der Erreger über die Lymphe in das Blut. Über das Blut gelangt das Bakterium in den gesamten Organismus.

Die Inkubationszeit der Syphilis, also die Zeit zwischen der Ansteckung mit dem Erreger und dem Auftreten der ersten Beschwerden, ist stark von der aufgenommenen Menge an Erregern abhängig. Sie kann zwischen zehn und 90 Tagen schwanken und beträgt im Durchschnitt zwei Wochen bis 24 Tage. Die Gefahr, sich bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit einer infizierten Person anzustecken, beträgt 30 Prozent.

Die Diagnose

Um eine Diagnose stellen zu können, entnimmt der Arzt dem Patienten eine Blutprobe. Das Blut wird auf bestimmte Antikörper hin untersucht. Als Suchtest in dieser Hinsicht dient der sogenannte Treponema-pallidum-Hämagglutinationstest (TPHA). Diese Antikörper lassen sich ab der zweiten Woche nach der Infektion feststellen. Sie bleiben noch viele Jahre im Körper bestehen – auch nach der Heilung. Um die Diagnose zu sichern, wird der Fluoreszenz-Treponema-Antikörper-Absorptionstest (FTA) durchgeführt. Darüber hinaus kann der Veneral Disease Research Laboratory-Test (VRDL) Aufschluss über die Erkrankung geben. Letzterer kann jedoch auch bei anderen Krankheiten positiv ausfallen. Da der VRDL nach der Behandlung wieder negativ ist, dient er besonders der Überwachung des Behandlungserfolgs.

Eine frische Infektion mit den die Lues auslösenden Erregern kann über Immunglobuli M nachgewiesen werden. Dem Nachweis einer bereits seit Wochen bestehenden Infektion dient die Suche nach Immunglobulinen des Typs G (IgG).

Ein direkter Nachweis der Bakterien ist nur möglich, wenn der Arzt die Möglichkeit hat, Sekret aus befallenem Gehirnwasser oder einer befallenen Hautläsion zu entnehmen. Diese Proben werden anschließend auf das Bakterium Treponema pallidum hin untersucht.

Die Therapie erfolgt durch die Gabe von Antibiotika

Um die Syphilis zu bekämpfen, kommen diverse Antibiotika zum Einsatz – obwohl nicht wenige Bakterienarten immun gegen Antibiotika geworden sind, ist das Treponema pallidum noch immer gut mit Penicillin behandelbar.

Um einen Behandlungserfolg zu erzielen, müssen die Antibiotika hochdosiert sein und die Therapie muss mindestens zwei Wochen erfolgen. Nur so kann das eingesetzte Antibiotikum ausreichend gegen die Bakterien wirken. Mit der Behandlung können körperliche Reaktionen wie Fieber, Kopfschmerzen und Schüttelfrost einhergehen. In diesem Zusammenhang wird in der Medizin von einer Herxheimer-Reaktion gesprochen. Die Ursache liegt in einem sehr schnellen Zerfall der Bakterien durch das eingesetzte Antibiotikum. In einigen Fällen sind die Reaktionen derart stark, dass die Behandlung durch die Gabe von Kortison ergänzt werden muss. Ein wichtiger Punkt im Rahmen der Syphilis-Therapie ist auch, dass der Sexualpartner stets mitbehandelt werden muss.

Im Anschluss an die Behandlung müssen regelmäßig Nachuntersuchungen durchgeführt werden: Eine Blutprobe gibt Aufschluss über den Behandlungserfolg bzw. so kann bei einem erneuten Auftreten schnellstmöglich gehandelt werden.

Verlauf der Syphilis

Die Syphilis verläuft von Patient zu Patient verschieden: Während die Erkrankung bei einigen Patienten von selbst wieder verschwindet, bedarf sie bei anderen einer Therapie, um mögliche Folgeschäden zu verhindern. Selbst nach Jahren ohne auftretende Symptome kann es zu einer sogenannten Spätsyphilis kommen. Hiermit können Herz- und Knochenveränderungen als auch schwere Nervenstörungen und ein Befall der inneren Organe eihergehen.

Wird die Syphilis entsprechend behandelt, gelten die Heilungschancen als gut bis sehr gut. Dabei gilt die Dosierung der Antibiotika als maßgebender Faktor für den Behandlungserfolg: bei einer Unterdosierung kann es zu einem unbemerkten Übergang zu einer chronischen Infektion kommen. Hat die Syphilis bereits das Neurosyphilis-Stadium erreicht, ist die Prognose weniger günstig – es kann zu schwerwiegenden Spätschäden wie Lähmungen kommen.

Vorbeugen durch geschützten Geschlechtsverkehr

Es gibt keinen Impfstoff gegen die Syphilis. Deshalb ist die beste Methode der Vorbeugung das Verwenden von Kondomen beim Geschlechtsverkehr. So schützt man sich als auch andere vor der Lues und vor anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen! Schwangere Frauen können der Lues connata, also der angeborenen Syphilis bei ihrem Neugeborenen, vorbeugen, indem sie während der Schwangerschaft entsprechende Screening-Untersuchungen durchführen lassen.

Aktualisiert am 19. Februar 2021