Struma

Der Begriff Struma steht für eine vergrößerte Schilddrüse. Im Volksmund wird dieses Phänomen auch als Kropf bezeichnet. In vielen Fällen bleibt die Schilddrüsenvergrößerung unentdeckt – Betroffene merken oft keinerlei Symptome. Mit Struma können aber auch starke Beschwerden wie Schluckbeschwerden oder ein Druckgefühl im Hals einhergehen. Auch besteht die Möglichkeit, dass die stark vergrößerte Schilddrüse die Luftröhre einengt, sodass die Atmung erschwert ist.

Verschiedene Formen von Strumen

Bei der Schilddrüse handelt es sich um ein schmetterlingsförmiges Organ. Sie ist unterhalb des Kehlkopfes gelegen und für die Bildung der lebenswichtigen Hormone Trijodthyronin und Thyroxin verantwortlich. Je nach den Auswirkungen der vergrößerten Schilddrüse auf die Produktion von Hormonen, wird zwischen verschiedenen Struma-Formen unterschieden:

  • bei einer euthyreoten Struma bleibt die Hormonproduktion von der Schilddrüsenvergrößerung unbeeinträchtigt
  • bei einer hyperthyreoten Struma produziert die Schilddrüse mehr Hormone als üblich
  • wiederum werden bei einer hypothyreoten Struma zu wenige Hormone gebildet

Verschiedene Struma-Grade

Je nach der Ausbildung des Kropfes, wird zwischen verschiedenen Struma-Graden differenziert:

  • Grad 0: Die Vergrößerung des Organs ist nur im Ultraschall sichtbar. Die Schilddrüse kann weder mit dem bloßen Auge gesehen noch kann sie ertastet werden.
  • Grad I: Die Vergrößerung der Schilddrüse ist tastbar. Sichtbar ist sie nur bei zurückgebeugtem Kopf bzw. unter der Verwendung von Vergrößerungsutensilien.
  • Grad II: Die Vergrößerung der Schilddrüse ist sowohl tast- als auch sichtbar.
  • Grad III: Das Organ ist dermaßen vergrößert, dass der Kropf bereits aus der Entfernung sichtbar ist.

Die Schilddrüse kann entweder gleichmäßig oder in bestimmten Bereichen vergrößert sein. Im ersten Fall ist die Rede von einer Struma diffusa. Sind ein oder mehrere Schilddrüsenknoten für eine Vergrößerung in bestimmten Bereichen verantwortlich, spricht man von einer Struma nodosa. Bei vielen Knoten im Organ wird in der Medizin auch von einer sogenannten Struma multinodosa gesprochen. Die Knoten werden hinsichtlich ihrer hormonellen Aktivität differenziert – es gibt kalte und heiße Knoten. Ein sogenannter kalter Knoten nimmt meist keinen Einfluss auf die Funktion der Schilddrüse. Ein solcher Knoten bildet im Vergleich zum restlichen Organ kaum oder keine Hormone. Wiederum produziert ein heißer Knoten vermehrt Hormone, sodass das Organ ab einer bestimmten Knotengröße eine Überfunktion aufweisen kann. Hierdurch gelangen zu viele Schilddrüsenhormone in das Blut.

In den meisten Fällen sind Knoten für die Vergrößerung der Schilddrüse verantwortlich; nur in wenigen Fällen besteht eine Struma diffusa. Bei dieser wuchert das gesamte Schilddrüsengewebe. Ein Auslöser hierfür kann die Pubertät bzw. die damit einhergehende Hormonumstellung sein.

Jodmangel als häufigste Ursache

Einer Struma können verschiedene Ursachen zugrunde liegen. Der häufigste Auslöser ist ein Jodmangel – Jod ist ein äußerst wichtiger Bestandteil der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (auch: Tetrajodthyronin, T4). Die Schilddrüse benötigt Jod zur Herstellung der beiden Hormone. Täglich sollten 200 Mikrogramm Jod aufgenommen werden.

Ein weiterer möglicher Auslöser eines Kropfes ist eine Schilddrüsenentzündung (med.: Thyreoiditis). Diese kann u.a. im Rahmen von Morbus Basedow, eine Autoimmunerkrankung, auftreten. Parallel zur Entzündung kommt es häufig zu einer Schilddrüsenunter- oder –Überfunktion (Hypothyreose, Hyperthyreose).

Zu den weiteren möglichen Ursachen einer Struma gehören:

  • Verletzungen der Schilddrüse
  • Nebenwirkungen von bestimmten Medikamenten (Schilddrüsenmedikamente, Antidepressiva, …)
  • Selen- und Zinkmangel
  • Nitrat und andere kropferzeugende Substanzen in Lebensmitteln
  • Schilddrüsenerkrankungen aufgrund einer gesteigerten Hormonproduktion (z.B. eine Schilddrüsenautonomie)

Darüber hinaus kann Schilddrüsenkrebs eine Struma bedingen. Anders als viele andere Arten von Krebs ist ein bösartiger Tumor der Schilddrüse eher selten.

