Stimmungsschwankungen

Per Definition sind Stimmungsschwankungen eine schnell wechselnde Stimmungslage. Es wird zwischen „normalen“ (physiologischen) und krankhaften (pathologischen) Stimmungsschwankungen differenziert. Zu den physiologischen Stimmungsschwankungen zählen u.a. wechselnde Stimmungslagen während der Pubertät, in der Schwangerschaft und vor der Regelblutung. Zu den krankhaften Stimmungsschwankungen gehören u.a. schnell wechselnde Stimmungslagen aufgrund einer Drogen- oder Medikamentensucht sowie veränderliche Stimmungen, die im Rahmen einer bipolaren affektiven Störung auftreten.

Ursachen für pathologische Stimmungsschwankungen

Die Ursachen für Stimmungsschwankungen sind sehr vielfältig. Häufig liegt der Auslöser in der Psyche oder in organischen Faktoren. Bei der bipolaren affektiven Störung, welche früher auch als manisch-depressive Erkrankung bezeichnet wurde, wechseln sich manische Phasen (unangemessene Euphorie) mit tiefen depressiven Phasen ab. Zwischen diesen Episoden treten Phasen auf, in denen die Stimmung als angebracht bezeichnet werden kann. In den euphorischen Phasen ist die Stimmung des Patienten entweder gereizt oder gehoben. Der oder die Betroffene weist einen gesteigerten Antrieb auf. Außerdem neigt er oder sie dazu, sich selbst zu überschätzen. In einer depressiven Phase ist der Antrieb hingegen nahezu vollkommen verschwunden. Die Person ist niedergeschlagen; Dinge, die vorher Begeisterung auslösten, erscheinen als uninteressant bzw. sie können keine Freude mehr auslösen. Die einzelnen Phasen können unterschiedlich lange andauern.

Auch Personen, die an einer Depression ohne Manie leiden, können Stimmungsschwankungen aufweisen, welche über den Tag verteilt auftreten. Betroffene klagen häufig über ein Morgentief: Nach dem Aufstehen ist der oder die Betroffene sehr traurig und antriebslos. Im Verlauf des Tages hellt sich die Stimmung meist auf.

Auch die Borderline-Störung ist von starken Stimmungsschwankungen geprägt. Die Krankheit wird deshalb auch als emotional-instabile Persönlichkeitsstörung bezeichnet. Bereits für den objektiven Betrachter völlig harmlose Ereignisse können die Stimmung der Patienten in die entgegengesetzte Richtung schlagen.

Weitere Ursachen für krankhafte Stimmungsschwankungen sind:

  • starke psychische Belastungen
  • Demenzerkrankungen wie Alzheimer
  • Schilddrüsenerkrankungen (mit diesen geht ein Ungleichgewicht im Hormonhaushalt einher)
  • Drogenkonsum und Suchterkrankungen
  • Tumore im Gehirn
  • sexueller Missbrauch

Ursachen für natürliche Stimmungsschwankungen

Wie bereits erwähnt, sind Stimmungsschwankungen bis zu einem gewissen Grad etwas völlig Natürliches. Gewisse Lebensabschnitte bzw. –Zyklen sind mit Hormonumstellungen verbunden. Diese hormonellen Veränderungen können starke Stimmungsschwankungen auslösen, die zurückgehen, sobald das Gleichgewicht im Hormonhaushalt wiederhergestellt ist. Derartige Stimmungsschwankungen treten in der Pubertät und in den folgenden Lebensphasen auf:

Viele Frauen kämpfen jeden Monat mit Stimmungsschwankungen und zwar im Rahmen ihres Menstruationszyklus und besonders dann, wenn sie unter PMS (Prämenstruelles Syndrom) leiden. Mit diesem Begriff werden diverse psychische und körperliche Symptome beschrieben, welche etwa eine Woche vor der Monatsblutung auftreten.

Auch in der Schwangerschaft und vor allem zu Beginn einer solchen kommt es zu einer Hormonumstellung, die zu Stimmungsschwankungen führen kann. Darüber hinaus trägt die Angst vor der sich verändernden Lebenssituation zu einer instabilen Stimmung bei. Viele frischgebackene Mütter durchleben das sogenannte Wochenbett, auch Baby-Blues oder Heultage genannt: Die Stimmungsschwankungen werden durch die plötzliche hormonelle Umstellung nach der Geburt ausgelöst. Es kommt zu einer „Berg- und Talfahrt“, welche sich auch in einer Appetitlosigkeit und in einer Überempfindlichkeit äußert.

Des Weiteren können die hormonellen Umstellungen in den Wechseljahren Stimmungsschwankungen begünstigen.