Die Diagnose

Der Arzt erkundigt sich im Anamnesegespräch zunächst nach den auftretenden Beschwerden und nach der Einnahme von bestimmten Medikamenten sowie nach weiteren Faktoren. Anschließend führt eine körperliche Untersuchung durch. Hierbei tastet er den Hals sowie die Schilddrüse ab. Je nach den Beschwerden, können auch weitere Körperregionen untersucht werden.

Ultraschalluntersuchung

Per Ultraschall wird die Schilddrüse beurteilt. Mit dieser Untersuchung lassen sich Zysten und Knoten feststellen. Zysten können sogar punktiert werden. Darüber hinaus dient die Ultraschalluntersuchung dazu, das genaue Volumen des Organs zu bestimmen.

Blutuntersuchung

Um die Funktion der Schilddrüse zu beurteilen, wird Blut abgenommen. Dieses wird anschließend in Bezug auf den Spiegel bestimmter Schilddrüsenhormone kontrolliert. Auch Antikörper können so entdeckt werden. Diese stellen ein Merkmal einer Schilddrüsenerkrankung dar.

Szintigraphie

Die Schilddrüsenszintigraphie wird durchgeführt, um bei einer Funktionsstörung oder bei Knoten weitere Informationen zu erhalten. Sie ermöglicht die Unterscheidung zwischen heißen und kalten Knoten – während die heißen Knoten vermehrt das radioaktiv markierte Jod aufnehmen, ist das bei kalten Knoten nicht der Fall.

Punktion

Bei Bedarf kann per Punktion Feingewebe aus der Schilddrüse gewonnen werden, um dieses anschließend unter dem Mikroskop zu untersuchen.

Bildgebende Verfahren

Sollten andere Organe durch die Schilddrüsenvergrößerung beeinträchtigt sein, können ein Röntgenbild, eine Magnetresonanztomographie und eine Computertomographie Aufschluss über die Ausdehnung des Organs geben. Diese bildgebenden Verfahren kommen auch bei der Operationsplanung zum Einsatz.

Konservative Therapiemaßnahmen

Die Therapie bei einem Kropf richtet sich maßgeblich nach dem Allgemeinzustand des Patienten sowie nach den auftretenden Beschwerden und nach der Ursache für die Vergrößerung. In Fällen, in denen die Schilddrüsenwerte trotz Struma normal sind und, wenn kein Verdacht auf Schilddrüsenkrebs besteht, reicht eine medikamentöse Behandlung i.d.R. aus. Bei einem Jodmangel erhält der Patient Jodtabletten. Außerdem wird eine jodreiche Ernährung empfohlen. Lebensmittel, in denen vermehrt Jod vorkommt, sind jodiertes Speisesalz und Fisch. In einigen Fällen müssen die Betroffenen zusätzlich Schilddrüsenhormone einnehmen.

Während der Behandlung müssen die Werte der Schilddrüse regelmäßig kontrolliert werden. Ratsam ist auch eine regelmäßige Kontrolle der Schilddrüsengröße.

Die Entfernung der Schilddrüse mittels Operation

Sofern eine Behandlung mit Medikamenten nicht ausreicht, muss eine Operation in Betracht gezogen werden. Im Rahmen dieses Eingriffs wird die Schilddrüse entweder teilweise oder ganz entfernt. Ist letzteres der Fall, muss der Patient für den Rest seines Lebens Schilddrüsenhormone einnehmen. Faktoren, die einen chirurgischen Eingriff rechtfertigen, sind:

  • Verdacht auf Schilddrüsenkrebs
  • eine sehr starke, knotige Vergrößerung des Organs
  • eine Schilddrüsenüberfunktion, die nicht anders behandelt werden kann
  • örtliche Beschwerden

Alternative: Strahlentherapie

Eine weitere Möglichkeit, um eine Struma zu behandeln, ist die Strahlentherapie mit radioaktiv markiertem Jod. Dieses Verfahren wird auch als Radiojodtherapie bezeichnet. Sie kommt infrage, wenn…

… eine Operation aufgrund des Patientenalters nicht möglich ist
… Begleiterkrankungen die Operation verhindern
… der Patient einen Beruf ausübt, in dem er viel redet oder singt.

Im Falle einer Schwangerschaft bzw. während der Stillzeit ist eine Radiojodtherapie keine Option.

Vorbeugen durch ausreichend Jod

Die beste Möglichkeit, um einer Struma vorzubeugen, ist eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend viel Jod. In einigen Ländern wurde das Speisesalz mit Jod angereichert. In diesen Ländern ist die Rate von Strumen besonders bei Kindern und Jugendlichen zurückgegangen.

Aktualisiert am 19. Februar 2021