So sucht der Mediziner nach dem Auslöser für die schwankenden Stimmungslagen

Wenn eine Frau unter starken Stimmungsschwankungen leidet, sollte sie einen Arzt aufsuchen, um die Ursachen abklären zu lassen. In einem Anamnesegespräch erkundigt sich der Mediziner zunächst nach der Häufigkeit und nach der Ausprägung der Stimmungsschwankungen. Außerdem werden bestimmte Auslöser und eventuelle Begleitsymptome thematisiert.

Im Anschluss können diverse kognitive Tests durchgeführt werden, um beispielsweise eine Depression oder eine Demenzerkrankung auszuschließen bzw. im schlimmsten Fall zu diagnostizieren.

Um physiologische Ursachen für die Stimmungsschwankungen ausschließen zu können, führt der Arzt eine körperliche Untersuchung durch. Auch eine Blutabnahme kann sinnvoll sein, um den Vitaminstatus und den Hormonspiegel zu kontrollieren. Der Hormonspiegel kann beispielsweise Hinweise auf eine bestehende Erkrankung der Schilddrüse liefern.

Je nach den bestehenden Begleitsymptomen, können weitere Untersuchungen wie ein Schwangerschaftstest, ein EKG, ein EEG und ein MRT notwendig sein.

Das kann man gegen Stimmungsschwankungen unternehmen

Natürliche Stimmungsschwankungen gehen i.d.R. von selbst zurück. Starke bzw. krankhafte Stimmungsschwankungen bedürfen hingegen einer (ärztlichen) Behandlung – das ständige Auf und Ab kann sehr belastend für die Betroffenen sein. Die Therapie (durch den Mediziner) richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache:

Bei anhaltendem Stress tut Bewegung bzw. sportliche Aktivität gut. Auf diese Weise werden Endorphine, welche auch als Glückshormone bekannt sind, freigesetzt. Diese tragen zum Wohlbefinden bei. Auch Autogenes Training, Meditation und andere Entspannungstechniken können hilfreich sein. Bei einem Prämenstruellen Syndrom können die Beschwerden durch die Einnahme von Vitamin B6, Kalzium und Mönchspfeffer gelindert werden. Auch Nachtkerzenöl und Magnesium können helfen. Sollten die Beschwerden sehr stark ausgeprägt sein, können nicht-steroidale Antirheumatika, bestimmte Schmerzmittel, zum Einsatz kommen. In einigen Fällen verschreibt der behandelnde Arzt Hormone. Im Falle einer Prämenstruellen Dysphorischen Störung (PMDS) können Antidepressiva Abhilfe schaffen.

Liegt die Ursache für die Stimmungsschwankungen in einer psychischen Erkrankung, kommen mehrere Behandlungsansätze infrage. Häufig werden diverse Ansätze miteinander kombiniert: Während Antidepressiva oder Neuroleptika das Befinden stabilisieren, helfen therapeutische Gespräche dabei, mit Gefühlen und inneren Konflikten umzugehen. Auch ein tiefenpsychologisches Verfahren und die kognitive Verhaltenstherapie kommen infrage.

Liegen andere Ursachen wie bestimmte Erkrankungen vor, liegt das übergeordnete Ziel der Therapie darin, die Grunderkrankung zu heilen.

Vorbeugung durch ein ausgeglichenes Leben

Stimmungsschwankungen kann man nicht sicher vorbeugen und das ist auch gut so, denn sie gehören zum Leben dazu und tragen zur Formung des Charakters einer Person bei. Neigt eine Person zu häufigen Stimmungsschwankungen, können die folgenden Tipps dabei helfen, das Wechseln der Gefühlslagen zu reduzieren.

Zum einen sollte auf eine abwechslungsreiche Ernährung mit vielen Vitaminen, Ballaststoffen und Mineralstoffen geachtet werden. Koffein, Alkohol und Süßigkeiten sollten nur in geringen Maßen genossen werden. Täglich sollten etwa zwei Liter Wasser getrunken werden. Zudem hilft Sport dabei, Stress abzubauen. Bereits ein täglicher kurzer Spaziergang (etwa eine halbe Stunde) wirkt wahre Wunder. Neben Entspannungstechniken können auch ein Hobby und Musik zum Stressabbau beitragen. Wichtig ist auch ein intaktes soziales Umfeld: Man sollte in Kontakt zu Menschen bleiben, die man mag und die einem guttun. Mit Freunden sollte über Dinge gesprochen werden, die einen belasten. Johanniskraut und andere pflanzliche Stoffe wie Traubensilberkerze hellen die Stimmung auf. Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, regelmäßig einen Gesundheits-Check durchführen zu lassen. Dieser gibt Aufschluss über mögliche Mangelzustände und er hilft dabei, rechtzeitig mögliche Anzeichen für eine Erkrankung zu erkennen.

Aktualisiert am 19. Februar 2021